(habe gerade mit einem ganz einfachen Stück angefangen, Moon River in einem sehr einfachen Arrangement)
... das heißt aber, um mal konkret zu werden, Du willst genau dieses Arrangement spielen, also keine mehr oder weniger improvisierte Begleitung, richtig? (Weil jetzt in den anderen Posts auch Impro, jazzig usw. anklang)
Dann ist es ja im Prinzip wie bei der Klassik, es gibt Noten und die willst Du auswendig lernen. ( und nicht nach Akkorden spielen).
Vielen Anfängern fällt es schwer, einzelne Takte oder Stellen herauszugreifen, sie wollen immer das Stück von vorn bis hinten spielen.
Das kann funktionieren, aber meiner Erfahrung nach ist es schon hilfreich, das Stück in kleine Teile zu zerlegen und die zu üben, bis sie gehen (zB ein Takt, halber Takt ...) und dann zusammenzusetzen (zwei halbe Takte zu einem Takt, das wieder so lange bis es geht usw.).
Das ist anstrengender, keine Frage ... aber so übt man das, was man noch nicht kann, während man sonst immer das übt, was man schon kann (von Anfang bis dahin, wo man rausfliegt), und zusätzlich immer die frustrierende Erfahrung hat, dass man rausfliegt. Dafür gibts auch noch einen Tip: Von hinten anfangen. Letzter Takt zuerst, dann einen halben oder ganzen Takt davor dazu nehmen usw. Das ist wirklich viel schöner, weil man immer in bekanntes Territorium hineinspielt
Das gilt fürs Üben allgemein, aber eben auch fürs Auswendiglernen.
(kann / sollte man natürlich auch bei Jazz und Co. machen)
Nur mal als Beispiel, wenn man so
modernere Musik auswendig lernen muss ...
geht das auch nur Ton für Ton, erstmal langsam spielen, einen Takt. Finger sortieren, Fingersätze drüberschreiben. Paar Tage (bis Wochen) nach Noten spielen. Den Klang hören.
Dann fängt der Kopf nach ein paar Tagen an, Einzeltöne zu Strukturen zusammenzufassen. Manchmal ist das sogar einfacher, wenn man mal auf die Tastatur schaut.
Je mehr man theoretisch weiß, desto eher kann man natürlich Strukturen erkennen (Akkorde, Akkordfolgen u.ä.), aber man kann sich auch viel über "Eselsbrücken" oder visuelle Strukturen auf der Tastatur oder in den Noten merken.
Mit der Zeit lernt man nebenbei auch den Klang auswendig, ohne das geht es nicht. Es verbindet sich die Klangvorstellung mit den Noten bzw der visuell-haptischen Struktur auf den Tasten. Das dauert einfach ein bisschen.
Dieses komplexe Gebilde vernetzt sich im Gehirn mit den Finger/Armbewegungen. Und irgendwann geht das dann auch mal auswendig.
Vergleichbar wäre, wenn Dir jemand ein völlig "sinnloses" Geplapper aus Phantasiewörtern gibt (quasi Dadaismus), was Du auswendig lernen sollst.
Das geht auch am Anfang gar nicht, aber vielleicht merkst Du dir die erste Silbe. Und nach ein paar Tagen gibt es einzelne Stellen, die sich irgendwie eingeprägt haben.
Gib Deinem Kopf Zeit und bleib dran, immer wieder kleine Stückchen. Sinnvoll ist es auch, das mehrmals am Tag in kleinen Häppchen zu machen. Aber trotzdem fokussiert und aufmerksam.
Du hast es ja schon gut, dass Du das Stück im Prinzip schon vom Hören kennst und Du nicht nur Noten eines unbekannten Stückes hast.
So langsam glaube ich auch nicht mehr an das "freie" Spielen im Sinne von "völlig freie Fläche zur Gestaltung".
Wäre ein anderer Thread, aber klar, was soll "frei" sein, das müsste man erstmal definieren.
Frei von Form? von Harmonie? Vermeidung von "Harmonie" ist schon wieder nicht mehr "frei" ...
Natürlich kann man auch einfach versuchen, "Klänge" zu spielen, Soundteppiche oder ähnliches, was irgendwie "frei" klingt - aber wenn da plötzlich ein tonales Thema kommt, klingt das auch inkonsistent.
Irgendwelche Regeln muss es sinnvollerweise geben, denke ich. Sonst kommt im besten Fall ein wilder Mix aus Hindemith, Zuckowski und Musikantenstadl raus.