Recording und "musikalische Moral"

  • Ersteller equivocator
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dann ist nicht mehr der Musiker der Künstler, sondern der Mixer :D

wir leben halt in einer Welt, voll mit Mogelpackungen :( und leider kommen die Ehrlichen meist nicht weiter ...
 
Ha, das ist genau meine Diskussion hier :D

Ich erlaube mir mit meinem Studio eine gemäßigte "alte Schule". Sicher, ich arbeite auch nichtmehr mit Bandmaschinen sondern Hard- und Software, ein typisches Hybridsetup, aber ich sage jedem Interessenten von vornherein dass ich nicht bereit bin aus jeder S**ei*** Gold zu machen, und das auch garnicht immer möglich ist. Ich höre mir die Bands an, die bei mir anfragen wegen Aufnahmen, besuche sie bei einer Probe und mache mir ein Bild davon ob sie m.M.n. "reif fürs Studio" sind, oder doch lieber noch warten sollten und wo es am meisten hakt. Ich habe sicher schon mehr Leute weggeschickt als ich aufgenommen habe, aber ich weiß von keinem der mir das im Nachhinein übelgenommen hätte, eher das Gegenteil.
Wenn ein/e Sänger/in nicht so singen kann, wie er/sie sich zu hören wünscht, dann werde ich da auch nicht herumtricksen. Keine Pitchkorrektur, kein künstliches Vibrato. Das gleiche gilt auch für alle anderen: keine Quantisierung, keine Loops, keine Samples. Nur die Band zählt, und das was sie _wirklich_ können. Gegen gedoppelte Spuren hab ich nichts einzuwenden, und Overdubbing ist ja auch normal (macht es spielerisch auch nicht unbedingt leichter, nur zeitlich etwas entzerrtes Arbeiten), aber ich bin nicht bereit den Menschen heutzutage noch ein Album mehr voll musikalischer Lügen aufzubürden. Wer das mag, kann sich ja gerne an die Charts und Retortenbands halten, da ist weißgott genug Müll drin, solange Menschen so offenkundig darauf stehen sich vera*schen zu lassen. Ich sage einfach: wer's nicht kann soll entweder üben bis es passt, oder es bleiben lassen, punktum. Die Gegenleistung: eine Aufnahme der eigenen Qualitäten, ein reproduzierbares Zeugnis musikalischer Fähigkeit. Und was heute gut und ehrlich ist, wird morgen nicht schlechter sein. Keine Seifenblasenkunst, die nur kurze Zeit hält.
Die Kehrseite der Medaille: Ehrlichkeit ist heutzutage kein großer Markt, man verzichtet auf vieles wenn man diesem Idealismus treu bleibt...
 
Das was paulsn und sir stoney da ansprechen finde ich tatsächlich sehr spannend und läßt sich auch nicht so ohne weiteres durch meine generell Haltung auflösen. Da verstehe ich die Haltung von rumbaclave schon.

Ich denke, dass sich technische Hilfsmittel, wenn sie einmal da sind, nicht mehr zurückholen lassen.
Früher war es generell verpönt, beispielsweise Bläser durch samles zu ersetzen, die sich über ein keyboard oder anderes steuern lassen. Zudem waren am Anfang die technischen Möglichkeiten noch begrenzt. Möglicherweise hört auch heute noch ein Fachmann den Unterschied. Bei Pop wird das meines Wissens aber im Studio ganz normal eingesetzt, wie immer man dazu auch stehen mag.

Man kann durchaus eine Haltung dazu haben, die Hilfsmittel ablehnt, aber die Übergänge sind fließend. Eine puristische Haltung scheint immer verlockend und klar und einfach. Aber überall da wo Effekte und Computer am Werk sind, wird es schon schwierig. Ist die Musik dann wertvoller, wenn der Gitarrist sein Effektgerät - beispielsweise ein Wah Wah - während des Spielens bedient und verliert die Musik an Wert, wenn er zuerst die Gitarre einspielt und dann den sound duch ein Wah Wah jagt?

Sicher gehen damit auch Veränderungen in den Hörgewohnheiten ein. Ich finde zum Beispiel ein absolut matematisch korrektes Timing nicht immer erstrebenswert - ich mag es lieber, wenn Musik atmet - durch leichte Timingverschiebungen, nicht durch Nichtbeherrschen des Timing, wohlgemerkt.

Vielleicht besteht das Mißtrauen auch darin, dass die Musik dadurch technischer wird - denn schließlich macht der Studiotechniker aus einer mäßigen Musikdarbietung durch technische Bearbeitung eine gute - zumindest fehlerfreie - Musikdarbietung.

Andersrum: ist dies dann nicht - wie pico schreibt - die zusätzliche Leistung eines anderen Akteurs in der Kette? Es sind dann halt nicht nur die Musiker, denen das Ergebnis zuzuschreiben ist, sondern auch die Techniker, die aus Schei**e Gold machen.

Hmmm - merke, dass ich noch mal nachdenken muss ...

x-Riff
 
Die Kehrseite der Medaille: Ehrlichkeit ist heutzutage kein großer Markt, man verzichtet auf vieles wenn man diesem Idealismus treu bleibt...
schön wenn man sich Ehrlichkeit noch leisten kann - ich habe auch immer einem Interessenten gesagt 'Das was Du da willst, geht so nicht mit dem Gerät', wenn einer etwas wollte was halt mit einem Gerät nicht zuverlässig und zufriedenstellen machbar ist. Früher wurde so eine Aussage von dem Interessenten/Kunden meist angenommen oder er ist halt woanders hin - ich tröstete mich dann damit, dass nicht ich es bin, der ihm dann in ein paar Tagen/Wochen erklären muß, dass es nicht geht und ich so beruhigt schlafen kann.
In der heutigen Zeit kann man sich das nicht mehr leisten - man schläft dann auch nicht mehr ruhiger, denn man muss sich Gedanken darüber machen, wie es weitergehen soll - also muß man das schei** Spiel mitspielen oder man bleibt auf der Strecke, denn die Erträge sind ja auch im Keller dank 'Geiz ist Geil' Mentalität :mad:
 
Ich sage einfach: wer's nicht kann soll entweder üben bis es passt, oder es bleiben lassen, punktum.
Oder sich jemanden suchen, der es kann? So wie es im Charts-Pop oft üblich ist? Da wird dann ja hier oft gelästert, das diese SängerInnen ja ihre Musik gar nicht selber schreiben. Das kann ich oft nicht nachvollziehen, denn die Musik wird ja nicht dadurch schlechter, dass Komponist und Interpret nicht die gleiche Person sind.

In der Rockmusik dagegen ist es halt üblich, dass man selbst die Songs schreibt und spielt. Aber es kann ja nunmal sein, dass man seine eigenen Ideen nicht so optimal umsetzen kann, weil man am Instrument nicht so gut ist. Soll ich es dann deiner Meinung nach bleiben lassen und mich lieber "Komponist" anstatt "Musiker" zu nennen? Also ich schummele dann in einem gewissen Rahmene für mich ohne eine schlechte Gewissen zu haben - damit der Song so klingt, wie ich ihn mir vorstelle.
 
Ich habe nichts gegen Studiotricks. Wenn man ein Riff hat und das soll mehrere male gleich klingen wäre es doch einfach nur dumm Ewigkeiten darauf zu verwenden es x-mal perfekt gleich einzuspielen, wenn ich es doch einfach auch kopieren kann. Ich kann auch das 4 Sekunden Riff nehmen, zerhacken, pitchen und neu zusammensetzen. Was spricht dagegen? Dann ist es live halt nicht umsetzbar, aber warum sich selber beschränken?
Ich sehe das Verhältnis Musikproduktion/Liveaufnahme etwa so wie Film zu Theater. Hat beides seinen Reiz, aber wenn ich ins Kino gehe will ich doch nicht eine gefilmte Theateraufführung sehen, sondern beeindruckende Kamerafahrten, dicke Effekte, nach vielen Takes perfekte Schauspielerische Leistung. Das sind einfach unterschiedliche Kunstformen.

Um es mal hart auszudrücken
Dieses Ehrlichkeitsgelaber kommt doch eh nur aus dem Rock wo man versucht nachdem die Musik schon lange nur noch der Soundtrack von Ü30 Reste****partys geworden ist den letzten Fetzen Authenzität aufrecht zu erhalten.

Was soll übehaupt der Begriff bescheißen? Am Ende kommt Musik raus, und die ist gut oder schlecht. Es kann ja mal ganz lustig sein sich selber in seinen zu beschränken, aber sobald das als allgemein Regel aufgestellt wird rollen sich mir da die Fussnägel noch.

Das ist doch gar kein so schlechter Ansatz. Wenn ich mir die CD eines Sinfonieorchesters hole, dann nehme ich doch stark an, dass die das auch live hinbringen.
Du würdest dich wundern wie viel geschnipselt wird bei Klassik Aufnahmen. Der Perfektionswahn ist da noch ganz anders ausgeprägt.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Ich habe nichts gegen Studiotricks. Wenn man ein Riff hat und das soll mehrere male gleich klingen wäre es doch einfach nur dumm Ewigkeiten darauf zu verwenden es x-mal perfekt gleich einzuspielen, wenn ich es doch einfach auch kopieren kann. Ich kann auch das 4 Sekunden Riff nehmen, zerhacken, pitchen und neu zusammensetzen. Was spricht dagegen? Dann ist es live halt nicht umsetzbar, aber warum sich selber beschränken?

Dann ensteht aber ein neues Riff und damit ein ganz anderes Kunstwerk. Die Umsetzbarkeit auf der Bühne ist nicht das Kriterium, die haben die Beatles schon 1966 aufgekündigt. Ein solches Arbeiten ist in der elektronischen Musik üblich und in keinem Stil per se falsch, wenn man sich bewusst wird, dass damit der Klang des Musikstückes, was man erschafft ein anderer ist, als wenn dieses Musikstück auf traditionellem Wegen erschaffen wird, was sich z.B. bei der Produktion, die ich gerade mache, so auswirken würde, dass die Aufnahmen nicht meht nach der Band klingen, die sie spielen, was die Band, deren Gitarrist ich bin, nicht will.

Wenn ich Solosachen mache, dann zerschnippsel, verfremde, loope und was weiß ich noch, was das Zeug hält. Das wird ohnehin nie auf einer Bühne aufgeführt. Ich kopiere, wenn ich es für angebracht halte auch Riffs, oder Loope Gitarrenschnipsel, die dann eine ganz neue Klangtextur ergeben. Das Ergebnis ist aber nicht "Koebes mit Gitarre spielt Lied", sondern "Koebes am Rechner macht Musik". Das klingt anders, weil es eine ganz andere Sportart ist. Ich kann mit Kollegen ein Jazzstück aufführen, oder meine Interpretation dieses Stücks mithilfe von Rechnern auf Festplatte bannen. Wenn ich hören will, wie die Band das Stück spielt, dann nehme ich alles möglichst treu auf, und dann kommt das übliche Overdubbe, Herausschneiden von bösen Fehlern ( :) ) usw. Das andere entsteht ja schon anders.

Bei Klassikproduktionen wird in der Tat mindestens genauso viel geschnitten wie bei anderen Produktionen auch. Ich hörte mal von 70 Schnitten in 2 Minuten...das war eine Klassikproduktion.
 
Ein solches Arbeiten ist in der elektronischen Musik üblich und in keinem Stil per se falsch, wenn man sich bewusst wird, dass damit der Klang des Musikstückes, was man erschafft ein anderer ist, als wenn dieses Musikstück auf traditionellem Wegen erschaffen wird, was sich z.B. bei der Produktion, die ich gerade mache, so auswirken würde, dass die Aufnahmen nicht meht nach der Band klingen, die sie spielen, was die Band, deren Gitarrist ich bin, nicht will.
Wenn du auf übermäßige Verfremdung verzichtest wären deine Spuren immer noch deine wenn du sie mal ein wenig kopierst und sagen wir mal für den zweiten Refrain zusätzlich benutzt ohne sie neu einzuspielen.

Man geht doch nicht ins Studio um ehrlich zu sein, sondern um eine gute Scheibe zu produzieren.
Ehrlichkeit wäre wohl nur angebracht wenn es um Shredder-Zirkusstücke geht - aber da lässt sich auch trefflich drüber streiten wie wertvoll die Musik als solches überhaupt ist wenn sie nur deswegen toll weil man weiß dass alles so eingespielt wurde.


Ich nehme gerade mit einer meiner Band auf, mal probehalber extrem "ehrlich" - sprich kein Klick, keine gestückelten Drumspuren usw. Ich überlege gerade die Drumspuren nachzuprogrammieren, da sind ein paar "Menschlichkeiten" drin die ich eigentlich gar nicht haben will. ;)
 
Ja noch mal kurz zu der Sinfoniegeschichte:
Hin und wieder meinen manche da würde überhaupt nur eine Stereomic stehn (ev. noch welche für 5.1 oder so) aber das wars dann.. :D

Also dort wird auch brav aufwand betrieben. ;)
Angefangen von Einzelmicrofonierung, seperates aufnehmen (eher in gruppen als komplett alleine), Schneiden, komremieren, Hallräume, uvam.

Wichtig ist nur, dass zum schluss genau das rauskommt, was viele hier denken: "die haben das 100%ig genau so alle gleichzeitig eingespielt!" :)

Lg Jakob
 
Ich persönlich bin auf dem Standpunkt, dass ich ansich absolut hemmungslos bin was die Bearbeitungsmöglichkeiten angeht. Alles was für mich im Sinne des Ergebnisses ist, ist erlaubt...
Die Frage ist nur welches Ergebnis man selbst anpeilt und wie man das entsprechend umsetzen möchte.

Ich bin daran interessiert, dass ich beim Hören meiner Musik etwas empfinde und das es dem Zuhörer ähnlich gehen sollte.
Wenn ich z.B. Drums programmiere, dann verbring ich damit Ewigkeiten... ich überleg mir Beats... passende/kreative Fills, ich stell für jede einzele Note die Dynamik ein und "humanize" am Ende die Midinoten indem ich sie mit einer Funktion minimal unexakt mache.

Was das schneiden angeht, bemüh ich mich auch es nicht zu übertreiben. Ich schneide bei meinen Spuren alle Pausen komplett weg... egal wie klein sie sind und wenn ein Take gut war, ich aber die "1" nicht perfekt getroffen habe, dann korrigiere ich das mit schnitten+fades....
Inzwischen ist ja auch die Technik der Audioquantisierung gar kein Problem mehr...
Mir käme aber nie in den Sinn das anzuwenden... Im PC-Zeitalter kann man im Prinzip soviele Takes machen wie man will... wenn man in der Lage ist etwas spielen zu können, dann wird man es auch nach (notfalls) vielen Takes mal irgendwann vernünftig im Kasten haben. Ich würd auch nicht auf die Idee kommen Riffs oder Soli etc. irgendwie zusammenzubasteln, zu verschnellern oder sonst irgendwas, dass ich es nicht mehr am Instrument umsetzen könnte.

Ich denke auch dass "wärme" und "breite" in aufnahmen durch "Ohrtightness" entsteht und nicht durch "visuelle Tightness". Wenn z.B. bei gedoppelten Gitarren mittels moderner Techniken beide Spuren absolut perfekt gemacht werden, dann verschwindet natürlich auch die Breite, die durch jene marginalen unterschiede entsteht....

Naja.. wie dem auch sei.... ich bin an einem möglichst lebendigen Ergebnis interessiert, mit dem ich mich auch identifizieren kann.... das muss dann jeder für sich selber entscheiden.
Die meisten hier haben ja gesagt, dass sie auch Natürlichkeit bevorzugen...ich glaub anders denkende oder eher anders handelnde würden auch nicht so offen darüber reden, weil sie innerlich vll doch nen kleines schlechtes Gewissen haben (hoff ich jedenfalls ;) )

Nochmal für Leute die davon keinen Plan haben:

http://www.youtube.com/watch?v=jFCjv4_jqAY <-- ein Video über Melodyne... wer keine Ahnung hat, was man mit Audioediting alles machen kann, sollte sich das mal anschauen.


Und Gitarristen: AUFGEPASST!

Ein User aus dem Andy Sneap Forum hat ein Cover von Meshuggahs Bleed gemacht und dabei ausschließlich virtuelle Instrumente benutzt. Auch die Gitarren !



(das hier ist das original: http://www.youtube.com/watch?v=qc98u-eGzlc )

Hier ein Video zu dem Gitarren VST:
http://www.youtube.com/watch?v=orARkzmubZk

Also... Gitarre spielen kann man eigentlich direkt aufhören... oder auch nicht ;)
 
Bei Meshuggah finde ich es gar nicht so abwegig, dass man das gut mit virtuellen Instrumenten nachspielen kann. Auf deren Album Catch Thirtythree ist ja z.B. auch kein echter Schlagzeuger, sondern Drumkit from Hell zu hören. Haben sich dann auch manche drüber aufgeregt - was ich nicht ganz verstehen kann. Wenn die Musik tatsächlich dadurch schlechter wird, dass ich weiß, dass da kein echter Drummer ist, dann ist die Musik offenbar nicht so gut. Ich frage mich bei so manchen Technischen Death Metal Bands, ob deren Fans das auch so toll fänden, wenn das nicht von einem Menschen gespielt werden würde (auch wenn es genauso klingt). Ich finde es daher im MEtal auch immer wieder etwas merkwürdig bis amüsant, dass auf der einene Seite die Fans immer groß erzählen, dass das ja noch richtige Handgemachte Musik ist und die Leute ihre Instumente beherrschen (vor allem in Diskussion darüber, dass Metal ja besser als Techno und HipHop ist...), auf der anderen Seite aber gerade heutige Metal-Produktionen oft wenig "handgemacht" klingen. Als extreme Beispiele hab ich hier schon oft Beneath the Massacre genannt, wo ich mich immer frage: Warum nimmt man nicht gleich einen Drumcomputer? Wäre doch viel einfacher, als den echten Drummer mit viel Auffwand genau wie einen solchen klingen zu lassen... Ganz schrecklich finde ich auch Equilibrium, zumindest das Album Turis Fratyr: Ich hab die mal Live gesehen, ist ja auch eine ganz lustige Kapelle, aber das Album klingt wie komplett mit einem billigen Keyboard gemacht. Also das hat wirklich nicht mehr viel "handgemachter Rockmusik" zu tun.

Da bin ich jetzt etwas vom Thema abgekommen - wobei nicht wirklich. Denn ich würde auch sagen, dass ein produziertes musikalisches Werk auch als solches eigenständig gesehen werden kann. Und es daher nicht darum geht, ob das nun irgendwie da Abbild eines Live-Auftritts ist. Allerdings hat dann da das Rock- und Metal-Genre schon ein gewisses Problem. Den eine Klasssikaufnahme soll ja noch im weitesten Sinne dem Liveerlebnis entsprechend - hier wurd nun gesagt, dass da auch viel geschummelt wird, aber unterm Stich geht es da weitesgehend um die Aufnahme eines Konzerts. Bei elektronischer MUsik ist das gegenteil der Fall. Das ist ganz eindeutig Musik, die für den Tonträger produziert wird, und wo auch keiner erwartet, dass man das irgendwie wirkliche "live" spielen kann. Rockmusik war nun ursprünglich auch Live Musik und die Aufnahme mehr oder weniger ein Live Mitshcnitt. Aber wie auch schoin gesagt fingen schon die Beatles an auf einem Album Dinge zu tun, die sie so live gar nicht darbeiten konnten. UNd heute wird oft auch ziemlich viel erwartet, wie eine Platte klingen muss, und manche toben sich da sehr aus mit allen möglichen Effekten etc. An sich würde das den Wert des Albums nicht shcmälern (wäre dann halt wie bei der elektronischen Musik), doof ist nur dass bei Rokc/Metal dann doch wieder erwartet wird, dass das ganze live gespielt wird.

Und da habe auch ich schon einige Enttäuschungen erlebt, vor allem bei vielen Metal-Bands, die noch nicht so bekannt sind. VOr allem eben solche, deren aufnahmen sehr komplex, "progressiv" oder bombastisch klingen. Die hört man sich dann vorher auf Myspace an, denkt sich "die klingen ja interessant", und live merkt man dann, dass das entweder auch nur eine schnöde Metalband mit Keyboard ist (im schlimmsten Fall noch nicht mal mit echtem Keyboard, sondern vom Band), die noch nicht mal besonders tight spielen, oder es klingt alles einfach sehr bemüht und chaotisch.

Nach vielen solcher Erfahrung wurd ich dann aber auch mal positiv überrascht, nämlich bei Tool. Da hätte ich mehr gedacht (und es auch gar nicht schlimm gefunden), dass da im Studio viel rumexperimentiert wurde mit irgendwelchen Effekten. Stattdessen aber fehlte live nichts und war auch genauso gut. Ganz ohne Gastmusiker und ohne irgendwelche Einspieler - stattdessen haben die vier Bandmitglieder alles live gespielt. Sorgte bei mir dann auch für manche Aha-Effekte wie "Ach, das spielt der Bass?"
 
Aha-Effekte wie "Ach, das spielt der Bass?"

Prima Stichwort!
Habe Montag in unserer niedlichen Messehalle die netten Norweger erleben dürfen.
Die brauchen live auch noch einen Schlagzeuger und einen Tastendrücker, damit das auch nur annähernd rüberkommt. Und wenn man drauf achtet, wie der Keyboarder im Hintergrund schindert(wenn er nicht gerade noch Gitarre oder Bass spielt), dann wird auch klar, daß die Musik nie 1=1 live spielbar war und ist.
Aber tut das dem Genuß irgendeinen Abbruch?
Fühlt man sich da um den soundtrack der Jugend betrogen?
 
Ich bin da wohl auch teilweise falsch verstanden worden... ich sage nicht, dass die Band ihr Material selbst geschrieben haben muss, dafür gibt es Songwriter. Nicht jedem ist Songwriting, Texten oder auch fortgeschrittene Komposition zugänglich. Aber wer sich als Band verkauft, sollte auch spielen können.
Ich mache selbst auch nebenbei elektronische Musik, und als solche ausgewiesen ist klar, dass hier mit anderem Maßstab gemessen werden muss. Man kann ja alleine keine 20 oder 30 Spuren auf einmal spielen, aber deswegen wird sowas i.d.R. auch nicht als "Konzert" verkauft, sondern in Clubs oder Bars als "Liveact" - das ist einfach was anderes.
Auch die Mischung aus beidem ist durchaus möglich und berechtigt... wenn eine Band in ihren Reihen eben einen Keyboarder/"Elektroniker" hat, der seinen Teil an der musikalischen Ausrichtung eben auch "on stage" umsetzbar macht, dann ist das ja immernoch eine ehrliche Performance. Soundsoviele Blackmetal oder Powermetal Bands könnten ihre epischen Streicherteppiche schon alleine wegen dem organisatorischen und finanziellen Aufwand garnicht immer überall als echte Instrumentalisten aufstellen. Aber auf dem Konzert sieht man dann eben deutlich, dass da ein Keyboarder steht, der das dann aus seiner Samplelibrary mitbedient. Dagegen finde ich garnichts einzuwenden.
Verwerflich finde ich es nunmal eben in der Populärmusik, wenn da "Bands" oder "Künstler" aufgestellt werden, die wirklich nurnoch Show abliefern und schon vertraglich garnicht live spielen dürfen - weil die Strippenzieher genau wissen, dass die es nicht wirklich so draufhaben. Und dem Zustand versuche ich entgegenzuwirken. Wer als Band ohne Keyboarder kommt, der bekommt auch keine Sounds reingebastelt, die ohne Keyboard nicht spielbar sind. Es gibt ja nicht umsonst den Ausdruck "Kunsthandwerk". Denn diese Begriffe stehen nicht gegeneinander, sondern gehören zusammen.
 
Verwerflich finde ich es nunmal eben in der Populärmusik, wenn da "Bands" oder "Künstler" aufgestellt werden, die wirklich nurnoch Show abliefern und schon vertraglich garnicht live spielen dürfen - weil die Strippenzieher genau wissen, dass die es nicht wirklich so draufhaben. Und dem Zustand versuche ich entgegenzuwirken. Wer als Band ohne Keyboarder kommt, der bekommt auch keine Sounds reingebastelt, die ohne Keyboard nicht spielbar sind. Es gibt ja nicht umsonst den Ausdruck "Kunsthandwerk". Denn diese Begriffe stehen nicht gegeneinander, sondern gehören zusammen.

Es hängt nicht mehr davon ab, ob man sein Instrument beherrscht oder nicht, ob man zu Gunsten der Show nur Playback spielt. Bei Top of the Pops ist alles Playback und da werden in der Regel professionelle Gitarristen engagiert, die im Hintergrund zum Playback rumfuchteln. Aber darum geht es auch garnicht. Das Produkt ist einfach ein anderes. Es geht nicht mehr um das Produkt Musik, sondern was verkauft wird ist die Show.
 
Ich mache selbst auch nebenbei elektronische Musik, und als solche ausgewiesen ist klar, dass hier mit anderem Maßstab gemessen werden muss. Man kann ja alleine keine 20 oder 30 Spuren auf einmal spielen, aber deswegen wird sowas i.d.R. auch nicht als "Konzert" verkauft, sondern in Clubs oder Bars als "Liveact" - das ist einfach was anderes.
Viele Elektronikbands spielen regelmäßig live, und mir scheint es dass es bei denen deutlich umsetzbarer ist als bei einer Rockband die sich einen modernen Sound auf die Aufnahmen schneidern lässt und dann live das Schlagzeug plötzlich nur noch so klingt wie ein ... Schlagzeug. Hat man sich ja auch schon lange dran gewöhnt

Bands wie Kraftwerk haben schon immer alles live umgesetzt, mittlerweile bringen die dank Computertechnik das ehemals gigantische Kling-Klang Studio komplett auf die Bühne.



Wie auch immer, ich bezweifel dass ehrlich überhaupt von irgendjemanden gewollt ist. Eine Rockband im Proberaum hört sich irgendwie nicht so doll an. Kann ja jeder mal ausprobieren, Stereomic in den Proberaum und nacher mal anhören - so etwas Piffeliges will doch keiner auf eine Platte pressen.
Gleiches Verfahren mit einem Singer/Songwriter den man ohne Tricks direkt live in einem guten Raum aufnimmt könnte ja sogar noch funktionieren, aber bei den normalen Rock und Pop Geschichten - keine Chance.
 
Naja, bei Fernsehshows, wo viele Künstler hintereinander auftreten, hat das einfach technische Gründe, dass die nicht alle live spielen. Bei Top of the Pops hat das ja auch so manchen schon dazu animiert, das ganze nicht so Ernst zu nehmen:
http://www.youtube.com/watch?v=dtehDIWrX5U
http://www.youtube.com/watch?v=nUdExq_SgKQ
Allerdings driftet das jetzt thematisch wohl zu sehr ab, die Diskussion wird eher in diesem Thread geführt:
https://www.musiker-board.de/vb/mus...ill-warnung-vor-playback-shows-einf-hren.html
 
Die Frage ist : Warum darf Jan Delay +150 Tracks aufnehmen ?
Nur weil er das Geld hat, sich Live mit einer 20 löpfigen Backup Band zu präsentieren ?

und warum darf ich keine Addons aufnehmen ?
Weil ich das Live vom Band kommen lassen muss?
Weil ich eben nicht die Knete habe mir Live 2 weitere Gitarristen
und ein Orchester + 50 köpfigen Chor auf Tour mitzunehmen?....

Ich habe das Gefühl, Bands die es Live nicht bringen (d.h. völlig falsche erwartungen auf dem album schüren) werden nicht lange überleben. Bands müssen entscheiden : will ich auf der Platte ein "Bild malen" oder lieber ein Live Album rausbringen. Ich persönlich LIEBE Produktion, Psychoakustische Tricks und Effekte. Ich weiss nicht, warum das nicht auch wie eine Art Kunst angesehen werden kann.
Der Künstler hat eine Vision, die versucht er auf die Leinwand zu bringen (bzw. auf Vinyl oder in einsen und nullen). Daran ist nichts verwerflich, und mir geht dieses Gerede von : sollteman nicht? muss man nicht? wirklich aufs gemüt (um das nett auszudrücken ;-)

Studio und Live sind 2 paar Schuhe. Jeder der das nicht versteht war entweder noch nie auf einem Konzert, oder aber hat keine Ahnung von Musikproduktion.

Allerdings vertrete ich als Musiker (nicht als Studioengineer und Produzent) die Meinung :
Weniger ist oft mehr. Wenn die Grundidee (das Riff, die Gesangslinie etc.) scheisse ist,
braucht man viele viele Layer um das ganze interessant zu machen.

Wenn ich merke : ich bruache 5 Vocalspuren und 3 Gitarrenoverdubs weiss ich meißtens :
Der Song ist scheisse. Destroy - Erase - Improve !

Als Produzent sehe ich das so :
wenn die band zu mir kommt, und völlig belanglose riffs spielt und langweillige melodien schreibt. - dann kannich das so nicht stehen lassen. dann tue ich der band keinen gefallen und der hörerschaft auch nicht. wenn ich schon am kernprodukt nichts ändern kann, dann programmier ich halt streicher drüber, 3. 4. Stimmen und gebe dem ganzen Ausdruck.
Ich sehe dass da als Dienstleistung. Verwerflich ist das meiner Meinung nach nicht.

Meißtens unterstreiche ich mit der Produktion auch nur Ideen, die sowieso schon im Song enthalten sind. Ich sehe das als ausmalen der Strukturen. Farbgebung. Schattierung.

Live wird das durch die Stimmung getragen, da braucht es die Farben garnicht,
die kommen durch die Chemie zw. Band und Fans.
 
Ich habe das Gefühl, Bands die es Live nicht bringen (d.h. völlig falsche erwartungen auf dem album schüren) werden nicht lange überleben. Bands müssen entscheiden : will ich auf der Platte ein "Bild malen" oder lieber ein Live Album rausbringen. Ich persönlich LIEBE Produktion, Psychoakustische Tricks und Effekte. Ich weiss nicht, warum das nicht auch wie eine Art Kunst angesehen werden kann.
Der Künstler hat eine Vision, die versucht er auf die Leinwand zu bringen (bzw. auf Vinyl oder in einsen und nullen). Daran ist nichts verwerflich, und mir geht dieses Gerede von : sollteman nicht? muss man nicht? wirklich aufs gemüt (um das nett auszudrücken ;-)

Studio und Live sind 2 paar Schuhe. Jeder der das nicht versteht war entweder noch nie auf einem Konzert, oder aber hat keine Ahnung von Musikproduktion.

Ich seh das auch so wie du... wenn ein Produzent sich mit einer Band an ein Album macht, dann ist er sowas wie ein weiteres Bandmitglied, welches auch noch zu den Songs beitragen kann und auch sollte. Inzwischen wären Produktionen wo man einfach KOMPLETT ohne Spielerein nur die Songs aufnimmt auch nicht mehr zeitgemäß oder nur noch in gewissen Fällen angebracht....
Die Songs ansich sollte eine Band live trotzdem reproduziern können... ob man sich jetz extra noch nen Synthiemenschen anlacht, der dafür zuständig is Soundspielerein in den Livesound mit einzubringen und ob man sich noch tausend Effekte für jedes Instrument kauft um die Platte zu imitieren, is natürlich dann die andere Frage... find ich immer gut, muss aber auch nicht unbedingt sein
 

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