TW145-12/SC

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Ich weiss schon, was Ihr jetzt denkt...
Der Corkonian, der hat jetzt vollkommen jede Bodenhaftung verloren. Das ist ein Musikerforum, kein Kochstudio. Der hat wohl zu viel von dem guten Jameson, der bei Corkonian um’s Eck destilliert wird, genascht.
Aber halt. Nichts dergleichen. Das hat alles Hand und Fuss. Und Saiten dazu. Und ich bin beihnahe vollstaendig nuechtern...

Beim Musik machen ist es naemlich wie beim kochen. Es gibt Indigrenzien, die verwendet man nicht jeden Tag, die verwendet mal sogar recht selten, aber wenn man sie denn braucht, dann gibt es dafuer keinen Ersatz. Eine dieser Indigrenzien ist die oben aufgefuehrte Pfeffersauce. Mit einem Schofield-Wert jenseits des Bundesdefizits ist es eine recht „heisse“ Sauce, aber sie ist nicht nur scharf, sondern bringt gleichzeitig auch noch die feinen Chillinoten mit, die den chemisch Capsaicin-verstaerkten Saucen vollkommen abgehen. Diese Sauce ist kein Vorschlaghammer, das ist ein Vorschlaghammer mit einem Ueberzug aus Samt.

Okay, ich sehe schon, ihr versteht immer noch nicht...

Dann fangen wir mal andersrum an. Akustische Gitarren gibt es wie Sand am Meer. Die meisten haben so um die 6 Saiten und meistens klingen sie – von Nuancen mal abgesehen – doch relativ aehnlich. Einige haben ein laengeres Sustain - andere sind perkussiver, diese haben mehr - jene weniger Obertoene und solche klingen heller – wohingegen manche dunkler klingen. Aber, im Grossen und Ganzen klingt eine Gitarre wie eine Gitarre und das ist gut so. Schliesslich will keiner eine Gitarre, die wie eine Tuba klingt. Oder wie ein Akkordeon. Oder wie – Gott behuete! – ein Banjo.
Und dann gibt es noch diese anderen Gitarren. Die mit den mehr Saiten. Oder mit zuviel Saiten, je nach Fingerstaerke. Hat sie zu viele Saiten, bist Du zu schwach. Ich rede von den 12-Saitern. Diese Gitarren machen suechtig, Sie klingen einfach so viel voller als 6-Saiter. Klar, man kann sie nicht fuer alles gebrauchen und genau wie die Chillisauce von eben sollte man sie sehr sparsam einsetzen, aber wenn... dann gibt es keine Alternative.

In meinem Zoo hat sich bislang immer mindestens eine 12-Saiter befunden und auch jetzt habe ich 3 davon in meinem Stall. Eine davon, die Tanglewood TW145-12/SC – meine Buehnen-12 – moechte ich heute mal kurz vorstellen.

Ich habe, wie schon gesagt, drei 12’er. Eine, die Fender, ist eine Dread fuer’s Wohnzimmer. Nicht wirklich geil, eher ein Pruegel von Hals, aber gerade heruntergestimmt auf D-d‘ (was ich uebrigens bei fast allen 12’ern empfehlen wuerde) eine Gitarre mit einem netten Bassrumpeln. Aber genau deswegen ist sie live/verstaerkt unbrauchbar. Zu dumpf und zu leicht zum Feedback zu erregen. Dann ist da die Ovation Balladeer, ein fruehes Modell, das ich seit 20 Jahren habe. Die Elekrik ist mittlerweile kaputt und das Bracing hat Risse, aber der Fiberglaskorpus wirft die Musik so schon weit ins Publikum, dass das die Axt der Wahl fuer die unverstaerkten Gigs ist. Und dann ist da noch die Tanglewood....

Die TW145-12/SC ist eine mini-Jumbo, also etwas kleiner als die „grossen“Jumbos und Dreads, was sie auf der Buehne leichter zu handlen macht. Die recht massive Decke ist aus Zeder. Zeder ist weicher als Fichte und in der Querstabilitaet schwaecher, muss also dicker geschnitten werden als die Fichte, aber die Decke der TW145 ist nochmal dicker. Richtiggehend massiv. In Verbindung mit dem matten Lack sorgt das dafuer, dass die doch recht weiche Zeder bislang keine einzige tiefe Macke hat. Was mich etwas erstaunt, ist eine Buehne doch eher eine stressige Umgebung....
Der Korpus ist aus Mahagoni, auch massiv und das Binding ist aus Ahorn und geht komplett um Decke, Boden, Zargen und Griffbrett. Griffbrett und Steg sind – wie ueblich – Palisander. Alles in allem ist es eine recht „holzige“ Gitarre, es ist kaum Plastik verbaut und die Gitarre macht einen sehr wertigen Eindruck. Der Hals ist – wie bei fast allen 12’ern – ein rechter Pruegel, aber er liegt gut in der Hand und eine Diamond Volute am Hals/Kopfplattenuebergang vermittelt doch eine Portion Vertrauen in die Konstruktion. Die Abalone-Griffbretteinlagen sind etwas „busy‘ geraten. Diamanten und sage und schreibe drei verschiedene Arten von Snowflakes. Gluecklicherweise aber doch noch so dezent geraten, dass es nicht sofort ins Auge springt. Ein Tortoise Schlagbett rundet die ganze Sache ab. Die Verarbeitung ist untadelig. Selbst mit der Lupe gesucht findet sich kein Fehler an meiner Gitarre. Die Buende sind einwandfrei abgerichtet und trotzen auch dem Spiel mit Capodaster hinreichend gut. In den fast 10 Jahren, die ich die TW145 jetzt schon habe, musste ich noch nicht die Buende neu abrichten oder begradigen. Etwas Polierarbeit bei jdem zweiten Saitenwechsel hat bislang gereicht. An Saiten spiele ich auf der TW 145 die Dáddario EXP36.
Fuer die Verstaerkung ist ein B-Band 22R Element in Verbindung mit einem B-Band A3T Preamp verbaut. Obwohl ein UST ist der 22R kein typischer Piezo-Pickup, sondern eher mit einem Electret-Mikrofon vergleichbar. Die fuer einen Piezo typischen Transienten bein haerteren Anschlag – das verhasste Piezo-Quacken – fehlen ganz.

Klingt die TW145 trocken gespielt eher Mitten- und Hoehen betont, aendert sich das Klangbild dramatisch wenn man einstoepselt. Die fast nicht hoerbaren Baesse sind auf einmal da und das ganze Klangbild steht richtig schoen und balanciert im Raum. Klar, nicht schmutzig, sehr dreidimensional mit hoher Aufloesung. Viele 12‘er versumpfen in einem Klangbrei, aber das ist etwas, was man bei der TW145 nicht muss. Keine meiner 12‘er – selbst die Ovation nicht – war fuer die Jungs und Maedels an der Mische so einfach einzupegeln. Alle Regler an der Gitarre auf Mitte, drei Akklorde, drei Minuten – fertig ist die Laube. Ich habe die TW145 auf Gigs von 150 bis 2500 Leuten gespielt, ueber verschiedenste PA-Systeme vom einfachen Saeulen-Fishman zu profesionellen Beschallungsanlagen und immer war der Mensch am Pult sehr zufrieden.
Das, was eine 12’er ausmacht, das Jingle/Jangle ist bei der TW145 sowohl elektrisch als auch akustisch da. Rein akustisch fehlt „untenrum“ ein wenig das Fleisch, was wohl dem kleineren Korpus und der sehr dick gearbeiteten Decke zu Schulden ist. Elektrisch ist alles voll da, keine Frage. Die ueber massive Decke daempft die Feedbackneigung und robust ist die Tanglewood TW145 auch, denn sie hat ohne groessere Macken Gigs in London, Paris, Dallas und Miami ueberlebt – inklusive der Fluege und der Transfers.

Allerdings hat die TW145 nach etwa 5 Jahren agefangen leicht den Steg zu rotieren. Nicht wild, aber wehret den Anfaengen. Mein Luthier hat eine dritte Verschraubung zwischen Steg und Stegplatte gesetzt – die Tanglewood hat, wie viele 12’er einen zweifacj verschraubten Steg – und seitdem ist auch da Ruhe. Keine Rotation, kein Bellying. Klanglich hatte das keine Auswirkungen und ich bin’s zufrieden.
 
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