[Recherche] Thema: Aktive Tonabnehmer mit Fokus auf EMG

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Hallo,


ich habe mich die letzten Wochen mit dem Thema aktive Tonabehmer und Elektronik beschäftigt. Fokus lag hierbei auf der Firma EMG und ihre Tonabnehmer für Precision und Jazz Bässe. Dabei hab ich einiges Dinge gelernt und dachte mir, dass ich die Infos teile. Manche werden das folgende schon wissen, für andere (wie mich) sind evtl. auch ein neue Dinge dabei. Thema sind hauptsächlich aktive Tonabnehmer. Die folgenden Infos stammen zu Großteil von Wiki, EMG Homepage und diversen Foren. Leider viel Text und wenig Bilder :)


1. Einführung
Aktive (aktiv:=benötigt Batterie) Bässe scheinen bei einem Blick ins Musikgeschäft richtig verbreitet zu sein. Leider sind die meisten "aktiven" Bässe nur mit einer aktiven Elektronik ausgestattet. (z.B. Musicman Stingray) Bässe die neben einer aktiven Elektronik auch aktive Tonabnehmer haben sind leider selten und ohne Vorwissen auch nicht einfach zu identifizieren. Um diese aktiven Tonabnehmer von der Marke EMG geht es in diesem Artikel. Neben EMG sind zwei weitere bekannte Marken MEC und Seymour Duncan. Alle Hersteller haben auch passive (passiv:=benötigt keine Batterie) Tonabnehmer. Diese sind hier aussen vor. Ich spiele seit langem aktive MEC Tonabnehmer in meinem Warwick und wollte einfach mal wissen was andere Firmen hier so tun. Hauptsächlich da die Auswahl bei EMG deutlich größer ist als bei MEC oder Seymour Duncan. Leider auch umso verwirrender. Deswegen dieser Artikel.


2. Aktive vs. Passive Tonabnehmer.
Es gibt immer wieder interssante Diskussionen in Foren über das Für und Wider. Ich werde mich hier von Klang distanzieren. Dieser ist in der Regel so unterschiedlich, dass man dies nur nach Geschmack beurteilen kann.
Erst mal zur Funktionsweise.
Passive Tonabnehmer dürften klar sein. Hierbei wird Draht um einen Kern gewickelt und es entsteht ein sehr starkes Magentefeld. Die Stärke ist abhänig von der Anzahl der Wicklungen. Je mehr Wicklungen desto mehr Output, aber desto mehr sind auch die Höhen "gedämpft". Bei einem aktiven Tonabnehmer ist die Anzahl der Wicklungen deutlich geringer. Das Magentfeld ist dadurch schwächer. Folge ist, dass die Höhen besser durchkommen. Darüberhinaus schwingt die Saite länger und erhöht das Sustain. Auch wird das Brummen von Singlecoil TA oder Einstreuungen durch exterene Faktoren verringert. Durch die geringe Wicklung ist aber auch der Output sehr niedrig. Hier kommt die aktive Komponete ins Spiel. Ein kleiner Transistor im Pickup bringt den Output in die Region eines passiven Tonabnehmers. Deswegen die Batterie. Hier ist der erste Mythos. Aktive Tonabnehmer sind deshalb nur so laut wie der Hersteller es aufbaut. Es gibt also durchaus auch aktive Tonabnehmer die leiser als passive sind. Der zweite Mythos ist, dass jeder aktive Tonabnehmer eine Elektronik dahinter benötigt. Dies ist nur bedingt richtig. Es gibt Tonabnehmer für die das zutrifft (z.B. Emg- X Serie) aber eben nicht für alle. So können aktive Tonabnehmer durchaus auch mit einer passiven Tonblende ausgestattet werden. Zu guter letzt sind aktive TA nicht gegen jegliche Einsteuerung restistent. Viele Befürworter argumentieren es käme bei aktiven TA nie zu Einstreuungen. Stimmt leider nicht. Es geht, aber aber es ist seltener. Man könnte noch ein paar Dinge aufzählen, aber ich denke das sind die wichtigsten.


3. Das EMG Sortiment
Das Sortiment von EMG zeichnet sich aus durch eine Vielzahl von Modellen aus. So viele, dass vermutlich die meisten keinen Überblick haben. Geschweige den, was die Unterschiede sind. Zuerst muss erwähnt werden, dass ich die passiven außen vor lasse. Passive EMG sind mit HZ gekennzeichnet. Ich werde mich auf die aktiven Tonabnhemer beschränken. Hierzu gibt es zwei Serien, die EMG Serie und die EMG-X Serie.


3.1 EMG vs EMG-X:
Auf den ersten Blick unterscheiden sich diese beiden Serien nur durch die Aufschrift. Beide Serien sind aktiv und benötigen eine Batterie. Der Kern und die Wicklungen sind identisch, es werden nur unterschiedliche Transistoren/Preamps für das Verstärken im TA selbst verwendet. Zur Bezeichnung der Modelle. Ein TA aus der EMG-X Serie hat im Namen ein "X", ein TA aus der "normalen" Serie nicht. Der Hersteller meint die X-Serie habe mehr Headroom und würde organischer klingen. Laut Vergleichen in Foren, macht sich dies bemerkbar durch mehr Höhen im Sound. Da ich aber keine praktische Erfahrung hab beschränk ich mich auf Fakten. Der wichtigste Fakt beider Serien ist die Elektronik. Der Preamp im TA der EMG Serie hat eine deutlich höhere Ausgangsimpedanz (ca. 10kOhm) als der Ta aus der EMG-X Serie( ca. 2kOhm). Das Technische außen vor heißt das, dass man bei der EMG Serie eine passive Tonblende verwenden kann, bei einem TA der EMG-X Serie nicht. Wenn man sich also ein TA aus der EMG Serie kauft, kann man eine aktive Elektronik weglassen. Bei der EMG-X Serie nicht. Bei Kauf eines TA der EMG-X Serie liegt diese aktive Elektronik bei. Und zwar in Form eines VLPF. Dies ist eine aktive Elektronik die eine passive Tonblende simuliert. Man versucht also, parallelen zwischen den beiden Serien zu schaffen. Wer sich nicht damit auseinandersetzt und den Bassbauer einfach einbauen lässt, würde hier evtl. gar keinen Unterschied merken.
Der VLPF verbraucht leider, da aktiv, Strom. Dies ist meiner Meinung nach der größte Nachteile der Serie. Ein aktiver TA alleine (egal welche Serie) verbraucht so wenig Strom, dass die Batterie ca. 3000h hält. Durch den benötigten VLPF in der EMG-X Serie wird dies auf ca 250h gedrückt. 250h sind ungefähr die Zeit die eine Batterie hält wenn ein "vollwertiger" EQ (z.B. Bass+-18db Höhen +-18db wie der Aguilar OBP-1) im Bass eingebaut ist. Wenn man vom Sound absieht ist das der wohl gravierenste Unterschied der beiden Serien. Dieser Unterschied fällt allerdings weg, wenn man sowieso vor hat einen Preamp in den Bass einzubauen.


3.2 Modelle innerhalb der Serien:
In den jeweiligen Serien gibt es noch unterschiedliche Modelle. Generell sind es drei an der Zahl für Precision und Jazz TA. Die Modell mit einem "A" im Namen (z.B PA, JA, JAX) sind mit Alnico5 Magneten aufgebaut. Sound soll also mehr in die traditionelle Richtung gehen. Modelle mit einem "V" im Namen (z.B. LJVX, JV ) verwenden auch Alnico 5 MAgenten und gehen noch mehr in die "V=Vintage" Richtung. Erreicht wird dies mittles sichtbarer Magneten. Sollte weder ein "A" noch ein "V" im Namen vorkommen (z.B. J, PX, ) handelt es sich um die Tonabnehmer mit Ceramic Magneten. Diese sollen die TA mit dem "modernsten" Sound sein. Eine Diskussion von Alnico5 vs Ceramic will ich hier umgehen. Fakt ist, dass der Rauschabstand der ALnico5 laut Datenblatt geringer ist als der der Ceramic. Wird aber nicht hörbar sein. Wenn man nun alles zusammen rechnet, sieht man die große Anzahl an Modellen die hier verfügbar ist. Dies ist ein Vielfaches aller anderen Hersteller.


4.Sonstiges:

4.1 Insertion Loss:
Die ist etwas, was eintritt, wenn man am Bass zwei Tonabnehmer passiv mischt. Sobald beide TA in gleichen Anteil gemischt werden, wird der Output geringer und Sound ändert sich. Bei gewöhnlichen Jazz Bässen gewollt. Leider hat dies bei Schaltungen den Nachteil, das man die Lautstärke gegebenfalls anpassen muss. Diese trifft auch auf aktive TA zu. Manche Hersteller bauen deswegen einen aktiven Blend Poti der sich diesem Problem annimmt. Bei EMG heißten dieser Poti ABC bzw. ABCX. In allen Preamps Systemen (nicht Control) von EMG (z.B. BTS) werden diese mitgeliefert. Bei aktiven EMG Tonabnehmern ist vom Hersteller empfohlen, dass man entweder einen Dreifachschalter ( Neck TA/Neck+Bridge TA / Brige TA) verwendet oder diesen aktiven Blend Poti. Eine Verschaltung mittels reiner passiver Komponenten (analog zu passiven TA) wird bez. des Sound nicht empfohlen. Obwohl ich befürchte, dass einige Basser die EMGs so einbauen. Ich finde dies wichtig zu wissen, vor allem für Personen die das selbst einbauen möchten und nicht zum Bassbauer gehen. Technisch kann ich das alles leider nicht erklären.


4.2 18 Volt Mod und andere Mods:
Alle aktiven TA von EMG können mit 18V betrieben werden. Heißt man hat zwei 9V Blöcke im Bass. Das Statement hierzu sieht von EMG so aus. Sollte man einen starken Anschlag haben und Tonabnehmer der EMG Serie, wird empfohlen 18V zu verwenden. Bei der EMG-X Serie macht 18V laut EMG keinen Unterschied. Begründet wird dies mit des Designs des Preamps. Beides bezieht sich nur auf die Tonabnehmer ohne Preamp. Generell sind bei allen TA die passenden Potis mitgeliefert. Für beide Serien werden 25k Poti mitgeliefert. Ein bekannter Mod bezieht sich auf die EMG Serie. Manche sind der Meinung, das der Poti ca. das 10fache der Ausgangsimpedanz des TA haben sollte. Wie oben gesagt hat die EMG-X Serie eine Ausgangsimpedanz von 2k. Hier wäre also ein 25k Poti passend. Bei der EMG Serie haben wir aber eine Ausgangsimpedanz von 10k. Dies ist der Grund, warum manche als Mod bei der EMG Serie empfehlen 100k zu verwenden (anstatt der 25k). Was da dran ist weis ich nicht, aber ich finde es sehr interessant.


4.3 Bestellung:
Da EMG kein Europäischer Hersteller ist, ist manchmal schwierig in Deutschland an TA zu kommen. Leider sind nur ein Teil der oben vorgestellten TA im Sortiment. Meist sind es nur bestimmt Kombinationen und selten die einzelnen Tonabnehmer die angeboten werden. Selbst unser Betreiber hier hat nur beschränkte Modelle im Sortiment. Wenn man noch weiter geht, und auf die HP des deutschen Vertriebs (GEWA) schaut, sind selbst dort nur wenige gelistet. Man muss also erst mal die Bestellnummern herausfinden(GEWA nachfragen) und dann mit diesen zu dem Händler gehen. Die Bestellung kann dann mehrere Monate dauern. Dies alles trifft leider auch für die bekannte Pickup Kombination zu, welche Victor Wooten in seinem Bass verwendet. (LJVX und PAX)




Tut mir Leid ist jetzt ein wenig viel Text geworden. Ich hoffe jedoch, dass der ein oder andere evtl. etwas davon hat. Mein Interesse an EMG wurde durch folgendes Video geweckt.



Auch wenn das meiste vom Bassisten kommt und wenig mit den Tonabnehmern zu tun hat :)


Grüße Daniel

PS: Sry für Rechtschreibfehler und falls was falsch ist, Bescheid geben. Ich habe nicht alle Infos aus vertrauenswürdigen Quellen.
 
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Gute Zusammenfassung über die [Bass] Produktpalette von EMG. Die ansonsten sehr gut aufgestellte Seite von EMG ist ja leider nur auf englisch.
Erwähnenswert fände ich noch das patentierte Stecksystem von EMG. So habe ich mir selbst den Einsatz eines Lötkolben beim Einbau eines "EMG J Set" erspart. Auch die optionalen BTC und ABC Systeme lassen sich so "lötlos" einfügen.

Mit Einstreuungen hatte ich bisher auch mit passiven Systemen kein Problem, nur direkt vor einem Röhrenmonitor wird es unangenehm. Aber wo gibt es diese Ungetüme noch.

Ein Vorteil ist allerdings, dass man auf ein Erdungskabel verzichten kann/muss. Mit der Erdung hatte ich eher Probleme, in Form von Störgeräuschen und kleinen elektrischen Massagen beim küssen einer Mikrofonkapsel.

Ich denke EMG ratet nicht explizit von einer passiven Tone-und Balancekontrolle ab, es wird eben eine aktive bevorzugt. Die Controller sind nicht gerade billig und EMG will schließlich auch verkaufen.
Das für diese Tonabnehmer erweiterte Frequenzbild ist auf jeden Fall auch mit passiver Elektronik zu haben, wer noch mehr Höhen und Bässe möchte greift natürlich zur aktiven Lösung.
 
Danke Freu für die Ergänzungen. Das Stecksystem habe ich vergessen das stimmt. Wusst gar nicht, dass das patentiert ist. Taurus, Mike Pope .. verwenden das ja auch. Oder ist am EMG irgendwas besonderes?
Grüße
 
Danke Freu für die Ergänzungen. Das Stecksystem habe ich vergessen das stimmt. Wusst gar nicht, dass das patentiert ist. Taurus, Mike Pope .. verwenden das ja auch. Oder ist am EMG irgendwas besonderes?
Grüße
Auf der EMG Seite wird das System mit "patent pending" angepriesen. Das wird sich weniger auf die lötarbeit freien Verbindungen beziehen als mehr auf die Form der Stecker und Kabel. Die Stecker von Taurus haben auf den ersten Blick ein anderes Format und bei Mike Pope werden die Kabel von den Tonabnehmern mit einer Schraube fixiert.
 
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Das patentierte Stecksystem von EMG. Besteht aus standartmäßigen Stift-/Buchsenleisten mit einem Rastermaß von 1 Zoll.
Sowas lässt sich ganz leicht nachbauen bzw nachkaufen:
http://www.reichelt.de/directlink/S...3d9e6ec7a7bb17af4fdea648d1&SEARCH=STIFTLEISTE

Die Stecker selber findet man genau so auch bei Servomotoren für den Modellbau.
Kann mir kaum vorstellen dass sich sowas patentieren lässt.

Schreib doch mal eine Mail an EMG, dass es Blödsinn war sich so etwas patentieren zu lassen.
Einen Tonabnehmer nachträglich mit steckbaren Stiften auszustatten würde ich persönlich nicht unbedingt als 'ganz leicht' bezeichnen.
Der Aufwand dafür würde etwas über den herkömmlichen Lötarbeiten liegen.ch

Letztlich ist ein Patent kein wirkliches Qualitätsmerkmal, in diesem Zusammenhang interessant, da wahrscheinlich nicht kompatibel zu anderen Tonabnehmer-Stecksystemen.
 
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Targon
  • Gelöscht von d'Averc
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