Tonartwechsel-Hilfe / Analyse anhand von Beispielen!

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powerstroke3000
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Hallo Leute,


ich bin durch google bei meinen Fragen zu musikalischen Themen eigentlich jedesmal auf dieser Seite gelandet und in der Regel wurden die Sachen in Themen top behandelt!
Ich habe jetzt auch mal ein paar Fragen bzgl. Tonartwechseln.


Ich weiss, dass das Thema schon mindestens einmal hier relativ ausfuehrlich behandelt wurde, aber auch wenn ich dies verstanden habe, glaube ich, dass es gerade bei Tonartwechseln total viele Moeglichkeiten und Regeln (oder eben keine Regeln) gibt, sodass ich hier zu einigen Beispielen fragen habe, die man vllt. anhand von diesen erklaeren kann. Sofern es die Theorie zulaesst natuerlich.


Von daher ist es hoffentlich OK einen neues Topic zu diesem Thema zu oeffnen!




Neben den Beispielen, zu den ich Fragen habe, gibt es vllt. noch ein, zwei andere Dinge, zu denen ich fragen habe.


Aber zuerst zu den Pop/Rock Beispielen:
(ich hoffe ihr koennt die Songs irgendwo hoeren wenn ihr sie nicht kennt. Ich hoffe ich habe die Akkorde alle Richtig im Kopf!)


Bon Jovi - Wanted Dead or Alive


Vllt. das einfachste Beispiel. Der Song beginnt in D-Moll im Intro. Ab dem Vers aendert sich die Tonart aber in D-Dur.


Ist sowas generell immer moeglich. Kann ich einen Song erst spannend aufbauen. Um in dann durch einen Wechsel des gleichen Grundtons, jedoch in Dur, etwas aufzuloesen.
Funktioniert dies dann auch andersrum - Froehlich zu spannend?




Zusatzfrage zu dem Song: In dem Song wird (also im Dur-Part) manchmal auch ein F gespielt, welches ja in D-Dur (!) nicht vorkommt. Gibt es hierfuer eine logische Erklaerung? Ist das eine Art gedankliche Bruecke zum Intro-Teil?






Bon Jovi - Born to be my baby


Dieser Song beginnt in Fis-Moll. Der Vers ist auch in Fis-Moll jedoch sind Pre-Chorus und Chorus in A-Moll. Vom Fis-Moll im Vers wird auf ein F-Dur gewechselt fuer den Pre-Chorus und der Chorus beginnt dann auf A-Moll.


Gibt es fuer diesen Wechsel eine Erklaerung? Ist es im Endeffekt nur eine Art Rueckung?




Aerosmith - Cryin


Hier ist es aehnlich wie bei Born to be my baby, denke ich. Das Intro ist in G-Moll. Das Intro kommt auch nach dem Chorus immer wieder vor. Der Vers und der Chorus sind aber in A-Dur.


Auch hier wieder: Gibt es dafuer theoretische Ansaetze? Rueckung? Zufall? Einfach gemacht?
Das wuerde mich wirklich interessieren.




Claire de Lune - Claude Debussy


Das ist natuerlich ein krasser Sprung zu den Sachen vorher. Ich weiss leider ncihts genaues ueber die Tonart etc. des Songs, aber man hoert, dass in dem Song einige schoene Tonartwechsel stattfinden, die wahsinnig gut ineinander greifen, wenn man das so sagen kann. Ich hatte die Hoffnung, dass hier jemand ist, der den Song sehr mag und vllt. auch hierzu - wieder - etwas zu dem theoretischen Teil sagen kann. Sofern es diesen ueberhaupt gibt.






Ich habe ziemlich Probleme mit Tonartwechseln. Ich denke im Endeffekt kann man von ueberall ueberall hinwechseln, habe aber die Hoffnung, dass es ein paar bessere und ein paar schlechtere Tonartwechsel gibt. Oder halt schoener und schlechter, wie man das halt ausdruecken wuerde.


Ich hoffe bei den Beispielen von mir handelt sich nciht um diese typische Rueckung, die manchmal vorkommt. Die ist ja an sich relativ leicht zu verstehen und ist ja in der Theorie dann doch einfacher. Auch die Dur/Moll Parallel kenne ich, die finde ich aber im gegensatz zu den oben genannten Beispielen relativ uninteressant.


Ich hoffe, meine Fragen machen alle Sinn und vllt. kommen ja ein paar Ansichten heraus, ueber die sich gut diskutieren/reden laesst.


Ich denke mal in irgendeiner Art und Weise ist musikalisch immer alles moeglich. Ich hoffe ihr koennt verstehen, dass ich es toll faende, wenn es so ein paar Grundpfeiler beim Thema Tonartwechsel gibt, sodass ich mir nicht jedesmal sagen muss "Im Endeffekt kannst du ja eh alles machen" - auch wenns an sich so ist.


Ich wuerde mich sehr ueber Hilfe freuen. Und viel Spass beim diskutieren.


Auch gute Links sind natuerlich gerne willkommen! An Buecher komme ich leider nciht so leicht, wenn es gute gibt, da ich in Japan wohne!


Viele Gruesse!
 
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Hi powerstroke3000,

deine Fragen dehnen sich in dem Post ziemlich aus - von daher versuche ich alles zu beantworten ohne genau zu recherchieren und die Akkorde selbst zu korrigieren (nicht weil ich dir nicht zu nah treten will sondern nur damit man eine Grundlage hat die korrekt ist) - ich gehe mal davon aus, dass alles stimmt und ich nehme diese Infos als Maßstab. ;)

Generell ist bei Tonartwechseln oder Modulationen zu sagen (wie allgemein zu allen "Regeln" der Musik) : du bist als Komponist & Künstler völlig frei.
Das heißt es ist durchaus möglich von Dur nach Moll und umgekehrt zu wechseln, auch mehrmals in einem Song - es gibt da wirklich keine festen Regeln solange du auf deine Ohren hörst. (komisches Bild ;) ...aber funktioniert!)
(kleine Info: es gibt auch Leihakkorde aus anderen Modi die dir eine mollige Klangfarbe nach Dur oder eine durige Klangfarbe nach Moll bringen können - das wäre für mich die kleinste Einheit in Bezug auf Tonartwechsel. Ein Beispiel wäre die bekannte "Mollsubdominante", ein Fm in der Tonart C-Dur. Für einen kurzen Augenblick geht die Musik in eine Moll-Welt, obwohl vorher das tonale Zentrum von C-Dur etabliert war. Nur als kleine Randinfo ;) Um diese kleine Form der Modulation geht es dir aber nicht, deshalb weiter im Text)

1. Wanted Dead Or Alive - wäre mit dem obrigen Text quasi beantwortet: Ja, du kannst die Tonalität von Dur nach Moll und Moll nach Dur tauschen. Als Beispiel fällt mir grad auf die schnelle "Your Love is my love" von Whitney Houston ein. Der Song ist in C-Dur (wobei im Intro C-Dur und G-Moll gewechselt werden, das heißt es wird da schon eine andere tonale Welt vorgestellt) und geht in der Bridge nach C-Moll (die Akkorde sind Ab-Dur, Bb-Dur und C-Moll).

2. Born To Be My Baby - hier würde ich von keiner Rückung sprechen, sondern wieder von einem Dur-Moll-Wechsel. F#-Moll ist die parallele Tonart von A-Dur. Somit kann man da von einem Wechsel von A-Dur nach A-Moll sprechen. ;)

3. Cryin' - Hier hört man sobald der Wechsel zwischen den beiden Teilen kommt dass man irgendwie aus einer Welt in die nächste gerissen wird. Hier würde ich das auch wieder so deuten wie #2: G-Moll ist die parallele Molltonart von Bb-Dur, welche nur einen Halbton von A-Dur entfernt ist. Diese Entfernung hört man aber ziemlich deutlich in den Wechseln. Ich nenne das hier auch einmal künstlerische Freiheit. ;)

4. Clare de Lune - ich habe die Stellen die du meinst nicht im Ohr, ebenso wenig die Noten vorliegen aber ich kann dir vielleicht allgemein helfen. Wie ich oben schon erwähnt habe gibt es die "tonale Welt" oder den harmonischen Kontext eines Songs. Dieses Bezugssystem wird für unser Ohr etabliert und jeder Akkord und jeder Ton der in dieses System kommt wird mit diesem in Verbindung gebracht. So kannst du einmal versuchen folgende Akkordfortschreitung zu spielen:

Cmaj7 - Am7 - Fmaj7 - Fm(6) - Cmaj7

oder

ll: G - Em - C - G :ll C#m7b5 - Cmaj7 - G - G

in beiden Beispielen wirst du hören wie eine neue klangliche Welt betreten wird. Im ersten Fall ist es die schon erwähnte Mollsubdominante. Wie der Name schon sagt, ist es die Subdominante nur vermollt. Diese leitet gut zurück nach C-Dur zurück. Im zweiten Beispiel (entnommen aus Frank D. Fixer von Jason Mraz) wird das tonale Gefüge von G-Dur etabliert, und dann kommt der C#m7b5, welcher aus G-Lydisch kommt, diese Klangfarbe hört man auch sehr gut.
Was diese "Leihakkorde" angeht könnte ich jetzt ewig weitermachen, sie kommen in vielen und abervielen (Pop)Songs vor und bringen wirklich das gewisse Etwas ;) Es lohnt sich (auch für's eigene Songwriting) sich damit zu beschäftigen. Nun gehen wir aber mal in die gröberen Geschichten:

da gibt es einmal die direkte Modulation und die indirekte (oder Pivot-Modulation). Ganz kurz angerissen bedeutet das im ersten Fall so wie es da steht: es wird direkt moduliert. Das hört man zum Beispiel bei "Man In The Mirror" von Michael Jackson. Es geht irgendwann einfach einen Halbton nach oben und dort bleibt es dann auch. Die Stufen der Akkordfolge bleiben gleich, es ist alles nur einen Halbton nach oben transponiert.

Die indirekte oder Pivot-Modulation (pivot = Scharnier/Gelenk) bedient sich da anderer Mittel. ;) Bei dieser Modulation wird ein gemeinsamer Akkord aus beiden Tonarten genommen um geschmeidiger in die neue Tonart zu leiten. Beispiel von The Real Thing's "You To Me Are Everything". Der Song ist in C-Dur und wechselt gegen Ende nach D-Dur. Dieses wird über den "common pivot chord" erreicht, der in diesem Fall E-Moll(7) ist. Dieser Akkord ist die dritte Stufe in C-Dur und zweite Stufe in D-Dur.
Die Akkordverbindung sieht dann so aus: l C l ... l Em7 l A7 l D l .....
Wenn der E-Moll(7) erklingt denkt sich das Ohr noch nichts, denn der Akkord gehört noch zu C-Dur. Sobald der A7 erklingt wird man aus C-Dur gerissen und ist schon auf dem Weg in die neue Tonart. Der Trick in der Kiste ist auch noch, dass wir eine II-V-I-Verbindung nach D-Dur haben ;) Raffiniert gemacht. Von solchen Geschichten gibt es auch ein paar Beispiele. Ich hoffe ich konnte dir ein wenig helfen und du verstehst was wie gemeint ist. Bei Rückfragen kannst du gerne antworten. :)

Frohes Neues und Peace!

:)
 
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Also erstmal sorry, dass ich mich nciht eher melden konnte, aber ich hatte hier wirklich viel (musikalisch) um die Ohren und habe die Antwort jetzt erst gesehen!


WOW

Das ist mehr als ich mir anfangs erhofft habe. Die Antwort sind ja super erklaert, sinnig und einfach zu verstehen!
Danke fuer den Tipp bzgl. der Leihakkorde! Das werde ich mir auf jeden Fall anschauen!


Vielen, vielen Dank! Erste Klasse!

Und fuers erste habe ich noch keine Rueckfragen. Werd mich jetzt direkt dran machen und mich mal schoen mit den Beispielen und Erklaerungen auseinandersetzten!
Ebenso ein Frohes Neues! Und bis demnaechst!:)
 
Claire de Lune - Claude Debussy

Das ist natuerlich ein krasser Sprung zu den Sachen vorher. Ich weiss leider ncihts genaues ueber die Tonart etc. des Songs, aber man hoert, dass in dem Song einige schoene Tonartwechsel stattfinden, die wahsinnig gut ineinander greifen, wenn man das so sagen kann. Ich hatte die Hoffnung, dass hier jemand ist, der den Song sehr mag und vllt. auch hierzu - wieder - etwas zu dem theoretischen Teil sagen kann. Sofern es diesen ueberhaupt gibt.

Die interessante Modulation in diesem Stück findet von Takt 36 zu Takt 37 statt.
Um etwas über die Tonarten des Stückes zu wissen, solltest Du Vorzeichen eines Stückes lesen können. Daraus geht nämlich hervor, dass Takt 36 noch in Db Dur steht während Takt 37 bereit in E Dur notiert wird.
Der Modulationsvorgang baut in diesem Falle auf verschiedene Prinzipien auf. Eine diatonische Grundtonfortschreitung, Grundton, Terz und Quinte der Tonika, wird mit Dreiklängen harmonisiert die z.T. nicht-diatonisch sind. Unterstützt wird der ganze Vorgang durch einen gemeinsamen Ton - in diesem Falle das "ab". Bei der Harmonisation der Quinte der Tonika (ab) handelt es sich um einen nicht-diatonischen Sextakkord, der gleichzeitig die Tonika der neuen Tonart bildet.
Der sanfte Übergang von 5 Be's zu 4 # wird also durch diatonische Grundtonbewegung plus einem gemeinsamen Ton erzeugt.


http://www.youtube.com/watch?v=AaSpVczZXTA
Modulation bei ca. 2:21.
 
Zuletzt bearbeitet:
Um die Frage nach F-Dur in "Wanted Dead or Alive" zu beantworten: F kommt zwar in D-Dur nicht vor, F ist in diesem Fall aber eine Obermediante, d.h. ein Akkord, dessen Grundton eine Terz vom Grundton des Ausgangsakkords (hier D-Dur) entfernt ist. Der Abstand kann dabei eine große oder kleine Terz betragen. Den entstehenden Effekt kann man auch bei diversen Filmen beobachten (mir fällt gerade nicht ein, wo genau, es muss Star Wars oder Star Trek sein).

Das bietet eine Fülle von Möglichkeiten, so hängt als Mediante mit D-Dur f, F, fis, Fis, b, B, h, H zusammen.
 
Hallo,

auch hier nochmal danke fuer die Antworten!!
 

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