Wil_Riker
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Einleitung
Podcaster und Vlogger kennen das Problem: Beim Erstellen von Videoclips mit minimalem Equipment ist es oft schwierig, eine brauchbare Tonspur mit dem integrierten Mikrofon von Smartphone oder Tablet hinzubekommen. An diese Zielgruppe richtet sich US-Hersteller Mackie mit dem OnyxGO | Mic, das sich per Bluetooth mit dem entsprechenden Aufnahmegerät verbindet über eine zugehörige App weitergehende Aufnahme-/Einstellmöglichkeiten bietet. Im Rahmen einer Teststellung konnte ich das Bluetooth-Mikrofonsystem, das aktuell (Stand Juli 2022) zu einem Straßenpreis von knapp unter 100 € erhältlich ist, ausprobieren.Mackie OnyxGO Mic
Anmerkung: Zur Vollansicht der Fotos bitte die eingebundenen Thumbnails anklicken.
Lieferumfang, technische Daten
Das kleine Mackie-Funkmikro kommt in einem chicen Kästchen ins Haus.Die Verpackung enthält neben dem Gerät selbst ein Handbuch in winziger und damit kaum zu lesender Schrift sowie ein Ladekabel (USB-A auf USB-C) für den integrierten Li-Ion-Akku (130 mAh), das gerne auch etwas länger als 30 cm hätte sein dürfen .
Außerdem liegen mit den CR-Buds In-Ear-Hörer mit kurzem (und flachem) Anschlusskabel inkl. Silikon-Passstücken in mehreren Größen bei. Am Kabel ist eine Steuerung mit einer einzelnen Taste ("Rufannahme") und Mikrofonkapsel vorhanden - dementsprechend handelt es sich beim Anschlussstecker um eine TRRS-Miniklinke.
Das OnyxGO | Mic mit etwa 48 x 28 x 15 mm (die Klammer nicht eingerechnet - s. u.) so groß wie ein 9-Volt-Block und mit ca. 10 g ein ziemliches Leichtgewicht.Running Man und Modellbezeichnung sind in die Oberseite eingeprägt, und an der oberen linken Ecke befindet sich die Öffnung für die integrierte Mikrofonkapsel (Kugelcharakteristik).
An der Unterkante sitzt eine USB-C-Buchse, über die der Akku geladen werden kann (Netzteil nicht im Lieferumfang). Lt. Handbuch reicht eine Komplettladung für etwa 5-6 Stunden Dauerbetrieb; um das OnyxGO | Mic dann wieder vollständig aufzuladen, sollte man knapp 2 Stunden einkalkulieren.
Mittig an der rechten Gehäusekante hat Mackie das einzige Bedienelement platziert: Ein roter Drucktaster, der zum Ein- und Ausschalten des Geräts, zum Initiieren des Bluetooth-Pairings (langer Druck) sowie zum Starten/Stoppen der Aufnahme (kurzer Klick).
An der oberen Kante befindet sich die Miniklinkenbuchse für die mitgelieferten In-Ears und direkt daneben eine mehrfarbige Status-LED im Miniaturformat. Diese leuchtet während des Ladevorgangs standardmäßig rot und wird grün, sobald der Akku vollgeladen ist; während des Pairings blinkt sie schnell blau - sobald die Verbindung hergestellt ist, langsam blau. Über die App lässt sich dieses Verhalten konfigurieren - dazu später mehr im entsprechenden Kapitel...
Auf der Rückseite sorgt eine Klammer mit starker Feder dafür, dass man das OnyxGO | Mic gut am Hemdkragen o. ä. befestigen kann.
Für Außenaufnahmen liefert Mackie zusätzlich einen Windschutz mit, den man über die Oberkante mit der Einsprechöffnung des Mikrofons ziehen kann. Das Gummiband wird hierzu unter der Klammer hindurchgezogen, und für den Kopfhöreranschluss ist ein entsprechender Durchlass vorhanden. Leider ist die Montage ein klein wenig fummelig, und der Windschutz verliert beim Aufziehen leicht seine Haare .
Mackie OnyxGo App
Um das Potential des OnyxGO | Mic voll ausschöpfen zu können, bietet Mackie die zugehörige App für iOS und Android an.Die wichtigen Infos vorweg: Alle in der App getroffenen Einstellungen werden direkt in der Gerätehardware gespeichert und sind auch aktiv, wenn man z. B. auf dem iPhone in den Sprachmemos als Audioquelle das OnyxGO | Mic auswählt. Speziell beim Filmen ist der Einsatz der App aber ohnehin unerlässlich, da zumindest unter iOS in der standardmäßigen Kamera-App das externe Mikrofon leider nicht unterstützt wird.
Die Verbindung zwischen Mikrofon und Gerät per Bluetooth (hier ist hardwareseitig die Version 5.0 implementiert) funktioniert schnell und zuverlässig. Anders als bei den Aktivlautsprechern von Mackie, die ich bisher testen durfte, gibt's hier keinen Demo-Modus, so dass die App tatsächlich erst startet, nachdem das OnyxGO | Mic gekoppelt ist. Bereits vorhandene Aufnahmen können aber jederzeit über den Dateibrowser (s. u.) aufgerufen werden.
Das Audio-Fenster erinnert an die üblichen Sprachmemo-Apps: Wellenform- und Zeitanzeige, außerdem ein großer roter Aufnahmeknopf. Der grüne Punkt in der Statuszeile signalisiert Betriebsbereitschaft, ganz unten kann man zwischen Audio- und Videoaufnahme umschalten.
Etwas verwirrend und nicht gerade selbsterklärend finde ich persönlich die vier unterschiedlichen Symbole, in sich den oberen Ecken und links/rechts neben dem Aufnahmeknopf angeordnet sind .
Das obere linke Symbol ("Sandwich") führt zum Dateibrowser: Hier sind die Aufnahmen, die über die App vorgenommen wurden, abrufbar. Im zweiten Reiter ist erkennbar, dass man auch Anrufe mitschneiden kann - dies allerdings bitte nur mit Kenntnis/Einverständnis des Gesprächspartners!
Aufnahmen lassen sich umbenennen, löschen, abspielen und exportieren. Die CC-Funktion ("closed captioning") ist experimentell und erzeugt eine Transkription (beim Video Untertitel). Diese Spur lässt sich separat exportieren und in ein Videoschnittprogramm einlesen sowie auch per Hand Wort für Wort editieren.
Informationen zu App und Hardware lassen sich über die drei Pünktchen oben rechts abrufen:
Das Zahnrad links neben dem Aufnahmeknopf öffnet die Aufnahmeeinstellungen: Interessant ist die Möglichkeit, das Dateiformat zwischen AAC, MP3 und unkomprimiertem WAVE umzuschalten . Hier lässt sich auch das Verhalten der LED am Mikrofon beeinflussen: pulsierend, blinkend oder komplett deaktiviert, ebenso was bei einem Doppelklick auf den seitlichen Knopf des OnyxGO | Mic passiert:
- Original singer switch: Entfernen des Gesangs in Musikstücken (funktioniert "so lala")
- Play/Pause Music: Selbsterklärend (Standardeinstellung)
- Camera switch: Schaltet im Videobetrieb (s. u.) zwischen Front- und Rückseitenkamera des Geräts um
- Phone call recording: Mitschneiden eines eingehenden Anrufs
Die stilisierten drei Fader führen zu den Mikrofoneinstellungen: Music Volume regelt die Wiedergabelautstärke über den Kopfhöreranschluss des OnyxGO | Mic, MIC Volume den Pegel des Mikrofons.
Mix ist eine interessante Möglichkeit für all diejenigen, die zu einem Halbplayback singen möchten - das Verhältnis zwischen abgespielter Musik und Mikrofonpegel lässt sich dann über die entsprechenden Slider bestimmen.
Bei aktiviertem Monitor lässt sich das das aktuell anliegende Signal über die Kopfhörer zeitgleich abhören.
INT Mic und EXT Mic bestimmen, welches der Mikrofone zur Aufnahme verwendet werden: Entweder das im Gehäuse des OnyxGO | Mic integrierte oder das an den InEar-Stöpseln (bzw. ein anderes an der Miniklinkenbuchse angeschlossenes).
Noise Reduction und Reverb ermöglichen das Hinzuschalten der Geräuschunterdrückung (Windgeräusche im Freien o. ä.) sowie eines einfachen Effektgeräts.
Ganz unten gibt es 6 Buttons mit stilisierten Symbolen, die 5 unterschiedliche Vocal Effects aktivieren (der erste Button deaktiviert den Effekt)- Spielkinder werden es lieben (Soundbeispiel anbei).
20 Klangbeispiele Sprache.mp3
- Wil_Riker
Wischt man aus dieser Ansicht nach links bzw. rechts, lässt sich für den Input (also das Mikrofon) und/oder den Output (Kopfhörer) ein rudimentärer 5-Band-EQ dazuschalten - entweder durch fünf Presets oder auch frei definierbar.
Unter dem Aufnahmeknopf kann man vom Audio- in den Videomodus wechseln, wobei zwei weitere Buttons ganz links und ganz rechts in der Reihe des Aufnahmeknopfs hinzukommen:
Letzterer dient zum Umschalten zwischen Front- und Rückkamera, mit ersterem kann man die Kamera-/Filmeinstellungen aufrufen: Veränderung von Auflösung, Bit- und Framerate sowie Bildverhältnis.
Leider ist es zum aktuellen Zeitpunkt nicht möglich, "echt" im Querformat zu filmen, d. h. wenn man Smartphone oder Tablet dreht und das Video später weiterverarbeiten möchte, muss man zunächst per Hand die Ausrichtung entsprechend ändern . Es ist zu hoffen, dass dies in einer der nächsten App-Versionen behoben wird, so dass auch "richtige" Filmer das entstandene Material direkt nutzen können und nicht nur typische Instagram- oder TikTok-User...
Eventuelle Firmware-Updates für das OnyxGO | Mic werden übrigens bei bestehender Internetverbindung direkt beim App-Start erkannt und vorgenommen (dies war während meines Testzeitraums allerdings nicht der Fall).
Nun aber zur Tat!
Praxistest, Fazit
App installieren, Bluetooth-Verbindung herstellen und los: Das ging ja einfach und schnell! Plug and Play, so wie man es sich wünscht .Die Qualität der Mikrofonkapsel ist ordentlich - ein Hörbeispiel hatte ich weiter oben ja schon eingefügt. Leider ist sie im Gehäuse nicht entkoppelt, d. h. man sollte bei der Platzierung darauf achten, dem OnyxGO | Mic rundherum etwas Luft zu lassen, damit nichts klappert, und außerdem aus dem gleichen Grund auch tunlichst vermeiden, während der Aufnahme am Mikrofon herumzuspielen, um Störgeräusche zu vermeiden. Apropos Befestigung: Die Klammer besitzt mit ca. 1 cm am unteren Ende eine ordentliche Maximalöffnung und packt gut zu, so dass man das kleine Kästchen nicht nur an der Kleidung, sondern auch an einem Notenständer oder z. B. dem Balghalter-Riemen eines Akkordeons bzw. einer Steirischen Harmonika befestigen kann . Dadurch sind direktere Aufnahmen des Instruments möglich - insbesondere als qualitativ gute Tonspur zu einem Video . Gut gefällt mir, dass die Aufnahme erst nach einem 3-2-1 Countdown startet, was einer "Studio-Situation" angemessen ist, in der man Filmer und Protagonist in Personalunion ist . So hat man genügend Zeit, sich in Pose zu stellen, ohne dass man diesen Vorlauf nachträglich aus der Aufnahme herausschneiden muss. Toll ist ebenfalls die Konfigurierbarbeit der seitlichen Taste.
Als praxistauglich erwiesen hat sich auch der Reverb-Effekt, wobei man diesen genauso sparsam dosieren sollte wie die Geräuschunterdrückung, damit die Aufnahme nicht allzu künstlich klingt. Letztere funktioniert tatsächlich ordentlich, besonders im Zusammenspiel mit dem Windschutz - hier sollte man allerdings den Klang des Mikrofons schon bei der Aufnahme oder zumindest später in der Nachbearbeitung etwas anpassen, damit der Ton nicht allzu dumpf wird.
Die Klangqualität der mitgelieferten InEars ist, vorsichtig ausgedrückt, eher mäßig. Sie reicht aber für einfaches Monitoring aus. Schön wäre ein längeres Anschlusskabel, aber wer das OnyxGO | Mic intensiv mit Monitoring nutzen möchte, kann sich dazu ja zusätzliche Stöpsel, z. B. aus Mackies MP-Serie, anschaffen. Zu hoffen ist außerdem, dass der zugehörige Windschutz günstig als Ersatzteil erhältlich sein wird, denn bei häufigem Gebrauch ist zu befürchten, dass der Haarverlust beim Überziehen auf das Mikrofon zunehmen wird . Zu guter Letzt wird Mackie hoffentlich bei einem der nächsten App-Updates das Querformat-Problem lösen, um die Professionalität beim Filmen für YouTube & Co. zu steigern.
Alles in allem ist dem US-Hersteller jedoch ein nützliches Zubehörteil für Smartphones und Tablets gelungen, um mit diesen mobilen Endgeräten mit wenig Aufwand gute Ton- und Filmaufnahmen anfertigen zu können. Angesichts des günstigen Anschaffungspreises ein klarer Kauftipp für die Generation "Podcast & Vlog" .