Talentsbeurteilung zu stark vom Geschlecht beeinflusst?

Semmy
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Sorry wegen der etwas unklaren Überschrift, mir ist keine bessere eingefallen..

Ich habe kürzlich einen Song mit einer Freundin aufgenommen, mit dem wir beide eigentlich auch beide zufrieden waren. Wir haben nach etwas Feedback gesucht und ihn an Freunde, Familie und Bekannte weiterverschickt und haben dabei etwas für mich doch recht Interessantes festgestellt - die meisten männlichen Hörer, insbesondere, diejenigen, die mich nicht persönlich kannten, kritisierten vor allem meine Stimme ziemlich heftig. Auch "meine" männlichen Befragten, waren eher von ihrer Stimme angetan, als von meiner. Es gab auch Ausnahmen, aber in der Regel fanden die Kerle ihre Stimme weit besser als meine - was meiner Meinung nach auch stimmt, mal rein technisch gesehen. Das Seltsame dabei war, dass das selbe auch umgekehrt galt. Ihre beste Freundin und ihre Mutter waren dabei keine Ausnahmen, Bekannte und auch Freundinnen meinerseits beurteilten in der Regel meine Stimme besser als die ihre. Der häufige Vergleich überhaupt war recht seltsam, da wir eigentlich nur gefragt haben, wie sie das Lied denn nun fänden.

Was Weiteres, das mir aufgefallen ist, sind unsere Reaktionen auf Sänger von den Bands irgendwelcher lokalen Bands. Wenn ich mal an meine alte Band denke, wurden von 5 Sängern 3 als unheimlich unbegabt abgestempelt, während Sängerinnen mit ein paar Ausnahmen so gut wie immer "echt was auf'm Kasten hatten". Falls wir in weiblicher Begleitung auf Konzerten waren, war die Aussage meist andersherum. Eventuell ist das bei mir/uns ein Sonderfall, aber kennt ihr das auch? Eine etwas gewagte, aber durchaus mögliche Begründung dafür wäre ja, das wir vielleicht einfach nur neidisch sind und Angehörige des selben Geschlechts in der Regel einfach härter kritisieren. Was meint ihr?
 
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Hallo, Semmy,

das mit dem "Neid" aufs eigene Geschlecht halte ich gar nicht mal für so unwahrscheinlich. Ein weiterer Grund könnte sein, daß man eher in der Stimmlage, in der man selbst singt, konkrete Fehler erkennen kann als in anderen. Das habe ich selbst erlebt, als mich im letzten Herbst ein Chor für ein Probenwochenende zum Aufnehmen gebucht hat. Der Chorleiter hat mir aber erst freitagsabends eröffnet, daß ich nicht nur für den technischen Part sorgen sollte, sondern auch dafür eingeplant war, die musikalische Darbietung zu bewerten und zu kritisieren. Na klasse - und das, wo ich das Programm nicht kannte und vorab auch keine Noten bekam. Ich habe dann getan, was ich konnte, und mir fiel auf, daß ich bei den Bässen (bin selbst einer) sofort 3 - 4 massive Sachen anbringen konnte, während es mir bei den Sopränen deutlich schwerer fiel (obwohl ich mich durchaus als geübten Sänger mit gutem Gehör bezeichnen würde).
Beim Thema "Band und Sängerin" kommt dann natürlich ganz klar noch die Optik dazu... auch hierzu eine Anekdote meiner früheren Band. Es ging darum, eine zweite Sängerin an Land zu ziehen. Unser Schlagzeuger kam mit einem Vorschlag, er war völlig begeistert von der jungen Dame und "laberte uns voll", wie man so schön sagt. Als wir ihn endlich unterbrechen konnten, um die Frage einzuwerfen "Wie ist denn die Stimme bzw. was hat sie bisher sängerisch gemacht?" kam die Antwort "Keine Ahnung - sie sieht aber toll aus!" Spricht doch Bände ;)
Übrigens (die Damen des Forums mögen die leicht chauvinistische Formulierung bitte entschuldigen...) stellte sich diese Sängerin nicht nur als optischer, sondern vor allem anderen als musikalischer Zugewinn heraus - sie war weit besser als wir... ;)

Viele Grüße
Klaus
 
Ohja, ähnliche Erfahrungen habe ich auch schon gemacht. Nur nicht mit einer zusätzlichen Sängerin, sondern mit einer zusätzlichen Gitarristin. Verstand hat aber über Hormone gesiegt, was eventuell auch daran lag, dass es zwischen mir und ihr schon eine seltsame Vorgeschichte gab, auf jeden Fall blieben wir in der alten Konstellation, wobei unser Drummer echt traurig drüber war. Jaja, die Schlagzeuger ;)
Die Begründung mit der Stimmlage ist auch gar nicht mal so abwegig, allerdings hört man ja auch viele Beurteilungen von Leuten, die nun wirklich keinen blassen Schimmer vom Singen haben und das sich sogar eingestehen können. Das dürfte von daher nur auf Musiker zutreffen. Wobei Musiker als Gruppe allgemein gesehen sehr schnell dazu neigen, Mitmusiker negativ zu kritisieren.
Ist aber auch verständlich, vor allem im Bereich Fehler zu hören, in dem man sich auskennt. Man denke nur mal an die Hardcore-Metallica-Fans, die skeptisch Metallica-Coverbands beim Spielen zuhören...
 
Hallo,

ich hab da ja eine andere Theorie. Für mich ist Musik (insbesondere Singen) ganz tief drin eine Art Liebeswerbung (wie bei den Vögeln). Das ist uns sicher nicht so bewusst, aber warum drehen sich denn die meisten Lieder um die Liebe? Insofern ist natürlich verständlich, dass uns die Stimmen des anderen Geschlechts mehr ansprechen.

Ich habe allerdings auch den Eindruck, dass Männer durchaus auch ohne Ausbildung eine kräftige Stimme haben und damit auch so Sachen wie Blues passabel singen können. Eine untrainierte Frauenstimme dagegen klingt schwach und piepsig. OK, ich bin ja auch eine Frau, insofern passt das in obige Theorie...

Grüße
Inge
 
Ich muss Klaus ein Stück weit Recht geben - bei der eigenen Stimmelage hört man als erfahrener Sänger sehr viel mehr Fehler als bei anderen und das kann dazu führen dass man strenger beurteilt.

Für mich liegt die "Wahrheit" allerdings auch tendenziell da, dass man dazu neigt, die Stimmen des anderen Geschlechts schöner zu finden/lieber zu hören. Was meint ihr, wieso Auto-Navis mit weiblichen Stimmen reden? Ganz einfach: Dass die Kerle besser und lieber zuhören ;)

Ansonsten ist natürlich das "optische Thema" ein ganz wichtiges. Einem vollbusigen, schlanken Mädel verzeit "Mann" eine sehr viel schlechtere Stimme als einem Dickerchen.
Umgekehrt ist das natürlich genauso ;) Ein muskulöser Jason Scheff macht auf mich auch schon mal ohne dass er einen Ton singt verflixt viel mehr Eindruck als Meat Loaf.

Zu Inges Bemerkung:
Ich habe allerdings auch den Eindruck, dass Männer durchaus auch ohne Ausbildung eine kräftige Stimme haben und damit auch so Sachen wie Blues passabel singen können. Eine untrainierte Frauenstimme dagegen klingt schwach und piepsig. OK, ich bin ja auch eine Frau, insofern passt das in obige Theorie...
Das lässt sich so glaube ich nicht pauschalieren. Bei den meisten Menschen ist das unausgebildete Brustregister so okay, dass man ohne Ausbildung passabel singen kann. Das ist unabhängig vom Geschlecht. Die Randschwingung (die Kopfstimme also) muss man bei beiden Geschlechtern holen. Vom Automatismus her singen Männer eher im Brustregister und Frauen eher im Kopfregister. Daher also kommt der Unterschied ;)
 
Für mich liegt die "Wahrheit" allerdings auch tendenziell da, dass man dazu neigt, die Stimmen des anderen Geschlechts schöner zu finden/lieber zu hören. Was meint ihr, wieso Auto-Navis mit weiblichen Stimmen reden? Ganz einfach: Dass die Kerle besser und lieber zuhören ;)


Dass man als Mann gerade was Navigation angeht lieber auf eine Frau hört halte ich für eine Gerücht, da steht die lange Erfahrung mit den Human-Tempomat auf dem Beifahrersitz gegen. ;)

Aber mal erst beiseite.
Das hat eher einen anderen Grund. Frauenstimmen sind viel durchdringender als Männerstimmen, und im Hintergrundlärm einer vollen Autobahn plus Autoradio setzt sich eine hohe Stimme mit für Frauen typisch hohen Resonanzen einfach besser durch.
Deswegen findet man fast überall wo Ansagen gemacht werden Frauenstimmen vor. Zum Beispiel auf dem Bahnhof.
 
Ich kenne das auch von mir selbst. Ich stelle immer wieder fest, dass ich mich viel mehr für gute Frauenstimmen begeistern kann als für gute Männerstimmen. Es passiert mir nur sehr selten, dass ein männlicher Sänger mich wirklich umhaut - wenn er gut ist bewundere ich vielleicht sein Können vom technischen Standpunkt aus, aber häufig "toucht" es mich dennoch nicht (natürlich gibt es Ausnahmen). Gute weibliche Sängerinnen hingegen können mich oft ins Schwärmen bringen. Und es ist dann auch so, dass ich einer Frau, wenn mir z.B. allein das Timbre schon gut gefällt, eher auch mal einen gesanglichen Patzer verzeihe, als einem Mann, dem ich eh schon "nüchterner" gegenüberstehe.
 
Es kann gut sein, dass da was dran ist.

Da Frauen meistens - zumindest bei meiner Stilrichtung - das begeisterungsfähigere Publikum sind. stört mich das allerdings überhaupt nicht.

Ich selbst habe - interessanterweise - eher einen Zugang zu Männerstimmen. Auch schon , bevor ich selbst Sänger war.
 
Hi,

ich habe das auch so erlebt. In meiner Jugend war ich ja in einer Band. Ich war dort nicht der Sänger, habe aber Songs geschrieben und dafür Demos aufgenommen. Meine Bandkollegen mochten meine Stimme gar nicht, aber es gab ein paar weibliche Fans, die lieber meine Demos gehört haben als die eigentliche Einspielung mit unserem Sänger.
Ich habe natürlich meinen Bandkollegen geglaubt und hielt meine Stimme auch für unzulänglich, vor allem vom Klang her.

Ich selbst bevorzuge eher Männerstimmen. Da kommt es aber auch auf die Musikrichtung an. Bei Jazz/Swing mag ich fast lieber Frauenstimmen.

Gruß,

SingSangSung
 
Eine etwas gewagte, aber durchaus mögliche Begründung dafür wäre ja, das wir vielleicht einfach nur neidisch sind und Angehörige des selben Geschlechts in der Regel einfach härter kritisieren. Was meint ihr?

Hhm, das ist nicht so einfach zu beantworten. Ich selbst würde allerdings sagen, dass es einfach Stimmen gibt, die man mag und Stimmen gibt, die man nicht so mag bzw. nicht leiden kann und das hat nicht unbedingt etwas mit dem Können des Sängers bzw. der Sängerin zu tun, sondern entspricht einfach nur eigenen (subjektiven) Vorlieben oder Abneigungen. Am Geschlecht würde ich das nicht unbedingt festmachen.
Grüße

Brigitte

P.S. Wobei ich nur die Stimme meine, wenn man also nicht weiss, wie die Person aussieht.
Denn dann könnte es einen noch beeinflussen, ob man die Person als gutaussehend einstuft...
 
ich persönlich kann frauenstimmen weniger "gerne hören" als die stimmen meines genders. es gibt wirklich nur sehr wenige ausnahmen an bekannten sängerinnen die ich mir länger als 10 minuten anhören kann. auf die schnelle fallen mir eigtl nur pink und natasha bedingfield ein. wenn ich mariah carey, leona lewis oder maria mena hör krieg ich gaense haut... aber vor grauen
auch bei mir im chor höre ich die fehler der tenöre besser als die der bässe (ich befinde mich im ersten der tieftöner :p )
 
Ich würde sagen das da die Eigenschaften unseres Hörorgans ganz entscheiden mitzureden haben.
Das z.B restricted bei sich im Chor die Fehler der Bässe schlechter raushört liegt einfach daran das unser Gehört bei tieferen Tönen, sowie auch bei sehr hohen Tönen schlechter zwischen unterschiedlichen Tonhöhen unterscheiden kann.

Wenn ich diese These weiterformuliere dann könnte man zu dem Phänomen kommen das sich eine Frauenstimme vielleicht öfters schief anhört weil sie ihren Haupt Frequenzbereich in einer Gegend hat die unser Gehör besser unterscheiden kann.

Beispiel aus der Instrumentalmusik ;)
Versucht mal einen leicht verstimmten Bass herauszuhören im vergleich zu einer leichtverstimmten Gitarre. Ratet mal was euch leichter fällt. Eine Violine hat z.b sehr viele Anteile in den oberen Mitten. Deshalb hört man da jeden kleinen Fehler.

Gruß Benjamin

Ps. Mal sehen ob das einer bestätigt^^
 
also hört jeder im prinzip einen anderen frequenzbereich, denn es scheint ja auch personen zu geben die bässe besser hören als tenöre

könnte man einen song einfach durch die aufnahme in 2 verschiedenen tonhöhen also kommerziell erfolgreicher machen?
 

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