Technik bei Power-Metal Gesang?

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profibasser
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Hallo,

ich wusste nicht, wo ich meine Frage hinposten sollte, also habe ich einen Thread erstellt. Sollte er falsch platziert sein, bitte ich um Löschung / Verschieben.

Ich Interessiere mich in letzter Zeit immer mehr für das Singen und möchte, da ich viel mit Metal zu tun habe, gerne wissen, welche Technik diese Sänger anwenden. Ist das in Kopfstimme gesungen oder in Bruststimme? Ist es einfach nur "klassischer" Gesang mit etwas Vibrato?

hier zum Beispiel, v.a. ab 3:20

oder auch wie Tobias Sammet von Edguy.

Ich freue mich auf eure Antworten :)

gruß
 
Eigenschaft
 
Es ist in jedem Fall Kopfstimme.

Genaugenommen ist es eine besonders hohe Kopfstimme, die je nach Schule auch "Falsett" (Fistelstimme) oder "Flageolott" (Pfeifstimme) genannt wird. Das ist der Modus, in den eine männliche Stimme natürlicherweise geht, wenn eine bestimmte Tonhöhe überschritten wird (je nach Stimmtyp liegt dieser Ton zwischen g' und dis'', bei Anfängern deutlich tiefer). Dieser Gesangsmodus und die damit einhergehende Tonhöhe ist sehr genre-typisch für den Power-Metal. Mit Bruststimme hat das so gut wie nichts zu tun.
 
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@Broeschies: Ich will nicht wieder unsere alte Diskussion lostreten, aber für meine Ohren klingt es eher nach nem massiv abgeschlankten Belt mit latentem Taschenfalteneinsatz, gesungen von jemandem mit einer sehr hohen Stimme. ;)
 
sehe ich ähnlich. Ich finde auch nicht, daß Fistel oder Pfeifstimme typisch für Power-Metal sind. Da paßt der (völlig un-powerige) Sound und der (mehr oder weniger nicht vorhandene) Ausdruck ja nun wirklich gar nicht. Beim oben verlinkten Video kommt's nicht so gut raus, aber live hört man das bei den diversen Jungs recht deutlich.
 
Also ich könnte diesen typischen Powermetal-Sound auch mit der Kopfstimme. Allerdings nicht wenn die noch überlüftet ist (falls du das mit Fistelstimme meinst).
 
@Broeschies: Ich will nicht wieder unsere alte Diskussion lostreten, aber für meine Ohren klingt es eher nach nem massiv abgeschlankten Belt mit latentem Taschenfalteneinsatz, gesungen von jemandem mit einer sehr hohen Stimme. ;)

Ja, das kann natürlich auch sein. Bei jemandem mit einer sehr hohen Stimme ist ein abgeschlankter Belt kaum noch zu unterscheiden vom gestützten Falsett. Ich kenne sogar einen sehr hohen Tenor, der selbst gar nicht unterscheiden kann, ob er sich auf hohen Tönen noch in der Vollstimme oder schon in der Randstimme befindet. Generell ist im Power-Metal dieser Art das Falsett aber extrem verbreitet und echte Belts sind eher selten. Die Jungs trainieren aber natürlich auch gerade darauf, es nach einem Belt klingen zu lassen, wobei der Taschenfalteneinsatz nochmal hilft.

Falsett und Pfeifstimme sind ja leider oft unterschiedlich belegt. Deshalb noch mal kurz zur Klärung: Mit Falsett meine ich einfach nur die Randstimme. Im Fall des Power-Metal natürlich mit vollem Stimmlippenschluss und viel Twang. Mit Pfeifstimme meine ich die Flageolott-Funktion, die bei Männern i.d.R. ab e'' aktiv wird, aber natürlich auch mit viel Twang und viel Druck für einen agressiven, kraftvollen Klang.

Im CVT-System (falls das jemand kennt) gibt es einen eigenen Namen für im Prinzip genau diesen Stil, der heißt "metal-like neutral". Das Neutral heißt dabei im wesentlichen "leichte Masse" (was in den Höhen Randstimme bedeutet), das metal-like bedeutet aber sinngemäßg "ähnlich klingend wie große Masse (metallisch)".
 
Hannes von Kissin Dynamite klingt für mich relativ dunkel, ich würde sogar sagen das ist so ziemlich meine Stimmlage(ich nenne sie Schmuddeltenor), darum verstehe ich was er da tut. Sammet dagegen singt fast durchgängig sehr hoch und klingt auch sehr hell. Ich glaube auch nicht, dass die beiden das gleich angehen, schon allein weil ihre Stimmen so unterschiedlich sind. Und das ist die Crux: Michi Kiske, Andi Deris, Kai Hansen, die klingen alle total verschieden, weil sie eben verschiedene Stimmen haben. Die Grenzen verschwimmen in dem Genre einfach, weil die für die Ohren Normalsterblicher alle verdammt hoch klingen.
Man erschreckt vor der eigenen Kopfstimme oft und denkt, sie klänge unzumutbar und es müsse "Tricks" geben. Die gibt es nicht. Den Bruch in meiner Stimme (zwischen a' und c'') nehme ich sehr bewusst wahr, danach muss ich anders singen. Nach außen klingt es aber gar nicht so anders. Wenn du den Belt bzw. den vollstimmigen Ansatz voll ausreizt, ist es klar, dass der Bruch krass ist. Also nimmst du nicht so viel Volumen mit nach oben - das ist jedenfalls meine Interpretation von Kenshis verschlanktem Belt. Und falls es doch im Entferntesten so etwas wie einen Trick gibt, dann ist es das Mischen um den Bruch herum. Das zu erklären vermag ich allerdings nicht schriftlich.

Das Problem für mich ist: Ich kenne deine Stimme nicht, Profibasser. Das macht es schwer, weil es nach meinem Verständnis kein generelles Konzept gibt, das für jede Stimme greift. Jede Stimme klingt unterschiedlich und hat unterschiedliche Stärken. Ich hole die Zerre vom weichem Gaumen, der Mund ist meist in Fauchstellung. Das klingt dann schmutzig, so wie bei Hannes. Bei den hohen Tönen zitiere ich wieder mal meine Lehrerin: "Stell dir vor, du bist eine Einhorn!" Da muss der Ton hingedacht werden. Der Rest ist Atemdisziplin, die Fähigkeit, mittendrin einen Reset zu setzen und ein ganzer A**** voll Übung :)
 
Man erschreckt vor der eigenen Kopfstimme oft und denkt, sie klänge unzumutbar und es müsse "Tricks" geben. Die gibt es nicht. Den Bruch in meiner Stimme (zwischen a' und c'') nehme ich sehr bewusst wahr, danach muss ich anders singen. Nach außen klingt es aber gar nicht so anders. Wenn du den Belt bzw. den vollstimmigen Ansatz voll ausreizt, ist es klar, dass der Bruch krass ist. Also nimmst du nicht so viel Volumen mit nach oben - das ist jedenfalls meine Interpretation von Kenshis verschlanktem Belt. Und falls es doch im Entferntesten so etwas wie einen Trick gibt, dann ist es das Mischen um den Bruch herum. Das zu erklären vermag ich allerdings nicht schriftlich.

Ja, genau diesen Übergang meine ich, da gehts halt von der Vollstimme in die Randstimme und im Power-Metal wird halt ziemlich viel oberhalb von a' gesungen, wodurch die Randstimme ein größeres Gewicht hat als in anderen Genres. Dabei gehen dann gerade viele den Ansatz, den du beschreibst, nämlich schon vor dem "Break" die Masse rauszunehmen. Je nachdem, wie viel Masse man rausnimmt, kann es passieren, dass die Stimme dann auch schon früher in die Randstimme geht. Von Sängern wie Rob Halford oder Geoff Tate bspw. ist bekannt, dass sie sehr früh (schon um e'/f') in der Randstimme sind. Andere wie z.B. Hansi Kürsch sind dafür bekannt, dass sie die Vollstimme bis zum geht nicht mehr hochprügeln (hier wurde ja schonmal ein Interview mit Hansi gepostet, in dem er über die Probleme dieser Singweise spricht). Bei hohen Stimmen ist es allerdings teilweise sehr schwierig zu erkennen, welchen Ansatz sie verfolgen, weil ihre Stimmen so hell sind, dass sich auch ein hoher abgeschlankter Belt wie Randstimme anhören kann.

Mmn ist die Technik des "early bridging", also frühe Randstimme aber sehr stilprägend gerade für den Bereich des Power-Metal. Natürlich gibt es Ausnahmen (wie etwa Hansi Kürsch) und in anderen Sub-Stilen (wie etwa im Progressive Metal) ist diese Singweise weit weniger dominant.

Für mich persönlich ist es bei Sachen in so einem Stil absolut zwingend früh in die Randstimme zu gehen (meist um g' bei mir). Ich kann zwar noch etwas höher belten, aber dadurch, dass sich diese Songs permanent in einer extremen Höhe aufhalten, ist es einfach viel zu anstrengend jeden noch so kurzen Ton wuchtig zu belten, das geht maximal für einzelne Money-Notes.
 
Was broeschies über Geoff Tate sagt, dürfte schonmal stimmen, weil Tate mWn ein Schüler von Robert Lunte war und der ja auch propagiert, bereits so früh zu "bridgen".

Ich kann zwar noch etwas höher belten, aber dadurch, dass sich diese Songs permanent in einer extremen Höhe aufhalten, ist es einfach viel zu anstrengend jeden noch so kurzen Ton wuchtig zu belten, das geht maximal für einzelne Money-Notes.

Ja, mache ich dann meist auch so. Zumal ich sonst auch leicht mit dem Atemdruck durcheinander komme; in der Kopfstimme braucht man ja ziemlich wenig Luft, gerade für die hohen Töne - wenn man dann aber z. B. ein g' noch beltet und dafür mehr Druck benötigt, laufe zumindest ich Gefahr, dass dann auch bei den tiefen Kopfstimmen-Tönen zu machen, und das führt dann dazu, dass diese überlüftet klingen.

Das muss man imho von der individuellen Gesangslinie abhängig machen; wenn der höchste Ton so um g' oder knapp darüber liegt, würde ich den eher noch belten, weil er dann eben auch ein Höhepunkt sein soll und eine gewisse Dramatik verlangt; aber wenn die gesamte Gesangslinie noch weitaus höher geht (c'' und höher), dann nimmt man als Zuhörer einen Ton wie g' als "gar nicht mal so hoch" wahr - dann braucht der also auch gar nicht so dramatisch zu klingen, denn die Höhepunkte liegen dann ja woanders.

Ich würde auch behaupten, die meisten Power-Metal-Sänger - zumindest die, die ich kenne - greifen tatsächlich in dieser oder ähnlicher Form auf die Kopfstimme zurück; Chris Bay von Freedom Call oder Joacim Cans von HammerFall kommen mit ihrer Bruststimme auch ziemlich weit runter, bei Chris Bay liegt das z. B. definitv schon im Bariton- oder gar Bass-Bereich. Es ist also ein Trugschluss zu glauben, man müsse eine von Natur aus hohe (Sprech-)Stimme haben, um Power Metal singen zu können. Solange man eine ausreichend große Randstimmen-Range hat (und die lässt sich imho leichter erweitern als die der Vollstimme) und eben weiß, wie man die Randstimme mit Twang & Co. laut und kraftvoll klingen lassen kann, kann man eigentlich unabhängig vom Stimmfach dieses Genre singen.

Die meisten dieser Sänger unterscheiden sich dann hauptsächlich durch den Punkt, wo sie eben den Übergang in die Randstimme machen. Chris Bay dürfte den auch recht früh machen, wie gesagt so um f', fis' herum, wenn nicht gerade ein gis' bereits der höchste Ton ist, dann bleibt er vielleicht auch mal komplett in der Vollstimme. Die DragonForce-Sänger (sowohl der alte als auch der neue) hingegen gehen meinem Empfinden nach etwas später in die Randstimme, ich würde sagen erst ab oder oberhalb von a'. Das macht für mich z. B. DragonForce-Songs erheblich schwieriger zu singen als die von Freedom Call.

Tobias Sammet fällt für mich auch eher in die Stimmlage von DragonForce, auf jeden Fall nimmt er öfters mal ein g' noch in die Vollstimme, und zwar auch so oft hintereinander (z. B. letzter Refrain "Lost in Space"), dass es für etwas tiefere Stimmen doch sehr anstrengend würde.

Natürlich gibt es dann auch "echte" Tenöre in dem Genre, wie etwa Jonny Lindqvist von Nocturnal Rites, die tatsächlich weitgehend in der Vollstimme singen; das können dann in der Tat nur wenige so einfach "nachmachen". Die gehen dann aber meist nicht ganz so hoch wie die Sänger, die die Kopfstimme verwenden, weil es irgendwo eben selbst für diese hoch veranlagten Stimmen einfach zu anstrengend wird. Der Sänger von Nocturnal Rites singt bspw. höchstens bis cis'', die meisten Kopfstimmen-Verwender hingegen mindestens bis fis'', gerne auch mal gis''.
 
Was broeschies über Geoff Tate sagt, dürfte schonmal stimmen, weil Tate mWn ein Schüler von Robert Lunte war und der ja auch propagiert, bereits so früh zu "bridgen".
Nicht ganz, Lunte und Tate hatten beide den gleichen Lehrer (David Kyle). Rob Halford war ein weiterer Schüler von ihm.

Ja, mache ich dann meist auch so. Zumal ich sonst auch leicht mit dem Atemdruck durcheinander komme; in der Kopfstimme braucht man ja ziemlich wenig Luft, gerade für die hohen Töne - wenn man dann aber z. B. ein g' noch beltet und dafür mehr Druck benötigt, laufe zumindest ich Gefahr, dass dann auch bei den tiefen Kopfstimmen-Tönen zu machen, und das führt dann dazu, dass diese überlüftet klingen.
Das "Geheimnis" ist auch in der Kopfstimme immer die volle Körperspannung aufrecht zu erhalten, auch, wenn man meint sie eigentlich nicht zu brauchen.

Das muss man imho von der individuellen Gesangslinie abhängig machen; wenn der höchste Ton so um g' oder knapp darüber liegt, würde ich den eher noch belten, weil er dann eben auch ein Höhepunkt sein soll und eine gewisse Dramatik verlangt; aber wenn die gesamte Gesangslinie noch weitaus höher geht (c'' und höher), dann nimmt man als Zuhörer einen Ton wie g' als "gar nicht mal so hoch" wahr - dann braucht der also auch gar nicht so dramatisch zu klingen, denn die Höhepunkte liegen dann ja woanders.
Ja, genau.

Ich würde auch behaupten, die meisten Power-Metal-Sänger...
Ja, tatsächlich gibt es im Power-Metal höhere Tenöre sehr selten, auch wenn man immer denkt, dass die alle superhohe Stimmen haben. Aber höhere Tenöre wie Michael Jackson oder Justin Timberlake sind tatsächlich sehr selten. Die meisten Power-Metal Sänger sind hohe Baritone (wie Tate) oder tiefe Tenöre (bspw. Sammet/Cans). Es gibt auch durchaus schonmal mittlere Baritone (wie etwa Lunte). Noch tiefere Stimmen sind dann aber auch wieder selten.

Und Belts höher als a' sind für alle Stimmlagen sehr anstrengend (auch Tenöre). Zudem ist es auch so (hab ich gerade wieder ein Paper zu gelesen), dass Vollstimme und eine gut ausgebildete Randstimme im Bereich zwischen c' und fis' klanglich (sogar im Frequenzspektrum) fast nicht zu unterscheiden sind, d.h. bei Leuten die (scheinbar) bei fis' in die Randstimme gehen ist es recht wahrscheinlich, dass sie eigentlich sogar schon früher wechseln.

Der Grund warum viele nicht höher als cis'' (manchmal auch dis'') singen ist, dass in diesem Bereich dass Flageolot (die Pfeifstimme) sich in die Randstimme einmischt, d.h. die Stimmlippen müssen geöffnet werden. Das ist im Prinzip die Koordination, die traditionell "Falsett" genannt wird, aber natürlich mit andere Klangfärbung. Viele Sänger mögen das Singen im Falsett nicht und beschränken sich lieber auf Voll-/Randstimme, manchmal sogar nur auf die Vollstimme.
 
Das ist dann sicherlich Geschmacksfrage. Lunte geht auf den Bereich, den er "whistle" nennt und für Männer oberhalb von e'' ansiedelt, gar nicht so genau ein; er sagt einfach nur, dass recht wenige Menschen in der Lage sind, in diesem Bereich zu singen. Im Power Metal höre ich aber doch öfters mal f'', fis'' oder g'', und ich denke, mit ein bisschen Übung kriegt das auch jeder noch hin.

Und ich würde Lunte zustimmen, dass diese wirklich hohen Töne (eben ungefähr ab e'', alles, wo die Pfeifstimme mit reinkommt) oft leichter zu singen sind, oder es zumindest leichter ist, sie laut, schneidend und durchsetzungsfähig zu machen, als bei den tiefen Kopfstimmentönen (da, wo die "money notes" ja liegen, er nennt sie auch so). Wie er richtig beobachtet hat: Das Publikum denkt gerne, die höchsten Töne wären zwangsläufig die schwierigsten, aber wenn man's selbst ausprobiert, merkt man, dass das Passagio in der ein oder anderen Form zu überbrücken - vernünftiges Belten oder eben frühes "Bridgen" - für die meisten Sänger die Hauptschwierigkeit ist.

Ich habe in einigen meiner Songs ein paar Ausreißer nach oben bei einzelnen Tönen, meistens einfach die Oktave oben drauf (fis'' und gis''), aber bisher nur wenige Stellen, wo ich durchgängig in der Randstimme singe, wie es im Power Metal sonst üblich ist. Ist aber auch Geschmackssache, wie extensiv man das benutzen will - ob's jetzt eher in Richtung HammerFall, Freedom Call und DragonForce gehen soll oder aber wie bei "Warcry" von Outworld ständig auf fis'' bleibt. :D

dass Vollstimme und eine gut ausgebildete Randstimme im Bereich zwischen c' und fis' klanglich (sogar im Frequenzspektrum) fast nicht zu unterscheiden sind

Also bei mir hört man den Unterschied da noch ziemlich raus, aber ich übe ja auch noch. ;) Ich denke allerdings, dass dadurch, dass viele Power Metal-Sänger so früh schon in die Randstimme wechseln, man oft ihre Vollstimme in dieser Lage gar nicht kennt. :D Wenn man sich dran gewöhnt hat, dass ein Sänger z. B. ab e' oder fis' schon in der Randstimme ist und keinen Belt-Ton dieses Sängers zum Vergleich hat, dann kann man den Unterschied vielleicht wirklich verstecken. :)

Leider ist das in vielerlei Hinsicht so ein entweder-oder - entweder immer belten, oder immer frühes Bridgen & Twangen. Ich kenne jedenfalls wenige Sänger, die beides gleich viel verwenden, aber ich versuche mich zumindest mal dran. :D
 
Das ist dann sicherlich Geschmacksfrage. Lunte geht auf den Bereich, den er "whistle" nennt und für Männer oberhalb von e'' ansiedelt, gar nicht so genau ein; er sagt einfach nur, dass recht wenige Menschen in der Lage sind, in diesem Bereich zu singen. Im Power Metal höre ich aber doch öfters mal f'', fis'' oder g'', und ich denke, mit ein bisschen Übung kriegt das auch jeder noch hin.

In Rob's Videos besteht ein bisschen das Problem, dass er bei den Grenzen, die er so angibt, auf seine eigene Stimmlage (Bariton) eingeht. Mit "die hohen Screams", die eigentlich gar nicht so schwer sind meint er nicht den Bereich über e'', sondern den Bereich zwischen ais' und dis''. Das ist für einen Bariton eben der Bereich, in dem die "volle Randstimme" perfekt zur Geltung kommt. Man hat sich schon vom kompletten Ballast der Bruststimme befreit und die Pfeifstimme bahnt sich noch nicht an. Deshalb ist gerade dieser Bereich als Bariton recht leicht zu singen. Schwer sind hingegen die Töne g', gis' und a'.

Für einen Tenor (oft auch für lyrische Baritone, die den Tenören oft ähnlicher sind als den tieferen Baritonen) liegt der Bereich allerdings etwas höher.

Die Aussage, dass kaum jemand über e'' singen kann, bezieht sich darauf, dass nur wenige Männer die "volle Kopfstimme" so hoch ziehen können. Die meisten können ab da nur noch in einem Modus singen, der je nach Autor "Falsett" oder "Flageolott" genannt wird und durch einen sehr engen Vokaltrakt mit sehr hellem Timbre gekennzeichnet ist. Dieser Modus wird von vielen nicht als brauchbarer Singmodus angesehen ("Falsett" kommt ja auch von "falsch"). Lunte selbst singt in seinen Covers aber durchaus schonmal bis a'' (im Falsett natürlich).
 
Ihr meint doch so eine Art zu singen, oder (ab 3:11)?



Obwohl ich sagen muss, dass die Höhe beeindruckend ist, hat mich das wegen diesem leicht kläglichen Unterton noch nie gekickt. Hat jemand vielleicht ein Beispiel, wo der Klang bruststimmiger ist?
 
Kein verlinkbares, aber man könnte da mit Mund- und Zungenstellung noch was machen. Je höher das geht, desto mehr Fitzelarbeit wird das aber. ;)
 
Hallo alle zusammen,

ich bin jetzt schon seit vielen Jahren als passiver Leser hier in diesem Forum unterwegs, und ich möchte euch vorweg sagen, dass man euch allen gar nicht genug für euer Engagement hier danken kann.

So, jetzt aber zum Thema, und eines gleich vorweg: Diese ganzen hohen Randstimm-Sachen sind mMn. so ziemlich das frustrierendste Ziel, das man sich als Gesangsanfänger setzen kann. ;)
Was den rein technischen Teil anbelangt, so fällt auf, dass viele dieser extrem hoch singenden Sänger mit Vorliebe so weit wie irgend möglich in der Randstimme bleiben bzw. die Töne so randstimmig wie möglich ansetzen.
Extremes Beispiel ist Daniel Heiman, ex-Lost Horizon und ex-Heed.
http://www.youtube.com/watch?v=6mf3imixYmQ
Der schafft's auch, nicht nur hoch zu singen, sondern da auch Power reinzubringen; man beachte in diesem Zusammenhang übrigens die Stelle ab 2:45 min.

Gänzlich anders klingt da schon wieder Russel Allen von Symphony X, und der klingt auch alles andere als kläglich. ;)
http://www.youtube.com/watch?v=JqB-xE0-KQE

Ich meine, Daniel Heiman arbeitet schon extrem mit den Kopfresonanzen, um da diesen teilweise doch ziemlich beißenden Klang reinzubringen. Korrigiert mich, wenn ich mich täusche, aber ich habe irgendwie das Gefühl, dass der Mann den Ton dabei ziemlich weit nach vorne in Richtung Nase zieht. Ziemlich ähnlich klingt, meiner Ansicht nach, übrigens auch Rob Rock bei den hohen Stellen in "Ride the wind".
Russel Allen hingegen scheint da irgendwie einen etwas anderen Ansatz zu haben. Der klingt irgendwie... anders. Wäre toll, wenn da mal einer von den etwas versierteren Leuten aufschlüsseln könnte, warum viele dieser Speed- und Powermetaller da oben rum so unterschiedlich klingen. Inwieweit sind das unterschiedliche technische Ansätze, inwieweit vielleicht Unterschiede zwischen eher als Tenor oder eher als Bariton veranlagten Stimmen etc... Würde mich wirklich interessieren.

Viele liebe Grüße,

Datarecovery09
 
Russel Allen hingegen scheint da irgendwie einen etwas anderen Ansatz zu haben. Der klingt irgendwie... anders. Wäre toll, wenn da mal einer von den etwas versierteren Leuten aufschlüsseln könnte, warum viele dieser Speed- und Powermetaller da oben rum so unterschiedlich klingen. Inwieweit sind das unterschiedliche technische Ansätze, inwieweit vielleicht Unterschiede zwischen eher als Tenor oder eher als Bariton veranlagten Stimmen etc... Würde mich wirklich interessieren.

Ich kann jetzt gerade die Links nicht hören, aber ich meine die beiden Sänger zu kennen (Allen auf jeden Fall). Im Prinzip hast du es schon richtig erkannt. Der "randstimmige" Ansatz basiert im wesentlichen darauf, den Stimmsitz stärker in den Nasenwurzel/Stirnbereich zu verlagern. Der Stil von Russel Allen basiert stärker auf "Brustresonanz", oder eigentlich besser gesagt: Etwas weniger auf Nasen-/Kopfresonanz. Dadurch nimmt er mehr Masse mit in die Höhe, was natürlich auch anstrengender ist (es gibt auch Leute, die sagen Allen hätte sich inzwischen seine Stimme kaputt gemacht, was aber durch seinen inzwischen sehr angezerrten Stil kaum zu entscheiden ist );).

Dieser "Mehr-Masse"-Ansatz macht im Wesentlichen nur einen Unterschied bis zum Ende der Vollstimme, danach muss man auf jeden Fall schlanker werden und in die Randstimme gehen.

Beim Unterschied zwischen Bariton und Tenor führe ich immer wieder genre die "magische" Grenze von ais' an. Ich mache zwar keine wissenschaftlichen Experimente, aber durch Unterhaltung mit vielen Sängern über ihre absoluten Grenzen usw. in der Vollstimme scheint sich tatsächlich zu bestätigen, dass es im Wesentlichen zwei Typen von männlichen Sängern gibt, und zwar die "tiefen" Stimmen (Vollstimme bis ais') und die hohen Stimmen (Vollstimme bis dis''). Im Contemporary-Bereich, in dem das Singen mit hohem Kehlkopf (mehr Twang) erlaubt ist, kann eigentlich jeder Sänger mit genügend Training diese Grenzen erreichen, allerdings gilt: je tiefer die Stimmlage, desto schwieriger/anstrengender.

Im klassischen Bereich, in dem das Singen mit viel Twang/hohem Kehlkopf nicht erlaubt ist, erreichen nicht alle diese Grenzen (auch mit viel Training nicht). Dadurch entstehen die ganzen Stimmfächer in der Klassik. Ein Bass z.B. kommt mit klassischer Einstellung i.d.R. maximal bis g', obwohl seine Vollstimme eigentlich bis ais' gehen würde. Ein lyrischer Bariton (der zu den "hohen" Stimmen gehört) kommt in der Klassik meist nur bis etwa h', obwohl er in Contemporary-Einstellung durchaus das dis'' erreichen kann.

Da sich im Metal-Bereich vornehmlich lyrische Baritone und dramatische Tenöre tummeln, die zum Einen beide zu den hohen Stimmlagen gehören und zum anderen stimmlich sehr nah beeinander liegen, sind die Unterschiede aber meist schlicht und einfach im gewünschten Klangbild begründet. Es gibt halt Sänger denen der "randstimmige" Ansatz zu gekünstelt, zu schneidend oder nicht heftig genug klingt. Die nehmen dann halt tendenziell mehr Masse mit.

Bei tieferen Stimmlagen, die in dieser Art Metal selten, aber durchaus vorhanden sind (Geoff Tate (dramatischer Bariton) hatte ich ja schon genannt) gibt es in der Regel eine größere Tendenz zum randstimmigen Ansatz, weil ein vollstimmiger Ansatz in der genre-typischen Höhe einfach zu anstrengend ist. Tiefere Metal-Sänger, die einen Ansatz mit mehr Masse singen, wie z.B. Axl Rose (Bassbariton) oder James Hetfield (dramatischer Bariton), sind recht häufig von Stimmproblemen betroffen. Die tieferen Stimmlagen sind zudem gezwungen ab ais' randstimmig zu singen, wodurch sie bei einem vollstimmigen Ansatz auch weniger vollstimme Töne "dazugewinnen" als die hohen Stimmen.

Der Hintergrund ist halt wieder, dass rand- und vollstimmiger Ansatz bis fis' sehr ähnlich bis gleich klingen. Eine tiefe Stimme gewinnt durch einen vollstimmigen Ansatz also nur einen kraftvolleren Klang auf den Tönen g', gis', a' und ais'. Eine hohe Stimme hingegen gewinnt (bei vollem Aussingen der Vollstimme) einen kraftvolleren Klang auf den Tönen g', gis', a', ais', h', c'', cis'', d'' und dis''.
 
Beim Unterschied zwischen Bariton und Tenor führe ich immer wieder genre die "magische" Grenze von ais' an.

Das habe ich auch lange gedacht. Weiter unten sagst du ja sogar, dass selbst ein Bass mit viel Anstrengung ein ais' erreichen könnte. Ich habe das auch lange Zeit für meine absolute Obergrenze gehalten, habe deshalb auch an diese Sache geglaubt mit: "Es gibt einen Mechanismus zum Singen des c'', und entweder hat man den (anatomisch), oder man hat ihn nicht." Demnach wäre ich also auf jeden Fall Bariton oder sogar ein hoch veranlagter Bass, aber unter keinen Umständen ein (blei-)schwerer Tenor.

Tja, und dann habe ich eines Tages zweimal hintereinander ein recht gut klingendes h' getroffen. Keine Ahnung wie, aber grundsätzlich möglich ist es offenbar. Und das hat mir mal wieder gezeigt, dass die Natur sich einen Sch*ß um solche Einstufungen schert und es ziemlich schwer bis unmöglich ist, solche absoluten Stimmgrenzen auf den Ton genau festzulegen. Da die Stimme ja ein Muskel ist, der sich kontinuierlich immer mehr anspannen kann (und wie wir wissen auch gerne mal zwischen zwei Tönen landet, wenn's so herrlich schief klingt), sind ja in die Stimme diese "Stufen" nicht eingebaut, da ist es ja viel logischer, wenn das Ganze kontinuierlich immer anstrengender wird - und jeder muss halt für sich entscheiden, wie weit er das mitmacht bzw. seiner Stimme zumuten will.
 
Das habe ich auch lange gedacht. Weiter unten sagst du ja sogar, dass selbst ein Bass mit viel Anstrengung ein ais' erreichen könnte. Ich habe das auch lange Zeit für meine absolute Obergrenze gehalten, habe deshalb auch an diese Sache geglaubt mit: "Es gibt einen Mechanismus zum Singen des c'', und entweder hat man den (anatomisch), oder man hat ihn nicht." Demnach wäre ich also auf jeden Fall Bariton oder sogar ein hoch veranlagter Bass, aber unter keinen Umständen ein (blei-)schwerer Tenor.

Tja, und dann habe ich eines Tages zweimal hintereinander ein recht gut klingendes h' getroffen. Keine Ahnung wie, aber grundsätzlich möglich ist es offenbar. Und das hat mir mal wieder gezeigt, dass die Natur sich einen Sch*ß um solche Einstufungen schert und es ziemlich schwer bis unmöglich ist, solche absoluten Stimmgrenzen auf den Ton genau festzulegen. Da die Stimme ja ein Muskel ist, der sich kontinuierlich immer mehr anspannen kann (und wie wir wissen auch gerne mal zwischen zwei Tönen landet, wenn's so herrlich schief klingt), sind ja in die Stimme diese "Stufen" nicht eingebaut, da ist es ja viel logischer, wenn das Ganze kontinuierlich immer anstrengender wird - und jeder muss halt für sich entscheiden, wie weit er das mitmacht bzw. seiner Stimme zumuten will.

Ja, das ist ja mehr so ein Anhaltspunkt. Bei mir ist z.B. die Grenze eher so bei a', bei einigen halt auch h', aber eben doch schon ein ziemliches Stück entfernt vom dis''. Abgesehen davon: Bist du denn bereits sicher, dass du nicht evtl. ein hoher Bariton/tiefer Tenor bist (wozu immerhin die allermeisten Männer gehören).
 
Also, beim Musikhochschul-Vorbereitungskurs habe ich Bass gesungen. ;) Und die Gesangslehrerin da (die mich allerdings gerade mal 25 Minuten gesehen hat, waren ja viele Bewerber, da hat man nicht ewig Zeit für jeden) hat mir auch eher zum Tief-Singen geraten. Nun kannte die mich ja nicht wirklich und groß Zeit zum Aufwärmen hatten wir da auch nicht, aber manchmal ist ja auch interessant, wie der erste Eindruck ist, den andere Leute von der eigenen Stimme haben.

Mein damaliger Gesangslehrer hat mich wie gesagt immer eher zum Höher-Singen animiert und meinte auch, meine Stimme klänge da besser; mit meinem jetzigen Lehrer bleibe ich meistens im Bereich unterhalb von e'. :D Du siehst, irgendwie geht alles so ein bisschen, aber nichts richtig.

Das ewige Bariton-Problem, "nix halbes und nix ganzes", wie ein Mitbewerber von mir sagte. :D
 
Also, beim Musikhochschul-Vorbereitungskurs habe ich Bass gesungen. ;) Und die Gesangslehrerin da (die mich allerdings gerade mal 25 Minuten gesehen hat, waren ja viele Bewerber, da hat man nicht ewig Zeit für jeden) hat mir auch eher zum Tief-Singen geraten. Nun kannte die mich ja nicht wirklich und groß Zeit zum Aufwärmen hatten wir da auch nicht, aber manchmal ist ja auch interessant, wie der erste Eindruck ist, den andere Leute von der eigenen Stimme haben.

Mein damaliger Gesangslehrer hat mich wie gesagt immer eher zum Höher-Singen animiert und meinte auch, meine Stimme klänge da besser; mit meinem jetzigen Lehrer bleibe ich meistens im Bereich unterhalb von e'. :D Du siehst, irgendwie geht alles so ein bisschen, aber nichts richtig.

Das ewige Bariton-Problem, "nix halbes und nix ganzes", wie ein Mitbewerber von mir sagte. :D

Ja, ganz am Anfang ist eine Klassifizierung meist schwierig bis unmöglich. Wobei sich bei mir die Frage eigentlich nie so sehr stellte. Dafür bin ich einfach doch zu weit weg von der "durchschnittlichen Männerstimme" (so etwa eine Quarte tiefer). Meine Musiklehrerin, die mich kurz vor und dann mit Unterbrechung erst wieder kurz nach dem Stimmbruch hatte, wäre fast vom Stuhl gefallen :D Und die Klassifikation als Bass war da erstmal abonniert.

Das "Bariton-Problem" solltest du eher positiv sehen. Das heißt nämlich auch, dass du mit genügend Training sowohl in die Bass- als auch in die Tenor-Tonlage gehen kannst. Das Paradebeispiel dafür ist Ken Tamplin (lyrischer Bariton), der so ziemlich alles und jeden covert, egal wie hoch oder tief. Das geht von

Johnny Cash: http://www.youtube.com/watch?v=e0IhjoRSOGY
über Pavarotti: http://www.youtube.com/watch?v=hggkXOuJx74
bis Bruno Mars: http://www.youtube.com/watch?v=5i995vE_NxA

Am besten (bei WEITEM) klingt er meiner Meinung nach als Dio (er ist halt ein Rock-Sänger): http://www.youtube.com/watch?v=VY8iTPnmRuc

An den Beispielen hört man allerdings auch schön die Beschränkungen des Stimmfachs. Obwohl er die Range hat, klingt er in keinem Beispiel wie das Original. So klingt er in den Tenorstücken doch deutlich "angestrengter" als ein echter Tenor und in dem Bass-Stück fehlt im ein wenig die "Power" eines echten Bass in der Tiefe. Aber die Range kann er jeweils bedienen.

Sein Programm ist übrigens durchaus zu empfehlen, wenn dir der "randstimmige" Charakter des Lunte-Programms nicht so zusagt. Er geht durch die Bank mit etwas mehr Masse ran (hört man auch). Das ist aber in den meisten Fällen immer noch kein "Overdrive-Belt" mit maximaler Masse, sondern ein sehr stark gestützter Mix-Belt ("Curbing" im CVT-Jargon). Man "hört" förmlich wie heftig er supportet.
 

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