runde "Plexiglas"-Scheiben vor dem Set. Was soll das?

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doub
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Hallo, als nicht drummer frage ich mich was es ist und was es soll...
Also die kreisrunden Scheiben vor dem Set... reine akustische Abschirmung? bringt da so kleine FlÀchen etwas?
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Diese Scheiben sind SchallfÀnger wie das Netz vor dem Mikro wegen bestimmter Laute, die dann abgeschwÀcht werden. Hier stehen sie vor den Becken.
 
Da diese Plexiglasscheiben keinerlei absorbierende Wirkung haben, sondern als schallharte OberflĂ€che den Schall reflektieren, ist die dĂ€mpfende Wirkung nur minimal. Durch die Schallreflexion wirken sie aber als Diffusor. Bei einem Durchmesser von z.B. 50 cm (so schĂ€tze ich die Scheiben auf dem Bild), werden alle Frequenzen bis zu einer maximalen WellenlĂ€nge von eben diesem Durchmesser, also 50 cm - was 686 Hz entspricht [http://www.sengpielaudio.com/Rechner-wellen.htm] - reflektiert, also erst mal zurĂŒck geworfen. Dadurch und durch weitere Reflexionen hinter dem Drummer werden sie mehr diffus im Raum verteilt. Dadurch werden sie auch etwas leiser wahrgenommen.
Frequenzen unterhalb der WellenlĂ€nge (hier 50 cm, also niedriger als 686 Hz) werden an den Kanten gebeugt und dadurch sozusagen um das Hindernis herum geleitet. Bei noch grĂ¶ĂŸeren WellenlĂ€ngen, also noch tieferen Frequenzen, bildet die Scheibe kein Hindernis mehr. Es gibt dann zwar noch einen Schallschatten direkt hinter der Scheibe, aber im Raum sind diese Frequenzen unverĂ€ndert laut und direkt.
Da Becken vornehmlich höhere und hohe Frequenzen abgeben (das "Zischen"), sollte diese Diffusorwirkung und die damit verbundene leichte Pegelabsenkung bei ihnen ganz gut funktionieren.
 
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Werden dann diese Frequenzen fĂŒr den Drummer, der ja im Bereich der Reflexionen sitzt, nicht lauter?
 
Werden dann diese Frequenzen fĂŒr den Drummer, der ja im Bereich der Reflexionen sitzt, nicht lauter?
Nicht eigentlich, denn eine echte VerstÀrkung findet ja auf keinen Fall statt.
Durch die direkte Reflexion zurĂŒck in Richtung Drummer kann es aber sein, dass er die Becken wohl etwas lauter hört als ohne die Scheiben, weil deren Schall nicht mehr sofort in Richtung Saal geht. Allerdings gibt es immer einen sehr großen Schall-Anteil, der in Richtung Drummer strahlt, denn er ist sowieso am nĂ€chsten dran. Es geht bei der Reflexion praktisch also nur um den vergleichsweise geringen Teil des Schalles, der vorher direkt in Richtung Saal abgestrahlt wurde. Die LautstĂ€rkeerhöhung wird deshalb nur gering sein.

Ich bin kein Drummer und habe selber keine praktische Erfahrung mit solchen Scheiben. Ich wĂŒrde deren Diffusor-Effekt als zwar wahrnehmbar, aber nicht sonderlich stark einschĂ€tzen.
 
Endlich bekommt der Drummer mal seine eigene LautstÀrke um die Ohren :D
 
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Sorry, @Drummerhexe, wenn ich da widerspreche.
Stehende Wellen sind bei Becken praktisch nicht zu erwarten, da deren Klangstruktur hinsichtlich des Frequenzgemisches, das sie erzeugen, absolut chaotisch ist. Sie haben auch keine harmonisch geordnete Obertonstruktur. Genau das ergibt ja deren "Zzziischschsch"-GerĂ€usch. Es geht mehr in die Richtung eines Rauschens mit einem mehr oder weniger großen und im Frequenz-Kontinuum spezifisch angeordneten Frequenzausschnitt (also ein helleres oder dunkleres "Zzziischschsch"/"Zzzööschschsch"/"Zzzuuschschsch" je nach Beckentyp).

Deshalb sind rein statistisch bei den Reflexionen ebensoviele FrequenzverstÀrkungen wie -auslöschungen zu erwarten, die auch noch chaotisch im ms-Bereich schwanken mit allen nur denkbaren und ebenso chaotischen Phasen-Beziehungen. In der Summe entstehen daraus keine echten stehenden Wellen, bzw. wenn, dann mitteln sie sich in der Summe wieder aus.
 
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Du brauchst Dich da nicht zu entschuldigen, ich habs nur gedacht, weil unser Drummer solche Scheiben auch hatte, und immer gejammert hat, es sei jetzt etwas lauter geworden.
 
Die Scheiben gibts zumindest in rundlicher Form eher bei BlĂ€sergruppen typisch. Zum einen ermöglicht es dem Spieler sich besser zu hören, denn er spielt ja gegen eine harte, reflektierende FlĂ€che. Zum anderen hĂ€lt die Scheibe Direktschall nach vorne zurĂŒck. Den Unterschied kann man gut mit einem höheren NotenstĂ€nder und Notenmappe fĂŒr sich probieren. Gerade bei Blasorchestern, die stufig und kompakt sitzen, fliegt dem Vordermann nicht gleich das Toupet weg.

Am Schlagzeug nutzt man fĂŒr die ZurĂŒckhaltung des Direktschalls eher die großen PlexiglaswĂ€nde. Auch hier hört sich der Spieler schon besser.

Allerdings: Der Trommler und auch alle anderen haben alle InEars. FĂŒr das eigene Monitoring kann das also nicht gewesen sein.


Es ist also ein etwas genauerer Blick auf das GesamtgefĂŒge notwendig:

band.jpeg


Das Gesangsmikrofon des Front- und der BackgroundsĂ€nger sind also doch eine ganze Ecke weg. Im weiteren Verlauf des Streams kann man zumindest erkennen, dass der Bassist (rechts neben dem Set, zwischen Schlagzeug und "MEHR") ein Gesangsmikro hat. Am Gitarristen links vom Set konnte ich keines finden. FĂŒr die dargestellte Situation wird der PrimĂ€rzweck also eher die Abschirmung nach vorne und zur Seite sein. Wohl auch deshalb, da bei Veranstaltungen dieser Art auch Audience-Mics genutzt werden, um das mitsingende Auditorium zum einen auf den InEars, zum anderen auch auf der Aufnahme zu haben.

Aus der Erfahrung kann ich aus Sicht von beiden Seiten des Mischpultes bzw. Schlagzeug sagen, dass manche Kollegen hinter den PlexiwĂ€nden nicht gerne spielen, da sie sich sehr isoliert fĂŒhlen. Ich selbst hatte damit eigentlich keine Probleme, andere Kollegen schon. Auch besonders dann, wenn die durch die Lichtshow auftretende Reflektion die nonverbale Kommunikation erschwert. Vor allem bei langen Distanzen zwischen den Musikern ist das immer ein Problem, wenn die Band zwar Sheets nutzt, dennoch auch routiniert frei abĂ€ndert. Auf dem Bild im ersten Beitrag gut zu sehen ist daher, dass die Blickfelder zu den Musikern frei sind und auch ein Bereich mit freier Sicht nach vorne zum Frontmann gegeben ist.

Ich vermute, es geht bei dieser Anwendung um einen Kompromiss fĂŒr möglichst saubere Signale der umliegenden Non-Drums-Mikros (Gesang und Audicence) vs. möglichst barrierefreie Kommunikation.
 
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Bei der Live-DVD von Andreas Bourani wurden Ă€hnliche Teile eingesetzt (die waren allerdings nicht rund). Gerade in großen Hallen sind komplette Isolationskisten, wie sie viele Freikirchen haben, nicht so unbdingt nötig. Da verlagert sich das Kosten/Nutzen-VerhĂ€ltnis und fĂŒr den mikrofonierten Klang des Schlagzeugs sind die ĂŒblichen PlexiglaswĂ€nde eigentlich nicht besonders toll. Man handelt sich damit viele Erstreflexionen ein, die fĂŒr Phasenauslöschungen sorgen. Deswegen ist das, was die bei der MEHR einsetzen, zumindest fĂŒr die Schlagzeugabnahme die klanglich bessere Variante.

Dass man sich als Schlagzeuger hinter PlexiglaswĂ€nden "besser hört", möchte ich ĂŒbrigens bestreiten. Der Direktschall ist das, was man braucht. Reflexionen sind KEIN Direktschall und damit schon rein theoretisch nicht hilfreich. Rein praktisch wird es vor allem lauter und ohne Gehörschutz eine Katastrophe.
 
Die Barriere einer Plexiwand funktioniert in beide Richtungen. Hinter der Wand kommt weniger von dem an, was vor der Wand passiert und umgekehrt. Einzig die Definition von "besser" ist streitbar. Wenn es eher hörbarer ist als vorher, wÀre es besser hörbar. Ob das, was dann hörbarer ist unter klanglichen Aspekten besser wÀre, steht auf einem anderen Blatt.
 
Bei den Kulturorchestern wurden die PlexiglaswÀnde seit ungefÀhr der 80/90-er Jahre Pflicht (Berufsgenossenschaft/Arbeitsschutz) wenn Gehör-schÀdigende Pegel in den (oft engen) OrchestergrÀben zu erwarten waren. Zudem werden schon lÀnger unter diesen UmstÀnden Musiker-Ohrstöpsel (mit definiertem DÀmpfungspegel) an die Musiker ausgegeben, wenn es sehr laut wird.
Der von den PlexiglaswĂ€nden reflektierte Schall spielt dabei keine nennenswerte Rolle. Vielmehr ist es so, dass z.B. oft nur 30 cm (!) vor den Schalltrichtern der Posaunen oder vom Paukenfell entfernt sich die Ohren der Kollegen befinden, vor allem, wenn es bei großen Besetzungen wie den Opern von Richard Wagner sehr, sehr eng abgeht in den OrchestergrĂ€ben. Dazu wird es gerade bei dieser Musik manchmal sehr, sehr laut - ein ffff mit 4 Posaunen darf eben kein mf bleiben, das muss voll fett klingen.
Der Schall-Schlagschatten der PlexiglaswÀnde verhindert sehr wirkungsvoll eine im wahrsten Sinne des Wortes ohrenbetÀubende LÀrmentwicklung an den Kollegen-Ohren.
Durch die gleichzeitige Wirkung als Diffusor (und eben nicht als Absorber) kommt aber beim Publikum im Saal der Klang der Instrumente immer noch deutlich und prÀsent genug an. In der Entfernung in der das Publikum sitzt, bleiben die Pegel an deren Ohren dabei absolut ungefÀhrlich, auch wenn das Orchester ffff spielt.

Der von diesen WÀnden reflektierte Schall, der wieder zu den Spielern (also z.B. den Posaunisten, Hörnern, Trompeten, Schlagzeugern)
zurĂŒck reflektiert wird, spielt hier in der Praxis keine allzu große Rolle. Der Pegel an deren Ohren erhöht sich zwar auch ein wenig. Aber erstens bekommen sie kaum bis keinen Direktschall von ihren Instrumenten ab (Trompeten, Posaunen, Hörner), und/oder sind mit ihren Ohren viel weiter weg von ihrer eigenen Schallquelle als die Kollegen vor ihnen (Schlagzeug, Pauken). Der Pegel des eigenen Instrumentes ist daher am eigenen Ohr von vorne herein niedriger und die Reflexionen geben nicht viel dazu.
Falls es auch fĂŒr sie pegelmĂ€ĂŸig ĂŒber das Limit gehen sollte, kommen die Ohrenstöpsel zum Einsatz.

Ein sehr ernstes Thema im ĂŒbrigen, da man bei lauten Stellen in den OrchestergrĂ€ben regelmĂ€ĂŸig definitiv Gehör-schĂ€digende Pegel messen kann (120 dB sind am Schalltrichter einer ff spielenden Posaune bei Profis schnell erreicht!), und weil in der Vergangenheit leider regelmĂ€ĂŸig Orchestermusiker wegen Schwerhörigkeit und Tinnitus berufsunfĂ€hig wurden.
Meiner Kenntnis nach hat das nach EinfĂŒhrung dieser Maßnahmen deutlich abgenommen.
 
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