Tauflied - bitte um Feedback

[JohannSchimmel]

Hallo zusammen, ich hoffe das es nicht so schlimm ist das mein erster Post hier gleich eine Songvorstellung ist.
Ich habe den Song für die Taufe meines Sohnes geschrieben. Es ist mein erster eigener Song und über die Klangqualität meines zoom h2n bin ich recht positiv überrascht. Da ich mit diesem Song dann in 2 Monaten auch das erste mal live vor einigen Leuten in der Kirche spielen muss, bin ich über ehrliches Feedback sehr dankbar.

https://soundcloud.com/johann-schimmel/dies-ist-mein-lied-fur-dich
https://soundcloud.com/johann-schimmel/dies-ist-mein-lied-fur-dich

 

[kleines_dickes_gitarrist]

Hi Johann,

Dein Song hinterlässt bei mir einen leicht unangenehmen Beigeschmack. Ich bin nicht ganz sicher, ob Du Dir tatsächlich einen Gefallen damit tust, ihn öffentlich vorzutragen. Für mich klingt er tendenziell eher nach Selbstbeweihräucherung als nach Liebeserklärung. Jedenfalls scheint mir irgend etwas Gewolltes, wenn nicht gar Unechtes mitzuschwingen; möglicherweise das Kalkül, Tränen der Rührung über das Klischee vom großen, starken Mann hervorzurufen, der beim Anblick seines Kindes plötzlich ganz sanft und sensibel wird. Kurzum, der Song handelt eigentlich nicht von Deinem Sohn, sondern davon, wie großartig Du Dich findest.

Textlich wie musikalisch sehe ich keine große Offenbarung. Die einzige Stelle, die wirklich originell ist und mich aufhorchen ließ, ist das Ende, an dem das "auch wenn du lachst" gegen "auch wenn du weinst" ausgetauscht wird. Hier könnte die Nummer plötzlich tatsächlich Potenzial bekommen. Ob es bei einer Taufe allerdings so ganz angemessen ist, vom eigenen Tod zu singen - und schon wieder geht es nur um Dich! -, weiß ich nicht. Klingt für mich alles ganz schön selbstverliebt.

Mag durchaus sein, dass ich mich zur Gänze irre. Vielleicht liege ich mit meiner unfreundlichen Analyse ja total daneben. Ich entschuldige mich an dieser Stelle dafür, denn ich kenne Dich nicht und habe folglich nicht die Absicht, Dich persönlich anzugreifen. Hättest Du nicht ausdrücklich um ehrliches Feedback gebeten, hätte ich die Klappe gehalten. Ich will Dir keinesfalls absprechen, dass Deine Gefühle als Mensch völlig echt sind. Nur ist die künstlerische Umsetzung in diesem Fall nicht so ganz gelungen, zumindest nicht aus meiner Sicht - sorry!

Liebe Grüße

Holger

 

[FPmusic]

Wenn der kleine dicke Gitarrist solch eine kritische Einschätzung hinterlässt sollte man auf jeden Fall hellhörig werden. Das passiert nicht oft :-D

Ich verstehe seinen Punkt aber ganz so selbstverliebt kommt es bei mir nicht an.

Nur muss ich sagen, finde ich den Song auch nicht so gelungen. Es klingt so nach "in 2 Monaten hat mein Sohn Taufe und ich will unbedingt einen Song dafür schreiben und den aufführen". Denn im Grunde ist der Song eine Aneinanderreihung von Standardphrasen. "Ich liebe dich egal was du machst", "du hast mein Leben lebenswert gemacht", ... Und auch in der Melodieführung passiert nichts originelles.

Je nachdem wie anspruchsvoll das Publikum ist, wird es wohl niemanden weiter stören. Immerhin bist du ein Vater der seinem Sohn ein Lied geschrieben hat, und es zu seiner Taufe singt. Niemand wird irgendetwas negatives dazu zum Ausdruck bringen. Aber wie gesagt, es ist mMn kein Lied an das sich die Familie noch jahrelang zurückerinnern würde.

Wenn du wirklich einen emotionalen Moment für die ganze Gesellschaft und das Event kreieren möchtest, solltest du vlt schauen ob du ein tolles Lied eines anderen Künstlers singen könntest, was lyrisch einfach besser in Worte fasst, was du sagen möchtest.

 

[punkadiddle]

moin, wenn es nicht besser geht, als in dem geposteten Lied, würde ich empfehlen, gar nicht zu singen, egal was. Sorry, aber "Singe, wem Gesang gegeben",

keep on taufin`

 

[antipasti]

Willkommen im Musikerboard,

im eigenen Kosmos der Familienfeiern gehören auch ungelenke Lied-, Szenen- und Gedichtvorträge einfach zum Programm. Sie sind das Salz in der Suppe. Was zählt, ist die persönliche Geste und die gemeinsame Erinnerung an einen besonderen Tag im Leben, nicht die Qualität der Vorträge.

Ein unausgesprochenes Gesetz ist allerdings auch, dass derartige Werke diesen privaten Mikrokosmos nicht verlassen. Denn sie funktionieren nur dort und sind nicht für Unbeteiligte gedacht.

Eine öffentliche Beurteilung ist daher völlig unnötig und auch sinnlos. Spiel deinen Song, schneide ihn auf Video mit und erfreut euch ab und zu daran. Lasst euch den Tag nicht von völlig Fremden verderben.

 

[JohannSchimmel]

Puh...da hast du mir (Holger) ein paar schlaflose Stunden beschert. Ich hatte durchaus mit Kritik am Text, an meiner Stimme etc. gerechnet. Aber nicht mit dem Vorwurf der Selbstverliebtheit.
Ich gebe dir recht, was die letzte Strophe angeht. Da geht es wirklich um mich und meine Angst vor der Vergänglichkeit. Ich hatte deshalb auch schon geplant das Ende für die Kirche etwas abzuändern, da es zu traurig ist.
Wie du beim Rest des Liedes darauf kommst das es nur um mich geht kann ich nicht nachvollziehen aber hat mich zum nachdenken gebracht. Denn dies ist wirklich der einzige Grund der mich davon abhalten könnte das Lied vorzutragen.
Bei meiner Suche nach Taufliedern von anderen Künstlern stoße ich eigentlich nur auf Lieder voller Phrasen. Das Apfelbäumchen von Rainhard Mey ist noch das beste was ich gefunden habe.

Antipasti hat wohl recht, aber wenn ich es hier einstelle muss ich damit leben. Und als ehem. Punkrocker bin ich hart im nehmen

 

[drowo]

Der Kritik der Selbstbeweihräucherung kann ich mich auch nicht anschließen. Der Song ist - wie Antipasti schon schreibt - für ein sehr spezielles Publikum und nicht für die breite Öffentlichkeit gedacht. Man kann und darf hier keine Maßstäbe anlegen wir an einen Song der die Charts im Sturm nehmen soll. Den Hinweise auf deinen Tod in der letzten Strophe .... finde ich jetzt nicht total geschmacklos für eine Taufe aber eventuell entschärfst du die Stelle noch. Aber auch hier kann ich keine Selbstverliebtheit erkennen, höchstens mangelnde dichterische Finesse. Die erwartet aber auch niemand bei so einem Anlass (außer du stehst bei deinen Verwandten in dem Ruf ein begnadeter Songwriter zu sein).

Darum: singe ihn für deinen Sohn, deine Freunde und Verwandten werden es im richtigen Licht sehen, da sie dich ja kennen.

LG,

Robert

 

[Swingaling]

Bisher hast du ja nur männliches Feedback gekriegt, deshalb jetzt mal meine (weibliche) Sicht: Allein schon, wenn die jeweiligen Väter meiner beiden Kinder auf die Idee gekommen wären, ein "Begrüßungs-" oder "Tauflied" zu schreiben und dieses sogar in der Kirche vor dem versammelten Verwandten- und Freundeskreis vorgetragen hätten, wäre ich dahingeschmolzen, egal wie "gelungen" oder künstlerisch wertvoll dieser Vortrag gewesen wäre. Ich hätte es als großen Liebesbeweis gewertet und finde so etwas viel wertvoller, als einen Song zu covern und sich nur die Worte eines anderen zu "leihen". Deshalb: Lass dich auf keinen Fall entmutigen!

 

[antipasti]

Der Kritik der Selbstbeweihräucherung kann ich mich auch nicht anschließen.

Ich denke ebenfalls nicht, dass auch nur die geringste Gefahr besteht, dass das Publikum den Song so auffassen könnte.

Sofern das Kind bei der Taufe noch sehr klein ist, ist der Bezug zur eigenen Emotion ja auch schwer vermeidbar. Diese sehr junge Beziehung basiert im Prinzip nur auf der reinen, streng genommen noch einseitigen Elternliebe.

 

[kleines_dickes_gitarrist]

Puh...da hast du mir (Holger) ein paar schlaflose Stunden beschert.

Hallo,

das tut mir von Herzen leid. Wie gesagt: Meine Kritik richtet sich nicht gegen Dich als Person, sondern beschreibt nur, wie der Song bei mir ankommt. Ich kann also nur von mir und meiner eigenen Wahrnehmung sprechen, dass hier ein unschuldiger kleiner Mensch als Vehikel für die eigene Selbstdarstellung benutzt werden soll.

Klarerweise bin ich nicht der Nabel der Welt. Meine Meinungsäußerung sollte folglich kein Maßstab für Dich sein. Das siehst Du ja an den wesentlich freundlicheren Reaktionen der anderen User (insbesondere an der weiblichen Sicht von Swingaling). Am besten hältst Du Dich an Antipasti. Der hat eigentlich immer recht. (Was ich übrigens durchaus ernst meine!)

Liebe Grüße und nix für ungut!

Holger

 

[antipasti]

Am besten hältst Du Dich an Antipasti. Der hat eigentlich immer recht.

und

 

[glombi]

als ehem. Punkrocker

Okay, das erklärt dann meine Eindrücke. Selbstverliebheit kann ich in dem Lied nämlich auch nicht entdecken. Allerdings hat mich als Erstes der etwas "rotzige"/"grölige" (sorry, soll nicht so hart klingen, wie es sich vielleicht liest. Mir fällt aber keine bessere Umschreibung ein.) irritiert, zumindest bei einem Tauflied. Dann habe ich erwartet, dass es sich um ein bewustes Stilmittel handelt, und im Text oder der Melodie gleich ein Twist kommt, der den harten Karl dann ganz soft zeigt - kam leider nicht. Aber hey, ich habe mir zu so manchem Anlass gewünscht, ich könnte ein passendes Lied dazu machen. Kann ich aber nicht, weder Schreiben, noch Singen und ganz zu schweigen von Singen und Spielen gleichzeitig. Also lass Dich nicht entmutigen, Du würdest Dich im Nachinein sicher ärgern.

Gruß,
glombi

 

[JohannSchimmel]

Die Erfahrung das mein Liedchen die Männer und Frauenwelt spaltet habe ich schon bei Facebook gemacht. Ich habe da keine 1000 Freunde sondern nur Leute die ich auch persönlich schon länger kenne und da regnete es "likes" aus der Damenwelt und höfliches Schweigen meiner männlichen Freunde und ehemaliger Mitmusiker
Dann bekommen bei der Taufe die Omas und Großmütter ein Taschentuch und der Rest ein kühles Bier, ich spiel mein Lied und noch zwei Cover und alle sind hoffentlich glücklich. Bis das Lied meinem Sohn peinlich sein wird, dauert wohl noch ein paar Jahre und vielleicht empfindet er es dann irgendwann wenn er alt ist auch als großen Liebesbeweis.

 

[antipasti]

Dann bekommen bei der Taufe die Omas und Großmütter ein Taschentuch und der Rest ein kühles Bier, ich spiel mein Lied und noch zwei Cover und alle sind hoffentlich glücklich.

Gute Einstellung. Wobei Omas und Großmütter in meiner Welt ein- und dasselbe sind.

Bis das Lied meinem Sohn peinlich sein wird, dauert wohl noch ein paar Jahre und vielleicht empfindet er es dann irgendwann wenn er alt ist auch als großen Liebesbeweis.

Oder er verwendet es gegen dich, wenn ihr doch mal Konfikte habt: "Hier guck: Bei meiner Taufe hast du's versprochen ... Lügner, Heuchler ...."

Nie vergessen, dass aus dem unschuldigen Menschenknäuel irgendwann ein berechnender und grausamer Teenager wird ...

 

[JohannSchimmel]

Wobei Omas und Großmütter in meiner Welt ein- und dasselbe sind.

Urgroßmütter meinte ich natürlich :rolleyes1:

Oder er verwendet es gegen dich, wenn ihr doch mal Konfikte habt: "Hier guck: Bei meiner Taufe hast du's versprochen

Misst soweit habe ich noch gar nicht gedacht. Ich sag einfach "Du hast 2 Wochen Hausarest weil ich dich so sehr lieb hab"

 

[punkadiddle]

Kann ich aber nicht, weder Schreiben, noch Singen und ganz zu schweigen von Singen und Spielen gleichzeitig

Das ist ja das Problem. Imho kann das der TE auch nicht, deswegen empfehle ich, es zu lassen.

keep on taufin`

 

[drowo]

deswegen empfehle ich, es zu lassen.

Sorry, dass ich mich hier selbst zitiere, aber:

... nicht für die breite Öffentlichkeit gedacht. Man kann und darf hier keine Maßstäbe anlegen ....

In diesem Sinne sind du, ich und alle anderen hier im Board "breite Öffentlichkeit"