Stimme macht schlapp

  • Ersteller 7 Towers
  • Erstellt am
7
7 Towers
Registrierter Benutzer
Zuletzt hier
14.05.18
Registriert
23.05.11
Beiträge
51
Kekse
200
Hallo ihr Lieben!
Hier mal wieder eine Frage, wie sie fürchte ich in dieser oder ähnlicher Form schon oft gestellt wurde. Die Suchfunktion ist allerding nicht so hilfreich.
Ich bin ja inzwischen auch schon gesetzteren Alters, habe mir aber in den letzten 5, 6 Jahre eine sehr brauchbare Gesangsstimme erarbeitet.
Übrigens musste ich feststellen, dass die Psyche wirklich einen enormen Einfluss auf die Stimmentwicklung und die stimmlich Leistung überhaupt hat!
Kurz: Je mehr man sich selbst oder durch andere unter Druck setzt / setzen lässt und je weniger Spaß man bei der Sache hat desto schlechter ist/wird man...
Entsprechend ist es umgekehrt!!! Aber das nur am Rand.

Meine Frage: Ich schaffe warm gesungen mittlerweise fast mühelos , Songs, wie 99 Redballoons, Fallen (Volbeat) oder Where the streets have no name (U2). Jeweils ein bis zweimal mal, hintereinander....
Na klar mus ich mich schon ein wenig anstrengen. Aber ich setze Stütze/Zwergfell, Bauchatmung etc. gut ein, so dass ich nicht mehr presse. (okay, vielleicht ein bißchen... ;-) )
Und doch ist es mir fast unmöglich diese Songs drei, vier mal hintereinader zu bringen, wenn wir z. B im Proberaum sind und sie mehrmals hintereinader spielen/üben.
Dann schaffe ich die hohen Töne beim dritten eben nicht mehr... Was kann hier helfen? Welche Technik ist hilfreich um z. B auch mal einen typischen Coverband-Abend, der sich schnell mal über 25 - 30 Stücke ziehen kann stimmlich zu überleben?
Wie kann ich Stimmbänder/Stimmlippen, Zwergfell, Atmung und die Muskulatur (welche?) noch besser trainieren, bzw. beim Singen schonen? Was genau bedeutet "ökonomisch" Singen???

Ich vergleiche das mal singemäß mit einem 100 m Lauf (ein Song mit vielen sehr hohen Tönen): Ich schaffe diesen 100 m Lauf in X Sekunden. Aber maximal nur 2 mal. Bei den nächsten Läufen werde ich mit jedem Mal deutlich langsamer - weil meine Muskulatur erschöpft ist.
Wenn ich meine Beinmuskulatur richtig und kontinuierlich weiter trainiere, schaffe ich irgendwann auch vier 100 m Läufe hintereinander in annähernd der gleichen guten Zeit, wie beim ersten Lauf.

Oder zweite Metapher: Beim Ski fahren komme ich den Berg auch einigermaßen zügig herunter, auch wenn ich fast kein Ski fahren kann, bin aber unten angekommen völlig fertig und total erschöpft. Wenn ich ein sehr guter Skifahrer mit guter Technik bin, fahre ich völlig mühelos mit mehr Spaß und wenn ich will noch viel schneller den Berg runter und komme unten völlig entspannt an.

Wie muss ich üben, was sollte man trainieren, was kann man effektiv besser machen um die Stimme ausdauernder zu machen? Gibt es noch irgendwelche Tricks, Tipps? Oder lautet die Antwort am Ende einfach nur: "Noch mehr üben!"
Ich muss dazu sagen ich schaffe es wöchentlich nur zweimal (manchmal nur einmal) zu üben. Einmal im Proberaum 2- 3 Stunden mit der Band und einmal ca zwei Stunden zu Hause.

Danke für eure Antworten im voraus!
 
Eigenschaft
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo,

ich denke man kann schlecht etwas dazu sagen, da wir hier die Rahmenbedingungen nicht kennen.
- inwieweit singst Du in Deiner natürlichen Range?
- hörst Du dich bei Singen gut?

Mehr üben um ausdauerner zu werden wird nicht helfen, Du must auch das Richtige üben.
Aber wirklich helfen kann dir hier nur ein Gesangslehrer dich hautnah singen hört und sieht.

Ich würde mich selber nie als technisch versierten Sänger einstufen, aber der Gesangsunterricht hat mich um Einiges weitergebracht. Unter anderem habe ich auch gelernt ökonomisch zu singen. Richtig gemerkt habe ich das als ich einen Auftritt trotz starker Erkältung noch gut über die Bühne brachte.

Bin gespannt, was die Profis hier noch schreiben.
GRuß
 
Wenn Du eine bestimmte Höhe nur kurzzeitig schaffst, kann das - grob gesagt - zwei Gründe haben:
Entweder Du kannst es noch nicht gut genug, oder auch: Du hast die Höhe eben nicht.
Was bei Dir zutrifft, können wir nicht sagen, aber beides ist prinzipiell drin.
Nicht jeder kann alles und zur Erkenntnis "Was kann ich" gehört auch die Erkenntnis, was einfach nicht, oder für die Praxis nicht stabil genug ist. Dann hilft nur: Weglassen.

Ich singe selbst in einer Coverband und inzwischen kann ich klar sagen, was ich nicht kann. Dann lasse ich's auch.
(Im Proberaum habe ich's aber oft genug versucht.)

Letztlich kannst Du nur mit den Resourcen arbeiten, die da sind. Und die Grenzen mußt Du beim Proben rausfinden.
Du kannst keine Spikes an Deine Stimmbänder schnallen ... ;)

Der Omnimusicus, auf dem Weg zum Proberaum ...
 
Also, du schaffst die Songs an und für sich - allerdings nur zweimal hintereinander.
Da denke ich an Konditionsschwäche.
Mein Ratschlag wäre, die allgemeine körperliche Verfassung zu stärken, damit du größere Kraftreserven hast und/oder eine schnellere Regeneration nach einer Anstrengung.
Da gibt es verschiedene Möglichkeiten: laufen, Rad fahren, schwimmen, rudern (entweder in Echt oder im Fitnesscenter). Also Sachen mit einer starken Ausdauerkomponente - d.h. nicht bloß ein Sixpack antraineren, sondern die Funktion des Atemapparates immer weiter pushen.

So hat man's in der Zeit vor der elektronischen Verstärkung gemacht. Auch wenn du nie ohne Mikro singen wirst - Kraft- und Ausdauertraining können nur von Vorteil sein.

Cheers,
Jed
 
Danke euch schon mal! Eigentlich bin ich recht sportlich und mache sogar etwas Ausdauertraining. Ich glaube, meine Hals-/Kehlkopf-/Stimmband-Muskulatur machen einfach recht schnell "zu".
Kann man das irgendwie trainieren?
 
Hallo,

wie gut kannst du dich im Proberaum hören? Musst du laut singen oder haut die Anlage genügend Pegel raus?

Ich bin total genervt, wenn ich bei Proben den gleichen Song ein paar mal hintereinander spielen muss und bin auch der festen Überzeugung, dass das für alle der falsche Weg ist.

An den beiden Punkten würde ich ansetzen.

Habt ihr mit der Band mal einen Gig gespielt oder wenigstens einen im Proberaum simuliert?

Gruß

erniecaster
 
Was genau bedeutet "ökonomisch" Singen???
Ich würde mal hier ansetzen. Um in deiner Metapher mit dem 100m Lauf zu bleiben: Ich glaube es ist an sich schon problematisch an einen Song mit dieser Vorstellung heranzugehen. Ich wage mal zu behaupten, dass es selbst ein gut trainierter Sprinter nicht schafft, die 100m 25 mal hintereinander in einer ähnlich guten Zeit zu laufen.

Aus ökonmoischer Sicht ist es sinnvoller, nicht einen Song als 100m Sprint zu sehen, sondern deinen ganzen Gig als Marathonlauf. Ökonomisch Singen bedeutet in dem Fall, deine Lautstärke/Intensität in einer Weise zu dosieren, dass du den gesamten Marathon überstehst. Es würde ja auch kein Marathonläufer auf die Idee kommen, den Marathon im Sprint zu beginnen und dann nach dem ersten Kilometer nur noch zu kriechen.

Was ich dir empfehlen kann ist schlicht und einfach ein bisschen rumprobieren mit den Faktoren Intensität und Lautstärke. Es ist sehr hilfreich ein Gefühl dafür zu bekommen. Ein paar unsortierte Ideen:

- Was du auf jeden Fall bedenken solltest ist, dass bei Mic-gestütztem Gesang die effektive Lautstärke nur teilweise dadurch bestimmt wird, wie laut du tatsächlich singst. Ein guter Ansatzpunkt ist, dass es im Conti-Gesang mit Mic eigentlich fast nie nötig ist lauter als Mezzoforte zu singen, um durchsetzungsfähig zu bleiben. Übe deine Songs z.B. a capella und versuche dabei nie lauter als Mezzoforte zu singen.

- Ein weiterer Punkt ist "Intensität" als stilistischer Effekt. Man hat oft die Tendenz (gerade beim Live-Gesang) Intensität durch Erhöhen der Lautstärke/des Atemdrucks auszudrücken. Das funktioniert meist mehr schlecht als recht. Zunächst mal wird die Kompression des Mic-Signals schonmal ein gutes Stück deines Lautstärkegewinns auffressen. Zum anderen ist es unnötig anstrengend für die Stimme. Intensität lässt sich effektiver auf andere Weise generieren, z.B. durch mehr "Twang" im Ton, was den Klang schärfer und "schrei-ähnlicher" macht, oder durch "Curbing" also das Benutzen eines "weindenden/stöhnenden" Klanges, was ebenfalls eine höhere Intensität andeutet, ohne dabei lauter zu werden.

Ich finde dieser Auftritt hier ist immer ein schönes Beispiel für den Unterschied zwischen "ökonomisch singen" und "ich geb einfach mal Gas". Gerade in dem Teil ab 3:50, wo beide im Bild zu sehen sind, wird schön deutlich, wie viel Atemluft Chester im Vergleich zu Chris verballert. Achte alleine mal auf die Atembewegungen. Trotzdem klingt er nicht wirklich kraftvoller oder lauter.


P.S.: Für das "maximal mezzoforte" ist natürlich eine ausgebildete Kopfstimme bzw. Covering nötig. Mit der Bruststimme kannst du in der Mittellage kein mezzoforte mehr singen. Ein nützliches Video dazu ist dies z.B. Es kann generell hilfreich sein, deine Songs zeitweilig im "getwangten Falsett" (er benutzt das Wort "Edge" statt "Twang") zu singen (Bee Gees Style) so wie er es im Video vormacht. Das hilft sehr beim Übergang zur Kopfstimme.
 
Zuletzt bearbeitet:
Vielen broeschies für deine Zeit und die sehr detaillierte Antwort! Ich werde mir die Videos in Ruhe zu Hause ansehen.
Du hast vmtl. Recht, Marathon ist der bessere Vergleich. Ja, (ein paar) Gigs habe ich mit anderen Bands schon gespielt. Auch da wurde es zum Schluss leider ziemlich anstrengend für mich.
Und es ist auch immer das Gleiche mit dem "selber Hören". Wenn man sich selbst zu schlecht hört, gibt man immer etwas zu viel Druck, mit den allseits bekannten Folgen....
Wir sind am Ende der Probe meistens doppelt so laut, wie zu Beginn, weil sich unsere beiden Gitarreros immer wieder gegenseitig hochfahren. Ich habe es aufgegeben, immer wieder
zu erklären, dass Lautstärke nicht gleich Qualität ist....
 
Wir sind am Ende der Probe meistens doppelt so laut, wie zu Beginn, weil sich unsere beiden Gitarreros immer wieder gegenseitig hochfahren. Ich habe es aufgegeben, immer wieder zu erklären, dass Lautstärke nicht gleich Qualität ist....

Hallo,

da hast du es.

Ganz hart formuliert: Wenn ein oder zwei Musiker im Proberaum immer wieder lautstärketechnisch "nachlegen", stimmt einfach eine ganze Menge nicht. Das ist kein Gesangsthema sondern ein Bandthema.

Gruß

erniecaster
 
Bin ja jetzt kein Profi, nehme aber seit einiger Zeit Gesangsunterricht (Klassik).
Mein Statement sind zum einen eigene Erfahrungen zum andern Tipps meiner Gesangslehrerin (studierte Mezzospranistin)
Gesang hat relativ wenig mit körperlicher Kondition zu tun. Ich stehe mir als Ausdauersportler und ambitioniertert Sporttaucher vor allem atmungstechnisch selbst im Weg.
Eine Sache, die ich immer weider übe und üben muss ist mit wenig Luft zu singen. ALso nicht vollpumpen und alles über die Stimmbänder jagen.
Ein gut ausgeildeter Profi singt laut auf eine Kerze ohne, dass diese flackert.
Ich kann mittlerweile entspannt 3 Stunden singen, auch unplugged ohne auch nur im geringsten Stimmprobleme zu haben. Also scheint mir an den Thesen meiner Gesangslehrerin was dran zu sein....
 
Vielen Dank für eure Hilfe Tips und Links und Kommentare! Ja, sicer ist das auch ein "Band-Thema"...
 
So wie es sich liest, macht ihr mehr Rock Cover, oder? Wenn du viel zerrst und shouts machst, viel hoch und kräftig singst, geht das ganz schön an die Substanz. Wenn du tatsächlich so singst, würde ich bei der Probe zurückschrauben. Sing da lieber clean und etwas leichter, es geht ja schließlich da mehr ums Zusammenspiel und Abläufe. Insbesondere wenn ihr eine Songstelle im Kreis spielt, also mehrmals wiederholt, sing dann lieber stimmschonend, denn da alles zu geben ist sinnlos verpulverte Energie. Das machen ziemlich viele, nennen das "markieren". Beim letzten Songdurchlauf kannst du dann alles geben, so wie du es bei einem Auftritt auch machen würdest. Das reicht absolut.

Das mit der Probelautstärke müsst ihr dringend klären, mal ein ernsthaftes Wort miteinander sprechen. Alle müssen sich bewusst sein, dass der Gesang einfach am wichtigsten ist, wenn euch was am Publikum liegt! Im Gegensatz zu den anderen kannst du nicht einfach lauter machen. Und wenn du immer gegen den Krach (und das ist es am Ende ja auch: Krach) anschreien musst, ist deine Stimme irgendwann im A. Ist es das was ihr wollt? Außerdem klingen es auch Instrumental scheiße, wenn es so laut ist. Ansonsten machst du den Gesang mit Absicht so leise, dass dich keiner mehr hört. Auf einmal wissen die Instrumentalisten nicht mehr wo sie im Song sind oder es stört sie tatsächlich mal, dass sie den Gesang nicht hören. Und wenn denen das egal ist, kannst du ja deine Sachen packen und gehen, denn wenn man dich nicht hört, können die ja auch gleich ohne Gesang weitermachen, nur dass du nicht für die deine Stimme schrottest. Ansonsten könntest du überlegen, ob InEar-Monitoring nicht was für dich wär.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
Wir sind am Ende der Probe meistens doppelt so laut, wie zu Beginn, weil sich unsere beiden Gitarreros immer wieder gegenseitig hochfahren. Ich habe es aufgegeben, immer wieder
zu erklären, dass Lautstärke nicht gleich Qualität ist....
Hi @7 Towers,
wir sind bei meiner Band damals wegen dem Lautstärke-Problem auf InEar im Proberaum umgestiegen, mit dem JamHub. Ein wahrer Segen durch die 7 Stereo-Auxwege, denn nun konnte sich jeder Musiker seinen persönlichen Sound einstellen. Die Gitarristen hatten eher Gitarren- und Drumslastige Mixes, der Drummer hatte den Klick sehr laut, andere gar nicht oder nur leise. Meine Mix war wie im Musical - schön lauter Gesang mit dezentem Backing ... und das bei Heavy Metal :D

Meine Ohren habe nach der Probe nicht mehr gepfiffen und meine Stimme wurde nicht mehr überbeansprucht. Alle waren glücklich - auch wenn die Gitarristen am Anfang noch etwas das "Hosenflatter" vermisst haben, welches man spürt wenn man vor einem lauten Amp steht. Aber nach 3 Proben hatte sich jeder daran gewöhnt die Musik nur noch zu hören und nicht mehr zu spüren. Ich war übrigens nicht mal der größte Befürworter: der Drummer hat zum ersten mal wirklich gehört was wir da spielen und singen und wollte das Ding gar nicht mehr hergeben.:D
 

Unser weiteres Online-Angebot:
Bassic.de · Deejayforum.de · Sequencer.de · Clavio.de · Guitarworld.de · Recording.de

Musiker-Board Logo
Zurück
Oben