Ob virtuell oder nicht, die Trompetenstimme spielt im Standardumfang des Instruments und rhythmisch ist auch nichts Besonderes dabei.
Betrachtet man es als Trompete, ist die Artikulation präzise, soweit man das vermuten kann. Die Produktion verhüllt natürlich einige Klangeigenschaften des Instruments, die man bei einer wenig bis gar nicht bearbeiteten Soloaufnahme viel besser beurteilen könnte.
Trompete gehört zu den Instrumenten, bei denen "unplugged" wirklich jede kleine Schwäche unangenehm auffällt, weil meist die Tonqualität dabei leidet.
Grundsätzlich muss man es "technisch" auf die Reihe bekommen, die Kräfte von Luft und Lippe zu koordinieren, auszubauen und das Ganze mit musikalischen Ohren zu steuern. Außerdem braucht man eine geübte Zungentechnik für das gefällige Anstoßen der Töne im gesamten Tonumfang.
Ein Ton auf der Trompete ist in seiner Höhe nicht so festgelegt wie z.B. auf dem Klavier, sondern hörbar variabel und einige Töne sind konstruktionsbedingt von vornherein zu hoch oder zu tief und müssen durch Ausgleichszüge und Ansatz ausgeglichen werden, wenn es der Notenwert zulässt.
Zeitangaben für das Lernen der Trompete sind schwierig.
Es gibt (wenige) Menschen, die sich auf der Trompete von Anfang an recht gut anhören, weil ihre Ansatz/Atemkoordination für das Instrument besonders gut geeignet ist, man spricht dann vom "Naturansatz".
Die meisten Trompetenschüler brauchen 2-4 Jahre bei täglichem Üben von 1-2 Stunden, bis sie sich passabel anhören und unter Anleitung leichte mit mittelschwere Stücke erarbeiten können. Die Übungszeit enthält bei der Trompete immer auch notwendige kleine Pausen, um den Ansatz spielfähig zu halten.
Für das Niveau der Performance, wie man sie im Clip hört, hätten Trompeter im Schnitt wenigstens 4 Jahre Spielerfahrung im Ensemble auf dem Buckel, eher mehr und das nur bei gutem Einzelunterricht und fleissigem Üben.
Das bezieht sich natürlich nicht auf das Spielen der wenigen Phrasen, sondern auf das mitspielen in einer Band, die so etwas auf der setlist hat.
Wenn man in einem Club Musiker live hört, die so etwas spielen, bringen deren Bläser wahrscheinlich locker 10-15 Jahre Erfahrung auf dem Instrument mit, z.B. mit 10 Jahren Trompete angefangen, mit 20-25 Jahren und solchen Stücken auf der Bühne.
Erfolgreiche Autodidakten sind unter den Trompetern selten, weil es eine Menge technischer Fehlerquellen gibt, die eine erfolgreiche Weiterentwicklung be- oder sogar verhindern können. Zumindest die ersten Jahre wurde fast immer angeleitet gelernt und ein Trompetenkollege hört normalerweise schon bei den ersten wenigen Tönen, wieviel oder wenig Ausbildung investiert wurde.
Selbst Überflieger und Naturtalente sind nicht davor gefeit, sich unbewusst ernste Probleme anzuüben und schließich stecken zu bleiben, bis sie die passende Hilfe finden, um ihren Ansatz (und/oder die Luftführung) wieder auf einen guten Weg zu bringen. Ausdrücklich formuliert hat das z.B. Till Brönner, der als jüngstes Mitglied im BuJazzO unter Peter Herbolzheimer und schon mit Anfang 20 beim RIAS Tanzorchester unter Horst Jankowski spielen durfte.
Gruß Claus