Schallschutz- und Akustikmaßnahmen in großem Proberaum

KJS
KJS
Registrierter Benutzer
Zuletzt hier
08.04.24
Registriert
04.08.10
Beiträge
1.207
Kekse
13.670
Ort
Wilder Süden
Hallo,

wir müssen unseren alten Proberaum räumen, da das Gebäude mittelfristig abgerissen werden soll. Wir haben einen neun Raum in Aussicht und diesen nun besichtigt. Die anfängliche Euphorie weicht nun leider den ersten Bedenken…..

Das Bild zeigt den neuen Raum von der Eingangstüre aus (ich stehe schon ein Stück im Raum). Der Raum ist ~ 15 m tief. Die Breite beträgt ~ 7 m. Ist also mit ca. 100 m² schon ne ganz ordentliche Fläche. Raumhöhe hatte ich vergessen zu messen, ist aber definitiv höher als 2,3 m. Ich schätze 2,7 m wenn nicht sogar nen Ticken mehr.


Wände sind ein Mischmasch aus nacktem Beton, Holzverkleidung teilweise aufgebrachten Rigipsplatten. Boden: PVC, Decke: einfachster Holzaufbau mit Bitumenbahnen drüber, dann ab ins Freie….
IMG-20140701-WA0005.jpg


Meine Frage: Wie würdet ihr mit so einem großen Raum umgehen um Schallschutzu und Akustik einigermaßen in den Griff zu bekommen?

Macht es Sinn, den Raum z,B. in Höhe des ersten Pfeilers (aus Blickrichtung) über die Breite ggf. mit einem Molton-Vorhang (300 g/m²) abzutrennen? So würden zwei Abteile bestehen. Einer (da wo ich stehe) für den Pausenbereich mit Sofas und Schnickschnack und der hintere Bereich fürs Proben. Dann könnte man sich ja ggf. in diesem Bereich noch zusätzliche Gedanken machen was den Schallschutz und die Akustik angeht. Ich dachte z.B. daran, den Bereich (mindestens) über dem Schlagzeug ebenfalls mit Akustik-Molton von der Decke her (Baldachin) locker abzuhängen. Zusätzlich dann die gewohnten Maßnahmen wie Teppiche auf Boden und ggf. Wänden, entkoppeltes Podest fürs Schlagzeug.
Oder wird so eine "Vorhanglösung" nichts bringen und wir müssen zur Abtrennung eine Wand einziehen. Wie gesagt macht mir die Größe des Raumes einfach ein bißchen Angst, was Hall angeht.....

Ich muss dazu sagen, dass unser alter Proberaum wesentlich kleiner war und wir dort wegen großer Fensterflächen sehr viel Zeit und Geld (!!) in die bauliche Schalldämmung (nach außen) wie auch die Akustik investiert haben. Dementsprechend gefrustet sind meine Kollegen momentan.
Wir hatten damals quasi eine Raum-in-Raum-Lösung verwirklicht mit Ständerwänden, Doppelbeblankung usw usf. haben das meiner Meinung nach alles sehr gut hinbekommen. Aber das waren eben ~ 25-30 m² bei niedriger Raumhöhe und keine 100.......

Über ein wenig input in Bezug auf Maßnahmen für solch einen großen Raum wäre ich sehr dankbar.
 
Eigenschaft
 
Braucht Ihr nur eine SchallDÄMPFUNG (also Bedämpfung im Inneren des Raumes) oder auch eine SchallDÄMMUNG (Eindämmung der Schallenergie, die nach draussen entweichen darf)?

Ersteres wäre gut machbar, zweiteres wird aufwendig und ein wenig teurer. Ich kopiere mich einfach mal selbst aus einem anderen Fred, in dem es aber nur um Schalldämpfung innerhalb des Raumes ging. Du wirst darin sehen, dass das Aufhängen von Molton Dir nicht im Bereich der Tiefen und Tiefmitten hilft, und dort hat man eigentlich die meisten Probleme, wenn man laute Musik spielt. Bei einer leisen Band ist das alles viel leichter kontrollierbar. Daher schreib bitte mal, was für Musik Ihr macht.

Rückfrage: Ihr wollt den Sound verbessern, aber was ist eigentlich das Problem?
(1) Zu schrille Höhen?
Vorhänge und Molton aufhängen (am besten nicht straff, sondern in starken Wellen, dann muss eine schräg einfallende Schallwelle durch mehrere Lagen Stoff), mehr Teppich auslegen, alte Matratzen an den Wänden befestigen (Ergänzung: plus Bedämpfen der Decke mit Akustikschaumstoff über dem Drumset). Das kostet Euch wenig bis gar nichts.

(2) Flatterechos in den Mitten?
Um das zu lösen, müsst Ihr die glatten Wände akustisch gesehen "aufbrechen," also weg von glatten Flächen hin zu unruhigen Oberflächen. Also Schallwellenfront trifft gemeinsam auf eine Wand und wird normalerweise "hart" reflektiert, weil identisch reflektiert. Wenn Ihr stattdessen Regale an die Wände stellt (unordentlich eingeräumt), hier und da einen Stapel von halbvollen Umzugskartons aufschichtet oder ein paar Holzlatten verschieden angewinkelt an der Wand montiert, das wäre dann näherungsweise ein Diffusor, der dieses Problem mildert.
Auch gut kommen Sofas oder ein hoher Kühlschrank, schräg in die Ecke gestellt.

(3) Bassgewummer?
Sorry, das wird teuer. Basstraps kosten selbst im Eigenbau einiges an Geld. Über Theorie und Praxis von Basstraps könnt Ihr überall im Netz was lesen. Billiger wäre es da, einfach den Bassregler von Keyboards, Bass und Gitarren abzusenken.

Ansonsten hilft in Fragen der Proberaumeinrichtung immer das ganz gut: http://www.mix4munich.de/portal.htm (und dort gleich der Link ganz oben, "Proberaumaufstellung" - aber auch "Live-Monitoring" und "Guerilla-Monitoring" sowie "Stimme nach vorne im Mix" könnten Dir helfen).


Wir hatten mal einen Raum, der fast genauso groß war. Aber frisch renoviert, alles Beton, Putz, Stein. Die erste Probe im "nackten" Raum mussten wir vorzeitig abbrechen, es war nicht auszuhalten. Es war nicht teuer, hat aber lange gedauert, bis wir den Raum akustisch aufgemöbelt hatten (nur Dämpfung, keine Dämmung notwendig). Sofas, zwei Lagen Teppich, Matratzen und Chaos an den Wänden ("Diffusor") haben ordentlich was gebracht.

Viele Grüße
Jo
 
Hi Jo,

danke Dir!

wir machen Blues-/Classic Rock im Trio. Also Schlagzeug, Bass, Gitarre/Gesang. Gelegentlich ist eine zweite Giitarre dabei. Wir proben jetzt nicht brachial laut, aber eben auch nicht besonders leise :cool:...... wie ich unseren Drummer kenne, werden die Becken schon recht scheppern.....

Die Frage des Ziels: Ich gehe mal davon aus, dass wir beides benötigen: Also in erster Linie mal eine Dämpfung, da es in dem Raum momentan wirklich hallt wie Hölle (ist ja aber auch noch komplett leer). Toll wäre natürlich, wenn man mit Maßnahmen der Dämpfung auch gleichzeitig etwas gutes für die Dämmung tut, da durchaus Nachbarn vorhanden sind und wir bis nach 22:00 Uhr proben wollen/müssen.
in diesem Fall kommt natürlich erschwerdend hinzu, dass der neue Raum direkt unter dem einfachen Flachdach im 1.OG ist. Denke da wird schon ordentlich was rausgehen.

Im alten Proberaum haben wir nach meinem Empfinden Akustik und Schalldämmung durch pure Masse in den Griff bekommen. Also massive Holzständerwände mit reichlich Minerlawolle, jeweils doppelt beplankt mit OSB-Platten, den bestehenden Wänden vorgesetzt. Lärm nach außen war dann gut, da wir hier auch im EG mit zwei Stockwerken drüber waren. Für die Akustik mussten wir dann nicht mehr viel machen außer ein wenig Teppich, Noppenschaum hier und da....

Rein für die Akustik deute ich Deinen Post so, dass wir im neuen Raum mit Molton, Teppichen und Innenenrichtung wohl schon "hinkommen" könnten.

Bin gerade am Überlegen, ob wir den Raum jetzt einfach mal grob einrichten und dämpfen sollen um dann bei ner Probe mal den Schallpegelmesser mitlaufen zu lassen.
Kann bei dem ja die Frequenzbänder auslesen. Vielleicht könnte das dann bei der gezielten weiteren Maßnahmenfestlegung sowohl für Dämpfung wie auch Dämmung helfen?!
 
"Toll wäre natürlich, wenn man mit Maßnahmen der Dämpfung auch gleichzeitig etwas gutes für die Dämmung tut," - andersrum wird leider nur ein Schuh draus. Massnahmen der Schalldäämung tun oft auch was für die Schalldämpfung im Raum. Was aber nie verkehrt ist: Teppich, Sofas und Matratzen rein und sehen, ob es auch ein wenig für die Dämmung tut. Ich würde also genau Deiner Strategie folgen (Deine letzten beiden Zeilen).
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 2 Benutzer
Habe jetzt mal meinen Kollegen (Bauphysiker) mit konservativen Daten rechnen lassen. Die Decke bzw. das Dach wird uns wohl die meisten Probleme in Bezug auf Schall nach draußen machen. Mir bleibt jetzt wohl nichts anderes übrig, als mal im nackten Raum aufbauen zu lassen und dann eben im Raum und auf dem Flachdach zu messen um dann auf den zu erwartenden Pegel an der nächsten Wohnbebauung schließen zu können. Aber nach erster Prüfung sieht er schwarz. Zumindest für das Proben in "schutzwürdigen Zeiten", also nach 22:00 Uhr - was für uns allerdings sehr wichtig ist..... Enstprechende Minderungsmaßnahmen sind nicht gerade sprnünftig.
Ich möchte da eben wirklich auf Nummer sicher gehen. Erfahrungsgemäß wird es mit der Nachbarschaft schwierig, sobald die das erste mal was hören und sich beschweren. Da kann man danach 10x unterm Grenzwert bleiben. Da hören die das Gras wachsen.....

Nervt mich gerade tierisch. Und das wo ich schon Ausgaben für einen neuen Sicherungskasten und bissl Elektrik hatte. Sonst plane ich wirklich immer grüdnlich, hier war ich aus verschiedenen Gründen u.U. etwas zu voreilig......
 
Den Raum nach aussen hin leiser zu machen wird teuer. Das geht eigentlich nur mit einem Raum-in-Raum mit entsprechender Bedämpfung dazwischen. Für einen angemieteten Raum kann man das vergessen, sowas geht nur im Eigenheim.
Tut mir leid, ich kann da auch nix anderes beitragen :nix:

Molton oder Teppiche an die Wände kosten nicht die Welt, helfen aber nur (bedingt) gegen Reflexionen.

Der Jo hat das ja schon geschrieben und ich kann eigentlich nur noch bestätigen.
 
Jup, im alten Raum hatten wir ja quasi eine "angedeutete" Raum-in-Raum Lösung. Hatten vor den Außenwänden Ständerwände gesetzt und eine zur Raumtrennung errichtet. Jeweils 2-lagig mit starken OSB-Platten. Obwohl wir ein wenig Beziehungen spielen lassen konnten, waren das locker > 1.000 € ....... im neuen Raum würde allerdings wie Ihr schreibt tatsächlich nur ein konsequentes Raum-in-Raum Sinn machen. Davon bin ich mittlerweile auch überzeugt.

Selbst wenn ich eine Raum-in-Raum-Kabine auf 25 m² beschränken würde rechne ich mit ~ 2,5 k€. Strom, Lüftung, Türe muss man dann ja neben den reinen Baumaterialen auch noch rechnen.

Prinzipiell könnten wir uns austoben wie wir lustig sind, da uns der Raum alleinig und mietfrei zur Verfügung stehen würde.....

Danke Euch nochmal für Eure Hilfe!!
 
Falls das Arrangement (Raum alleine für Euch und mietfrei) für länger gilt, könnte man das machen. Ein professioneller Proberaum kostet hier in München pro Monat ab 600 EUR zur Miete. D.h. man hätte die Ausgaben in ca. einem halben Jahr wieder drin durch eingesparte Miete. Müsstest Du mal für Deine Region abschätzen.

Gruß,
Jo
 
Ich schließ mich da mal den bisherigen Meinungen an, Teppiche, Molton und Chaos als Diffusor hilft, aber nach außen hin bringt das nicht wirklich was, va nach 22 Uhr. (Zumindest wenn die Nachbarn nicht sehr tolerant sind)
Wir haben in unserem Proberaum immer mit genügend Abstand alte Schaumstoffmatratzen an den Wänden (und teilweise sogar an der Decke, da die zum einen ewig hoch war und zum andern wir so viele Matratzen über hatten) fixiert und das hilft in Kombination mit Teppichen schon sehr viel.

Was mir noch dazu einfällt ist dein Gedanke vom Anfang: Der Raum ist so groß, da kannst du locker in 2 Hälften trennen (zumindest nachdem ihr nur zu dritt seid)!
Befreundete Musiker von mir haben das gemacht; ein Vorraum mit Couch, Tisch usw. und PC inkl. Monitore zum provisorisch Aufnehmen und dann der eigentliche Raum zum Proben, mit Vorhängen und Teppichen ausgekleidet. Allerdings weiß ich nicht mehr wie die die Trennwand gebaut haben.. Kommt nicht viel Lärm durch aber wirkte auf mich nie sonderlich dick, ich frag die Jungs mal wie die das angestellt haben!

Aber Raum in Raum Lösung bei nem Miet Proberaum, wäre mir persönlich zu riskant..
 
Habe das auch schon mit den mir bekannten Proberaummieten für unsere Gegend gegengerechnet. Wir liegen hier aber (zum Glück) nicht bei 600 € (WTF!!!) sondern seeehr viel günstiger.
Da wir auf dem Land leben sind es aber auch keine professionellen Räume, sondern eben Kellerräume oder ähnliches ohne Technik und anderen Komfort.
Allerdings ist mir kein Raum in der näheren Umgebung bekannt, der frei wäre oder auch eine Nutzung nach 22:00 Uhr bzw. Sonntags zulassen würde. Das wird wohl immer unser Hauptproblem bleiben.....
 
Du kannst ja durch das Vermieten des Raumes die Kosten teilweise wieder herein holen. Einerseits ist der Raum sehr großzügig bemessen, andererseits werdet ihr den wohl kaum die komplette Woche ununterbrochen brauchen.
 
So, langsam geht es weiter: wir haben uns nun nach langem hin und her für eine (anähernd) Raum-in-Raum Lösung entschieden. Und zwar wird der große Raum mittels Trockenbau in zwei Räume aufgeteilt.

Betrachtet man das Bild aus meinem Startpost, wird der in Blickrichtung hintere Bereich (braune Holzvertäfelung in Richtung Decke) zum Probenbereich. Wir hängen die Decke ab (mit Dämmung), ziehen auf Höhe des vorderen Betonpfeilers eine Wand ein und eben die entsprechenden neuen Wände vor die bestehenden (mit Dämmung dazwischen).

Frage (wenn auch keine zur Akustik): Wir wollten die neue linke Wand so einziehen, dass wir zumindest zum Stoßlüften noch an das Fenster in der bestehenden Wand kommen (siehe Bild oben). Dennoch wäre sicher eine Be- und Entlüftung des neu entstehenden Raumes ratsam, oder? Dachte mir, dass wir uns Frischluft aus dem "Vorraum" holen, der ja später quasi nur Vorraum und maximal Pausenraum sein wird. Mach ich das mit nem einfachen Wandventilator? Kennst sich da zufällig jemand hier aus?

Danke.....
 
So ein Wandventillator ist auch wieder ein recht großes akustisches Loch. Es gibt schallgedämmte Lüftungskanäle (so mit Schalldämpfer drin) und es gibt auch Lüfter dazu, die entsprechend viel Luft transportieren.
Mit einem 10 - 20 EUR Baumarkt Wandlüfter wirst du in doppelter Hinsicht eine Enttäuschung erleben. Dann stell lieber in den Pausen einen Standventillator in die geöffnete Tür, das bringt mehr.

Gruß
Christoph
 

Ähnliche Themen


Unser weiteres Online-Angebot:
Bassic.de · Deejayforum.de · Sequencer.de · Clavio.de · Guitarworld.de · Recording.de

Musiker-Board Logo
Zurück
Oben