Die Herausforderung bei solch allgemein bekannten und beliebten Liedern wie diesem liegt darin, dass sämtliche Top-Interpreten sämtlicher Genres ihre Versionen aufgenommen haben. Auch ich liebe das Stück, aber ich entziehe mich dem Vergleich mit der Spitzenklasse, indem ich es als Classic-Banjo-Stück spiele. (Eine schnelle YouTube-Suche brachte keine anderen Banjoisten ans Licht!)
Zwei Blockflöten , oder Blockflöte mit Ensemble kommen wohl in YouTube vor, sind aber nicht typisch. Da empfehle ich, dei eigene Interpretation zu erarbeiten. Dabei ist eins wichtig: auch wenn man als Instrumentalist rangeht, "The Londonderry Air" ist in erster Linie als Lied bekannt. Es gibt auch das Lied "Danny Boy" auf die selbe Melodie. Wenn ich die Instrumentalversion eines Liedes erarbeite, lasse ich immer den Text im Kopf mitlaufen. Da bekomme ich Hinweise, ob ich hier etwas forscher oder dort etwas zaghafter spielen sollte, oder ob ich zwei Phrasen lagato verbinde oder sauber trenne. Und zwar in jeder Strophe anders, wenn's sein muss - das wirkt gegen die Langeweile, wenn man die Melodie mehrmals durchspielt!
Bei einer so schönen Melodie wie "Londonderry Air" finde ich, man sollte möglichst einfach spielen - auf keinen Fall "zu Tode arrangieren", wie es so schön heißt!
Aber nicht zu einfach! Wie @Fermate35 schreibt, werden irische Folk-Tunes eigentlich immer unisono gespielt. "Londonderry Air" würde ich allerdings nicht als Folk-Tune einstufen! Das Lied (Text und Melodie) stammt aus der Zeit, in der praktisch jeder bürgerliche Haushalt in Irland ein Klavier besass und die Hausmusik eigentlich im einfachen Kunstliedformat vorlag. Die Versform des Liedes ist für das irische Volkslied absolut untypisch, was einen bekannten irischen Musikologen zu der Vermutung veranlasst hat, dass die Melodie ursprünglich auf einen Text mit kürzeren Zeilen gesungen wurde - allerdings auf irischer Art mit vielen Verzierungen. Und als ein akademischer Musiker die Melodie irgendwann aufschrieb, hat er die Verzierungen voll ausnotiert, und der Akademische Dichter hat dann wie üblich eine Silbe pro Note geschrieben.
Eine schöne Sache wäre es, die einfache, alte Melodie mit ihren Verzierungen aus den modernen Noten herauszuschälen!
Cheers,
Jed