Selmer Amps - Was ist so beonders daran?

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Wenn an über alte britische Amps der 60er Jahre spricht, so werden immer wieder Vox, Marshall, Orange usw genannt.
In diesem Zusammenhang hört man auch den Namen Selmer ab und zu.

Bei Marshall und Vox kennt man ja die technischen und technologischen Eigenheiten und Alleinstellungsmerkmale,
wie zum Beispiel beim Vox AC30 das fehlende negative Feedback in der Vorstufe und die dadurch entstehende
glasig seidene Verzerrung.

Was sind die technischen und technologischen besonderheiten bei den Selmer Verstärkern?

Dazu habe ich hier im MB nichts gefunden.
Wer kann uns Abhilfe in Form von Aufklärung schenken?
 
Vox AC30 das fehlende negative Feedback in der Vorstufe
grade nicht. Negatives Feedback in der Vorstufe wird bei fast allen Amps durch Kathoden-Bypass-Kondensatoren "abgeschaltet", normalerweise bei allen oder allen bis auf eine Vorstufentriode. Viele Fender Verstärker haben zusätzlich negatives Feedback durch Zurückführen des Signals vom Ausgangsübertrager. Wenn man das frequenzabhängig regelbar macht, bekommt dieser Regler meist die Aufschrift "Presence".

Persönliche Erfahrungen mit Selmer Amps hab' ich nicht, aber hier finden Englischsprecher einen guten und vielseitigen Einblick.
 
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Daran ist nix besonders, aber wenn der Markt an den alten Dingern von FenderMarshallVox auch für viel Geld nur noch wenig bietet, fällt manchem ein, was es damals noch für 1b-Marken gab.
 
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grade nicht. Negatives Feedback in der Vorstufe wird bei fast allen Amps durch Kathoden-Bypass-Kondensatoren "abgeschaltet", normalerweise bei allen oder allen bis auf eine Vorstufentriode. Viele Fender Verstärker haben zusätzlich negatives Feedback durch Zurückführen des Signals vom Ausgangsübertrager. Wenn man das frequenzabhängig regelbar macht, bekommt dieser Regler meist die Aufschrift "Presence".

Persönliche Erfahrungen mit Selmer Amps hab' ich nicht, aber hier finden Englischsprecher einen guten und vielseitigen Einblick.
Was habe ich denn da nun falsch verstanden???
So habe ich es gelesen:
Ebenfalls ausschlaggebend für den typischen Vox-Sound ist die Tatsache, dass dieses Modell kein negatives Feedback (zu deutsch: Gegenkopplung) besitzt. „Feedback“ bedeutet in der Techniksprache, dass man einen Teil des Ausgangssignals zu Regelungszwecken auf den Eingang zurückführt.
 
Ja, ich hab mich bei der Erläuterung des negativen Feedbacks wohl ein wenig verschwurbelt ausgedrückt.
zu Regelungszwecken auf den Eingang zurückführt
Eingang ist hier nicht gemeint als Eingang des Amps, sondern Eingang der (bzw. einer) Stufe. Die hier gemeinte negative Rückkopplung geht im Fall eines Gegentaktverstärkers vom Ausgang des Ausgangstransformators zum Eingang der Phasenumkehrstufe. Also vom Ausgang der Endstufe zum Eingang der Endstufe.

Googeln hätte aber auch geholfen ...
 
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So nun würde ich mal meine Praxis Erfahrung einbringen.

Amp:
Selmer Truvoice
Treble ‘n Bass 50
Crock Skin ca.1962/1964
4x ECC83 ( erste Version, glaube spätere hatten nur noch drei ) 2xEL34 1xGZ34
46 Watt ( gemessen )


Multi Porpose ausgelegt, also für quasi alles.
Primär für Gitarre und Bass.
Funktioniert auch genau dafür super.[/SIZE]
Grundsätzlich würde ich sagen:
Der TB50 ist einfach ein wirklich gut klingender Amp mit sehr feiner Ansprache. Die Klangregelung ist eher dezent aber effektiv.
Er klingt im Clean Bereich ausgewogen und etwas nach Fender Bassman versus AC30.
Ordentlich in der Sättigung geht klar seine Sonne auf.
Also gerne aufdrehen und fordern.
An der Gitarre dann nachregeln.
Da kommt man schnell in Neil Young Gefilde.
Der Amp klingt dann Groß und produziert ein wundervolle Zerre die, wie schon angedeutet, sich unglaublich vielfältig per Volumeregler formen lässt.

Er kommt gut mit den unterschiedlichsten Lautsprechern klar.
Original 7,5 und 15 Ohm ist auf 8/16Ohm kompatibel.
Hat mich nie enttäuscht. Von der Kleinen 1x12 Bis zum Ampeg 8x10 Kühlschrank .
Ob nun Besser oder Schlechter als Marshall, Orange, Echolette, Vox, etc.
Kann ich nicht sagen. Ein Selmer eben. Ich spiele in gerne und viel.

Interessantes:
Der Amp wurde Ende der 60er nahezu baugleich unter dem Merkennamen Kelly vom Selmer Tech …Kelly.. selbst gebaut und vertrieben.
Im Prinzip der selbe Amp wie der TB50 MKII-> Infos

Was er nicht hat:
Effektweg
Mastervolume
sonstige Ausgänge
Hall- ein Federhall - wäre schon toll

Was er braucht, bekommen hat und bekommt.
-Ein Custom Case das passt.
-regelmäßige Wartung ca alle 12 - 18 Monate
-Gründliche Überholung, seitdem geht er auch zuverlässig mit auf Tour
- Spieler:innen welche den Selmersound kennenlernen und ihn lieben lernen wollen. (ist nicht schwer )


Wer einen Billigen Vintage Bluesbreaker oder Bassman sucht sollte sich solch einen holen.
Der Selmer ist mehr als ein billiges Soundderivat.
Wer nen erstklassigen VintageAmp mit tollem Charakter sucht, ab zum Selmer.
Sind aber inzwischen nicht mehr so günstig.
Meinen spiele ich seit ca 2004

Hier gibts reichlich Infos zur Firma und den einzelnen Amps, aller Perioden 👍🏽
http://www.vintagehofner.co.uk/gallery/gallery3/selm.html
 
Grund: Fontsize
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Und noch ein paar Infos

https://www.gitarrebass.de/workshops/rare-bird-1962-selmer-diplomat-reverb/
Nutzt hier noch jemand Selmer Amps?

BTW. auch die Selmer Drummachines der Zeit sind nicht zu verachten ;-)
053D7777-835F-4ADE-A4B1-534DB78D6EDF.jpeg
 
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@Knallcharge - da sind ja zwei Fragen quasi in deinem Beitrag gestellt
zum einen die technischen Unterschiede - kann ich nichts zu sagen.
und die Tatsache, dass nicht so viel drüber gesprochen wird ist eigentlich einfach erklärt.
So wie viele andere Marken die es gibt und gab aber diese kaum im Mainstream der Amphersteller genannt werden ist meiner Meinung nach
dass sie einfach nicht von den passenden Musikern gespielt wurden.

Beispiel: hätten die Beatles damals in den 60ern Selmer anstelle von VOX Amps gespielt wäre es wahrscheinlich heute genau umgekehrt und
du würdest die Frage stellen, warum VOX kaum in Gesprächen auftaucht :)
Das Gleiche gilt für Marshall, Gibson, Fender - hätten nicht irgendwelche Ikonen aus der Vergangenheit das Zeug auf der Bühne gehabt und
wäre das Equipment nicht über die heimischen Fernseher in die Wohnzimmer der Haushalte und damit in die Köpfe der Allgemeinheit getragen worden,
würde es heute vielleicht ganz anders aussehen.
 
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Was habe ich denn da nun falsch verstanden??? ... „Feedback“ bedeutet in der Techniksprache, dass man einen Teil des Ausgangssignals...

Nur kurz, da OT:

Du hast das korrekt verstanden. Der Kathodenkondensator bzw. dessen Wegfall an Kathoden von Vorstufenröhren bewirkt eine Stromgegenkopplung. Die hat mit einer NFB nichts zu tun.

Stromgegenkopplung deswegen, weil die Signalwechselspannung am Steuergitter den Anodenstrom durch die (hier Vorstufen-) Triode steuert. Dieser gesteuerte Strom fließt durch den Kathodenwiderstand und somit erzeugt er nach dem Ohmschen Gesetz an diesem einen der Signalspannung entsprechenden Spannungsabfall, der der eigentlichen Steuerspannung zwischen Gitter und Kathode entgegen wirkt -> Du bekommst u.a. eine durch diese Stromgegenkopplung verringerte Verstärkung der Röhre.

Schaltest Du nun einen Kathodenkondensator zum Kathodenwiderstand parallel, so erweiterst Du je nach Ko nicht nur den Frequenzbereich der Stufe, sondern der Ko ist ja für Wechselspannungen durchlässig (Blindwiderstand, der dem Kathodenwiderstand parallel liegt).

Ohne das jetzt auszudappe (nachzulesen in Dimensionierungshandbüchern und NF-Literatur für Röhrenstufen), vergrößert ein Kathoden-Ko die Verstärkung der Stufe, verändert aber auch den Aussteuerbereich und deren Verzerrungsgrad. Umgekehrt, d.h. bei aus Dimensionierungsgründen gewolltem oder gefordertem Entfall siehe oben.

/OT
 
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Da hat doch ein gewisser Jimmi Page auch einen Selmer im Studio genommen
live sah man ihn in seiner Blütezeit mit Marshall und Orange.
 
Danke für alle beiträge!
War sehr lesenswert.
 
Googeln hätte aber auch geholfen ...

Schön erklärt. Die Gitarre die er da im Video verwendet muss eine 1981 IKEA-Modell sein KLAMPFE oder so ähnlich hieß das :) Es erinnert mich zumindest holzseitig sehr stark an dies Zeit.
 
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Beispiel: hätten die Beatles damals in den 60ern Selmer anstelle von VOX Amps gespielt wäre es wahrscheinlich heute genau umgekehrt und
du würdest die Frage stellen, warum VOX kaum in Gesprächen auftaucht :)
Sicher. Aber dann muss man auch die Frage stellen, warum die das und das und nicht dies und dies genutzt haben.
Mussten sie sparen? Gab es bei "Jeff´s Musicbox" gerade nur Epiphone und Vox und gerade nicht Selmer und EKO? Ich glaube, nicht, dass das die Punkte sind.
 
Hi!
Sicher. Aber dann muss man auch die Frage stellen, warum die das und das und nicht dies und dies genutzt haben.
Mussten sie sparen? Gab es bei "Jeff´s Musicbox" gerade nur Epiphone und Vox und gerade nicht Selmer und EKO? Ich glaube, nicht, dass das die Punkte sind.
Ja, ein interessanter Punkt!
Tatsächlich war es ja so, dass man (damals) in England (bzw. in ganz Europa) nehmen musste, was man kriegen konnte...
Die USA waren weit weg, und Gitarren oder Verstärker von Fender oder Gibson waren kaum zu kriegen, bzw. total teuer.

Gleichzeitig war die "neue" Musik (und die Bedingungen unter denen sie gespielt wurde) eben wirklich noch total neu, und die europäischen Hersteller brauchten Zeit um sich darauf einzustellen.
Da waren eben Firmen wie VOX und Marshall "am Zahn der Zeit", und haben die Möglichkeiten erkannt und genutzt - ähnlich wie Fender in den USA.
VOX und der Manager der Beatles (Brian Epstein) hatten schon einen "Deal" gemacht BEVOR die Beatles richtig groß rauskamen - und Jim Marshall hat dafür gesorgt, dass die richtig coolen Jungs (The Who, Eric Clapton, Jimi Hendrix...) seine Amps spielten.
Das waren eben "Pionier"-Zeiten. Wer etwas "wagte" hat auch (u.U.) viel gewonnen.
Selmer hat das wohl alles nicht so geschickt angestellt, hat sich evtl. auch ein bisschen (zu sehr) auf seinen Namen verlassen - denn die waren ja damals schon ein "angesehener" Hersteller.

Andererseits haben gerade Gitarren-Hersteller in Europa viel zu lange gebraucht um sich umzustellen, bzw. konkurrenzfähige Gitarren zu bauen.
Als die soweit waren, war es eben schon ein bisschen spät :confused:

Ich hab´ in den letzten Jahren auch viele europäische Gitarren gehabt + probiert - und das war auch nicht alles "Schrott" oder so, aber es ist leicht zu verstehen, warum die amerikanischen Hersteller eine solche Stellung erreicht haben.
Eine ´65er Höfner gg. eine ´65er Gibson oder Fender - das ist schon ein ziemlicher Unterschied ;)

Sorry, war jetzt ein bisschen "o.t.", aber vielleicht dennoch interessant...


cheers - 68.



P.S.:

Ein bisschen interessant in dem Zusammenhang...
John Lennon spielte schon 1960 in Hamburg (also, als die Beatles noch weitgehend unbekannt + arm waren) einen FENDER-Amp - einen Tweed Deluxe (y)
 
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Ich meine, in einem der "five Watt world short history" Videos, gesehen zu haben, das die Beatles in frühen Anfangszeiten auch einen Selmer hatten.
 
Mussten sie sparen? Gab es bei "Jeff´s Musicbox" gerade nur Epiphone und Vox und gerade nicht Selmer und EKO? Ich glaube, nicht, dass das die Punkte sind.
Die Beatles spielten, wie viele andere auch, vorallem zu Beginn ihrer Karriere Selmer. ( Später aber schon auch noch - Siehe Foto )
Die waren erschwinglich, solide, klangen gut und halt allgemein verfügbar.
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Allerdings setzte Vox ( und andere ) auf, heute würden wir sagen, Endorsement.
Stellten also ihre, damals teureren, Amps und Anlagen auf allerlei Bühnen und ins Fernsehen. Sie setzten auf Populäre Nutzer als Werbeträger.
Selmer bediente unterdessen weiter den gehobenen Hobby- und Tanzmusiksektor und hielt, die dort teilweise lang bestehende, Markthoheit auch relativ lange bei.

Wer jedoch cool war oder es sein wollte spielte allerdings irgendwann Vox und Co.

alles nachzulesen auf :

http://www.vintagehofner.co.uk/gallery/gallery3/selm.html

http://www.vintagehofner.co.uk/hofnerfs/users/beat.html
 
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