StĂŒtze

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass bei einem SĂ€nger, dessen Stimme hauchig klingt, die Zungenwurzel angespannt ist und dadurch der Kehlquerschnitt zu klein ist. Der Luftweg ist dadurch verengt, deshalb wird der Luftstrom verwirbelt statt glatt zu fließen und das hört man als StrömungsgerĂ€usch (rauschen). Bei Heizungsrohren rauscht es im Winter auch, weil alle auf einmal WĂ€rme wollen und die Rohre fĂŒr die erhöhte Durchflussmenge oft zu eng dimensioniert sind. Ist das gleiche Prinzip. Versuch doch mal, dieser Theorie nachzuspĂŒren.

Die Idee mit dem fehlenden oder mangelhaften Stimmbandschluss ist eine Theorie, die ich nicht nachvollziehen kann. Die StimmbĂ€nder haben optimalerweise nichts mit der Atemregulierung zu tun und erzeugen nur durch den Luftstrom schwingend Töne wie das HolzplĂ€ttchen bei der Klarinette. WĂŒrde man den Spalt zwischen den StimmbĂ€ndern immer wieder schließen und den Luftstrom so unterbrechen, ergĂ€be das einen knatternden, abgehackten Effekt wie beim Luftballon.

Theorien und Bilder gibt es viele, und jeder muss seinen eigenen Weg finden, den er fĂŒr sich als richtig und verstĂ€ndlich empfindet. Den Hinweis, dass Dein Stimmklang gelegentlich von einem Rauschen begleitet ist, wĂŒrde ich weiter verfolgen, doch finde ich es wichtig, eigene SchlĂŒsse zu ziehen. ErklĂ€rungen von außen sind Wegweiser und nicht der Weg.
 
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sag einfach beim nÀchsten mal, bei dir hört man im gesang das meer rauschen ;-)
 
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Heute hab ich mit meiner 'normalen' Gesangslehrerin gesprochen, der 'Hauch' auf der Stimme freut sie, sie meint, das sei ein Schritt in die richtige Richtung, sei vollkommen ok und eben der Weg, den wir beim Gesang gehen.
Nun, wenn ich mich erinnere, war es bei meiner frĂŒheren Gesangslehrerin Ă€hnlich, da mußte ich auch durch "einige Stationen" durch.
Also neue Gesangslehrerin, Àhnliches Prozedere.
Aber eben das gefĂ€llt mir auch an ihr, dass sie nach meinem DafĂŒrhalten eine Ă€hnliche Technik vermittelt wie meine frĂŒhere Gesangslehrerin.
Nur dachte ich, ich sei ĂŒber diese Phase mit zuviel Luft schon drĂŒber hinweg, nun bin ich wieder drin.
 
Schade, dass Du in Leipzig nicht dabei bist. Ich hÀtte Deine Stimme gern mal live erlebt ...
 
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Ich habe das jetzt fĂŒr mich so verstanden: VollstĂ€ndiger Stimmbandschluß = gut gestĂŒtzter Ton
Guter Stimmbandschluß ist fĂŒr mich eine der wichtigsten Eckpfeiler im klassischen Gesang, aber StĂŒtze empfinde ich als etwas eigenstĂ€ndiges. Ich kann toll stĂŒtzen und dabei hauchen oder auch ungestĂŒtzt vollstĂ€ndigen Stimmbandschluß haben. :nix:
 
Wohl alles eine Frage der Definition.
 
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Stimmbandschluss ist eine Theorie, die ich nicht nachvollziehen kann
Nur in Silvieann's Fall oder generell nicht?

An sich ist es ja eine durchaus anerkannte Theorie, dass in der Modalstimme die Stimmlippen fĂŒr einen kurzen Moment schließen. :nix: Bei MĂ€nnern ist der Unterschiede ob man mit oder ohne Stimmbandschluß singt sehr stark hörbar. Im Pulsregister (Strohbass-Register) sind - gemĂ€ĂŸ dieser Theorie - die Schließphasen sogar lĂ€nger als die Öffnungsphasen, was tatsĂ€chlich einen knatternden / knarzenden Klang erzeugt.
 
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Nein generell. Ich kenne diese Vorstellung selbstverstĂ€ndlich, und sie ist fĂŒr mein Empfinden unlogisch.
Mein eigenes Stimmmodell geht eben andere Wege als die althergebrachten.

@drowo Hast Du eventuell Klangbeispiele fĂŒr das Singen mit und ohne Stimmbandschluss fĂŒr mich? Nicht dass wir aneinander vorbeireden ...
 
Ja, kann ich machen. Wird aber paar Tage dauern.
 
@Chor-Junkie Hat jetzt doch mehr als ein paar Tage gedauert, aber ich habe vor meinem Urlaub einfach keine Zeit mehr gehabt.

Hier der Anfang von Hollywood Hills / Sunrise Avenue. Der eine Take ist mit recht gutem (wenn auch nicht maximalem) Stimmbandschluß


und der andere hier mit schĂ€cherem Stimmbandschluß:


Letzteres ist mir nicht ganz leicht gefallen, da ich normalerweise auf einen starken Stimmbandschluß hinarbeite.

Insbesondere bei dem ersten tiefen Ton auf "sad" ist der Unterschied in der Obertonstruktur sehr deutlich zu hören.
 
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Hallo @drowo

Schön, dass es doch noch geklappt hat. Eine schöne Diskussionsgrundlage. Danke fĂŒr Deine MĂŒhe!

Du bist ein geĂŒbter SĂ€nger. Ich habe mir Deine Aufnahmen mehrmals in Ruhe angehört und versucht, mich in Deine Gesangstechnik reinzufĂŒhlen. Dass mit "mangelndem Stimmbandschluss" das LuftströmungsgerĂ€usch im Hintergrund gemeint ist, darĂŒber sind wir uns glaube ich einig. Über die Ursache ließe sich diskutieren.

Ich wĂŒrde Dir gern erlĂ€utern, was ich aus Deinen Hörbeispielen herausgehört zu haben glaube und wo ich die Ursachen fĂŒr das Rauschen bei Dir spĂŒre. WĂ€re das ok fĂŒr Dich?

Gruß, Chor-Junkie
 
Wie gesagt ist das, was man beim Singen spĂŒrt, immer Interpretationssache.

Ich interpretiere das, was ich bei Deinen VortrĂ€gen spĂŒre, als Atemdruck, der dann durch Anspannung im Hals kompensiert werden muss, damit kein Rauschen zu hören ist. LĂ€sst Du diese Anspannung weg, gibt es aufgrund des unnötigen Drucks dieses GerĂ€usch selbstverstĂ€ndlich. Du interpretierst das als mangelnden Stimmbandschluss. Meinem StimmverstĂ€ndnis nach ist nicht die fehlende Anspannung im Hals, sondern die druckbelastete Atmung die Ursache dafĂŒr. Die StimmbĂ€nder sind nicht dazu in der Lage, Überdruck entgegenzuwirken. Atemdruck und aktive Muskelarbeit in der Kehle sind meinem StimmverstĂ€ndnis nach Behinderungen und keine Voraussetzung fĂŒr das Singen. Wird die AktivitĂ€t in den Rumpf verlagert und der Atem "freigelassen", erledigt sich das Problem in der Regel von selbst

Deine Atemtechnik wird bei den tiefen Tönen besonders deutlich fĂŒr mich, ich spĂŒre den Druck und habe das GefĂŒhl, dass der Ton "im Hals nach unten gedrĂŒckt" wird. Bei optimierter Atmung spĂŒrt man weder in den Höhen noch in den Tiefen Druck im Hals. Das behaupte ich aus eigenem Erleben heraus.

Wie gesagt, das Rauschen hat Ursachen. Ich sehe sie nur an anderer Stelle als viele andere SÀnger. Die Vorstellung vom "mangelhaften Stimmbandschluss" provoziert meiner Meinung nach nur unnötige und behindernde Anspannung von den Kehlkopf umgebender Muskulatur und hilft nicht bei der Ursachenbehebung. Deshalb lehne ich sie weiterhin ab.
 
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Wie gesagt, das Rauschen hat Ursachen. Ich sehe sie nur an anderer Stelle als viele andere SÀnger. Die Vorstellung vom "mangelhaften Stimmbandschluss" provoziert meiner Meinung nach nur unnötige und behindernde Anspannung von den Kehlkopf umgebender Muskulatur und hilft nicht bei der Ursachenbehebung. Deshalb lehne ich sie weiterhin ab.
Deine EinschÀtzung von @drowo s Gesangstechnik teile ich, das könnte ich aber nicht rein per Hörprobe sondern nur, weil ich ihn auch schon gesehen habe.

Die Vorstellung eines mangelnden Stimmbandschlusses wĂŒrde ich aber nicht per se ablehnen. Es gibt Menschen mit mangelhaftem Muskeltonus und da kann ich mir dann auch einen mangelhaften Stimmbandschluss gut vorstellen. Das muss man denke ich eher vor Ort analysieren, oder zumindest mit einem guten Video.
 
Bei mir ĂŒbertrĂ€gt sich die Art und Weise, wie jemand singt oder ĂŒberhaupt seine Stimme gebraucht, leider ĂŒber das Gehör auf den Körper, so dass ich solche Dinge espĂŒre. Da ich aber mit Stimme nicht beruflich zu tun habe, ist diese FĂ€higkeit eher lĂ€stig, besonders beim Singen im Chor.

Dass es rauscht, weil es eine Engstelle gibt - sei es nun im Rachen durch Anspannung der Zungenwurzel oder in der Kehle durch das Offenhalten der StimmbĂ€nder durch zu viel Druck - ist mir als Strömungsmechaniker schon klar. Nur sehe ich die Ursache in zu viel Luft und nicht in mangelndem Muskeltonus. Die StimmbĂ€nder zur Erzeugung eines Tones zu schließen bedarf es keiner Anstrengung, solange sie nicht durch Druck quasi kĂŒnstlich offen gehalten werden, denke ich. Ist wie gesagt reine GefĂŒhls- und Erfahrungssache.

Leider wird jedes Rauschen undifferenziert sofort als "mangelnder Stimmbandschluss" bezeichnet. Diese Information / dieses Bild fĂŒhrt zwangslĂ€ufig zu einer weiteren Belastung der Stimme durch zusĂ€tzliche Anspannungen der den Kehlkopf umgebenden Muskulatur, statt die Ursachen (s.o.) zu ergrĂŒnden und zu beheben. Ist Choralltag und bringt mich innerlich immer wieder zum KopfschĂŒtteln.

@moiaqua Bist Du Stimmbildner?
 
Bei mir ĂŒbertrĂ€gt sich die Art und Weise, wie jemand singt oder ĂŒberhaupt seine Stimme gebraucht, leider ĂŒber das Gehör auf den Körper, so dass ich solche Dinge espĂŒre.

Das finde ich total spannend. Und so, wie du es bei @drowo beschreibst, ist es bei mir auch, glaube ich. Ich habe schon lĂ€nger den Verdacht, dass ich im Hals oder oben in der Kehle zu viel "nachregulieren" muss, weil es "untenrum" nicht richtig sitzt. Also der Tonus falsch verteilt ist. Ich habe das meiner frĂŒheren Gesangslehrerin auch schon ein paar Mal zu vermitteln versucht, aber das kam nicht an. Ich habe versucht ihr zu erklĂ€ren, dass ich auch beim Vokalisensingen immer wieder "umschalten" mĂŒsste (was sich bei mir so anfĂŒhlt, dass ich sehr bewusst eine stĂ€rkere Aufrichtung und ein zunehmendes "Weithalten" des oberen Vokaltrakts spĂŒre) und es bei mir eben nicht "leicht und mĂŒhelos von unten nach oben" ginge, wenn ich "einmal die StĂŒtze gefunden" hĂ€tte. Sie meinte nur, dass das nicht sein könne. Aber vielleicht hat sie auch einfach nicht kapiert, was ich meine. Oder ich nicht, was sie mit "StĂŒtze" meinte.
 
Die Hörprobe hatte eigentlich nur den Zweck Singen mit und ohne Stimmbandschluß zu verdeutlichen und nicht meine Gesangstechnik im Allgemeinen zu demonstrieren :)

@Chor-Junkie Ich hatte aufgrund deiner vorherigen BeitrĂ€ge gedacht, dass du die Existenz von Stimmbandschluß in Frage stellst, aber offensichtlich ist das nicht der Fall. Statt dessen zweifelst du an der Richtigkeit diesen herbeizufĂŒhren.
In dem Punkt wĂŒrde ich einfach sagen: wir einigen uns auf Uneinigkeit :nix:

Ich interpretiere das, was ich bei Deinen VortrĂ€gen spĂŒre, als Atemdruck
Da tÀuschst du dich. Ich singe diese Passage sehr entspannt und drucklos. Das was @moniaqua von mir kennt spielt sich dagegen im baritonalen Extrembereich ab.
 
Ohne Atemdruck geht es nicht, irgendwoher wird die Energie schon kommen mĂŒssen. Wenn ein Baby schreit kann man den Atemdruck an den Flanken sehen, beim Lachen und Weinen kommt es vor, dass man diesen selbst sehr intensiv verspĂŒrt. Die StimmbĂ€nder können diesen "Druck" nicht mit Spannung abfangen, nur mit Kontrolle, Kontrolle der stehenden Welle (das bringt den Gaumen zum Klingen) im Vokaltrakt. Können die BĂ€nder frei schwingen schließen sie auch periodisch ĂŒber die ganze LĂ€nge (dazu haben wir noch zwei Paar davon ...)
.
Oft ist es ja gerade, dass um in einen Bereich der frei schwingenden BĂ€nder zu kommen die FĂ€higkeiten (Kondition, Koordination) des Rumpfes schlicht nicht ausreichend sind, oder die Koordination im Zusammenspiel mit Vokaltrakt und Kehlkopf misslingt. Gerade Frauenstimmen können oft nicht "genug stĂŒtzen" um die BĂ€nder frei zu bekommen. Die AbkĂŒrzung wĂ€re dann eben Spannung im Kehlkopf um dann noch den "leisen runden hohen" Ton rauszudrĂŒcken.
.
Jetzt könnte man sich darĂŒber stundenlang theoretisch unterhalten, ich wĂŒsste z.b. sehr genau wie ich taktisch einen Marathon anlegen sollte wann ich forcieren und wann ich taktieren sollte, leider komme ich nicht so schnell (mangels Training und körperlicher Voraussetzung) in die Verlegenheit einen laufen zu mĂŒssen. Singen hilft einfach mehr, lange, ausgiebig, oft, mit Freude, aus Verzweiflung, mit Plan, komplett planlos Singen, lehrt mehr als jede theoretische Einheit weil sich nur gesunde Technik ĂŒber Jahre und Jahrzehnte halten kann. Je mehr ich singe, desto mehr spĂŒre ich selbst was "gesund" fĂŒr mich ist und was weniger.
.
Wenn tĂ€glich, lange, laut ĂŒber Jahre kein Problem darstellt wird es auch mit dem Stimmbandschluss, der StĂŒtze und dem Vokaltrakt nicht so falsch sein. An den modischen Mascherln kann man dann immer noch arbeiten.
 
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Ohne Atemdruck geht es nicht, irgendwoher wird die Energie schon kommen mĂŒssen.
Gibt's da nicht auch Unterschiede zwischen SolosĂ€ngern und Chor, wo der Stimmklang sich ja mehr "einfĂŒgen" als "herausstechen" sollte?
 
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