Talent

  • Ersteller Mondluchs
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EDIT: Doppelpost, bitte löschen...
 
Kinder sind nicht gleich, aber jedes Kind nutzt sein Potenzial anders. Aus Spaß und Interesse lernen Kinder neue Dinge.

Bei Einstein / Mozart / Goethe war es ja auch so, dass sie aus mehr oder weniger intellektuellen, meist reichen Familien stammten. Jeder Mensch hat das Potenzial dazu, etwas ganz tolles zu schaffen.
Jedoch... um erfolgreich zu werden, brauch man laut dem Buch, was ich gelesen habe, 1. Intelligenz, die erlernbar ist, und dazu ein ausgeprägtes Gesellschaftsgefühl. Es gab viele intelligente Menschen, die trotz ihrer hohen Leistung niemals akzeptiert wurden, weil sie einfach menschlich überhaupt nicht zurecht kamen.

Vielleicht sollte man "Hey du hast Talent!" mit: "Hey du hast etwas gefunden, was dir Spaß im Leben macht und was du kannst" übersetzen... Auch wenn das Können nicht angeboren ist, sondern einfach durch eine enorme Leistung entstanden ist. Ich mag es auch nicht, wenn man mir sagt, dass ich Talent habe, weil es die Arbeit, die hinter dem Ganzen steckt, verleugnet...
 
Potential hat grundsätzlich jeder. Das soll natürlich nicht heißen, daß alle gleich geboren werden. Jeder ist ein Individuum und selbstverständlich in der Summe seiner Anlagen, Fähigkeiten etc. anders gelagert. Also kann nicht jeder ein Mozart werden, das ist der falsche Denkansatz, wie ich finde.
Das Geheimnis hierbei ist, daß man eben den Bereich findet, zu dem man "berufen" ist, wenn ich's mal so ausdrücken darf. Ursprünglich war das übrigens mal so (ist es heute sicher in manchen Teilen der Welt noch), daß man das gemacht hat, worin man gut war, was einem leicht fiel. Das Wort Beruf kommt schließlich nicht zufällig von Berufung.
Es gibt Leute, denen fällt es eben leichter, mit Zahlen etwas anzufangen, andere haben eine tolle räumliche Orientierung, wieder andere vielleicht einen Wahnsinns-Geschmacksinn oder was auch immer. Das kommt wohl darauf an, wie der Hormonhaushalt im Mutterleib gerade zu der Zeit war, als die entsprechende Fähigkeit in der Entwicklung des Embryos eben dran war. Frauen haben z.B. allgemein ein besseres Gehör. Wenn nun, gerade als sich der Gehörsinn entwickelt hat, der Hormoncocktail eher weiblich war, wird's Gehör des Embryos besser (egal welchen Geschlechts er/sie ist). Und das gilt für alle anderen Teile der Gehirnarchitektur auch. Ich bin kein Wissenschaftler, bitte also darum, evtl. Unsauberkeiten im Ausdruck zu verzeihen - aber vom Prinzip her ist das so richtig. Und dann mag es sicher auch einen Vererbungseffekt bei manchen Sachen geben.
Aber die Theorie, daß man entweder Allgemeinleuchte oder Pauschaldumpfbacke ist, wage ich zu bezweifeln. Jeder kann in irgendetwas gut oder gar außergewöhnlich sein. Selbst der dümmste Mensch kann ein Spitzensportler werden - sieht man ja täglich in den Nachrichten :)
Man muß eben ausloten, was man gut kann, woran man Spaß hat, was einem leicht fällt und dann aber auch daran arbeiten, sich im entsprechenden Umfeld bewegen usw.
Denn, um oben anzuknüpfen, der dümmste Mensch wird kein Spitzensportler, wenn er nicht trainiert, sich nicht die richtigen Vorbilder sucht, nicht richtig gefördert wird etc.

Und man kann natürlich das Pech haben, daß man toll in etwas ist, was sich als völlig nutzlos erweist - und somit höchstens in der Freakshow des ländlichen Kirmesrummels damit glänzen kann :igitt: also Reichtum und Ruhm ein Traum bleiben...

Aber egal, was nun das Spezialgebiet des einzelnen auch sein mag, Fleiß, jede Menge Arbeit und der richtige Weg/das richtige Umfeld gehören wohl immer dazu, sodaß letzten Endes eben nicht jeder überhaupt die Chance hat, sich dementsprechend zu entwickeln. Und das mit dem Gesellschaftsgefühl kommt noch erschwerend hinzu (vor allem für griesgrämige Sauerkauze wie mich :evil: ) und wird in Zeiten, in denen die Verpackung nunmal mehr zählt als der Inhalt, immer wichtiger. Denn unser Beispielsdummbatz von oben wird vielleicht ein toller Sportler, aber wenn er ein Gesicht hat wie 'ne verbrannte Mikrowellenpizza, ist es mit reich und berühmt auch schon wieder Essig. Siehe die ursprüngliche Sexy-Tennisrussin (Kournikova? Oder so ähnlich). Hat nie irgendwas großes gewonnen, aber sieht eben gut aus und hat sich entsprechend in Szene gesetzt bzw. setzen lassen. Als absoluter Nichtsportkucker kenne ich sie trotzdem, habe aber z.B. nicht die leiseste Ahnung, wer denn noch so Tennis spielt. Ok, Kohle haben alle Tennisspieler, die man im Fernseher sieht - sollte ja auch nur ein Beispiel dafür sein, daß man zu allem Überfluß auch noch Glück und das richtige Marketing braucht...

Als Fazit kann ich wieder einmal meinen ach so heiß geliebten Zementslogan anbringen: Es kommt drauf an, was man draus macht :)
 
Ich möchte nicht missverstanden werden - ich bin von jeglicher Esoterik weit entfernt, ich glaube auch an keinen sonstwie gearteten Gott - mein Statement "Talent ist ein Geschenk der Götter" ist sicher so rübergekommen, war aber eher als poetische Metapher gemeint. Weil ich, trotz aller Theorien aus Neurologie, Biologie, Kognitionswissenschaften etc. pp. immer noch nicht dahintergekommen bin, warum der eine Talent für etwas hat und der andere (bei gleichen Bedingungen) eben nicht. Für mich ist und bleibt Talent ein großes Geschenk, das nicht jedem zuteil wird, und nach wie vor auch ein Geheimnis.
Selbstverständlich kommt es darauf an, was man draus macht. Aber auch wenn man nichts draus macht, kann es eben einfach genügen, talentiert zu sein. Dann hat man den anderen, die dafür hart arbeiten müssen, etwas voraus.
Ich kenne selber ein paar Leutchen, die kaum üben, nicht ackern müssen, um gut zu werden, weil sie es schon sind. Das, wofür andere arbeiten müssen, fällt diesen Menschen zu. Warum ? Ich weiss das bis heute nicht.
 
Das wollte ich auch gerade einwerfen - mir fiel es nie besonders schwer, präzise zu intonieren. Andere Bekannte singen genau so lange in Chören etc. und haben bis heute keine mühelose Intonation. Talent? Ich weiß nicht wie ich das anders nennen wollte.
Sicher ist, dass beim gleichen Übungsaufwand wir sicherlich beide gleich weit kämen. Aber mir fällt es leichter viel zu üben, weil ich mich nicht mit so viel Frust rumschlagen muss. Gerade das ist denke ich nicht von der Hand zu weisen, zumindest in dem Moment wo nicht irgendwelche Star-besessenen Eltern dahinter stehen. (Letzteres lässt sich zumindest bei Mozart nicht ausschließen.)
 
Sicher ist, dass beim gleichen Übungsaufwand wir sicherlich beide gleich weit kämen.
Gerade das glaub ich nicht. Talent ist für mich eben genau, wenn jemand weniger üben muss als andere, um einen bestimmten Level zu erreichen. Warum auch immer er/sie weniger üben muss.

Man kann mit Sicherheit sehr vieles erarbeiten, und nicht so talentierte Leute müssen halt fleissiger sein. Trotzdem können sie u.U. weiter kommen als die Talentierten, eben, weil sie fleissiger sind. Aber wenn talentierte Leute auch noch fleissig sind, kommen sie meines Erachtens eben noch das Quentchen weiter.
 
Eigentlich recht lustig die Diskussion.
Ein Grund warum ich mit Gesang angefangen habe war eigentlich, damit ich diesen Leistungsdruck nicht mehr habe, wie als Schlagzeuger. Ich dachte, dass ich mich als Sänger nicht gegen Andere Leute messen müsste, weil es ja meine eigene Stimme ist und mein eigener Ausdruck usw.
Dann kamen die ersten Kritiken

"Hey.. du bist einfach kein Sänger... Ich empfehle dir lieber mehr auf der Bühne abzugehen, damit du die Leute so mitreisst"

Und wegen dem Typen habe ich Gesangsunterricht angefangen... mittlerweile kann ich auch schon differenzieren, was gut und schlecht ist.
Wie gesagt, mir wird nun auch nachgesagt, ich hätte Talent, aber eigentlich ist es wohl der Gedanke daran, dem Typen da draussen den Arsch aufzureissen :) :) :)

Ach... und was vielleicht als Talent zählt ist, dass jeder Mensch mit rein körperlich einfach viel mehr seinen Stimmbändern zumuten kann, als ein Anderer. Aber das kann auch daran liegen, dass die Mutti im schwangeren Zustand zu wenig Obst gegessen hat :p
 
@ moni & Ice: ich habe da auch ein nettes Beispiel.
Und zwar bin ich (leider) eine recht untalentierte Gitarrespielerin. Meine Schwester hingegen spielt so gut, dass es seit Ewigkeiten locker für die Bühne reicht (und sie spielt nicht in Drei-Akkorde-Schrammelbands, die haben schon echt was drauf!). Sie hat schon von Anfang an ziemlich gut gespielt. Geübt hat sie auch nicht mehr als ich, eigentlich eher weniger - wobei wir da beide auf der faulen Seite waren, außerdem waren wir beide Autodidaktinnen, die nie Unterricnt oder sonst irgendeine Förderung hatten (das gab´s damals eh kaum, höchstens klassisch und das wollten wir nicht).
Und dennoch - sie hatte von Anfang an das Talent, das mir eben fehlt. Ich hätte irrsinnig ackern und üben müssen, um ihr Level zu erreichen, bezweifle aber trotzdem, dass es mir jemals gelungen wäre. Irgendwann war ich natürlich auch gefrustet, weil ich nicht vorankam, während sie von Tag zu Tag besser wurde.
Fazit: exakt gleiche Voraussetzungen, gravierendes Talent-Gefälle.

Mit dem Gesang geht es mir wie Ice - das ist mir immer schon zugefallen. Ich hatte auch vor der Ausbildung schon eine schöne Singstimme und Intonationsprobleme waren von Anfang an ein Fremdwort. Üben war aber auch beim Gesang nie meine Stärke; ich habe eigentlich fast nie geübt (und das meinen GL natürlich nicht gesagt ;) ), aber beschwert hat sich keiner, sie dachten wohl, ich hätte es getan - dabei wars bloßes Zuhören und Umsetzen.
Ich würde daher sagen: zum Singen hatte ich Talent. Zum Gitarrespielen habe ich keins.
 
...werden wir das wohl nie erfahren, was es denn nun wirklich ist.

Aber so ein zwei Punkte möchte ich noch anmerken. Das mit den gleichen Bedingungen z.B. - so etwas gibt es nicht. Es gibt keine zwei Menschen, die genau unter den gleichen Bedingungen aufwachsen, den gleichen Einflüssen ausgesetzt sind usw., nicht mal bei eineiigen Zwillingen kann das so sein. In jedem Moment, den wir erleben, wird unser Hirn geprägt, d.h. theoretisch, selbst wenn alles gleich wäre, müßten sie nur zu verschiedenen Zeiten mal auf's stille Örtchen gehen und schon ist eine Unterscheidung vorhanden. Natürlich überspitzt formuliert, aber vom Prinzip her ist es nunmal so. Einer sieht sich gern die Ludolfs an, der andere Richter Hold - schon war's passiert (nicht, daß ich für beide viel Hoffnung hätte...). Keine zwei Menschen sind genau gleich geprägt und dann kommt ja die oben erwähnte Entwicklung schon im Mutterleib noch dazu.
Und wo wir beim Singen sind, da spielen natürlich Größe des Kehlkopfs, Form der Resonanzräume etc. eine Rolle - es gibt keine zwei gleichen Stimmen, brauche ich hier wohl nicht zu sagen. Also ist es für die eine Stimme evtl. einfach schwieriger, einen bestimmten Klang zu erzeugen als für eine andere. Oder jemand hat ein anderes Körpergefühl und spürt deshalb die Stütze anders und müßte deshalb etwas anders ansetzen...
Dann noch ein Punkt. Nur weil jemand singt, heißt das ja noch lange nicht, daß das die Tätigkeit ist, für die er/sie besonders geeignet wäre. Es gibt eine Menge Sachen, an denen ich Spaß habe, für die ich aber ganz sicher nicht geschaffen bin. Also gibt es in den Chören dieser Welt sicher einen Haufen Leute, die zwar gerne singen, denen es aber eben nicht leicht fällt (und die Sauferei verträgt schließlich auch nicht jeder, von den Orgien ganz abgesehen :D ). Vielleicht könnten sie ohne mit der Wimper zu zucken ein göttliches Soufflé zaubern, so wie IcePrincess ohne Mühe Töne trifft. Wer weiß das schon? Eigentlich kann man sowas für sich nur erfahren, indem man so viel wie möglich ausprobiert - naja, eine Ahnung, was einem liegen könnte, hat man ja meistens. Aber das zeigt ja, daß man sich nicht einfach mit wem anders vergleichen kann.

Merke: Ich habe ja nie behauptet, daß es "Talent" nicht gäbe (oder doch? War jedenfalls nicht meine Absicht). Ich bin lediglich der Meinung, daß das, was wir Talent nennen, sich aus etlichen Teilen zusammensetzt, von denen man einige durchaus erklären kann. Genmix, embryonale Entwicklung, Erziehung, Prägung durch das Umfeld, Eigeninitiative etc.
Es ist da sicher noch nicht alles erforscht und erklärt und wird es vielleicht auch nie und vielleicht hat mancher Aspekt was mit Vollmond oder sonstigem Gespinst zu tun. Aber man kann den Mantel des Geheimnisvollen durchaus ein ganzes Stück lüften...

Da fällt mir sogar noch mehr ein. Die Art des Übens spielt natürlich auch eine gewaltige Rolle. Nur weil A und B gleich lange geübt haben, bedeutet das ja noch lange nicht, daß sie beide gleich effizient geübt haben. Ich brauche heute einen Bruchteil der Zeit, die ich früher gebraucht habe, um etwas Neues zu lernen - einfach weil ich jetzt besser weiß, wie man richtig lernt und übt. Also fällt es mir leichter, aufgrund von Know-How.

Und es gibt natürlich auch Leute, die etwas tun (müssen), das sie evtl. noch nicht mal mögen und wozu sie auch kein Talent (wie auch immer geartet) haben. Und trotzdem werden sie mit der Zeit wahnsinnig gut darin. Z.B. jemand revolutioniert einen Produktionsablauf einfach weil er früher Feierabend haben will. Oder jemand beschäftigt sich wie bekloppt mit etwas, weil er's jemand anderem heimzahlen will (siehe Lape z.B. :D ) - oder oder oder. Oft fängt einem etwas an, leicht zu fallen, nachdem man sich lange damit beschäftigt und sich evtl. auch die Zähne dran ausgebissen hat. Und plötzlich macht's "Klick" - quasi ein Göttergeschenk mit Verspätung ;)

Hübsche Diskussion, da kommen einem interessante Gedanken...
 
Auf jeden Fall passiert etwas auf Gehirnebene, wenn sich ein Talent heraus kristallisiert. Ich möchte nur mal auf die Savants hinweisen. Das sind Leute mit herausragenden Fähigkeiten wie z.B. fotografisches Gedächtnis oder Nachkommastellen von Pi ausrechnen, die aber meist Autisten sind. Man hat auch beobachtet, dass solche Fähigkeiten erworben werden können. Da gibt es einen Mann, der nach einem Schädel-Hirn-Trauma plötzlich Kalenderrechnen konnte und zu jedem Tag seit dem Unfall das genaue Wetter wusste. Dafür ist er noch nicht mal dazu fähig sich die Schnürsenkel zu binden.
Interessant ist auch die Beobachtung, dass Savants in ihren Fähigkeiten einbüßen, sobald sie ihre soziale Kompetenz trainieren. Ein Mann mit fotografischem Gedächtnis konnte sich nicht mehr so viele Details merken, als er zu der Zeit sich mehr mit Menschen umgeben hatte.
http://de.wikipedia.org/wiki/Inselbegabung
 
...dazu empfehle ich "Der Mann, der seine Frau mit einem Hut verwechselte" von Oliver Sacks. Sehr interessantes Buch :great:
 
Sehr interessante Diskussion hier. :)

Ich habe das Thema ursprünglich eröffnet, weil mir oft genug gesagt wurde, dass ich nicht singen kann, dass "manche es können, andere nicht". Es ist das einzige Instrument, wo ich extra Unterricht nehme, damit ich es mal beherrsche - auch wenn ich weder eine sichere Intonation habe (wird langsam besser), noch eine prinzipiell schöne Singstimme (auch hier mache ich Fortschritte).
Ich fragte mich, ob ich ein "Antitalent" bin - ein Mensch, der einfach nicht singen kann. Die Tatsache, dass ich langsam immer besser höre, dass das Feedback bei meinem Singen von "Bitte hör auf!" zu "Hm, was ist das?" rüberschwankt und die Aussagen, die hier in dem Thema gemacht wurden, bestärken mich darin, weiter dran zu bleiben. Wenns gar nicht mehr geht, merke ich das wohl, und Hingabe habe ich doch recht viel für das Ganze... danke also, habt mir sehr geholfen, auch wenn es euch nicht bewusst war. :)

Abgesehen davon halte ich nicht viel von der Aussage "Der/Die hat Talent". Ich lerne autodidaktisch Klavier seit zwei Jahren, habe damals mit Yann Tiersen angefangen, hier und da gespielt, wenn die Leute dann hörten, dass ich "erst ein halbes Jahr" spiele, kamen schnell die "Wow, echt?!" oder "Ah, ein Talent also!" - obwohl ich genau weiß, dass ich gerne spiele, aber nicht übermäßig begabt bin beim Klavier. Ich habe halt jeden Tag ca. eine Stunde geübt, habe mir viel von anderen abgeschaut, manche Leute gefragt, ob sie nen Tipp für mich haben, und bin so recht locker am Klavier geworden. Aber "Naturtalent" bin ich deswegen keines - da stimme ich jenen zu, die meinen, dass Talent auch von Interesse und Wille geprägt ist.
 
...muß schon wieder was anmerken :rolleyes:
Man darf das Geschwätz des Mobs auch nicht einfach für bare Münze nehmen. Das habe ich sehr früh in mehreren (damals recht schmerzhaften) Lektionen gelernt.
Der gemeine Zuhörer hat nicht die leiseste Ahnung von Musik, Gesang, Instrumenten - also kann seine Meinung, egal wie er sie formuliert, auf "gefällt mir/gefällt mir nicht" reduziert werden. Und das sagt wiederum gar nichts aus, weil die Geschmäcker nunmal verschieden sind.
Auch die meisten Musiker, haben keine Ahnung, wenn es nicht um ihr eigenes Instrument geht - und selbst da kommen mir manchmal recht beunruhigende Zweifel :eek: Also gilt für sie quasi genau dasselbe.
Dann gibt's natürlich noch die Leute, die man kennt und deren Meinung alleine deswegen schon nichts wert ist (auf sachlicher Basis). Die einen sagen: alles ist toll, die anderen: alles ist schlecht. Ich sage: heiße Luft.

Diejenigen, auf deren Meinung oder Einschätzung man wirklich etwas geben kann, sind rar gesät. Man muß sie suchen wie die Nadel im Heuhaufen und, wenn es irgend geht, im Umfeld behalten, um weiterhin von ihrer Kritik lernen zu können.

Aber von diesen wenigen wertvollen "Einsichtgebern" abgesehen, ist man in erster Linie auf sich allein gestellt. Also tun, was man für richtig hält, woran man Spaß hat, was einem als der richtige Weg vorkommt und auf das Nulpengewäsch pfeifen :gutenmorgen:


Was für Mondluchs und Lape ganz speziell folgendes bedeutet: :great:
 
Hmmm, sing-it.... eigentlich schreibst Du ja recht kompetente Beiträge, aber für diesen letzten gilt das weniger.... ich finde, der kommt ziemlich überheblich und herablassend rüber. SO blöd, wie Du es beschreibst, ist das Publikum mitnichten. Und dass die meisten Musiker keine Ahnung haben, wenn es nicht um ihr eigenes Instrument geht... ich weiss natürlich nicht, was Du für Musiker kennst; die, die ich kenne, verstehen in aller Regel ihr Handwerk ausgezeichnet.
Sicher, man soll das tun, was man selbst für richtig hält, und natürlich ist Gesang immer eine Geschmacksache. Aber man sollte auch aufpassen, dass man sein Können nicht überschätzt . Ich schrieb es schon mal an anderer Stelle: es gibt nichts Peinlicheres als das sich selbst gnadenlos überschätzende Mittelmaß.

EDIT: kleiner Nachtrag, um nicht missverstanden zu werden: mich selbst halte ich auch für mittelmäßig. Anders ausgedrückt: mir ist klar, wo mein Platz ist, und deshalb spiele ich auch nicht das unverstandene Ausnahmetalent ;)
 
Zuletzt bearbeitet:
Ein Künstler fragt sich aber ohnehin sein Leben lang, ob er tatsächlich Talent hat, und muss viele Krisen und Phasen des Selbstzweifels überstehen, sonst wäre er kein Künstler. Die Kritiker tun ein übriges, um diese dunklen Phasen anzuheizen.
Das nenne ich ausgleichende Gerechtigkeit ;)
schöne Grüße
Bell

Das bringt mich zum Nachdenken. Vielleicht bin ich deswegen so glücklich^^ Ich hasse es, mich als Künstler zu sehen. Ich will nicht in einen Topf mit genau dem sich selbst überschätzenden Mittelmaß geworfen werden bzw. mich freiwillig da hinein begeben. Ich bin Sänger in einer Band, basta. Ob das Kunst ist, ist mir sowas von egal.
Zur Talent-Frage: Talentierte Leute sind vermutlich selten diejenigen, die es am weitesten bringen. Talent verführt zur Faulheit. Ein wenig Talent schadet sicher nicht, aber sehr talentierte Leute sind oft auch noch was anderes im gleichen Maße: Arrogant.
 
Ich würde das letzte Thema so formulieren:

So ganz einfach a la "die haben ja eh alle keine Ahnung und deswegen gebe ich nix drauf" ist wohl nicht.

Denn so ist doch (fast) jeder Künster (oder aus auch nur Sänger / Musiker) auf möglichst viel Zuspruch angewiesen ... das steckt in seiner Natur (wenn man schon kein Geld verdient, muss ja wenigstens geliebt oder zumindest anerkannt werden) ...

D.h.: wenn niemand meine Konzerte besucht oder die wenigen, die da sind, nicht in Begeisterung verfallen, dann habe ich als Sänger ein Problem. Und da nützt mir die Erkenntnis, dass "die alle keine Ahnung haben" leider nicht viel - auch, wenn sie stimmen könnte.

Natürlich kann man von einem musikalischen Laien keine professionelle Beurteilung erwarten und man sollte besser vermeiden, vereinzelt irgendwelche Leute noch ihrer Meinung zu fragen und sie damit kurzzeitig in den für sie schwierigen Experten-Status zu erheben ("Also, ich hab ja keine Ahnung, aber ich finde ..."). Dennoch kann auch ein Laie empfinden, was er gut findet und was nicht. Auch ich selbst beurteile Gesang eher iintuitiv als professionell. Entweder mir gefällt ein Song, eine Interpretation oder ich finde einen Sänger symphatisch und er erreicht mich "irgenwie", oder er lässt mich kalt - und da kann er / sie noch so gut singen.

Da sind wir wieder bei der Geschmacksfrage: wird immer wieder gern genommen , aber kann auch nicht immer für alles herhalten. Denn auch sie nützt mir als Künstler nicht viel, wenn ich bei 98 von 100 Leuten den Geschmack nicht treffe.

Am Ende müssen die Faktoren Talent, Ausbildung, Meinung und Geschmack (der anderen) eben doch eine halbwegs erträgliche Summe ergeben - sonst kann ich ja auch allein in meine Dusche singen und mein eigener größter Bewunderer sein (was streng genommen natürlich auch OK ist).
 
Das war damals ein Jurymitglied, der wohl auch mal Sänger in einer in der Region bekannten Band war und sagte, dass sie es fast nach oben geschafft hätten. Er kann auch sehr gut singen,.... aber ich schätze er musste seine Depression, es nicht nach oben geschafft zu haben, an jmd. rauslassen.
AUCH SO ein OT-Thema, dass regionale Bandwettbewerbe meist total unterqualifizierte Leute als Jury einsetzen... naja hat man sich wohl von den Mainstream Castings abgeschaut.

Aber wie gesagt... Ich bin durch Zufall in den Job des Sängers geraten. Habe zwar auch schon im Schulchor gesungen und immer wenn die Prinzen oder Xavier Naidoo liefen mitgeträllert, aber ich hätte nie gedacht vor 3 Jahren, dass es mich so in diese Szene verschlägt...

Nochmal zu Talent: Es ist ja auch so, dass die meisten Kinder singen können... eigentlich alle (zumindest die in meinem Grundschulpraktikum) und erst durch den Stimmbruch und zu wenig Stimmförderung verlieren viele davon ihre Singstimme... bzw. ist es auch so, dass die Atmung (die ja von Anfang an eigentlich richtig ist) durch Ängste und Stress immer flacher und schneller wird.

Just my 2 Cents ;)
 
Da hab' ich wohl ins Wespennest gepiekt :eek:
Aber so überheblich war's gar nicht gemeint. Ich habe ja nicht gesagt, daß das Publikum dumm sei, sondern daß es in der Regel nichts von unserem Handwerk versteht. Also kann der normale Zuhörer nicht beurteilen, ob es gut gesungen war oder nicht, sondern nur, ob es ihm gefällt oder nicht.
Wenn ich mir neue Wasserleitungen legen lasse, kann ich auch nicht beurteilen, ob's handwerklich gut ausgeführt wurde oder nicht, sondern nur, ob am Schluß tatsächlich Wasser rauskommt, wenn ich den Hann aufdrehe. Oder wenn ich einem Kenner meine Weinvorlieben mitteile, schüttelt der innerlich den Kopf und denkt sich 'Was für ein Trottel', aber mir schmeckt's.

Selbstverständlich ist die Meinung des Publikums wichtig, keine Frage. Aber als technisches Feedback eben nicht zu gebrauchen. Es ging ja darum, daß man sich aufgrund irgendwelcher Aussagen anfängt zu verbiegen und dann Sachen macht, die man eigentlich gar nicht möchte. Zumindest hatte ich das so verstanden. Ein Beispiel, das mir persönlich in meiner Anfangszeit häufig begegnet ist: "Hey, du singst aber schlecht, das klingt ja gar nicht wie's Original." - oder "Wir transponieren den Song nicht runter, wenn er für dich zu hoch ist, mußt du halt mehr üben". Solche Sprüche beeinflussen einen, wenn man grade anfängt und (wie damals in meinem Fall) noch entsprechend jung ist, und können darüber hinaus einigen Schaden anrichten.
Ich habe erst angefangen, wirklich singen zu lernen, als ich auf solches Gerede nichts mehr gegeben hab', sondern nur noch Kritik von Leuten aufnahm, die wußten wovon sie sprachen.

Und was die Musiker angeht, wenn man alle in einen Topf schmeißt, dann sind die überwiegende Mehrheit keine kompetenten Profis, sondern Hinterhofleutchen, die leider oftmals einen viel zu kleinen Geist gepaart mit einem viel zu großen Ego haben.
Ich persönlich liebe Profis, da ist die Arbeit ein wahres Vergnügen. Aber nach Mondluchs' und Lape's Beiträgen zu urteilen, ging's wohl eher um's Amateurlager. Und dafür war mein Ratschlag gedacht.


@ Bell*: Danke für's Kompliment, das Problem hier war wohl eher die Ausdrucksweise. Ich äußere mich zuweilen mit Augenzwinkern sehr abfällig - dummerweise wird das Augenzwinkern nicht immer wahrgenommen, mein Fehler. Im wirklichen Leben kommen da noch viel spannendere Situationen bei raus als hier im Netz, das kann ich Dir versichern ;)
 
D.h.: wenn niemand meine Konzerte besucht oder die wenigen, die da sind, nicht in Begeisterung verfallen, dann habe ich als Sänger ein Problem. Und da nützt mir die Erkenntnis, dass "die alle keine Ahnung haben" leider nicht viel - auch, wenn sie stimmen könnte.

Da sind wir wieder bei der Geschmacksfrage: wird immer wieder gern genommen , aber kann auch nicht immer für alles herhalten. Denn auch sie nützt mir als Künstler nicht viel, wenn ich bei 98 von 100 Leuten den Geschmack nicht treffe.

Kommt drauf an. Klar, wenn ich davon leben müsste, wäre ich schon drauf angewiesen, dass ich den Geschmack von den meisten Leuten treffe, halt zumindest von so vielen, dass ich davon leben kann. Und ganz klar macht es mehr Spass, wenn auch mehr Leute begeistert im Konzert hocken.

Andererseits ist es mir persönlich (aber ich muss auch nicht davon leben) lieber, wenn nach dem Konzert wenige ankommen und sagen, "Das war wundervoll!" ohne dass ich mich beim Song verbiegen musste, als wenn ich
haufenweise Applaus bekommen fuer etwas, das ich nur singe, um den Publikum zu gefallen oder wenn ich ein Lied dafuer verbiegen musste oder den Applaus bekommen hab, nur weil ich halt die Frau/Freundin/Tochter/ bin.

Bekanntheit muss uebrigens nicht zwingend etwas mit Talent zu tun haben. Ich denk mir beim Radio hoeren oefter mal "ich glaub, ich werd Saengerin, *das* schaff ich auch grad eben noch" und das bestimmt nicht, weil ich mich fuer eine so tolle Saengerin halten wuerde... :cool:
 

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