Spinett selbst reparieren, stimmen ect. und Suche nach Informationsmaterial

mrtheo
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Hallo Leute,

ich habe ein Sperrhake Spinett bekommen welches allerdings noch nicht 100% spielbar ist, es fühlt sich schlecht reguliert an, einige Tasten hängen etwas oder gehen nach dem Anschlag nicht mehr unter den Kiel, ich frage mich in wieweit ich das selbst beheben könnte, da ich gehört habe dass man da einiges selbst machen kann, ansonsten sieht der Zustand nicht schlecht aus, der Resonanzboden hat keine Risse, die Saiten sind auch nicht besonders schmutzig und es ist keine gerissen, total verstimmt ist es auch nicht, also man kann noch gut hören dass es wohl mal gestimmt wurde. Eine Taste hat gar keinen Kiel mehr, den müsste man wohl ersetzen. Hören sich diese Probleme auf dem ersten Blick so an dass man sie selbst beheben könnte? Und gibt es vielleicht ein gutes Buch oder Webseiten (gerne auch auf Englisch, bei dem Buch wäre aber ein deutsches auch nicht schlecht? Ansonsten wollte ich mal den Cembalobauer demnächst mal drüberschauen lassen, nicht dass da doch was größeres kaputt ist.

Danke schon mal vorab für die Hilfe.

Und einen schönen Feiertag noch!

LG
 
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Halo Mrtheo,
also Spinette Cembali oder andere Kielinstrumente sind sehr empfindlich und normalerweise schlecht zu regulieren. Deshalb würde ich dir empfehlen die Regulation einen Klavier-/Cembalobauer machen zu lassen,. Da kannst du dir sicher sein das es dann funktioniert und hast garantie drauf. Es geht da teilweise um so sachen wie weit der Kiel unter der saite steht oder auch wie biegsam er ist genauso wie die frage zupfen alle kiele zum gleichen Zeitpunkt die saite an und noch viel mehr.

Sachen die ein cembalist normalerweise selbst macht ist nachstimmen oder eine saite wechseln.. Manche machen auch noch etwas mehr.

Grüße Anowon
 
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Die Intonation von Kielen ist tatsächlich etwas "fummelig", da der neu eingesetzte Kiel sowohl passend gekürzt (weniger problematisch) als auch zur Spitze hin klanglich und für den korrekten Widerstand an der Taste angemessen ausgedünnt werden muss. Letzteres erfordert nicht nur das entsprechende Werkzeug (sehr scharfes Messer wie z.B. ein Skalpell o.ä.), sondern vor allem ein gutes Fingerspitzengefühl und Erfahrung. Als Anfänger wird man etliche Kiele "verschießen" bis man zu einem guten Ergebnis kommt. Da die Kiele aber billig sind, wäre das auch nicht so schlimm.
Auch das Ersetzen einer Saite ist nicht ganz banal. Meine erste selbstgedrehte Öse hat sich wieder aufgedreht, ich habe auch erst mal üben müssen, bis ich eine korrekte Öse drehen konnte.

Wie alt ist das Sperrhake denn? Welche Springer sind dort verbaut? Nylonkiele (überholte Technik) oder Delrin (aktuell)?
 
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Hallo Mrtheo

Ich habe letztes Jahr ein Virginal(Cembalo) in Bielefeld zu einem Cembalobauer gebracht, der mehrere in der Spitze abgebrochene Kiele ersetzte (3 Töne gingen nicht mehr). Das mir leihweise überlassene Virginal war früher ein französischer Selbstbausatz. Der Cembalobauer hat auch einige Stimmlöcher versetzt und einige Saiten erneuert und neu gestimmt. Nun kann man es spielen.

Gruß
Benetti
 
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Hallo, tut mir leid für die verspätete Antwort.

Ich hab es jetzt erstmal nach dem Transport etwas stehen lassen und es selbst rereinigt (alle Springer rausgenommen und möglichst viel Staub entfernt, hätte eigentlich auch noch unter die Tastatut schauen wollen), jetzt funktionieren schon mal einige Tasten die vorher gehangen haben wieder. Bei den restlichen liegt es wohl an den Kielen oder vielleicht auch der Mechanik, wo ich so aber nichts meht dran machen konnte. Es ist jetzt halbwegs spielbar, aber die Tasten sind unterschiedlich laut und ein paar hängen noch etwas, die gehen nach dem anzupfen nicht mehr unter den Kiel. Dafür wollte ich dann den Klavierbauer anrufen, auf der Seite steht dass er auch Cembalobauer wäre. Hoffe mal dass man da nicht die ganzen Kiele oder vielleicht sogar noch die Springer usw wechseln müsste.

Weiß nicht woraus die Kile sind, sieht nach braunem Kunsttoff aus, die Springer sind auch aus einem weißen Kunststoff. Anscheinend sind die Kiele ja auch recht billige Verschleißteile die recht günstig sind und teilweise schon vorintoniert gibts zumindest von Delrin, deshalb dachte ich dass ich sie vielleicht selbst wechseln könnte, vor allem weil auf Wikipedia steht dass der Spieler das auch selbst machen kann (ich weiß dass man Wikipedia nicht immer trauen kann). Und anscheinend sind diese Instrumente nicht so beständig wie Klaviere, also da kann öfter mal was kleineres mit sein, was man mit etwas Erfahrung selbst regeln könnte, deswegen fragte ich nach Buchempfehlungen. Auf dem englischen Youtube hab ich auch schon einiges gefunden. Aber ich mache da jetzt nichts mehr dran und schaue was der Klavierbauer dazu sagt.

Das Instrument ist glaub ich aus 1961.

Als Pianist ist es auf jeden Fall recht ungewohnt zu spielen, die Tasten gehen irgendwie nicht so tief und diese ganzen Oberkörper und Armgewichtstechniken bringen einem da nicht so viel... Da muss man irgendwie sehr viel mehr aus dem Handgelenk machen, was ja beim Klavierspielen nicht so erwünscht ist, ohne Anschlagsdynamik auch etwas schwer den Ton zu beeinflussen, eigentlich müsste man dafür vielleicht auch mal etwas Unterricht nehmen. Weiß auch nicht genau wieviel (Barock)Literatur man damit überhaupt spielen kann, da es nur 54 Tasten (glaub ich) hat. Würde darauf eigentlich auch gerne frühere Beethoven, Haydn oder Mozart-Stücke spielen, aber das kommt mir von den Tasten her so wenig vor, und es gibt ja soweit ich weiß noch Instrumente mit ner Oktave mehr, wenns mir gefällt würde ich mir wahrscheinlich auch bald ein größeres kaufen :D
 
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Wer ein Cembalo, Spinett usw. sein eigen nennt, muss auf Dauer in der Lage sein, kleinere Wartungsarbeiten und Reparaturen selber zu machen, wie Kiele wechseln und intonieren und Saiten erneuern. Ansonsten riskiert man, regelmäßig Geld zum Cembalobauer zu schleppen, denn ein wenig anfällig können diese Instrumente schon sein.

Weiße Springer sind schon mal ein gutes Zeichen, dann sind sie aus Kunststoff (Delrin) und sollten selber nicht verschleißen. Die Kiele sind sicher auch aus Delrin, aber vorgefertigt passend wird man sie eher nicht bekommen können, denn in der Länge und hinsichtlich der Ausdünnung zur Spitze hin muss man sie immer individuell anpassen.
Wenn die Taste nicht zurück kommt und die Taste selber hängt, würde ich das einen Fachmann machen lassen. Im Prinzip kann man da auch selber nachsehen, da die Tasten meistens einfach zu entnehmen sind. Falls sich aber das Holz verzogen haben sollte, würde ich das lieber machen lassen.
Wenn nur der Springer hängt, kann entweder der Springer in der Führung im Rasten klemmen, oder an der Saite selber hängen bleiben. Dann ist entweder der Kiel zu lang oder die Feder an der Zunge (darin steckt der Kiel) hat zu viel Spannung. Wenn der Kiel zu lang ist, ist meistens der Ton auffällig zu laut. Den Kiel kann man kürzen und die Feder leicht nachbiegen.

Bitte alle "pianistischen" oder gar grobmotorisch angehauchten Spieltechniken beim Cembalo vergessen!
Das Cembalo wird ausschließlich aus den Fingern, genauer aus den Fingerspitzen gespielt. Mit "Gewicht" aller Art kann man im Extremfall das Instrument sogar beschädigen. Couperins Lehrwerk heißt nicht umsonst "L´Art de toucher le clavecin". "Toucher" bedeutet "berühren", es heißt also übersetzt: "Die Kunst, das Cembalo zu berühren" (Hervorhebung von mir). Besser kann es nicht gesagt werden.

Mit den 54 Tasten solltest Du eigentlich alles spielen können bis einschließlich Bach und Bach-Söhne und wohl auch noch einiges aus der Zeit danach. Mehr Tasten wirst Du meines Wissens bei Spinetten nicht finden. Um 1750 gab es Cembali mit 5 Oktaven von FF-f3, die ersten Hammerklaviere hatten dann ebenfalls 5 Oktaven.

Nachtrag:
Kunststoff-Springer haben üblicherweise oben eine kleine Schraube mit der die Neigung der Zunge reguliert werden kann. Wenn der Kiel eigentlich die richtige Länge hat, aber zu weit oder zu knapp unter der Saite steht, kann man erst mal mit dieser Schraube versuchen, den Abstand einzustellen.
 
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Mertho ein kleiner Funfact… der Beruf heißt ganz offiziell Klavier-und Cembalobauer Fachrichtung Klavier oder halt cembalobau.. beim Meistertitel gibt es keine Unterscheidung mehr.

Mit den 54 Tasten solltest Du eigentlich alles spielen können bis einschließlich Bach und Bach-Söhne und wohl auch noch einiges aus der Zeit danach. Mehr Tasten wirst Du meines Wissens bei Spinetten nicht finden. Um 1750 gab es Cembali mit 5 Oktaven von FF-f3, die ersten Hammerklaviere hatten dann ebenfalls 5 Oktaven.

Stimmt... die Instrumente bekamen mit der zeit immer mehr Töne je früher die Musik desto weniger Tasten benötigt...
 
Stimmt... die Instrumente bekamen mit der zeit immer mehr Töne je früher die Musik desto weniger Tasten benötigt...
Ja das stimmt, die Orgeln und Cembali im 16ten Jahrhundert müssen wohl ziemlich kleine Tastaturen gehabt haben, und die Orgeln sollen da auch noch so schwer gewesen sein dass man sie teilweise mit den Fäusten bedienen musste xD Ich finde das sehr interessant. Ein paar Projekte für das Spinett wären auch auf jeden Fall ein paar Werke aus dem Fitzwilliam Virginal Book, ich glaub einiges davon ist aus dem 16-17 Jahrhundert. Oder was von Jan Pieterszon Sweelinck.

Weiße Springer sind schon mal ein gutes Zeichen, dann sind sie aus Kunststoff (Delrin) und sollten selber nicht verschleißen. Die Kiele sind sicher auch aus Delrin, aber vorgefertigt passend wird man sie eher nicht bekommen können, denn in der Länge und hinsichtlich der Ausdünnung zur Spitze hin muss man sie immer individuell anpassen.
Achso ok dann gehe ich mal davon aus dass man selbst die vorintonierten Delrin-Kiele noch bearbeiten müsste, aber wäre vielleicht immer noch besser als komplettes Rohmaterial zu kaufen denke ich, zum Glück sind sie ja wie gesagt ziemlich billig. Die Saiten sind glaub ich etwas teurer als das Kielmaterial, aber immer noch nicht so Kostenintensiv wie Klavierteile (die man im Gegensatz zu Spinett-Teilen auch eher weniger selbst einbauen könnte).

Bitte alle "pianistischen" oder gar grobmotorisch angehauchten Spieltechniken beim Cembalo vergessen!
Ja hab das auch nur leicht probiert, mit ein paar einfacheren Stücken von Schumann wie Träumerei und sowas, ich gehe davon aus dass man das Instrument mit einem (mittel)schweren Chopinstück vielleicht sogar echt killen könnte, wobei ich glaube dass man von Chopin die Etüde Op. 25 darauf sogar spielen könnte, das würde ich gerne mal probieren, natürlich ohne pianistische Bewegungen und Kraftaufwand, leider kann ich sie noch nicht und das könnte wohl noch 1-2 Jahre dauern :D Beim ersten anspielen war ich auch wirklich sehr erstaunt wie leichtgängig die Tasten gingen, dachte vorher eher das ist eher so schwer wie bei Kirchenorgeln.

Ich glaube ich habe ein paar Spinette mit 61 Tasten bzw. mit 5 Oktaven gesehen, aber das waren Einzelfälle, die Cembali die ich gesehen habe hatten glaube ich überwiegend 5 Oktaven (und manchmal auch 2 Manuale), wenn es mir wirklich sehr viel Spaß macht würde ich mir auch gerne eins mit 2 Manualen besorgen.
Kunststoff-Springer haben üblicherweise oben eine kleine Schraube mit der die Neigung der Zunge reguliert werden kann. Wenn der Kiel eigentlich die richtige Länge hat, aber zu weit oder zu knapp unter der Saite steht, kann man erst mal mit dieser Schraube versuchen, den Abstand einzustellen.
Ja richtig, da ist eine Schraube, habe auch auf youtube schon ein paar Videos gefunden wie man diese Schrauben einstellt, aber ich mache jetzt erstmal nichts mehr dran und lass den Cembalobauer drüber schauen, leider dauert das noch etwa 3 Wochen weil ich gerade im Urlaub bin.
 
Ja das stimmt, die Orgeln und Cembali im 16ten Jahrhundert müssen wohl ziemlich kleine Tastaturen gehabt haben, und die Orgeln sollen da auch noch so schwer gewesen sein dass man sie teilweise mit den Fäusten bedienen musste xD Ich finde das sehr interessant.
Naja in wie fern kleine Tastatur? kleine Tasten oder wenig Tasten?? kleiner waren die Tasten vermute ich mal nicht viel aber sie hatten viel weniger Tasten das stimmt 4,5 Oktaven oder so. MAnche Cembali, Vorallem Ruckers Instrumente wurden jahre Später erweitert weil einfach mehr tasten gewünscht waren. Und es heißt ja auch teilweise immer noch man Schlägt die Orgel.. teilweise sind da die Tasten mit über 100g ausgewogen bei einem klavier sind es um die 50g.

Das Listzt regelmäßig seine Klaviere kaputt bekommen hat ist ja kein Geheimnis.. die Instrumente musstn einfach immer robuster, lauter und mit mehr Tonumfang ausgestattet werden damit die Pianisten das hatten was sie wollten. z.b. wurden die Saiten imemr dicker die Mechanik robuster (bzw Entscheidung auf die Französiche Mechanik) und es wurden langsam auch Metallstreben im Klavier/Flügel verbaut um die Zugkräfte aufzunehmen

Grüße Anowon
 
Ja sorry ich meinte kleineren Tastaturumfang.

Wobei einem die Tastaturen von Cembali oder älteren Klavieren schon kleiner vorkommen weil sie nicht so tief greifen wie moderne Klaviere, auf dem Spinett komme ich zum Beispiel problemloser auf eine Dezime weil die tasten halt nicht so tief gehen. Aber ich meinte wie gesagt eher den Tonumfang.

Ja das hab ich schon mal gehört. Es gibt ja glaub ich auch viele günstige Flügel mit Wiener Mechanik glaub ich immer wieder in Anzeigen, die ziemlich günstig und kaum beliebt sind ua weil die Mechanik zu altertümlich bzw nicht dafür geeignet wäre darauf anspruchsvollere Stücke von Liszt zu spielen. Aber ich hab mal gehört bei manchen Liszt oder Ravel-Stücken ist das sogar so, dass man sie nicht mal auf einem normalen Hochklavier spielen könnte, weil das mechanisch nicht möglich ist und nur auf Flügeln spielbar sein soll. Aber ich denke mal nicht dass ich mal da hin komme xD

Liszt mochte früher auch die Erard Pianos am liebsten, die einen sehr robusten Ruf hatten. Denke mal wenn er die moderneren Pianos kennen würde, dann würde er die aber eher hassen, weil auf der neueren Technik schon einiges mehr möglich ist (in dem Sinne dass das Klavier mehr verträgt). Tut mir leid bei Musikgeschichte schweife ich gerne ab :D
 
auf dem Spinett komme ich zum Beispiel problemloser auf eine Dezime weil die Tasten halt nicht so tief gehen.
Wahrscheinlich hat Dein Spinett auch eine etwas kleinere Mensur der Tastatur wie meines. Messe doch mal nach und vergleiche dann mit Deinem Klavier.
In diesem Thread hatte ich erst kürzlich etwas zu dem Thema geschrieben, ich will den Beitrag hier nicht wiederholen, deshalb hier der Link dazu (Post #23):
https://www.musiker-board.de/threads/bach-praeludium-5-schwere-stelle.683389/page-2#post-8669333.

Mir dem was Du schreibst, was auf einem Hochklavier nicht möglich ist im Vergleich zu einem Flügel könnte die "Repetitionsmechanik" gemeint sein. Die ist bei Flügeln einfacher zu bauen als beim Klavier, wo die Mechanik sozusagen einmal ´um die Ecke´ gebaut werden muss.
Hier ein Link dazu:
https://www.louisrenner.com/funktion-der-mechanik/

Dabei braucht zum Repetieren des Tones die Taste nur zur Hälfte wieder hoch zu kommen, was schnellere Repetitionen und vor allem längere Repetitionspassagen möglich macht.
 

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