Studioverkabelung von Mischpulten

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Necrolast
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Schönen guten Tag,

hab schon die SuFu bemüht und auch google aber irgendwie hab ich nix gefunden.
Mich würde mal interessieren, ob jemand ne Ahnung hat wie das in den großen Studio abläuft. Und zwar wie die Verkabelung mit den Großen z.B. Neve Desks (analog) vonstatten geht. Ich wundere mich immer, wie diese Leute teilweiße trotz analogen Pult scheinbar trotzdem mit ProTools oder Logic arbeiten als ob das Pult eine DAW wäre. Gut man kann mit Digitalwandlern über die direct outs aufnehmen aber dann kann man mit den Fader vom Pult ja quasi nur die Vorverstärkung einstellen, bzw. sind diese dann nich komplett überflüssig wenn man später dann digital soewieso alles nachjustiert?? Oder wird mit den Pulten das ganze dann nur grob vorgepegelt? Oder macht man das nur noch weil die Mic Preamps von Neve super klingen?? Vielleicht stell ich mir das auch alles einfach zu kompliziert vor, da ich mit analogen Pulten im Recording bereich noch nie etwas zu tun hatte. Arbeite selber mit 2 Digitalwandler und dem M-Audio Projectmix I/O, also quasi rein digital.

Wär nett wenn mir das vielleicht jemand bisschen erklären könnte, weil mich das ziemlich interessiert.

Greetz
 
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Oder macht man das nur noch weil die Mic Preamps von Neve super klingen??

Genau deswegen. Es gibt ja keine dringende Notwendigkeit für das Durchschnittspopaufnahmestudio, ein großes Pult da stehen zu haben. Viele haben aber eben noch Pulte aus der analogen Ära da, die eben auch gut klingen und halt fest im Studio eingebaut sind. Da werden dann halt nur die qualitativ besten Komponenten jedes Geräts verwendet. Das sind bei solchen Pulten oft die Vorverstärker.

Manche Pulte haben ja auch ausgefuchste Routingmöglichkeiten oder TotalRecall, was sicher auch in bestimmten Situationen und abhängig von der persönlichen Arbeitsweise absolut Sinn macht. Es gibt ja durchaus Situationen, wo man z.B. für ein Orchester fünf bis sechs verschiedene Monitormixe anlegen muß und möglichst direkten manuellen Zugriff darauf braucht. Da kann ein gutes Pult enorm helfen und ist einer Softwarelösung überlegen.

Harald
 
Mit den Fadern pegelt man nicht, das macht man mit der Vorverstärkung der Eingangsstufe. Die Fader laufen entweder auf eine Subgruppe oder die Stereo Summe.

ProTools (oder DAW XY) wird in so einer Situation zur Aufnahme, Editierung und als Zuspieler für das Pult benutzt. Die Verkabelung ist dabei technische "Nebensache" (ist sie natürlich nicht) und wird fest installiert. Hin- und Rückwege sorgen dafür, dass das Pult entweder für die Aufnahme benutzt werden kann oder im Rückweg auch wieder zum Mischen mit der DAW als Zuspieler. Großzügige Patchbays und ein entsprechender Schrank voller Outboard Equipment kann flexibel in die Wege eingebunden werden.

Das heißt in einer Analog/Digital - Studioumgebung ergeben sich unterschiedliche Szenarien
- Bei dir sieht zum Beispiel die Gewichtung in etwa so aus: 20% analog (Mikrofone, Preamps) und 80% digital (Editing, Signalbearbeitung, Mix, Summierung, Mastering). Bitte hier nicht auf die Zahlen festnageln, die dienen der Veranschaulichung.
- In einem "Pult" - Studio verändert sich die Gewichtung eher in Richtung 70% analog (Mikrofone, Preamps, Signalbearbeitung vor der Aufnahme, Signalbearbeitung beim Mix und zurückspielen auf das Pult, Mix, Summierung, Mastering etc.) zu 30% digital (Editing, leichte Signalbearbeitung)

Warum das Ganze? Man nimmt unter anderem die theoretischen Signalverluste durch die zusätzliche DA Wandlung zurück ins Pult in Kauf um auch im Mix mit hochwertigem analogen Outboard arbeiten zu können. Die Signale durchlaufen das Pult in der Regel 2 Mal, bei der Aufnahme und beim Mix. Hochwertigen analogen Pulten sagt man natürlicheres Signalverhalten nach, eine kraftvollere Aussteuerung usw. Ein anderer wichtiger Aspekt beim Mix mit analogen Pulten ist die Art des Mischens. Zwischen Hand und Fader ist keine Maus. Man mischt weniger mit den Augen und den Werten als mit dem Ohr. Die Koordination zwischen dem was man hört und dem was man tut ist direkter. Manch einer mag das als Esoterik abtun, wer aber mal an einer großen analogen Konsole gemischt hat, wird einen gewissen "Spaßfaktor" dabei selten verneinen.
Beispiel im Selbstversuch und Hand aufs Herz, wer hat das noch nicht gemacht: Man mixt digital und empfindet vom Höreindruck die Snare eines Schlagzeuges als zu laut. Statt nun den Fader zu ziehen und das Gehör entscheiden zu lassen tippt man schnell mal den aktuellen Wert - 1 ein. Das analoge Arbeiten ist dagegen weniger wertefixiert.
Das kombiniert man mit den komfortablen Möglichkeiten einer Software. Editierung ist wesentlich leichter, es ist sehr übersichtlich, die Datenspeicherung ist sehr einfach usw.
 
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Na dann schonmal danke für die ausführlichen Antworten
 
Der Signalfluss läuft bei Setups mit Großkonsolen in etwa so ab: Das Mikrofonsignal geht ins Pult (Channel Input), wird dort vorverstärkt und eventuell vorbearbeitet (Kompression und technischer EQ, die bereits mit aufgenommen werden), dann über Groups oder Busse an die DAW geroutet (feste Kabelverbindung oder (häufiger) Patchbay). Von der DAW kommt das Signal wieder zurück ("Tape Return") und wird über den Tape Input (zweiter Eingang) des selben Kanals wieder ins Pult geholt und dieses Signal wird dann für sämtliches Monitoring verwendet. Beim Mischen hat man dann nur noch die Tape-Return Signale von der DAW, die über die Tape Inputs ins Pult gehen.
Deshalb haben solche Großkonsolen (Inline-Pulte) meist auch für jeden Kanal zwei Fader: Der eine steuert den Tape-Send Level (Pegel zur DAW), der andere (meist größere) steuert den Pegel des Tape-Return Signals, also das was man hört.
Die meiste Zeit wird dabei die DAW nur wie eine Multitrack-Bandmaschine verwendet, die einfach viele Kanäle gleichzeitig aufnehmen und wiedergeben kann. Nur in der Editing-Phase nutzt man die eigentlichen Möglichkeiten der digitalen Technik.
 
Also das ganze wird einmal aufgenommen und gleichzitig über das Pult druch die Return Wege abgehört. dann hat man ja quasi einen Rough-Mix erstmal aufgenommen. Wenn es jetzt an die feinheiten geht, also abstimmung von richtiger Lautstärke etc wird das dann alles nochmal aufgenommen und das immer wieder bis es passt? ich glaube was das angeht steh ich immernoch aufm Schlauch wobei das mit der Verkabelung schon sehr zum Verständis beigetragen hat.

Ich hoffe es is klar was ich meine^^ Ist irgendwie schwer zu formulieren ;)
 
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dann hat man ja quasi einen Rough-Mix erstmal aufgenommen.
Viel gemix hat man da noch nicht. Bis zu diesem Zeitpunkt gibt es noch keinen Unterschied zu einer vollständigen Arbeit im Computer. Man hat einfach ersteinmal die Signale aufgenommen. OK, meintwegwegn mit einer gewissen Vorbearbeitung. Aber die kann man ja auch machen, wenn man ansonsten komplett im Computer arbeitet. Es kaufen sich ja auch Leute Channelstrips für ihre DAW.

Wenn es jetzt an die feinheiten geht, also abstimmung von richtiger Lautstärke etc wird das dann alles nochmal aufgenommen und das immer wieder bis es passt? ich glaube was das angeht steh ich immernoch aufm Schlauch wobei das mit der Verkabelung schon sehr zum Verständis beigetragen hat.
"Immer wieder aufnehmnen" muss man es nicht, sondern erst am Ende, wenn es passt. Naja, wenn sich im Verlaufe des Songs die Fader bewegen sollen und man keine Motorfader hat, dann muss man wohl in der Tat öfters mal aufnehmen

Der vorletzte Satz von ThiasHRec macht das eigentlich ganz deutlich "Die meiste Zeit wird dabei die DAW nur wie eine Multitrack-Bandmaschine verwendet, die einfach viele Kanäle gleichzeitig aufnehmen und wiedergeben kann". Stell dir einfach vor, du hast deine DAW-Software vor dir, in der du alle aufgenommene Spuren vor dir siehst. Und editiert (also rumgeschnibbelt ect) hast du auch schon. Normalerweise würdest ja nun mit dem virtuellen Mischpult der Software abmischen. Bzw. kannst du das in deinem Fall (also beim Project I/O) mit den Controller Fadern machen, und musst nicht mit der Maus auf dem Bildschirm arbeiten. Stattdessen aber kann man nun eben auch mit einem analogen Mischpult arbeiten. Dazu brauchst du aber ein Interface mit so vielen Ausgängen, wie du Spuren hast. Dann weist du jeder Spur einen eigenen Ausgang zu, und gehst auch mit entsprechend vielen Kabeln in die Eingänge des Mischpult. Und nun kannst du mit dem analogen Pult abmischen. Wenn man damit fertig ist, würde man beim Softwrae mischen ja nun rendern/bouncen/exportieren/... Beim analogen Mischen dagegen geht man mit der Stereosumme des Mischpults in einen Interface-Eingang, legt eine neue Stereospur im Projekt an, und nimmt über diesen den fertigen Mix auf.
 
Ok danke, habs verstanden ;)

Schönen abend euch noch!
 
interessanter weise hab ich mich gestern das gleiche gefragt wie der threadersteller. nun hab ich schon ein wenig erfahrung mit mischen (zumindest digital), allerdings will mir eins noch immer nicht in den kopf:
ich hab also meine signale aufgenommen, höre sie übers mischpult ab und mische sie mit den fadern des pultes. soweit so gut, wenn ich damit fertig bin nehm ich quasi den gesamten mix nochmal auf.
ABER: ich hab mal zu übungszwecken ein paar rohe spuren gemixt (15 glaub ich), und hab dabei sogut wie bei jeder mindestens dynamik und EQ gebraucht. wie funktioniert das? bräucht ich da genau so viele zb. kompressoren wie ich maximal spuren hab? sofern wirklich gar keine plugins benutzt werden, steht dann das studio voller effektracks...

LG
 
Die großen Pulte bieten meist eine umfangreiche Dynamiksektion in jedem Kanal, mit EQ/Kompressor. Der sog. "Channelstrip" leitet sich ja genau davon ab und stellt einen qualitativ hochwertigen Kanalzug eines Pults in einer Einheit dar.
Ansonsten stehen solche Studios natürlich auch voller Effektracks :)
 

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