Tiefe Lackrisse in Archtop - potentielles Problem?

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Hi,

ich habe bei eBay relativ spontan eine ältere Jazz-Gitarre ersteigert, die recht ordentlich klingt sowie eine gute Seitenlage und Intonation aufweist, aber ein paar Restaurationsarbeiten nötig hat. Der Lack ist unter anderem sowohl auf Decke, Unterseite und Zargen komplett aufgerissen ist. Ich vermute mal, dass sie lange auf einem schlecht isolierten Dachboden lag und ständigen Temperatur- und/oder Luftfeuchtigkeitswechseln ausgesetzt war.
Das ganze verleiht der Gitarre natürlich eine schöne Vintage-Optik, aber manche Risse gehen so tief (insb. Bild 2 und 3), dass da wohl das Holz mitbetroffen ist. Sie gehen nicht komplett durch das Holz durch, sondern scheinen sich wohl auf die oberste Lage der laminierten Decke zu beschränken, dennoch würde ich gerne wissen ob die Gefahr besteht, dass sich die Rissen irgendwann komplett durch die Bauteile ziehen und was man dagegen unternehmen könnte.

Wäre es vielleicht schon damit getan, die Gitarre einfach nochmal überzulackieren (nach vorigem Anschleifen natürlich) um den ganzen wieder etwas mehr Stabilität zu geben, oder sollten die tiefen Risse vorher seperat behandelt werden? Für Arbeit mit 'nem Holzpan und Leim sind sie aber denke ich zu schmal und nicht tief genug. Sie betreffen wie gesagt wohl nur die oberste Schicht des Laminats. Muss man sich deshalb also vielleicht auch gar keine Sorgen machen?

Außerdem würde ich gerne noch wissen, ob allein durch das Auftreten solcher Rissbildung davon ausgehen kann, dass es sich um NC-Lack handelt.

Grüße und schonmal Danke!
 
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Also über den Lack vermag ich mir kein Urteil zu bilden... ist zumindest noch vorhanden...

Die Risse scheinen meiner Meinung nach nur optischer Natur zu sein, daher würde ich mir dahingehend erstmal keine Gedanken machen - ist allerdings nur mit Fotos auch schwierig zu beurteilen.

Sollten sie dennoch tief gehend sein, wird die Angelegenheit brisant...

Lack ist als "Material" maximal ein Füllstoff... er kann kaschieren, hat aber keinerlei technisch funktionelles Potential - kurz: flicken is nich... maximal "übertünchen".

Sollte ein Riss bis ins Holz gehen, ist es sinnvoller den Lack in diesem Bereich anzutragen und den Spalt mit Epoxy oder Cyanacrylat auszufüllen. Hält das nicht (Beobachtungszeitraum ca. 6 Monate) muss in den Bereich Holz entfernt und als Einzelspan neu eingesetzt werden. Ab hier wirds dann preisintensiv... technisch ists aber wie immer problemlos.

Ich würde prinzipiell aber erstmal zur Gelassenheit und Freude über die Gitarre raten - sorgt der Fall für schlaflose Nächte, nimm 20€ inne Hand und hol Dir nen Profiurteil mit Blickkontakt ( meist ja sogar kostenlos)


PS: Rechtschreibfehler sind dem Rock'n'Roll um diese Zeit geschuldet :D
 
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Okay, danke für die Antwort. Ich werde denke ich erstmal nichts unternehmen und beobachten.

Falls ich es irgendwann mal ausbessere und neu bzw. überlackieren möchte, kann man davon ausgehen, dass es sich um Nitro-Lack handelt, oder können derartige Risse auch bei PU-Lacken auftreten?
 
eher nur bei Nitro - bei PU kann es durch schlechte Verarbeitung oder Lagerung aber auch dazu kommen.

Einfacher Test ist, mit einem mit spiritus befeuchteten Lappen an einer unsichtbaren Stelle entlangzuwischen. Nitro bildet dann Schlieren, wird weich oder löst sich sogar etwas an.
 
Oh schön ... :) ... das ist schön natürlich gealtert! Das Holz-Material hat sich im laufe der Zeit öfters mal erdehnt und wieder zusammen gezogen. Das macht der Lack nicht ewig mit und dann reißt er halt irgendwann ... vollkommen normal und das ist in der Relic Fraktion äußerst beliebt!

Jedoch ... auf den Bildern 2 und 3 sieht es so aus als ob doch was mehr passiert ist! Stand die Gitarre mal länger feucht? Es kann durchaus sein, dass die Decke dadurch angerissen ist. Spürt man einen Übergang ... auf jeden Fall mal beobachten und im Falle des Falles wie von Smartin beschrieben bearbeiten.

In jedem Fall rate ich dazu die Gitarre vorab mindestens 2 Wochen im normalen Raumklima von 18 - 20° zu trocken!!!
 
@smartin: Okay, danke für die Tipps.

@j.konetzki: Leider konnte mir die Verkäuferin zum Alter und zur Lagerung der Gitarre keine Infos geben. Natürlich gealtert allein glaube ich nicht, ich tippe eher auf mehrere Winter auf unisoliertem Dachboden. Ich glaube sie ist auch lange nicht so alt, wie die Jazz- und Schlaggitarren aus den 50/60ern obwohl sie durchaus diese Optik hat.
Die Firma nennt sich Berkeley. Dazu finde ich nur einen Anbieter bei eBay USA, der zwei Modelle (ES335 und L-5 Kopien) anbietet. Scheint irgendwelche Fern-Ost-Ware zu sein. Vom Stil der Gitarren vielleicht der gleiche Anbieter, Firmenschriftzug und Form der F-Löcher ist eine andere, was bei solchen Schmieden aber wahrscheinlich nichts heißt. Aber ich tippe so oder so auch mal auf Fern-Ost-Produkt, vielleicht aus den 80/90ern, die Metallteile weisen nämlich auch schon schöne Alterungserscheinungen auf.
Wie dem auch sei, sie spielt sich recht angenehm, klingt gut, ist ansich sauber verarbeitet und der nachträglich (leider nicht so sauber) eingebaute Bartolini 5J Pickup hat einen tollen Sound!
 

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