Straßenmusik mit Noten(-ständer)

[Opranius]

Hallo ihr Lieben,

ich habe eine Frage, die die Straßenmusik in Kombination mit einem Notenständer betrifft.

Ich habe unglaublich Lust ein bisschen in Fußgängerzonen und Co zu spielen und dabei ein paar Groschen zu verdienen. Mein Repertoir umfasst eigentlich
sehr viele Songs, doch nur etwa 10 davon könnte ich spontan auswendig spielen.
Daher hatte ich den Plan gefasst, einen Notenständer zu kaufen, um am besten über ein Tablet (geht schnell und ist unauffällig) mir die Lyrics einiger Songs
anzuzeigen - z.B. als fertige PDF, sodass ich nur kurz mit dem Finger schnipsen muss, um mir die nächsten Lyrics anzuzeigen.
Dabei würde ich den Notenständer wohl ziemlich weit runterstellen, sodass er nur daneben steht und mir ggf. den Text zeigt, falls ich ein paar Textstellen benötige.

Meine Frage ist: Kommt das gut an oder ist das ein No-Go in der Straßenmusik? Ich könnte wohl problemlos dadurch 30 meiner Lieblingssongs mehr spielen,
da ich mich durchaus schwer tue, Lyrics komplett auswendig zu lernen und, das ist eigentlich der Hauptpunkt: ich habe Angst, dass ich diese Songs mir durch das Auswendiglernen
"müde" spiele.

Vielen Dank für Eure Eindrücke!

- Julian

 

[Telefunky]

wenn du es zur Auffrischung der Erinnerung brauchst, zwischendurch mal einem Seitenblick drauf wirfst, finde ich es ok.
Während der Performance (im Sinn von Notenblatt) ist für meinen Geschmack total daneben, weil die Identifikation mit dem Inhalt fehlt. Entweder lebt jemand das Lied, oder ich geh weiter...

 

[Cards]

Ich kenne so ein paar Straßenmusiker, die mit Notenständer umherziehen. Sogar so richtig mit Blättern aus Papier drauf.
Und im Zuge einer Weinachtsaktion (Weinachtslieder) habe ich selbst auch einen Ständer vor der Goschen gehabt.
Wichtig ist das nicht. Solange du ein wenig Augenkontakt hälst und ggf. mit dem Zuhörer interagierst, sofern möglich. Ich meine du kannst auch auswendig gelernte Lieder langweilig präsentieren.... Ob mit oder ohne Krücke interessiert keinen.
Aber jemanden mit Tablet würde ich persönlich weniger wohlwollend Kleingeld spendieren.

 

[Annino]

Straßenmusik unterscheidet sich für mich persönlich nicht unbedingt von auf der Bühne stehen. Würdest du auf der Bühne mit Notenständer spielen? Ein Metalgitarrist würde vermutlich sagen: Spinnst du? Niemals! Und ein Klassikmensch: Klar, warum nicht?

Wichtig ist wirklich der Kontakt zum Publikum und da darf dich der Notenständer nicht stören. Und letztendlich wird dich keiner angreifen, weil da ein Notentständer steht oder sogar noch ein Tablet. Wird nur halt weniger Geld, wenn es den Leuten nicht gefällt - sei mutig und probiers aus.

 

[x-Riff]

das ist eigentlich der Hauptpunkt: ich habe Angst, dass ich diese Songs mir durch das Auswendiglernen
"müde" spiele.

Schau erst mal, ob das so ist.

Sieht so aus, als ob Du noch nicht live auf der Straße gespielt hast. Mein Vorschlag wäre: Mach damit erst mal Erfahrungen.
Vielleicht turnt es Dich an, vielleicht nicht. Vielleicht kommst Du auf ein paar Euro extra, vielleicht nicht.

Das wirst Du erst rausfinden, wenn Du es machst. Wenn Du zehn songs auswendig kannst, reicht das dicke.
Auf der Straße Musik machen ist anders als ein Konzert zu geben. Die meisten Leute registrieren im Vorbeigehen: Hey das ist ja toll und schmeißen was rein oder sie gehen weiter. Ein paar bleiben für einen song stehen, die wenigsten für mehr als zwei oder drei.
Du brauchst kein 30-song-Programm für die Straße.

Was den Aufwand betrifft: Mittlerweile gibt es auch Straßenmusiker, die mit ner Box und Mikros auffahren, zu Playbacks spielen oder sonstwie technisch ein höheres Niveau fahren als Gitarre und Gesang oder Solo-Flöte ... Damit steigt aber auch die Erwartung. Wenn ich jemand mit nem Tablet sehen würde, würde ich denken: Was macht der denn damit?

Wenn es nur um die Texte geht: die kannst Du Dir auch ausdrucken. Dass es auf der Straße von einem sonderlichen Vorteil wäre, mit einem Fingschnipp den nächsten songtext zu laden, statt auf dem Notenständer zum nächsten Blatt Papier mit dem neuen Text zu blättern, würde ich jetzt mal ein bißchen bezweifeln wollen.

Mein Vorschlag wäre, dass Du mal mit Gitarre und Notenständer auf der Straße ein paar Erfahrungen sammelst und dann weiter siehst.
An was für songs hast Du denn gedacht? Und Gitarre und Gesang - stimmt das? Was nimmst Du sonst an technischer Unterstützung mit?

Herzliche Grüße

x-Riff

 

[Opranius]

Vielen Dank für Eure Antworten!

Das mit dem Tablett war auch nur eine fixe Idee, Notenzettel würden es natürlich auch tun.
Es würde sich um Gitarre und Gesang handeln. Theoretisch kann ich ein Mikrofon und meine Gitarre anschließen, aber für den Anfang würde mir auch die
"trockene" Variante reichen.
Ich werde es einfach mal ausprobieren, nachdem ich mich bei der Stadt angemeldet habe.

Nochmals vielen Dank für Eure Antworten! LG Julian

 

[beltunaplayer]

Hallo an die Straßenmusiker-Gemeinde,
ein Freund, der ebenfalls Lust auf Straßenmusik hat, weiß nicht, wie er es anfangen soll und hat mich um Rat gefragt. Da ich selbst kein Straßenmusiker bin, konnte ich ihm nicht wirklich mit Tipps helfen. Vor allem wollte er wissen, wie sich andere Straßenmusiker finanziell über Wasser halten und wie sie ihre Touren planen. Am einfachsten wäre es ja, ein Wohnmobil zu besitzen oder zu mieten, da wäre die Frage der Unterkunft schon mal erledigt. Aber welcher Straßenmusiker hat schon ein WOMOB? Und wenn er es hätte, wäre er vielleicht nicht Straßenmusiker. Hat also jemand hier Erfahrungen, wie es Straßenmusiker regeln mit den Unterkünften, denn eine Tour durch mehrere Städte kostet ja sicher mehr als die Musik einbringt. Auch die Frage der Reisekosten ist ja nicht zu vernachlässigen. Wer kein Sohn / Tochter reicher Eltern ist, muss sich da was einfallen lassen. Also her mit Ideen und Tipps und schon mal vielen Dank für die Antworten!
Beltunaplayer

 

[x-Riff]

Nimm es als ernstgemeinten Hinweis: Dein Freund mit den vielen Fragen soll sich hier anmelden und selbst zu Wort melden - zu den Fragen werden noch weitere kommen und Rückfragen wird es auch geben.

Falls das absolut nicht geht, wäre das ein Notbehelf, dass Du den Mittler machst - aber das wird für keine Seite wirklich erquicklich.

Herzliche Grüße

x-Riff

 

[Cards]

Mit Straßenmusik hält man sich über Wasser. Damit verdient man sich etwas Taschengeld.
Wenn ich jetzt davon ausgehe, eine Tour damit zu finanzieren, samt Unterkunft, dann schätze ich, werde ich nur alzu oft drauf zahlen müssen.
Ich habe da Hotel, Essen, Transport von A nach B (besonders heikel zwischen den Städten), den Wisch vom Ordnungsamt jeden Tag aufs Neue...
Ist ja ein romantischer, abenteuerlicher Gedanke aber, ich als Straßenmusiker Veteran sage, das ist nicht möglich.
Naja, außer ihr finanziert das mit Rücklagen.
Wohnmobil hilft sicher. Spart ihr euch das tägliche Hotel und habt lediglich evtl. Einmal sprit von a nach b.
Ansonsten couch surfing?
Aber abgesehen von unterkunft gibts nichts zu sparen und das wird ohnehin sicherlich den großteil der beute auffressen.

 

[Korki]

Wenn das irgendwie möglich ist, würde ich empfehlen, dass dein Freund das als Hobby betreibt.
Er sollte sich davon auf keinen Fall finanziell abhängig machen. Vielleicht bin ich da zu konservativ oder pragmatisch und zu wenig Enthusiast, aber ich würde mir immer irgendetwas Solides suchen, um eine Sicherheit zu haben.
Man kann jetzt sagen, dass wenn man etwas wirklich möchte und es durchzieht, ist das immer der richtige Weg und der einzige, der glücklich macht. Das mag sein. Allerdings hat dein Freund dich, also jemanden der selbst kein Straßenmusiker ist, gefragt, wie man es denn anfangen könnte, weil er Lust darauf hat. Das sind nicht die richtigen Voraussetzungen, um sich von anderen abzusetzen und seinen Lebensunterhalt zu verdienen.

Ich würde an seiner Stelle einfach mal machen. Zum Spaß, ohne finanzielle Ambitionen, und sehen, was so geht. Programm vorbereiten, Genehmigung an einem Ort besorgen und spielen. Dann weiterschauen.