Reparatur einer Fender F-55-12

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Hi,

heute hab ich unerwartet von einem Bekannten meines Vaters eine ältere
Fender F-55-12 bekommen;)
Laut Aufkleber im Schallloch ist sie aus dem Jahr 1972, also eine der ersten der Produktion:great:
Allerdings hat die Gitarre ein großes Problem:
Die Brücke hat sich schon zur Hälfte von der Decke, welche sich auch schon um etwa 8-10mm aufgewölbt hat, abgelöst.
Meine Frage also:
Kann man die Fender noch retten? Was kostet so etwas?
Wenn es möglich ist, würde ich nämlich recht viel investieren können, um sie wieder spielbar zu machen,
da die Grundlage ziemlich gut aussieht (keine Risse etc., nur ein paar Kratzer/Lackschäden).

Ich freue mich auf eure Antworten.

Hier noch ein paar Bilder:
EDIT: bei Bedarf kann ich noch andere machen :)
 
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Kann man die Fender noch retten? Was kostet so etwas?
Wenn es möglich ist, würde ich nämlich recht viel investieren können, um sie wieder spielbar zu machen,
da die Grundlage ziemlich gut aussieht (keine Risse etc., nur ein paar Kratzer/Lackschäden).

Man kann sie retten.
Die Kosten würde ich auf mindestens € 160.- schätzen bzw. sogar eventuell mehr. --> Alte Brücke fachgerecht entfernen, Klebefläche sorgfältig vorbereiten, neue Brücke auf die Deckenform anpassen und aufleimen.

Die Wölbung der Decke könnte bauartbedingt sein (d.h. eventuell wurde diese Gitarre so konstruiert --> es gibt einige Gitarren die mit einer deutlich sichtbaren Deckenwölbung gebaut werden und wurden).
Wenn die Wölbung sehr gleichmäßig ist, keine Risse an der Decke und der Deckenbereich zwischen Halskorpusverbindung und Schall-Loch nicht extrem nach innen gewölbt ist bzw. einfällt und im Korpusinneren keine Leisten lose oder gebrochen sind --> dann würde ich vermuten, dass diese Gitarre mit dieser Wölbung so gebaut wurde.


Nachfolgend einige Links mit Fotos wie so eine Reparatur einer Brücke vonstatten geht:
Bridge 1
Bridge 2
Bridge 3
Bridge 4
Bridge 5

Interessant in diesem Zusammenhang wäre, wie es mit dem Halswinkel aussieht? --> Falls es diesbezüglich leichte Probleme gibt könnten die eventuell über die Höhe der Brücke noch behoben werden --> ansonsten wäre auch ein sogenannter "neckrest" notwendig und würde die Kosten erheblich erhöhen.
Wie in nachfolgendem Link beschrieben kann man dies kontrollieren.
Die Verlängerung der Griffbrettfläche inklusive Bünde sollte an der Oberkante der Brücke auftreffen (mit langem Lineal kontrollieren).
Checking neck angle
 
Hi,

Die Wölbung ist meiner Ansicht nach nicht bauartbedingt (ganz normale Dreadnought-Form),
da vor der Brücke alles eben ist und nur da, wo sich die Brücke abgehoben hat, eine Wölbung entstanden ist.
Die Leisten sind nicht gebrochen aber dort wo die Wölbung ist, haben sie sich teilweise abgelöst.
Mit dem Schallloch und dem Holz drumrum ist alles in Ordnung;)
Der Halswinkel stimmt, da gibt es keine Probleme.
Das bestätigt auch der Test mit dem Lineal.

Vielen Dank für deine Antwort (kriegst nen Keks;))
 
Deinem dritten Photo nach zu schließen hat die Decke ja so ne richtige Beule entwickelt, und wenn sich dann auch noch die Beleistung gelöst hat, deutet das schon auf einen höheren Aufwand zur Restaurierung hin. Vor allem bei Zwölfsaitern wirken eben doch sehr hohe Zugkräfte auf diesen Bereich der Decke, da ist so was bei nicht ganz so sauber verarbeiteten Instrumenten nicht ungewöhnlich.

Wenn du nicht irgendwelche ideelllen Werte mit der Klampfe verbindest, würde ich mich an deiner Stelle eher nach einer neuen umschauen, zumal eine Reparatur dir nicht garantiert, dass du in ein , zwei Jahren nicht das gleiche Problem wieder bekommst.

Gruß
Toni
 
Und was sollte dann mit der Fender passieren? Einfach wegschmeißen wäre ja arg schade; Fazit wäre dann: Restaurierung versuchen.
Endergebnis: Eine neue und die Fender - ist auch eine nette Taktik für Gitarrensüchtige.... :D
 
Liebe Leutz,
eigentlich ist es eine alte Weisheit, daß Zwölfsaiter nie normal gestimmt werden sollen, sondern eigentlich immer einen Ganzton oder eine kleine Terz tiefer, um den Zug auf Steg und Decke zu verringern.

Wenn jetzt bei so einem alten Teil der Steg gerissen ist, dann könnte das in der normalen Stimmung seine Ursache haben. Dann kann die Brückenplatte ebenfalls gerissen sein, und es kann sich auch die Beleistung gelöst haben. Die Ferndiagnosen, die hier gestellt wurden, sind ja alle schön und gut, aber erstmal würde ich mit ein paar Spiegeln und Fühlerlehren das Innenleben der Gitarre inspizieren. Wenn die Leisten nämlich nicht ab sind, was ich für meinen Teil vermute, dann würde ich eher versuchen, durch einen Gitarrenbauer den Steg einmal wieder zusammenzukleben, und dann den mit der Decke neu verleimen zu lassen. Das dürfte eher im Fuffi-Bereich liegen, würde die Neuanfertigung eines Steges und die notwendige Lackierung ersparen und dürfte der Gitarre eher angemessen sein.

Denn - mit Verlaub - wenn nach knapp 40 Jahren der Steg bricht ohne von der Decke abzureissen, bzw. ohne daß die Decke mitreißt, dann hat die Gitarre innen keine Verleistung, sondern eher eine Bebalkung. Ob das Teil dann nach Reparatur klingt, ist eine andere Sache, weil sie möglicherweise auch vorher schon nicht dem Klangideal einer guten zwölfsaitigen Gitarre entsprochen hat.

Und Tschüss!
 
Man könnte sie z.B. in Gipsbinden verpacken und ein Kunstwerk draus machen :D:D:D.
Tolle Idee, kann man dann für ein paar Jahrzehnte in einen Raum hängen, bis der Gips abbröckelt und der Raum renoviert wird und die Gitarre dann von einem jungen Gitarristen aus dem Müll gezogen und restauriert wird :)
Stop..... woher kommt mir das gerade bekannt vor? :p Bis hin zum Teil mit der gewölbten Decke... :D
 
Hi,

@toni12345: Wegwerfen werde ich sie sicherlich nicht, genausowenig in Gips einpacken:D

die Gitarre war heute beim Gitarrenbauer und der hat folgendes dazu gemeint:
die Grundlage an sich ist gut, er wird das Teil so aber nicht reparieren.
Der Grund ist, dass die Decke aus Sperrholz ist und er sich somit sicher ist,
dass innerhalb einer bestimmten Zeit wieder Probleme auftauchen.
Deshalb hat er angeboten, der Fender eine neue Decke zu bauen, diesmal massiv.
Dafür will er etwa 500€. Ist das ein guter Preis?
 
Im Verhältnis zu diesem extremen Aufwand* ist der Preis noch akzeptabel, praktisch hast du dann quasi eine völlig andere Gitarre daliegen.

*
- Decke entfernen,
- neue massive Decke "bauen"
- mit Bracing
- alles stabil und optisch möglichst ansprechend zusammensetzen
- Brücke aufsetzen
- Lackieren

Aber ganz ehrlich - ich glaube, mir wäre das zu viel. Nicht im Verhältnis, sondern so insgesamt - da würde ich persönlich eher privat versuchen, das Ding wieder zurechtzubiegen; für die 500€ bekommt man auch eine neue 12-Saiter mit massiver Decke.
 
Dass die Gitarre am Ende praktisch eine andere ist, war mir klar;)
Ich hab mir ebenfalls schon überlegt, die selber zu richten,
nur hab ich dann immernoch das Problem mit der Sperrholzdecke.
Egal, der Zug ist abgefahren.
Die Fender ist jetzt endgültig beim Gitarrenbauer, der mir eine Fichtendecke
und eine neue Brücke hinbaut, zzgl. noch ein paar schöne Inlays.
Denn es wäre wirklich schade um die Gitarre, wenn mir da ein Missgeschick passiert
oder ich die einfach so entsorge, da sie eben auch "vintage" ist:great:
Und da es ein "Geburtstagsgeschenk" ist, sind die Euronen auch nicht vergebens investiert (GAS grüßt:))

Wenn sie fertig ist, werd ich auch ein paar gute Fotos machen:D
 
Ganz ehrlich: Sperrholzdecken sind üblicherweise stabiler und robuster als massive Decken, das war kein sonderliches Argument - massive Decken haben eher den klanglichen Vorteil.
 
Hallo, auch wenn sich der eigentliche Anlass dieser Diskussion inzwischen erledigt hat und die alte "Fender" nun eine nagelneue Decke bekommt, so wäre eine Diskussion über die japanischen Gitarren der 70er Jahre mal wirklich interessant.

Ich beobachte in der "Bucht" regelmäßig die Angebote alter Gitarren. Wenn man die Symptome kennt, kommt man zu dem Schluss, dass ein großer Teil der Gitarren deshalb angeboten wird, weil die Stegeinlage bereits bis knapp über den Steg abgeschliffen ist und die Saiten trotzdem immer noch viel zu hoch über dem Griffbrett liegen. Dieses Problem betrifft hauptsächlich Gitarren mit Laminatdecken und das heist die Mehrzahl der Gitarren aus dieser Zeit.

Ich weiß wie schwer es ist eine alte Gitarre langsam sterben zu sehen, aber wenn man kein Sammler bestimmter Sounds ist, sollte man auch mal loslassen können oder den Gitarren höchstens mit brutalen Notreparaturen noch ein paar letzte Jahre schenken. Ich habe im Web mal ein Rezept gefunden, wie man angeblich hochgewölbte Decken wieder etwas zurückbiegen kann: Die Decke von innen mit einem Schwamm anfeuchten, mit Brettern und Schraubzwingen die Decke unter Druck setzen und dann mit Heissluft von innnen wärmen und trocknen. Ich werde das gelegentlich mal an einer laminierten Japanerin ausprobieren, die ich zum stolzen Preis von 25 Euro für meine Tochter erworben habe. Bei E*ay sieht man auch schon mal Stege, die mit dem Bandschleifer bearbeitet wurden. Genau von oben fotografiert fällt das kaum auf.

Es ist für uns selbstverständlich, ein Auto dessen Reparatur nicht mehr lohnt, auf den Schrott zu fahren. Wir sollten akzeptieren, daß auch die Lebenserwartung von Gitarren, speziell aus einer bestimmten Periode, endlich ist.
 
Zuletzt bearbeitet:
Heute ist die Gitarre wieder zurück;)
So sieht sie aus:



Zwar ist die Decke nicht nach dem Vorbild gebaut, aber dafür nach meinen Wünschen
(und so gefällt sie auch mir besser).
Der Sound ist... einfach göttlich:D Bässe sind sehr gut vertreten und die Höhen klar und differenziert,
einfach so, wie eine 12Saiter zu klingen hat;)


@flyboy:
Natürlich sollte man auch bereit sein, von solchen Gitarren loszulassen, bei denen es keine Hoffnung mehr gibt
(Totalschaden etc.).
Nur, wenn halt noch viel möglich ist, finde ich, kann man auch -sofern man denn will- in eine Reparatur
investieren. Vor allem, wenn die Gitarre ansonsten noch in guter Verfassung ist (wie bei mir).

mfG und schönen Abend.
 
Gut sieht sie aus! Verrätst du uns noch, was du jetzt bezahlst hast?

Was mir allerdings ein bisschen seltsam vorkommt, ist die Stegkompensationauf dem vierten Bild. Wenn ich das richtig sehe, ist der Steg so ausgeführt, dass die umwickelten (tieferen) Saiten eine längere Mensur haben. Müsste es nicht eigentlich andersrum sein? Bei Sechsaitern ist es ja normalerweise so, dass der Auflagepunkt der h-Saite gegenüber dem der G-Saite nach unten versetzt ist.

Mache ich da jetzt einen Denkfehler oder müsste man die Saiten vielleicht umgekehrt aufziehen (Oktavsaiten vertauschen)? Wie bist du denn mit der Oktavreinheit zufrieden?

Gruß
Toni
 
Hi,

insgesamt hab ich (bzw. hat mein Vater:D) für die Reparatur und die Anpassung an meine Wünsche;) 640€ ausgegeben.
Aber das war es auf jeden Fall wert.

Bezüglich der Kompensation:
jetzt wo du es sagst, fällt mir auch auf, dass da doch etwas mehr Aufwand drinsteckt:)
Die umsponnenen Saiten müssen jedoch eine etwas längere Mensur haben als die blanken,
von daher ist es korrekt (auch bei meinen 10 anderen Gitarren ist das so).
Die Saiten sind schon korrekt aufgezogen:great:

Ach ja, mit der Oktavreinheit bin ich ausnahmslos zufrieden,
so eine gute Gitarre hab ich bis jetzt nur wenige Male gespielt.
Bis in die höchsten Bünde klingen die Saiten und fangen nicht an zu klirren oder unsauber zu tönen.

Von daher hat die ganze Aktion für beide Seiten nur Vorteile gebracht:D

mfG und einen schönen Sonntag
 
Die umsponnenen Saiten müssen jedoch eine etwas längere Mensur haben als die blanken,
von daher ist es korrekt (auch bei meinen 10 anderen Gitarren ist das so).

Ich fürchte, da täuscht du dich. Wenn ich nicht komplett falsch liege, ist nicht die Dicke der Saite, sondern die Dicke des Kerns der Saite entscheidend für die Einstellung am Steg. Die umsponnene G-Saite hat (bei 6-String-Westernsaiten) gewöhnlich einen dünneren Kern als die h-Saite, die ja praktisch schon der Kern ist. Deshalb hat sie bei kompensierten Stegeinlagen eine größere schwingende Länge als die G-Saite.

Bei den umsponnenen Saiten nimmt dann die Länge auch wieder zu, je dicker die Saite und damit auch der Kern ist. Bei deinem Steg scheint jedoch z.B. die hohe G-Saite eher kürzer zu sein als die h-Saiten, genauso bei den tiefen D- und A-Saiten. Vielleicht ist das Ganze ja auch Haarspalterei, wenn du mit der Oktavreinheit zufrieden bist, dann ist ja alles bestens:great:. Mich interessiert hier eher die Theorie, die dahinter steckt bzw. die Gedanken, die sich der Gitarrenbauer bei einem doch recht aufwändig gearbeiteten Sattel macht.

Vielleicht kann uns da ja noch jemand anders erhellen.

Gruß
Toni
 

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