[Review] Ibanez TOD10N TKF Tim Henson Signature

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Ibanez TOD10N TKF - Tim Henson Signature

IMG_2627.JPG


Einleitung
Wie soll ich anfangen? Polyphia „Playing God“ Video gesehen – Gitarre gesehen – WOW – G.A.S. – Suchen, suchen, suchen – eine Gebrauchte gefunden – Super netten Kontakt kennengelernt der ein Exemplar zu einem akzeptablen Preis angeboten hat – Zugeschlagen!;)
So ungefähr hat die Gitarre ihren Weg zu mir genommen.
Eigentlich höre und spiele ich fast ausschließlich Metal, spiel E-Gitarre und bin eher zufällig auf Polyphia gestoßen, aber was die Jungs da spielen finde ich schon sehr abgefahren und cool.:cool: Ich habe dann auch angefangen Chickenpicking und komplexere Akkorde auf der Western zu spielen und mir gedacht eine Klassikgitarre muss her. Und als ich das Polyphia Video gesehen habe, hat mich die Gitarre aus dem Video sofort angesprochen. Nach einer gar nicht mal soo langen Suche hat sich ein netter Herr bei mir gemeldet, der ein Exemplar „wie neu“ verkauft. Nach ein paar Telefonaten und Nachrichten, war die Gitarre auch schon unterwegs zu mir.:juhuu:

Technische Daten
• Sapeli Korpus
• Sitka Fichtendecke
• Fan Bracing
• Nyatoh Hals
• Walnuss Griffbrett und Brücke
• Tree of Death Inlay
• Perloid Binding
• Knochen Sattel und Stegeinlage
• Mensur: 25,5“
• Griffbrettradius: 400mm (~15,7“)
• 22 Bünde
• Fishman Sonicore Piezo
• Ibanez AEQ210TF preamp w/Onboard tuner
• Farbe Transparent Black Flat

Erster Eindruck/Verarbeitung
Die Gitarre sieht einfach sehr ansprechend aus. Das matt schwarze Finish, das Perloid Binding, das Inlay, sowie die Tatsache, dass die Gitarre kein Soundloch hat, verleihen ihr einen sehr cleanen und coolen Look! Volltreffer!:cool::great:
Auch die Verarbeitung ist top! Die Bünde stehen nicht über, das Binding verläuft sauber und bündig mit dem Korpus und auch das Finish ist gleichmäßig und sauber aufgebracht.
Was die Saitenlage betrifft, bin ich bei Konzertgitarren nicht soo der Kenner und hab keine Referenz. Laut Messung mit dem Lineal sind es am 12.Bund auf der tiefen E-Saite ca. 2,3mm zwischen Bundoberkante und Saitenunterkante, auf der hohen E-Saite nicht ganz 2mm. Klar, die Saitenlage wird durch die größeren Schwingungen der Saiten nie an eine E-Gitarre rankommen, aber für mich fühlt sich die Saitenlage als E-Gitarrist sehr gut an. Denke, dass der Fokus der Gitarre auf Leuten wie mir liegt, die eigentlich E-Gitarre spielen und die daher mit der Ibanez TOD gut zurechtkommen sollten.
Auch der, im Vergleich zu den meist flachen Griffbrettern anderer Konzertgitarren, leichte Griffbrettradius, sowie der relativ schmale Hals (46mm Breite am Sattel), trägt dazu bei, dass sich der Umstieg von der E-Gitarre nicht sehr drastisch anfühlt.
Die Mechaniken arbeiten sehr gut und stimmen exakt. Gibt eigentlich nichts Negatives daran auszusetzen. Als Trussrod wurde ein, wie zu 99% üblich, 2-Wege Trussrod verbaut, womit sich die Saitenlage bzw. Halskrümmung in beide Richtungen einstellen lässt. Der Sattel aus Knochen ist perfekt gekerbt und hat die richtige Höhe bzw. ist die Stegeinlage so gefeilt, dass die Intonation perfekt passt.
Als Elektronik ist ein Fishman Sonicore Piezo unterhalb der Stegeinlage, sowie ein Ibanez AEQ210TF Vorverstärker verbaut. Dieser hat neben Volume, Treble und Bass auch einen Phase-Schalter verbaut, der das Signal, vereinfacht gesagt, umdreht um damit etwaiges Feedback zu minimieren (bin aber kein Experte). Alles in Allem lässt sich die Gitarre am Amp damit sehr vielseitig einstellen. Der eingebaute Tuner ist auch noch ein super zusätzliches Feature. Die Buchse ist samt 9 Volt Batteriefach, wie bei vielen E-Gitarren, in der unteren Zarge verbaut. Bei der Positionierung sieht man wieder, dass man viele Anleihen an eine E-Gitarre genommen hat.

Bespielbarkeit
Das Halsprofil würde ich als ein klassisches „C“ beschreiben, dass gut in der Hand liegt. Der Hals hat ein sehr schlankes Halsprofil bzw. erinnert die Dicke (~21mm am ersten Bund) wieder an das Feeling einer E-Gitarre. Daher ist die Bespielbarkeit für meine Ansprüche sehr gut und die Gewöhnungsphase war/ist nicht wirklich lang. Das Cutaway macht es ebenfalls sehr einfach jeden der 22 Bünde zu erreichen.
Andere Bespielbarkeits-Vergleiche habe ich nur aus dem Gitarrenladen, wo ich mal ein paar Konzertgitarren von Ibanez, Alhambra, Yamaha, etc. ausprobiert habe. Im Vergleich dazu sind diese Gitarren mit flachem Griffbrett, breiteren und dickeren Hälsen, doch etwas für „echte“ Konzertgitarren-Spieler. Da macht es einem die Ibanez TOD wesentlich einfacher, wenn man eigentlich eine E-Gitarre gewohnt ist. Ich habe mir bei den „klassischen“ Konzertgitarren schon um einiges schwerer getan. Dafür haben diese aber wiederum wo anders einen großen Vorteil…dazu im nächsten Punkt mehr.

Sound
Diesen Punkt muss ich Zweiteilen.
1) Die erste Soundbeschreibung betrifft den Sound unplugged: Hier ziehe ich wieder die anderen Konzertgitarren als Vergleich heran. Diese hatten allesamt ein Soundloch, sodass man auch unplugged einen schönen vollen Klang hat. Gerade die Alhambra Gitarren waren beim Ausprobieren ein WOW Erlebnis. Sie klingen laut, voll und perkussiv. All das hat die Ibanez TOD unplugged nicht soo ganz. Zwar hat man ihr, aufgrund des fehlenden Soundlochs in der Decke und um auch unplugged zumindest eine gewisse Lautstärke rausholen zu können, ein Soundloch an der oberen Zarge spendiert. Dennoch kommt sie auch damit nie an eine klassisch gebaute Konzertgitarre mit Soundloch heran. Ich würde den Sound als dünn, trocken und basslos bezeichnen. Zum Üben in der Wohnung mit Nachbarn reicht es allemal, aber ihre Stärke liegt sicher nicht beim unplugged Sound.
Da ich leider kein Mikro habe, kann ich leider keine Aufnahme machen. Daher müsst ihr mir das Erzählte so glauben.

2) Die zweite Soundbeschreibung betrifft den Sound der Gitarre an einen Verstärker angeschlossen und über das Piezo/Elektronik abgenommen. Hier tut sich schon eine ganz andere Welt auf. Ich habe hier ein Soundsample (gespielt über Neural DSP Petrucci, Cleaner Amp, Reverb und etwas Delay, Bass und Höhen auf 12 Uhr) und ein schneller Mischmasch mit Akkorden, Zupfen, Harmonics, usw. eingespielt.



Ich finde, dass man, egal ob Stumming und gezupft, jede Nuance gut raus hört und das glasig, perlige „Schnalzen“ der hohen Saiten gut übertragen wird. Die eingebaute Elektronik erlaubt es auch noch die Höhen und Bässe einzustellen, womit jeder seine persönliche Ton-Färbung finden sollte. Der Rest kann am Amp eingestellt werden. Ob jetzt Piezo XY besser/schlechter klingt als das Fishman Sonicore, kann ich ehrlicherweise nicht beantworten bzw. fehlt mir der Vergleich. Für meinen Geschmack ist der Sound aber sehr gut und wird elektronisch gut umgesetzt.

Fazit
Die etwas günstigere Variante der TOD10N ist die Ibanez FRH10N, die um rund 519€ erhältlich ist. Für 699€ bzw. 180€ mehr bekommt man bei der Ibanez TOD10N aber die bessere Elektronik und die mMn coolere Optik, samt wunderschönen Binding und Inlay über das ganze Griffbrett. Die super abgestimmte Optik ist aber nicht das Einzige was den Preis rechtfertigt, denn auch die gute Verarbeitung, die Features (Fishman Tonabnehmer, regelbare Elektronik, eingebauter Tuner), die super Bespielbarkeit (E-Gitarren Feeling) und der gute Sound (zumindest elektrisch abgenommen) machen die Gitarre doch zu einer Exotin, die ihr Geld Wert ist. Da ich eigentlich nicht aus der Konzertgitarren Ecke komme und fast ausschließlich E-Gitarre spiele, hat mich die Ibanez TOD wirklich positiv überrascht! Sie inspiriert mich wieder neu und es macht viel Spaß neue musikalische Dinge auszuprobieren.:m_git_a:
Größter Kritikpunkt ist der unplugged Sound. Eigentlich logisch ohne Soundloch und dickem Korpus. Aber das sollte jedem klar sein der die Gitarre in Erwägung zieht.

Pro: Optik, Bespielbarkeit (vor allem für den Umstieg von der E-Gitarre), Verarbeitung, Sound abgenommen
Kontra: Sound unplugged

Zum Abschluss noch ein paar Fotos:
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Schönes Review!
Zeigst du uns bitte noch das erwähnte Soundloch in der Zarge?
Hat das dann so eine Art "persönlicher Monitor"-Effekt, dass man sich auf der Bühne gut hören würde, aber durch das Weglassen des normalen Schalloches eine ähnliche Rückkopplungsfestigkeit bekommt wie mit Feedback Buster?
 
das kleine Modell FRH10N
Klingt sehr interessant. Falls meine AEG sich verabschiedet, wäre die in der näheren Auswahl als Nylon Bühnengitarre.
Aber momentan habe ich ja eine sehr gut funktionierende Lösung.
 
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Schönes Review!
Zeigst du uns bitte noch das erwähnte Soundloch in der Zarge?
Hat das dann so eine Art "persönlicher Monitor"-Effekt, dass man sich auf der Bühne gut hören würde, aber durch das Weglassen des normalen Schalloches eine ähnliche Rückkopplungsfestigkeit bekommt wie mit Feedback Buster?

Hier hab ich das Zargenloch nochmal fotografiert:
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Hallo @Sicmaggot08 , danke für Deine Zeit und Mühe! Und Glückwunsch zur Gitarre. Letztes Jahr bei den Engl & Ibanez User Days konnte ich die TOD10N ebenfalls kurz ausprobieren und kann viele Deiner Feststellungen bestätigen, wobei ich bisher nur die akustischen bzw. unverstärkten Eigenschaften kennengelernt habe. Dein erstes Soundbeispiel liefert einen guten ersten Eindruck, an den Preamp-Einstellungen wurde aber nichts verändert, vermute ich mal. Durch die Effekte des Plugins hört es sich schön und angenehm an, vielleicht hast Du bei der nächsten Aufnahme noch die Möglichkeit, eine unverfälschte DI-Einstellung zu wählen (Amp Bypass) und dann am Preamp die Regler zu variieren.
 
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Tolles Review. Ich habe nachdem ich Tim beim Playthrough von Playing God mit offenem Mund bestaunt habe, schon drauf gewartet, dass jemand die Gitarre mal beschreibt. Sehr schönes Soundbeispiel und vor allem sehr voller Klang in der Aufnahme - genau, was die Gitarre abliefern soll. :keks:


Ich würde den Sound als dünn, trocken und basslos bezeichnen. Zum Üben in der Wohnung mit Nachbarn reicht es allemal, aber ihre Stärke liegt sicher nicht beim unplugged Sound.
Ich kenne das Argument noch aus der Zeit, als Kramer die Ferrington gebaut hat "die klingt ja unverstärkt wie ein Pappdeckel". Ganz genau, die ist ja auch für den verstärkten Bühnenbetrieb konstruiert und soll für den E-Gitarristen einen überzeugenden Steelstring-Klang mit E-Gitarren-Gefühl bringen. Deshalb waren die Hälse entsprechend ähnlich modelliert, wie die ESP-Hälse der Kramers.

Hier ist es ja genauso. Es ist das Instrument eines E-Gitarristen, der einen überzeugenden "klassischen Nylonklang" möchte (nicht authentisch, bloß überzeugend) mit E-Gitarrengefühl und das was ich höre, ist genau das.
 
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Danke! Als Heimmetalklampfer (über BOSS Katana 2 100 - 0,5 Watt-Stellung), der zu jeder Tages- und vor allem Nachtzeit in einem Mehrfamilienhaus rummosht, "fehlt" mir manchmal das Akkustikfeeling und meine alte Yamaha-Konzertgitarre ist da keine Option.

Fender hatte mich schon fast bekommen, aber einem alten Ibanezer hast Du hier jetzt "die" Lösung gezeigt.
 
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Zum Üben in der Wohnung mit Nachbarn reicht es allemal, aber ihre Stärke liegt sicher nicht beim unplugged Sound.

Einen wunderschönen guten Morgen wünscht ein Gitarrennoob 😆

Ist der Klang unplugged dünn genug, dass man auch in einer Plattenbauwohnung kräftig üben kann, ohne die Nachbarn mit seiner nicht vorhandenen Spielkunst zu malträtieren?

Ich bin absoluter Beginner und möchte gern über die bisherigen drei Akkorde hinaus kommen. Als Vollzeit-berufstätiges Etwas mit Zweitjob (=Mutter) hab ich aber schon ein schlechtes Gewissen, wenn ich mal das Plektrum auspacke, weil meist dann doch eher später am Tag. Und auch ohne Plektrum steht der Fuß aktuell mehr auf der Spassbremse, als mir lieb ist.

Ich bräuchte also eine leise(re) Alternative. Die Frage wäre daher, ob die Ibanez eine solche wäre? Leider gibt es in den umliegenden Musikhäusern nicht mal die kleine Schwester der TOD10 (FRH10n) zum Probespielen 😞

Als andere Alternativen stünden sonst nur eine Silent Guitar oder eine „richtige“ E-Gitarre zur Auswahl. 🤔

„Kauf einfach beide.“ ist leider keine Option. Werde dem Gatten eine Neue schon schwer verkaufen können, da ich die 40 Jahre alte Klampfe von seinem Vater geerbt habe, die halt schön voll tönt…
 
Hallo, also ich würde meinen, dass die Gitarre allemal Nachbartauglich ;) ist. Es ist zwar nicht so leise wie eine E-Gitarre unplugged, aber auch nicht lauter wie ein Fernseher. Bisschen schwer zu beschreiben, da die Lautstärke subjektiv ist und es auch darauf ankommt wie fest man in die Saiten haut.

Wenn deine Wohnung wirklich sehr hellhörig sein sollte, dann wäre evtl. eine E-Gitarre mit Kopfhörer eher das Passendere!?
 
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L
  • Gelöscht von GEH
Ich kenne das Argument noch aus der Zeit, als Kramer die Ferrington gebaut hat "die klingt ja unverstärkt wie ein Pappdeckel"
Und wenn schon? Musik ist Kunst. Jeder neue Eindruck sollte Türen für Neues öffnen und nicht das Neue verwerfen. Oder heißt hier jemand Salieri?
Mir geht's wie Dir, ich stehe auch mit offenem Mund vor Leuten wie Tim Henderson oder Matteo Mancuso. Fantastisch was die Jungs abliefern. Man muss ja das Alte nicht beiseite schieben, aber "my mind is always wide open".

Einziger Mist: ich will, ....nein, ich muss auch eine haben 😵
 
Ich hatte ja das Glück, die TOD10N im Ausverkauf bei JustMusic ziemlich günstig zu erwerben und bereue den Kauf kein bisschen. Wirklich tolle Gitarre für's Sofa und toller Klang am Verstärker.
 
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