[Review] Waldorf Protein – Viel Synthi für wenig Geld

Sir Adrian Fish
Sir Adrian Fish
Registrierter Benutzer
Zuletzt hier
30.12.25
Registriert
23.06.18
Beiträge
546
Kekse
12.203

Wavetable Synthesizer


  • 8-stimmig polyphon
  • 4-fach multitimbral
  • 2 Wavetable-Oszillatoren auf Basis des originalen Waldorf-ASIC-Chip
  • beinhaltet alle originalen Wavetables von Microwave 1
  • Nachbildung der 8-Bit-Quantisierung und des Aliasing, CEM-Filtermodell mit einstellbarer De-Kalibrierung (Cutoff/Resonance)
  • 3 Hüllkurven
  • 2 LFOs (Tempo-Sync und S&H)
  • Modulationsmatrix mit 8 Slots
  • Poly-Aftertouch-fähig
  • 2 Effekt-Slots mit: Reverb, Delay, Chorus, Phaser, Flanger, Drive, EQ, Compressor und Tremolo
  • Performance: Arpeggiator, Step-Sequencer bis 32 Steps, Chord- & Scale-Modes
  • mehr als 100 Werks-Presets und 250 Speicherplätze gesamt
  • Line-Ausgänge: 2 x 6,3 mm Klinke
  • Stereo-Kopfhörerausgang: 3,5 mm TRS Miniklinke
  • MIDI In/Out: Mini-TRS Typ A
  • USB-C für Strom und USB-MIDI
  • robuste Metall-Front
  • Abmessungen: 252 x 170 x 48 mm
  • Gewicht: 0,75 kg
  • inkl. 2 Adapter
  • € 329,00 (Stand: 25.12.2025)
https://waldorfmusic.com/protein/

Ursprünglich bestand meinerseits gar keine Intention, einen Waldorf Protein zu kaufen. Das was ich dazu im Internet gesehen und gelesen hatte, hatte ich zwar mit Interesse und Neugier verfolgt, wurde aber nicht dahingehend getriggert, diesen auch besitzen zu wollen. Mein „Trotz“ und mein „Ehrgeiz“ wurden allerdings durch die z.T. sehr hart und kontrovers geführten Diskussionen zu dem Gerät geweckt, was dann dazu führte, mir selber ein Bild von dem Gerät machen zu wollen.

Gerne hätte ich diese Rezension, zumindest in angepasster Form, auch auf der Produktseite von Thomann eingestellt, was aber dort technisch nicht vorgesehen oder möglich ist.

Der Waldorf Protein wurde für € 305,00 von mir bei Thomann als B-Ware gekauft, und vollständig mit allem im Manual angegebenem Zubehör geliefert, wies keinerlei erkennbare Gebrauchsspuren auf und war voll funktionsfähig.

Der Waldorf Protein ist, den Machern von Waldorf folgend, der erste Synthesizer einer kleinen Serie von Geräten mit ähnlichem Formfaktor, die sich z.T. noch im Entwicklungsprozess befinden und nach und nach in die Produktion gehen sollen.

Der Formfaktor mit den Abmessungen 252 x 170 x 48 mm, sowie die Farbgebung, schwarz oder anthrazitfarbene Frontplatte, (hell)blaue Bodengruppe, wären nicht meine erste Wahl gewesen, bieten dadurch aber eine hohe Mobilität und Erkennungswert. Der Waldorf Protein verfügt zwar über keine eigene Stromversorgung in Form eine Batteriefachs, ließe sich aber bei Bedarf via USB-C-Buchse mit einem mobilen Stromspeicher betreiben.

Das Gehäuse macht einen grundsoliden, robusten und sauber verarbeiteten Eindruck und verträgt auch mal den einen oder anderen Stoß, ohne gleich einen sichtbaren Schaden davon zu tragen. Die Gehäuseoberfläche, in Schwarz bzw. Anthrazit mit weißer und blauer Beschriftung gehalten, ist aus Metall gefertigt. Die Unterseite erstrahlt in einem hellen Blauton. Ich vermute, dass letztere aus einem robusten Kunststoff gefertigt wird. Die Beschriftung lässt sich bei heller Ausleuchtung gut erkennen, bei schwacher Lichtquelle allerdings nur schlecht ablesen. Da die Bedienoberfläche aber recht übersichtlich gestaltet ist, und die Bedienung nach einer kurzen Einarbeitungszeit weitgehend intuitiv von der Hand geht, kann man diese mit der Zeit gut verinnerlichen.

Ein Pluspunkt von meiner Seite aus ist, dass die an der Gehäuserückseite positionierten Buchsen auf der Gehäuseoberseite beschriftet sind. Manchmal sind es die Kleinigkeiten, die den Alltag so viel einfacher gestalten.

Der Protein steht mit seinen 750 Gram sicher, fest und ohne zu kippeln auf der Tischplatte bzw. bei mir aktuell leicht angewinkelt auf einem kleinen Notebookständer.

Die 15 Potis und 6 Encoder laufen geleichmäßig und mit einem leichten, angenehmen Widersand. Die Potikappen sind aus hartem Kunststoff gefertigt und erfüllen funktional ihren Zweck, sind allerdings haptisch aber weniger schön und weniger griffig anzufassen. Hier gäbe es bei Bedarf sicherlich griffigere Alternativen zum Austauschen auf dem Zubehörmarkt. Die 10 kleinen Schalter funktionieren bislang ebenfalls zuverlässig und signalisieren durch einen angenehmen und deutlichen Druckpunkt, den Umschaltpunkt.

Das sehr kleine Display mit heller Schrift auf dunklem Hintergrund löst gestochen scharf auf und lässt sich für mich als Nutzer mit einer Lesebrille gut ablesen, trotzdem dort bei verschiedenen Einstellungen erstaunlich viele Anzeigewerte unterbracht sind.

Da der Sound eines Instrumentes auch immer eine sehr persönliche Angelegenheit ist, werde ich mich an diese Stelle eher bedeckt halten. Inzwischen gibt es diverse Videos mit Soundbeispielen im Internet, die hierzu einen guten Eindruck vermitteln. Er bietet aber von zart und kristall-klar, über glockig, in die Fläche gehend, bis hart und aggressiv, eine Vielzahl an Gestaltungsmöglichkeiten, die mir persönlich sehr gut gefallen. Kenner würden wohl aber sagen, das der Protein mit einen sehr typischen Waldorf-Soundnote aufwartet. Da ich persönlich keine speziellen Erwartungen an den Sound hatte, wurde ich in diesem Punkt auch nicht enttäuscht.

Lt. Produktbeschreibung beinhaltet der Waldorf Protein alle originalen Wavetables von Microwave 1. Folgt man den verschiedenen Forenbeiträgen zu diesem Thema, dann sollten allerdings die Erwartungen hierzu nicht allzu hochgesteckt werden.

Erwähnenswert sind an dieser Stelle auch noch die die 2 Effekt-Slots mit sehr hochwertig klingenden Reverb-, Delay-, Chorus-, Phaser-, Flanger-, Drive-, EQ-, Compressor- und Tremolo-Effekten.

Presets sind, ähnlich dem Thema Sound, eine sehr persönliche Angelegenheit und gehören zu den Punkten, die häufig für Kritik sorgen. Der Waldorf Protein wird mit der Firmware-Version 1.01 ausgeliefert, welche sich aktuell bei Anmeldung am Beta-Programm auf die Version 1.02b1 upgraden lässt. Diese beiden Firmware-Versionen beinhalten derzeit 224 Werks-Presets, welche sich durch weitere 20 Presets von Zavoloka, einer ukrainischen Künstlerin, die im Downloadbereich von Walsdorf als weiteres „Goodie“ bereitgestellt werden, ergänzen lassen. Eine Vielzahl der Presets gefallen mir auf Anhieb relativ gut, oder bieten zumindest eine sehr gute Ausgangsbasis, um diese mit ein wenig Tweaken, sehr gefällig klingen zu lassen.

Der gewählten Gehäuseabmessungen geschuldet, sind diverse Funktionen nur per Shift-Taste zu erreichen. Das Funktioniert in der Praxis relativ gut, findet allerdings seine Grenzen, wenn man während des Spiels über eine Keyboardtastatur gleichzeitig die doppelbelegten Funktionen der WAVETABLE, FILTER, ENVELOPES, MODULATION und EFFECTS verändern möchte. Die Shifttaste lässt sich zwar per Doppelklick feststellen, ist dann allerdings ein „Workaround“.

MPE, meinerseits mit einem ROLI Seaboard Rise 2 getestet, funktioniert auf Anhieb und bietet „das kleine Bisschen mehr“ an einer Vielzahl an spielerischen Gestaltungsmöglichkeiten. Einziges Problem, welches ich bislang noch nicht lösen konnte ist, dass sich der Program Change, also Preset-Wechsel, lediglich in 10er Schritten vollziehen lässt. Ein Problem, welches jedoch dem ROLI Controller geschuldet ist und auch bei einigen anderen angesteuerten Synthesizern auftritt.

Resümee: Alles in allem haben mich der Sound, sowie die Soundgestaltungsmöglichkeiten des Waldorf Protein positiv überrascht. Ferner überzeugt mich das sehr gut durchdachte Gesamtkonzept, welches hinter dem Gerät bzw. der Geräteserie steckt. Der Formfaktor sowie die Handhabung wären nicht meine erste Wahl, haben sich allerdings in der Praxis als durchaus funktional herausgestellt. Alles in allem, „Viel Synthi für wenig Geld“.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 4 Benutzer
ROLI Seaboard Rise 2 via MPE + Waldorf Protein Preset 220 Rainbows BR Pad, so jungfräulich, wie er kommt - unbearbeitet

 
Grund: Textergänzung!
  • Gefällt mir
Reaktionen: 3 Benutzer

Ähnliche Themen

Nachtfalter
Antworten
0
Aufrufe
3K
Nachtfalter
Nachtfalter
Plaudy
Antworten
0
Aufrufe
3K
Plaudy
Plaudy
D
Antworten
11
Aufrufe
10K
Zwo5eins
Zwo5eins

Unser weiteres Online-Angebot:
Bassic.de · Deejayforum.de · Sequencer.de · Clavio.de · Guitarworld.de · Recording.de

Musiker-Board Logo
Zurück
Oben