Um welches Blechblasinstrument handelt es sich?

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In einer Gottesdienstsendung im ZDF aus Ahrweiler am 17.07.22, bei dem die durch die Flut beschädigte Orgel durch Blechbläser ersetzt wurde, habe ich dieses Instrument gesehen und würde gern wissen, um was es sich dabei handelt. Besonders auffällig finde ich die riesigen Klappen, die mich ein wenig an ein Saxofon erinnern.

Wer kann mir helfen? Vielen Dank!

ahrweiler_godi_170722.jpg
 
Das ist eher eine Ophikleide aus der Familie der Klappenhörner, also ein Blechblasinstrument.

https://de.wikipedia.org/wiki/Ophikleide

Wurde 1817 entwickelt und später durch die Tuba ersetzt. Heutzutage sehr selten anzutreffen. Klingt je nach Lage irgendwo zwischen Horn und Fagott.
Welche Art Musik wurde denn da beim ZDF gespielt ? z.B. Hector Berlioz hat die Dinger damals genutzt.
 
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Ein Baritonsax hat den Trichter unterhalb der Schnecke (S-Bogen). Der stark nach oben gezogene Trichter (über seinem Kopf) spricht gegen irgendwas Sax-iges. Auch sieht es mir eher nach einem Kesselmundstück aus, also Blech statt Holz. Ich denke, @omnimusicus ist näher dran
 
Ja, ihr habt recht … sorry … hätte doch eher schlafen gehen sollen ;)
 
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Ich schließe mich auch @omnimusicus an. Hab mir gerade mal den Anfang des Gottesdienstes angesehen, da erkennt man recht deutlich am Ansatz, dass es zum Blech gehört. Allerdings höre ich heute den Namen Ophikleide das erste Mal.
 
Allerdings höre ich heute den Namen Ophikleide das erste Mal.
Kein Wunder. Im späteren 19. Jahrhundert waren viele Leute froh, die Ophikleide nicht mehr hören zu müssen :rofl:
Intonatorisch ist das Ding ... hmmm ... schwierig, habe sie auch selbst schon gespielt.

Für tiefe Töne war die Tuba eine deutliche Verbesserung. In der Höhe hat die Ophikleide ihren eigenen Reiz, auch wenn manchmal die Assoziation zu einem undichten Euphonium aufkommen kann ...

Interessanterweise gibt es seit ein paar Jahren einige günstige chinesische Ophikleiden zu kaufen. Große Absatzzahlen lassen sich damit aber vermutlich nicht generieren.
 
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Ganz herzlichen Dank für Eure Antworten! :)(y)
Beitrag automatisch zusammengefügt:

Welche Art Musik wurde denn da beim ZDF gespielt ?
GL 457 1+3 Suchen und fragen, hoffen und sehn
GL 173,1 Gloria, gloria in excelsis Deo
GL 354 Gott ist dreifaltig einer
GL 451, EG 170 Komm, Herr, segne uns
Sanctus, Sanctus, Sanctus Dominus
GL 208, EG 190.2 Christe, du Lamm Gottes. Der du trägst die Sünd
GL 386, EG 181.6 Laudate omnes gentes, laudate Dominum

GL 478 1+3 Ein Haus voll Glorie schauet
 
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Bei dem Instrument handelt es sich um eine Ophikleide (gesprochen Ofi-kle-ide! nicht Ofi-klei-de!). Der Spieler an dem Instrument dürfte, wenn mich die schlechte Qualität nicht täuscht, Erhard Schwartz aus Bonn sein. Er ist ein bekannter Berufsmusiker, der dieses beinahe vergessene Instrument wiederbelebt hat. Heute gibt es wieder Ophikleiden bei verschiedenen Anbietern, wie Wessex Tubas, neu zu kaufen. Gespielt wird es wie ein Blechblasinstrument mit einem Kesselmundstück. Aber wie beim Sarrusophon ist eine "doppelte" Anspielart möglich, aber nicht gebräuchlich. Man "könnte" beide Instrument also sowohl mit Kesselmundstück als auch mit Doppelrohrblatt spielen, wobei sich halt nur eine Art durchgesetzt hat.
 
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Heute gibt es wieder Ophikleiden bei verschiedenen Anbietern, wie Wessex Tubas, neu zu kaufen.
Zu nennen wäre auch die Firma Tuyama im Low-Budget-Bereich, wie meine diesbezüglichen Recherchen ergeben haben.

Ich muss sagen, dass allein der Anblick der Ophikleide auf mich eine große Faszination ausübt - optisch wirkt sie auf mich wie ein lebendes Fossil, wie ein längst ausgestorbenes großes Tier, dessen man plötzlich gewahr wird und das einem einerseits vertraut, auf der anderen Seite auch völlig fremd erscheint. Ich war ganz aufgeregt, zu erfahren, um was es sich handelt, nachdem ich das Instrument im TV gesehen hatte.

Ich spiele nun selbst (leider, noch) kein Blechblasinstrument, was aber den Klang anbelangt, habe ich schon beim Vergleich Trompete vs. Flügelhorn entdeckt, dass mir persönlich der hornartige Klang der letzteren wesentlich besser gefällt. Die weiter mensurierten, konisch verlaufenden hornartigen Instrumente haben einen milderen Klang, der sich vom strahlenden, schmetternden, mitunter auch schmatzenden oder pupsenden Klang der trompetenartigen Instrumente doch sehr unterscheidet, wenn ich das einmal so laienhaft (und möglicherweise unzutreffend) ausdrücken darf. Beides hat ja seine Berechtigung, aber als Soloinstrument finde ich persönlich eben hornartige Instrumente sehr reizvoll.

Da ich beim Blech bislang nur Zuhörer bin, habe ich mir inzwischen die CD "The Virtuoso Ophicleide" von Trio Aenea / Patrick Wibart gegönnt, die einen sehr schönen Eindruck von Möglichkeiten und Klang der Ophikleide vermittelt. Wie schwer es sein mag, mit diesem Instrument korrekt zu intonieren, haben ja die vergangenen Beiträge ein wenig angedeutet. Ich habe ohnehin viel Respekt vor denen, die ein Blechblasinstrument gut beherrschen, da diese Instrumente wohl generell nicht einfach zu erlernen sind; insofern wird die Ophikleide da keine Ausnahme darstellen.

Ich werde auf jeden Fall die Ophikleide im Auge behalten und betrachte mich jetzt schon als ein Fan des Instruments.
 
Dass es sich bei dem fraglichen Instrument nicht um ein (Bariton-)Saxophon, sondern um eine Ophikleide handelt, wurde ja schon hinlänglich geklärt.
Interessant ist aber, dass die Ophikleide ausdrücklich als Vorbild für die Entwicklung des Saxophons Pate stand, indem Adolphe Sax dessen Klappenapplikatur und damit dessen Konstruktionsprinzip nachweislich als Vorlage genutzt hat und es mit dem Mundstück mit einem einfachen/aufschlagenden Rohblatt, wie es bei der Klarinette schon existierte, kombinierte.
 
...

Ich spiele nun selbst (leider, noch) kein Blechblasinstrument, ....

finde ich persönlich eben hornartige Instrumente sehr reizvoll.

da diese Instrumente wohl generell nicht einfach zu erlernen sind; insofern wird die Ophikleide da keine Ausnahme darstellen.
...
Ich empfehle dir einmal nach dem Euphonium zu schauen. Auf Youtube findest du schöne Videos von Steven Mead, Dave Werden oder David Childs.
Die "mittellagigen" konischen Instrumente, wie Tenorhorn, Bariton, Euphonium, etc..., sind für Späteinsteiger einfacher zu erlernen, da mit einem guten Lehrer der Sprung Theorie und Praxis sehr gut ist.
Ich hatte erwachsene Schüler am Euphonium die nach einem Jahr im Orchester saßen.
 
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Ich empfehle dir einmal nach dem Euphonium zu schauen.
Vielen Dank für den Tipp. Da werde ich mich auf jeden Fall schlau machen. Und die Videos anschauen.

Ich bin allerdings ein wenig hin- und hergerissen, da ich immer wieder angesprochen werde, ob ich nicht die Posaune erlernen möchte. Ich hätte damit quasi schon meinen Platz im entsprechenden Ensemble. Das ist vom Klang her zwar die "Trompetenseite", kommt mir aber auch vom Repertoire her mehr entgegen als das Euphonium.

Wenn ich ohne jeden Hintergedanken an Erlernbarkeit und Nachfrage entscheiden sollte, welches Blechblasinstrument ich erlernen möchte, würde ich mich für das Flügelhorn entscheiden. Hätte ich das Flügelhorn und seinen Klang früher gekannt (bzw. gewusst. welches Instrument diesen wunderbaren Klang erzeugt), hätte ich damit angefangen, zu musizieren.

Mit der Ophikleide werde ich nicht anfangen, keine Sorge. ;)
 
Das Flügelhorn kenne ich nur als Zweitinstrument von Trompetern, so ist das auch bei mir.
Mit Flügelhorn allein ist man musikalisch etwas eingeschränkt, vielleicht geht das aber im Blasorchester. :nix:

Wie man auf der Trompete klingt, hat vor allem mit der Beherrschung des Ansatzes und (einfacher) mit einem für den Klang geeigneten Mundstück zu tun.
Die Trompete ist vor allem ein Verstärker, die Klangformung darauf ist sehr flexibel.

Wenn Du aber ins tiefe Blech möchtest, wäre Posaune eine gute Wahl für den Anfang. Instrumente können auch in guter Qualität relativ günstig sein und der Einstieg ist m.E. leichter als auf der Trompete. Das ist natürlich nur eine Alltagserfahrung - es gibt bei jedem Instrument auch Menschen, die dafür wie geschaffen sind.

Gruß Claus
 
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Wenn Du aber ins tiefe Blech möchtest, wäre Posaune eine gute Wahl für den Anfang.
Ja, das denke ich auch. Vor allem ist das Musizieren erst richtig schön mit anderen gemeinsam - und wenn eine realistische Chance auf Auftritte besteht. Wenn man also spät in eine neue Instrumentenfamilie einsteigt (bei mir: Blech), dann sollte man vielleicht auch ein wenig danach gehen, was im RL gefragt ist.
Der Basschlüssel sollte auf die Dauer kein Hindernis sein, und das Problem günstiger Trompeten (schlechte Maschine) hat man gleichfalls nicht, selbst wenn das Instrument anfangs nicht so superteuer ist.
Mal schauen, wer es mir ggf. beibringt und was ich selbst an Vorleistung erbringen kann.
Mit Flügelhorn allein ist man musikalisch etwas eingeschränkt, vielleicht geht das aber im Blasorchester.
Das wäre bei mir eine Entscheidung rein nach Klang: Ich habe Flügelhörner als Soloinstrument, z.B. im Jazz, gehört - wunderbar. Ansonsten ist das Flügelhorn ja in der alpenländischen Musik sehr gefragt - die muss man natürlich mögen. Aber auch dort gefällt mir der Klang sehr gut.
Es heißt ja auch, dass man als Trompeter leicht auf Flügelhorn umsteigen könne, es umgekehrt aber schwieriger sei.
Insofern steht das Flügelhorn bei den Bläsern wohl ein wenig im Schatten der Trompete. Eigentlich schade.
 
Ich habe Flügelhörner als Soloinstrument, z.B. im Jazz, gehört - wunderbar.
Geht mir genauso, aber ich kenne nur einen einzigen Musiker, der das Flügelhorn so gut wie exlusiv gespielt hat.

Das war Ack van Rooyen, der selbst bei der WDR Big Band und bei Peter Herbolzheimer RC&B (fast?) nicht zur Trompete greifen musste. Aber auch der große Ack hatte Trompete gelernt und als Berufsmusiker über geraume Zeit gespielt.
Am einschlägigen Merksatz des Trompeters Chase Sanborn ist etwas dran: The flugel is your friend, the trumpet is your spouse. Don't mix them up or you may lose your house. :D

Wie Blechblasen funktioniert erklärt Christoph Moschberger in seiner perfekten Einführung, sie ist stimmig und gut nachvollziehbar. Ich erwähne das deshalb, weil man immer noch kontraproduktiven Anweisungen aus der "alten Schule" begegnen kann.
https://www.facebook.com/musikhaust...berger-live-aus-treppendorf/2178670769046813/

Gruß Claus
 
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Servus,

mir fällt noch ein Exclusiv-Flügelhornist ein. Chuck Mangione.

Hier ein Beispiel,



das so klingt, wie es heißt

"Feels so good". Übrigens eines meiner Lieblingsalben.

Ansonsten bin ich, aus eigener Erfahrung > 40 Jahre, bei @tmbdan mit der Empfehlung Posaune/Euphonium.

Aber: Wenn sich das Flügelhorn im Kopf eingebrannt hat, dann nimm es! Alles andere ist lediglich ein Kompromiss und wahrscheinlich hebt es die Motivation nochmal.

Gruß hermanson
 
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Wie Blechblasen funktioniert erklärt Christoph Moschberger in seiner perfekten Einführung, sie ist stimmig und gut nachvollziehbar.
Vielen Dank für den Link zu diesem wirklich interessanten und sehenswerten Workshop. Ich habe mir das mit großem Interesse angeschaut, weil man sonst selten so eine Gesamtschau dessen bekommt, was die Tonbildung des Trompetenspiels ausmacht, und zwar in Stilistik-neutraler Weise dergestalt, dass er sehr schön auch die unterschiedlichen Klangvorstellungen verschiedener Richtungen demonstriert. Sehr unprätentiös vorgetragen, mit guten Beispielen und ganz einfach sehr interessant!

mir fällt noch ein Exclusiv-Flügelhornist ein. Chuck Mangione.
Auch dafür vielen Dank. Eine der schönsten und interessantesten Dinge beim selbst Musizieren ist für mich übrigens, dass man aus der Enge dessen, was man für seinen Musikgeschmack hält, herauskommt, und auch mit jedem neuen Instrument, dem man sich zuwendet, Schönes und Neues für sich entdeckt.

Um noch einmal zur Ophikleide zurück zu kommen: Die oben erwähnte CD von Patrick Wibart läuft bei mir in "heavy rotation" - bei ihm handelt es sich wohl um ein Ausnahmetalent auf diesem Gebiet; er spielt unter anderem auch den Serpent. Der ja seinerseits gewissermaßen der Vorläufer der Ophikleide ist.

Ich finde es ausgesprochen spannend, wie durch Veränderung des Geschmacks, technische Neuentwicklungen und durch neue kompositorische Anforderungen immer wieder Musikinstrumente von der Bildfläche verschwinden und dafür neue hinzu kommen.
 

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