Rainbow - Erstlingswerk

I
ibba
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Hallo zusammen,

ich spiele und singe in einer christlichen Rockband "HeavenRocks". Seit kurzem schreiben wir auch eigene Songs, dieser Text hier ist mein Erstlingswerk.

Der Titel "Rainbow" entstand folgendermaßen: Auf unserer jährlichen Jugendfreizeit am Bodensee haben wir am ersten Abend im Gemeinschaftszelt unsere Instrumente ausgepackt und einfach drauf los gejammt, wobei die Musik zum Song entstanden ist. Derweil hat es draußen geschüttet, was das Zeug hält. Als das grobe Gerüst vom Song stand und wir aus dem Zelt traten, waren am Himmel zwei wunderschöne Regenbögen zu sehen, woraufhin wir beschlossen den Song "Rainbow" zu nennen.
Den Text hab ich dann einige Zeit später geschrieben, nachdem ich mir nochmal Gedanken zum Symbol "Regenbogen" in der Bibel gemacht habe. Wenn Fragen zu Symbolen, Metaphern etc auftauchen, immer her damit :)
Von der Musik dazu kann ich leider noch keine Aufnahme liefern, insgesamt ist unser Stil vom Sound der Chili Peppers, Mando Diao und Hillsong geprägt.

Hier kommt jetzt einfach mal der Text, ich bin gespannt, was die Profis hier dazu zu sagen haben :)

Und ich versuch mich auch gleich mal an einer Interlinear-Übersetzung (in rot).

Viele Grüße,
Ibba


RAINBOW

(Verse 1)
Thunderstorm on a summer’s day:
Gewitter an einem Sommertag:
Rain and lightning all the way.
Regen und Blitze wohin man nur schaut.
Then some sunbeams reach the ground,
Dann erreichen einige Sonnenstrahlen den Boden,
Although the clouds are all around.
obwohl überall Wolken sind.

Rainbow after summer’s rain
Ein Regenbogen nach dem Sommerregen
Makes Your promise real again.
lässt Dein Versprechen wieder Wirklichkeit werden.
A promise, You gave long ago
Ein Versprechen, das Du vor langer Zeit gabst
To old Noah, as we know.
dem alten Noah, wie wir wissen.

(Chorus 1)
The rainbow says we’re not alone.
Der Regenbogen sagt uns, dass wir nicht alleine sind.
The rainbow means, You care for us.
Der Regenbogen bedeutet, dass Du dich um uns kümmerst.
It tells us, that we all are loved.
Er erzählt uns, dass wir alle geliebt sind.
You are with us.
Du bist bei uns.

(Verse 2)
Abraham and Moses weren’t enough.
Abraham und Mose waren nicht genug.
To seal the pact, You shed Your blood.
Um den Bund zu besiegeln vergossest Du Dein Blut.
You came to earth and in the end
Du kamst zur Erde und am Ende
You died completely innocent.
starbst du völlig unschuldig.

The cross up there, it is a sign,
Das Kreuz dort oben ist ein Zeichen,
Just like the rainbow, that You reign.
genau wie der Regenbogen, dass Du regierst.
You conquered death, to set us free.
Du hast den Tod besiegt um uns zu befreien.
Now we can live. Now we can be.
Jetzt können wir leben. Jetzt können wir sein.

(Chorus 2)
The cross, it says we’re not alone.
Das Kreuz sagt uns, dass wir nicht alleine sind.
The cross, it means You care for us.
Das Kreuz bedeutet, dass Du dich um uns kümmerst.
It tells us, that we all are loved.
Es erzählt uns, dass wir alle geliebt sind.
You are with us.
Du bist bei uns.

(Solo)

(Chorus 3)
The cross, it says we’re not alone.
The cross, it means You care for us.
It tells us, that we all are loved.
At any time You go with us.
Zu jeder Zeit begleitest Du uns.
 
Eigenschaft
 
Tja, wenn's sonst keiner macht, schau ich mal gewährlos drüber:

Thunderstorm on a summer day
Rain and lightning all around
Then some sunbeams find a way
Through the wall of clouds

Rainbow after summer rain
We remember once again
Promises from long ago
To old Noah, as we know

The rainbow shows we’re not alone.
The rainbow shows us that you care
The rainbow shows us that we're loved.
You are with us.

Der Rest ist eine gutgemeinte Überleitung vom Regenbogen zum Kreuz, wobei Abraham und Moses auch noch irgendwie mitgenommen werden. Hat aber mit dem Regenbogen als Thema des Songs nix mehr zu tun. Das gehört - wenn überhaupt - in einen anderen Song.

Über Glauben und persönliche Erfahrungen singen ist (fast) immer okay. Aber vertonte Theologie will außerhalb der Gemeinde keiner hören. ;)

Ich versuch grad, mir eine musikalische Mischung aus RHCP und Hillsong vorzustellen. :confused:

Peace and Love :)

Alex
 
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Über Glauben und persönliche Erfahrungen singen ist (fast) immer okay. Aber vertonte Theologie will außerhalb der Gemeinde keiner hören. ;)

Ja, ich denke, das ist das Problem. Die meist diskutierten Songs hier sind die Unverstandenen, Besonderen oder die Gefühle anregen. Das ist alles bei einem kirchlichen Hintergrund nicht gegeben. Mal ganz abgesehen davon, dass hier (Alex wird wissen, was ich meine) ca. 40 % gar nichts mit Kirche zu tun haben wollen.

Lasse ich das mal außen vor, ist dir der Text zum Thema gut gelungen. Zu sprachlichen Fehlern kann ich leider nichts sagen.
 
Ja, ich denke, das ist das Problem. Die meist diskutierten Songs hier sind die Unverstandenen, Besonderen oder die Gefühle anregen. Das ist alles bei einem kirchlichen Hintergrund nicht gegeben.

So eng möcht ich das nicht sehen; viele traditionelle Gospel- und Bluessongs bieten auch wenig Interpretationsspielraum. Es geht bloß darum, den Hörer emotional mitzunehmen. :)

Bis zum Ende des Refrains gelingt das hier IMHO ganz gut, soweit bewegt der Text sich auf einer nachvollziehbaren Ebene und braucht bloß etwas sprachlichen Schliff. Aber der darauf folgende verkopfte Gedankensprung zu Abraham, Moses und dem Kreuz wirkt im Textfluss total künstlich aufgesetzt. Innerhalb der Gemeinde mag das jeder so akzeptieren, weil es inhaltlicher Konsens ist. Ich kann mir gut vorstellen, dass der Jugendpastor von dem Text total begeistert ist. Kein Problem damit, solange der Texter mit diesem Bruch leben kann. :gruebel:

Aber da es ja auch um Außenwirkung gehen soll, drängt sich mir speziell hier der unangenehme Verdacht auf, der Text wird an der Stelle letztlich unehrlich, weil er den eigentlichen Adressaten verschleiert, indem er zwar vorgeblich Gott mit "Du" anspricht, aber in Wirklichkeit den Hörer fokussiert, dem er "wichtige Botschaften von Gott" überpredigt. Das ist am Text belegbar: Niemand muss Jesus erklären, warum Abraham und Moses nicht genug waren - und im persönlichen Gebet macht das auch keiner. Das ist als Anbetung getarnte musikalische Sonntagsschule. :eek:

Dabei ist allein die naive Vorstellung, irgendwer würde sich bekehren, weil man ihm die Bibel in einem Dreiminutensong übern Schädel geknüppelt hat, absurd. ;)

Wenn eine zweite Strophe reinsollte, könnte diese irgendwas damit zu tun haben, dass die Klamotten nass sind, die Schuhe voll Wasser, der Hals erkältet, etc. - aber dass der Regenbogen irgendwie tröstet. Das wäre glaubwürdig, und das würde völlig reichen. :)

Peace and Love :)

Alex
 
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So hart wie jf.alex würde ich das nicht sehen.
Es gibt genug Songs, in denen urplötzlich ein Bezug zu biblischen Gestalten hergestellt wird.
 
Williamsbirne hat mich per PN auf die Härte meiner Aussagen aufmerksam gemacht. Erst mal Danke. :redface:

Ich hol mal etwas aus:

Ich beschäftige mich seit fast 30 Jahren mit christlicher Populärmusik und den damit verbundenen Kontroversen. Es gab mal eine Zeit, in der christlicher Rock nur zähneknirschend geduldet wurde, um als Evangelisationswerkzeug gemeindefremde Jugendliche zu bekehren. In anderen Gemeinden werden modernere Musikformen noch heute belächelt und nur geduldet, damit die Jugend nicht wegläuft - und nur wenn die Texte schön erbaulich sind. Amy Grant durfte mit einem Lovesong nicht an den "Dove"- Awards teilnehmen. The 77s wurden von ihrer christlichen Plattenfirma ins Studio zurückgeschickt, weil ihre Platte "Drowning with Land in Sight" nicht christlich genug war. Noch heute seh ich junge christliche Bands vor dem Gig gemeinsam darum beten, dass Zuhörer durch ihre Texte zu Gott finden (und der Wunsch ist ja irgendwie durchaus verständlich). Aber Musik ist kein bloßes Handwerkszeug zum Seelenfang, sondern eine Kunst- und Ausdrucksform und als solche ohne Begrenzungen und Limitierungen. Ich empfehle dazu Charlie Peacocks brilliante Analyse "At the Crossroads", welche noch vor Glenn Kaisers "Kissing the Sky" zur Pflichtlektüre jedes christlichen Musikers gehören sollte. :gruebel:

Mir geht es im Grundsatz darum, dass christliche Musik und Texte eine gewisse immanente Qualität und Stimmigkeit haben, und dass der Texter sich beim Texten nicht an ein vom Gemeindekontext vorgegebenes oder vorausgesetztes Korsett halten muss, in welchem er Jesus, das Kreuz und die Erlösung unbedingt in jedem Song explizit erwähnen muss, auch wenn der Text eigentlich von was ganz anderem handelt. Das erschien mir hier so. Ich nehme ein enormes Verpflichtungsgefühl des Texters wahr, um jeden Preis Jesus, Kreuz und Erlösung einzubauen - notfalls mit einem krassen Bruch mitten im Text. Das ist künstlich und gewollt. Dazu kommt hier noch, dass der Text ein Gebet darstellt... und der Beter plötzlich Gott Theologie erklärt. Das ist für mich wenig glaubwürdig, und daran wird für mich der wahre Textadressat deutlich - der Außenstehende, der irgendwie von Gott "erreicht" werden soll. :gruebel:

Aber das Ganze hat eine positive und konstruktive Seite:

Ich sehe hier die Chance, einem jungen christlichen Texter etwas den Horizont zu öffnen, wie und worüber er schreiben kann. Die Kritik an diesem Erstlingswerk soll dazu dienen, sich Freiheiten herauszunehmen. Zum Beispiel dass nicht jeder Song die ganze Bibel umspannen muss. Zum Beispiel dass man entscheidet, wen man erreichen möchte, und womit. Zum Beispiel dass ein Song über Liebe, Schönheit, soziale Gerechtigkeit oder Regenbögen im Gesamtkontext genauso "christlich" sein kann wie das vertonte Johannesevangelium. Ich will, dass die jungen Leute über das schreiben, worüber sie schreiben wollen, und nicht darüber, was sie glauben, schreiben zu sollen. :)

Und sollte ich übers Ziel hinausgeschossen sein, bitte ich den TE, das zu entschuldigen. Es ist einfach ein Thema, was mich persönlich betrifft, und es steckt kein böser Gedanke drin. :redface:

Peace and Love :)

Alex
 
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Dann will ich einmal auf Deine Gedanken eingehen; es soll aber gleichzeitig bitte auch als Antwort auf ibbas Eingangsfrage verstanden werden.

Einen "krassen Bruch" im Text erkenne ich nicht, sondern einfach eine Weiterleitung der Bedeutung des Regenbogens von der ersten Strophe (irdischer Ausdruck) über die zweite Strophe (mögliche theologische Bedeutung) bis zur dritten Strophe (persönliche Bedeutung).
Das ist für mich - wie gesagt - kein krasser Bruch, sondern eine absolut gängige künstlerische "Tiefenstaffelung". Das erkenne ich, wenn ich ganz nüchtern jegliche Sym- oder Antipathie gegenüber Religiosität ausklammere.

Weiter sagst Du, dass es Dir darum geht, dass (christliche) Musik und Texte "eine gewisse immanente Qualität und Stimmigkeit" aufweisen (welche Du hier aber - so kommt es an - vermisst). Ich kann diese Qualtät durchaus erkennen. Wenn man einmal überhöhtes Anspruchsdenken beiseite lässt und den text rein auf seine Tauglichkeit für einen Pop- oder Rocksong prüft, dann finde ich ihn sogar recht gelungen. ibba hat an keiner Stelle angedeutet, dass sie sich als der neue Martin Luther versteht.
Wenn das ihre Gedanken sind, dann nehme ich das erst mal als gegeben hin.

Das Reimschema ist fast perfekt ausgearbeitet. Das Englisch weist keine großen Schwächen auf. Von daher sitzt für mich der Text als funktionales Element eines möglichen Songs ziemlich fest im Sattel. Deshalb bezweifle ich auch, das es tatsächlich ein reines "Erstlingswerk" ist. Die Texterin scheint schon ein bisschen Erfahrung im Formulieren zu haben. Zumal sie ja auch recht schnell nachgelegt hat...

Wenn Du nun sagst, Du siehst hier die Chance, einem jungen Texter den Horizont zu öffnen worüber er schreiben könnte, klingt das in meinen Ohren gönnerhaft. Ibba macht für mich nicht den Eindruck, als könnte sie ohne Gehhilfen keinen Schritt zu Wege bringen.

Ich nehme auch im Gegensatz zu Dir kein "Verpflichtungsgefühl" wahr, "um jeden Preis Jesus, Kreuz und Erlösung einzubauen". Ihr diese Motive zu unterstellen - dazu kenne ich sie viel zu wenig.

Zu Guter letzt deutest Du an, ibba hätte nicht über das geschrieben, was sie will, sondern über das, was sie soll - also einem religiösen Gruppenzwang nachgegeben. Auch das kann ich nicht nachvollziehen - v.a. wenn ich die Entstehungsgeschichte des Songs lese.

Meiner Meinung nach wird der text seinen Dient verrichten. Inwieweit missionarische Absichten dahinter stehen, das kann ich nicht erkennen und es geht mich auch nichts an. Und selbst wenn es so wäre, würde ich ihr nicht das Recht dazu absprechen. Kunst ist ansich immer missionarisch. Am Ende zumindest als Mission für den Künstler selbst, der auf sich, seine Qualitäten, Ambitionen usw. hinweist. Er möchte ja gehört werden. Und meist auch verstanden...

Okay. Das war's von meiner Seite dazu. ;)


Grüße,

WB
 
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Ich schreibe, was mir zum Thema einfällt. Man mag es hören wollen oder nicht. Man mag dem zustimmen oder nicht. Es kann ja auch zutreffen oder nicht. Am Ende nützt es irgendwem irgendwas oder nicht. Sollten meine Einlassungen irgendeinen Schaden anrichten, tut es mir Leid. :)

Es ist für mich nicht nur völlig in Ordnung, dass du den Text anders empfindest und wertest, sondern auch hochinteressant. Deine inhaltlichen Einlassungen sind nicht mehr oder weniger berechtigt als meine. Kunstrezeption ist bekanntlich subjektiv. :)

Alex
 
@jf.alex, williamsbirne

wie kommt es, dass ich eure gegenüberstehend zu sein scheinenden deutungen und ansichten über den text teilen kann?
vielleicht deshalb, weil sie für mich zwei unterschiedliche zugänge zu songtexten bedeuten, die für mich beide ihre berechtigung haben. ich kann jf.alex aufforderung (als solche sehe ich sie) nachempfinden, auch wenn es mir durch die fehlende erfahrung im kirchlichen kontext nicht möglich ist, einzuschätzen, ob sie hier gegeben ist - ich kenne es jedenfalls aus kontexten, die mir näher sind und da kann ich mir durchaus vorstellen, dass ich beispielsweise einem blues-texter gegenüber, der als weißer mittelschichtseuropäer einen "typischen" bluestext ala "I´m down and out, got no money and lost my job", auch zum ausdruck geben würde, dass es vielleicht weniger darum gehen könnte, einen als typisch empfundenen blues-songtext möglichst getreu zu kopieren als ein feeling wahrzunehmen und dem in seinem eigenen leben nachzuspüren und darüber zu schreiben ...

den post von williamsbirne sehe ich als ansatz, streng vom songtext auszugehen und ihn quasi werkimmanent zu beurteilen - und da schneidet der songtext (zu recht, denke ich, obwohl er mir auch eher insgesamt einen tick zu "glatt" ist - aber das ist geschmacksache) gut ab und wird auch angemessen dargestellt: man kann ihn als stimmig auffassen, als sprachlich und kompositorisch gelungene auffächerung eines symbols auf verschiedenen ebenen ...

und hi @iabba
was nun? neben der heiklen aufgabe, den angemessenen ton zu treffen bleibt für mich, dass die intervention von jf.alex nur von der autorin ibba angemessen aufgenommen werden kann - es ist ein angebot, darüber nachzudenken, inwieweit bei diesem songtext eine (unbewußte) orientierung/anlehnung an ein "gewünschtes" ergebnis eine rolle gespielt hat und wie sie gegebenenfalls damit umgehen möchte. natürlich entscheidet sie auch darüber, inwieweit das in diesem thread eine rolle spielt - etwa durch das posten einer neuen version.

ich selbst habe mich bislang zurückgehalten, zum einen weil ich nicht zu der - so habe ich es verstanden - zielgruppe der (jugend-) gemeinde gehöre, zum anderen weil mich persönlich der text nicht sehr stark bewegt - die entstandene diskussion schon :)

herzliche grüße

x-Riff
 
Hm. Ich bin auch vom Text als solchem ausgegangen. Dachte ich jedenfalls. Aber wenn ich wirklich der einzige bin, der am Anfang der zweiten Strophe einen textlichen Bruch und eine Unklarheit des Adressaten sieht, dann hab ich mich möglicherweise tatsächlich biographisch verrannt und entschuldige mich. :gruebel:

Alex
 
Hm. Ich bin auch vom Text als solchem ausgegangen. Dachte ich jedenfalls. Aber wenn ich wirklich der einzige bin, der am Anfang der zweiten Strophe einen textlichen Bruch und eine Unklarheit des Adressaten sieht, dann hab ich mich möglicherweise tatsächlich biographisch verrannt und entschuldige mich. :gruebel:

Alex

Ich empfinde es so, dass Du vom Text ausgehst und zusätzlich den Kontext - eine gläubige Gemeinde - in Deine Interpretation bzw. die Analyse der Wirkung mit einbeziehst. Damit machst Du etwas, das mir mangels Erfahrung verwehrt ist, das aus meiner Sicht aber bereichernd ist.

Um es allgemeiner zu formulieren: Wenn die Ausführungen ab der zweiten Strophe den HörerInnen (gläubige Gemeinde) als Glaubenskanon/Wissen bekannt ist - welche Funktion hat dann die Thematisierung im songtext?: das finde ich eine berechtigte Frage. Er könnte beispielsweise wechselseitig bestätigenden Charakter haben und dient damit der Vergewisserung, dass alle - die Hörer wie die Sänger - einer Gruppe angehören. Das ist bei vielen Blues- und Gospel-Lieder meines Wissens auch so. Dabei schwingt bei Gospel meiner Ansicht eher das Fühlen eine Rolle als ein verstandesgemäßes Wissen. Wie auch immer bedeutet der Verweis auf einen Kanon ja automatisch auch den Verweis auf etwas Bekanntem.

Genau das steht meines Erachtens dann im Widerspruch zu etwas persönlich Gefühltem, das man zunächst nur für sich hat, über das Mitteilen und über die Interpretation (ich habe nicht nur einen Regenbogen im Sinne eines naturwissenschaftlichen Phänomens oder im Sinne eines Naturschauspiels gesehen, sondern etwas, das sich mir mitteilt) aber mit anderen teilen kann. Dabei kann es durchaus verführerisch sein, genau das zu erleben oder des Schilderns wert zu finden, das schon bekannt ist - statt quasi einem persönlichen Bekenntnis, einer individuellen Sicht und Wahrnehmung und Interpretation.

Vielleicht ist aber auch die Entstehungsgeschichte in gewisser Weise eine Brücke: so wie ich es verstanden habe, war das Sehen des Regenbogens ein gemeinsames Erlebnis - also kein rein individuelles.

Ich sehe schon unterschiedliche Ebenen bei den verschiedenen Strophen, sehe sie aber weniger als Bruch (obwohl ich auch sehe, dass es von dem individuellen Erleben weg geht) sondern eher als eine Einbettung in eine bekannte Geschichte - der (kanonisierten) christlichen ... hmmmm ... ein bißchen wirkt es auf mich aber auch wie eine Art Gesinnungsaufsatz ... mal als sehr grobes Bauchgefühl hereingebracht ... tja - hat viele Farben, so ein Regenbogen ...

x-Riff
 
Hallo zusammen!

Schön, dass es doch noch zu einer Diskussion des Textes gekommen ist!
Bevor ich mich zu euren Punkten äußere muss ich allerdings klarstellen, dass ich ein ER bin - kein Problem, aber ich wollte das gern geklärt haben :) Klingen meine Texte so weiblich? :)

@jf.alex:
Ich kann deine Kritik (zumindest zum Teil) nachvollziehen. Den Bruch zwischen Strophe 1 und 2 könnte man tatsächlich sehen, da ich hier von der Beobachtungsebene auf die reine Reflexionsebene wechsle. Jedoch muss ich dir widersprechen, wenn du mir "vorwirfst" ich wolle hier unbedingt den Bogen zu Jesus, Kreuz etc schlagen. Zu Beginn meiner Arbeit am Text, als nur der Titel feststand, hab ich sehr lange überlegen müssen, was ich in einem Text mit dem Titel "Rainbow" sagen will. Ich kam dann irgendwann auf den Gedanken, dass der Regenbogen im AT ja gerade DAS Symbol für Gottes Bund mit den Menschen ist. Da jedoch das AT nur einen Teil unserer Bibel ausmacht, erschien es mir nur logisch, in einer zweiten Strophe nachzudenken, wie sich dieser Bund weiterentwickelt und wie es im NT weitergeht. Vor diesem Hintergrund konnte ich nur bei Jesus und dem Kreuz herauskommen.

Ein weiterer Punkt in deiner Argumentation ist, dass du meinst, ich bräuchte Gott nicht Theologie zu erklären, wobei du dich auf die verwendete 2. Person Singular beziehst. Natürlich ist das Schmarrn, Gott weiß da selber am aller besten drüber Bescheid. Ich selbst sehe den Text eher als eine Reflexion, die in einer Art Zwiegespräch stattfindet - wobei hier der Gesprächspartner (Gott) natürlich nicht explizit zu Wort kommt. Zwischen dieser Reflexion verstehe ich den Refrain dann als eine Art Dankgebet für das Geschenk des Bundes.

Dein dritter Punkt war, dass du den Text als Art "verkappte musikalische Sonntagsschule" bezeichnet hast - auch in Zusammenhang mit deinem Argument, dass ich deiner Meinung nach unbedingt den Bogen zu Jesus, Kreuz etc schlagen wollte, um den Hörern des Songs Bibel und Glaube zu vermitteln. Klar geht es mir mit dem Text darum, ein persönliches Glaubensstatement abzugeben. Ich kann aber durchaus nachvollziehen, wenn dir dieses Statement zu explizit ausfällt. Grundsätzlich habe ich mir für meine Band vorgenommen, christliche Texte zu schreiben, die nicht immer explizit in die Richtung "Gott, du bist so toll" gehen, sondern diese Botschaft implizit in Form von persönlichen Glaubenserfahrungen vermitteln. Dies ist mir mit diesem Text noch nicht in der Art gelungen, wie ich es mir für die Zukunft wünsche - ein Erstlingswerk eben. Gerade diese Implizitheit finde ich nicht ganz einfach, da muss ich denke ich einfach noch ein bisschen rumprobieren und weitere Texte schreiben.

@williamsbirne:
Vielen Dank für dein Lob bezüglich Reimschema, Sprache etc! Du hast Recht, ganz unbeleckt bin ich auf dem Gebiet nicht, ich studier Germanistik und Theologie auf Lehramt, da kommt man um lyrische Formalia nicht drum rum :)
Erstlingswerk ist der Text trotzdem. Und zwar war es der erste Text den ich explizit als "Song"-Text geschrieben habe. Einer meiner anderen hier geposteten Texte (Ohnmacht) ist tatsächlich schon deutlich vor Rainbow entstanden, wurde damals aber als reines Gedicht geschrieben, ohne den Hintergedanken, da jemals einen Song draus zu machen. Dieser Gedanke kam mir erst kurz bevor ich ihn dann hier auch gepostet habe.

Zum "missionarischen Charakter", den du erwähnt hast, würde ich dem Text jetzt nicht unbedingt absprechen, jedoch nicht als explizites Ziel des Textes formulieren. Bei Mission geht es immer darum, jemanden eine Meinung vorzustellen und wenn möglich dann auch von diesem Gedanken zu überzeugen. Insofern haben tatsächlich (wie du auch schon bemerkt hast) nicht nur explizit christliche Texte einen missionarischen Charakter, sondern jeder Text, der eine Botschaft vermitteln will.


@all: Ein erstes Demotape vom Song ist zwar fertig, jedoch haben wir uns bandintern darauf geeinigt, es noch nicht frei zugänglich ins Netz zu stellen. Wem das Interesse derart unter den Nägeln brennt, der kann sich aber gerne per PN an mich wenden, dann finden wir bestimmt ne Lösung, dass ihr euch den Mitschnitt mal anhören könnt...

So. War jetzt nicht ganz einfach, auf einmal auf 9 Posts zu antworten, ich hoffe, dass es mir trotzdem gelungen ist, die wichtigsten Punkte anzusprechen. Ich freu mich weiter auf ne rege Diskussion! :)

Gruß,
Ibba


Edit: Jetzt kam mir x-Riff mit seiner Antwort zuvor, die habe ich jetzt nicht noch mit reingearbeitet und gerade hab ich auch leider keine Zeit mehr dazu, werde mich aber später bestimmt nochmal dazu äußern, wobei ich einige von deinen Punkten ja auch schon oben anspreche...
 
Moin moin!

Ich habe lange überlegt, ob ich mich überhaupt äußern sollte vor dem Hintergrund, dass mich diese naiven Glaubensdarstellungen doch stark abstoßen.

Ich tu' es trotzdem. Ich halte den Text in dem Kontext einer musizierenden Gemeinde für leidlich OK. Jede Veröffentlichung darüber hinaus wird geradezu zwangsläufig auf Unverständnis stoßen. Im aufgeklärt-kritischen Kontext ist der Text schlicht zu eindimensional, überschreitet die Grenze zur Einfältigkeit deutlich (sorry für Klartext). Da ist "Herr, Deine Liebe..." ja ausdrucksstärker (und das hieß bei uns "Herr, deine Ziege frisst das Gras am Ufer....").

Wenn ich jetzt mal einen Positionswechsel vornehme und mir überlege, was ich würde ausdrücken wollen, wenn ich denn ein gläubiger Christ wäre, dann würde ich eine andere Herangehensweise wählen. Ich würde nämlich versuchen, eine Geschichte zu erzählen, ein Gleichnis vielleicht. Etwas, das Menschen in ihrer Erfahrungswelt berührt, gleich ob sie meinem Glauben angehören oder nicht. Ich würde von Brüchen erzählen wollen, die mir wiederfahren sind, und wie ich Halt und Trost fand. Ich würde von kleinen Wundern berichten wollen, dem Zyklus des Lebens, irgendwas in der Art.

Ich weiß, dass ich dir mit der harten Einschätzung deines Textes wahrscheinlich sehr (wenn nicht zu) nahe trete. Das tut mir leid, aber es ist unausweichlich. Wenn du wirklich etwas mitnehmen willst für deine Texte, dann versuch' doch einmal, dich auf das Experiment einzulassen und werde Geschichtenerzähler.

Dem könnte sogar ich als Atheist folgen, weil es mindestens philosophisch sehr interessant und lehrreich sein kann.

Und wenn ihr euch in eurer Gemeinde oder eurer Musikgruppe Geschichten erzählt, ist mit Sicherheit etwas dabei, über das es sich zu schreiben lohnt.

Massel Tov!
6f
 
Vor diesem Hintergrund konnte ich nur bei Jesus und dem Kreuz herauskommen.

Klingt vielleicht blöd jetzt, aber: Ist das im Christentum nicht immer so, wenn man den Gedanken konsequent zu Ende spinnt? Anfang und Ende, Alpha und Omega und so? An irgendeinem Punkt muss man sich auch textlich beschränken. Das wollte ich mit meinem Kürzungsvorschlag ausdrücken. :)

Gerade diese Implizitheit finde ich nicht ganz einfach, da muss ich denke ich einfach noch ein bisschen rumprobieren und weitere Texte schreiben.

Ich versteh genau, was du meinst. Es ist wirklich nicht einfach, eine Balance zwischen Aussprechen und Andeuten zu finden. Beschreiben, nicht erklären. Eine Lebensaufgabe für Texter. Aber ich denke, dass deine Zielrichtung stimmt, falls meine Meinung an dem Punkt für dich relevant sein sollte. :)

Insofern haben tatsächlich (wie du auch schon bemerkt hast) nicht nur explizit christliche Texte einen missionarischen Charakter, sondern jeder Text, der eine Botschaft vermitteln will.

Ich mag das Wort "missionarisch" nicht, stimme aber inhaltlich völlig zu. Jede Äußerung hat Intentionen, jeder Inhalt hat einen Geltungsanspruch. Elementare Kommunikationstheorie. :)

Und gerade als angehendem Theologen seien dir Peacocks "At the Crossroads" und Kaisers "Kissing the Sky" allerwärmstens empfohlen. :great:

Wenn ich jetzt mal einen Positionswechsel vornehme und mir überlege, was ich würde ausdrücken wollen, wenn ich denn ein gläubiger Christ wäre, dann würde ich eine andere Herangehensweise wählen. Ich würde nämlich versuchen, eine Geschichte zu erzählen, ein Gleichnis vielleicht. Etwas, das Menschen in ihrer Erfahrungswelt berührt, gleich ob sie meinem Glauben angehören oder nicht. Ich würde von Brüchen erzählen wollen, die mir wiederfahren sind, und wie ich Halt und Trost fand. Ich würde von kleinen Wundern berichten wollen, dem Zyklus des Lebens, irgendwas in der Art.

Wenn ich den TE richtig verstanden habe, geht es darum, das persönliche ästhetische Erlebnis des Regenbogens und die sich daraus ergebenden Assoziationen mitzuteilen. Das ist ja im Grunde eine authentische Geschichte, wenn man sie entsprechend erzählt. :)

Peace and Love :)

Alex
 
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@6thfoot:
Auch dir vielen Dank für deine ehrliche Einschätzung. Mir ist klar, dass ein derart explizit christlicher Text in einem solchen Forum nicht jeden anspricht, drum bin ich dir auch nicht böse, wenn er es bei dir nicht tut. Wenn du aber derartige Kritik äußerst, wäre ich dankbar, wenn du etwas konkreter werden würdest und mir nicht einfach nur das Schlagwort "Einfältigkeit" hinwirfst. Der Text ist für eine bestimmte Zielgruppe konzipiert, mir ist klar, dass er bei einigen Leuten auf Unverständnis stoßen mag (ich hab gerade auch deswegen lange gezögert, ob ich den Text hier zur Diskussion stellen soll, es dann letztendlich aber doch getan, eben weil es mein erster derartiger Text ist), aber etwas differenziertere Kritik fände ich schon schön.

Deinen Gedanken, in Songs Geschichten zu erzählen, finde ich gut, ich seh das genauso. Und ähnlich wie jf.alex auch schon bemerkt hat erzählt der Text durchaus eine Geschichte, die ich so auch konkret erlebt habe, und meine Assoziationen zu diesem Erlebnis.

@jf.alex:
Danke für die Buchvorschläge, ich werd mal gucken, ob ich die irgendwo günstig herbekommen kann. Natürlich liegt es im CT nahe, am Ende bei Jesus herauszukommen, da hast du Recht, primär ging es mir aber eben nicht unbedingt darum, sondern um den Bund. Ich hab mich im letzten Semester ausführlich mit der sogenannten Kreuzestheologie beschäftigt und bin bei diesem Thema oft beim Bund rausgekommen, drum lag es für mich sehr nahe, diesen Schritt zu gehen.
Schön, dass wir uns ansonsten doch weitestgehend einig sind! :)

@x-Riff:
Ich find deine Gedanken zum Text und auch in Bezug auf jf.alex-Interpretation echt spannend und würde auch sagen, dass wir weitestgehend in dieselbe Richtung gehen. Dankeschön!

Gruß,
Ibba
 
Ich glaube das Thema hat für viele von uns einfach zuviel huckepack.
Ich hab´s durchaus versucht, aber ich kann das nicht unvoreingenommen behandeln. (edit: Ich hatte doch tatsächlich "nicht voreingenommen" geschrieben. :redface:)
Die naive Wirkung kommt ein stückweit wohl durch die einfache Sprache und Assoziation mit ähnlichen Texten.
Auf der anderen Seite ist es eben durchgehend ein "Tatsachenbericht". Der Ball ist rund, das Auto ist blau und Gott ist groß.
Gerade auch diese direkte Übernahme von Bibelmotiven fällt vor allem dann auf, wenn Du wie Du sagt Theologie studierst. Auch im Lehramtsstudium wird euch da ja wahrscheinlich ein wesentlich differenzierteres Bild vermittelt.
Du lässt dieses Wissen hier also bewusst als Ballast zurück und gehst auf eine Art Wohlfühlebene, wo sich eine inhaltliche Diskussion über das Formale hinaus im Prinzip erübrigt.
Trotzdem will ich mal so spitzfindig sein, dass es auf Außenstehende recht befremdlich wirken kann, wenn wir mit der Schilderung eines schönen Naturerlebnisses beginnen und dann mit Erbsünde, Blut und einem unschuldig Hingerichteten enden.
Ich richte da jetzt natürlich absichtlich den Scheinwerfer auf die negativen Aspekte, für Dich sind die positiven wichtiger und dementsprechend positiv ist auch die Sprache. Wahrscheinlich ist das auch alles so verinnerlicht, dass es eben dazugehört und nur ab und an hinterfragt wird.
Aber das ist eben der Punkt, der den Text für mich als Außenstehenden besonders schwer genießbar macht.
 
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@6thfoot:
Auch dir vielen Dank für deine ehrliche Einschätzung. Mir ist klar, dass ein derart explizit christlicher Text in einem solchen Forum nicht jeden anspricht, drum bin ich dir auch nicht böse, wenn er es bei dir nicht tut. Wenn du aber derartige Kritik äußerst, wäre ich dankbar, wenn du etwas konkreter werden würdest und mir nicht einfach nur das Schlagwort "Einfältigkeit" hinwirfst. Der Text ist für eine bestimmte Zielgruppe konzipiert, mir ist klar, dass er bei einigen Leuten auf Unverständnis stoßen mag (ich hab gerade auch deswegen lange gezögert, ob ich den Text hier zur Diskussion stellen soll, es dann letztendlich aber doch getan, eben weil es mein erster derartiger Text ist), aber etwas differenziertere Kritik fände ich schon schön.

Deinen Gedanken, in Songs Geschichten zu erzählen, finde ich gut, ich seh das genauso. Und ähnlich wie jf.alex auch schon bemerkt hat erzählt der Text durchaus eine Geschichte, die ich so auch konkret erlebt habe, und meine Assoziationen zu diesem Erlebnis.

Moin ibba!

Tinitus hat meine Gedanken schon sehr gut weitergesponnen, danke. Das mit dem Konkret-Werden ist so eine Sache. Wie soll ich denn bei einem Text, der so sehr im ungefähren Wohlfühlmodus mäandert, an einer bestimmten Stelle den Hebel ansetzen? Ich widerspreche an dieser Stelle auch noch einmal ganz entschieden der Mutmaßung du würdest eine Geschichte erzählen. Genau das tust du nämlich gerade NICHT.

Ich fasse mal (zugegebenermaßen leicht überspitzt) zusammen:

Ein Regenbogen ist schön.
Jesus starb am Kreuz.
Das hat irgendetwas miteinander zu tun.
Wir sind nicht allein.

Wo um alles in der Welt ist da die Geschichte!? Um es dir mal etwas deutlicher zu machen: Bis auf das Wort "Regenbogen" steckt nichts von dem Erlebten in diesem Text. Du lässt deine Zuhörer nicht einmal ansatzweise ahnen, was dich berührt und bewegt hat. Du selbst weißt es, die dabei waren wissen es, und uns hast du es in deinem Post verraten. Und sonst? Warum ergreifst du nicht die Partei eines Literarischen Ich und erzählst, was in dir im Angesicht des wunderschönen Regenbogen vorgegangen ist? Was hat die Naturerscheinung in dir ausgelöst, woran willst du den Zuhörer teilhaben lassen?

Mal ganz abgesehen davon, dass der Weg vom Regenbogen zum Kreuz arg an den biblischen Haaren dahergezogen ist, leidet der Text nicht nur an der erzählerischen Inhaltslosigkeit sondern auch an den geradezu maskenhaften Floskeln, die die Verse durchziehen. Konkretes Beispiel? Wiederum: Es ist der ganze Text. Es tut mir leid, aber was soll ich denn machen? Ich könnte daran verzweifeln und aufgeben, das will ich aber nicht.

Kurzer Einwurf, um an dieser Stelle mal etwas klarzustellen: Ich habe kein Problem damit, mich mit religiösen Thematiken in Texten auseinanderzusetzen, und von mir aus kannst du in deinen Liedern von Jesus künden so viel du magst. Gerade weil ich selber keinem Glauben folge, dürfte ich völlig unverdächtig sein, irgendjemandes Bekenntnis als falsch abzutun.

Du studierst Theologie? Dann solltest du wissen, was es mit den Überlieferungen der Schrift auf sich hat. Von der Genesis über die Bücher Mose bis zum Neuen Testament stehen in der Bibel überlieferte Geschichten. Teilweise sogar noch älter als das Judentum (z.B. die Sache mit dem Garten Eden). Diese Überlieferungen sind auch und gerade aus kulturhistorischer Sicht hochinteressant, korrelieren sie doch in oft frappierender Weise mit archäologischen Befunden. All das erzählt uns noch heute sehr viel darüber, wo wir kulturell und soziologisch eigentlich herkommen.

Wird dir an dieser Stelle klar, wie unfassbar wichtig es ist, zu erzählen? Geschichten weiterzutragen? Und nicht in der Aufzählung von Impressionen und Thesen zu verharren? Am Ende ist es sogar völlig wurscht, ob die Geschichte tatsächlich genau so passiert ist. Wenn sie so hätte passieren können, reicht das schon, um den Zuhörer oder Leser zu berühren (mal frei nach Kästner philosophiert).

Um auf deinen Regenbogen zurückzukommen, was du eigentlich erzählen müsstest wäre in etwa wohl so zu skizzieren:

Ein Unwetter zieht im Sommer über den Ort, an dem das Literarische Ich (du selbst?) gerade ist
Die Wolken reißen auf, ein Regenbogen zeigt sich
Das LI ist gefangen von der Schönheit des Schauspiels
(und vielleicht auch ein bisschen überwältigt von dem Kontrast Unwetter-Regenbogen)
und gibt sich seinen philosophischen/religiösen Gedanken hin
Licht auf Dunkel
Leben nach dem Tod
bleib bei den Kontrasten, schildere die Gefühle, finde Bilder
schlage meinetwegen den Bogen zu Jesus, der den Tod besiegte
aber bleibe immer Erzähler

Zum guten Schluss will ich dir noch ein Beispiel für erzählte Geschichten in der Popularmusik geben. Das Lied enthält gleich mehrere kleine Storys, jede Strophe eine. Bruce Springsteens "Reason to Believe" ist eine echte Perle. Besorg dir den Text, lies ihn, gerne öfter, und spür mal nach, welche Bilder das in dir hervorruft.

Und dann denke ehrlich darüber nach, wieviel von dem, was in deinem ursprünglichen Text steht, wiedergibt, was du eigentlich erzählen wolltest.

Ich weiß es schon.

Beste Grüße,
6f
 
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