Umbau Short- in Longscale Gitarre

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TingleTangleMax
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Hallo ihr Leut,

Ich hätte da mal eine rein theoretische Frage. Und zwar:

Wäre es möglich, den Hals einer Shortscaleklampfe (Jaguar) gegen einen Längeren auszutauschen und so eine Longscale Gitarre(jazzmaster) zu bauen? Also ohne irgendwelche Abstriche/Verluste/Fehlfunktionen? Hat das auswirkungen auf den Sound?

Danke schonmal :D
 
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Moin!

Ja das geht! Allerdings muss der neue Hals genau für diese Gitarre gebaut werden. Ich kann dir auch nicht sagen, wie viele Bünde diese dann haben wird.

Du musst mit keinen Abstrichen rechnen, wenn der richtige den Hals baut.

Auf den Sound hat es gewiss Auswirkungen, weil du die Saitenspannung änderst. Und zwar ist der Soundunterschied vergleichbar wie der verschiedener Saitenmarken. Am krassesten war für mich bislang der Unterschied zwischen normalen und coated Strings. Allerdings auch zwischen Ernie Balls und Fender Bullets.
 
Theoretisch geht es meist, praktisch lohnt es sich selten. Du möchtest die Mensur verändern, also die Länge der freischwingenden Saiten. Die Mensur wird durch die Bundstäbe in bestimmten Verhältnissen von nichtschwingendem zu schwingendem Anteil geteilt. Drückst du die Saite beispielsweise im 12. Bund beträgt das Verhältnis 1 zu 1, der schwingende Teil ist also -etwas vereinfacht- 50% so lang wie die Mensur. In der Praxis kompensiert man die Steifheit der Saite und die Längenänderung durchs Herunterdrücken etwas durch die Saitenreiter an der Brücke, aber lassen wir das hier erst einmal weg.

Würdest du nun einfach den Shortscalehals abnehmen und einen normalen Hals anschrauben passt die Position der Bundstäbe nicht mehr zur Mensur, die Gitarre intoniert also komplett falsch. Normalerweise verschiebt man dann die Brücke der Gitarre so, dass die Mensur zu der Mensur des Halses passt, für die er gebaut wurde. Die Frage ist, ob das bei einer Jaguar ginge, da die Tremoloplatte ziemlich groß ist. Du könntest natürlich auch zur anderen Seite hin verlängern, also einen Hals eigens anfertigen lassen, der länger ist und bei dem die Bundstäbe erst weiter "oben" beginnen. Das wäre allerdings sehr ungewöhnlich, vermutlich schwerer zu spielen (linker Arm müsste weit greifen) und sähe vor allem auch ziemlich schlecht aus.

Vom Klang her dürfte sich das nur marginal Auswirken, primär wirkt es sich auf das Spielgefühl durch die andere Saitenspannung und damit wahrscheinlich auch aufs Substain aus. Allerdings liegen dann auch die Tonabnehmer nun an anderen "Mensurpositionen", was auch etwas den Klang beeinflusst.

Die Anzahl der Bundstäbe ist von der Mensur übrigens komplett unabhängig, hier kommt es nur darauf an, wieviele auf den Hals passen bis etwas im Weg ist, beispielsweise der Halstonabnehmer (oft ist dieser in Höhe des dann nicht vorhandenen 24. Bundes angebracht) oder der Hals oder eine entsprechende Konstruktion auf dem Korpus zu Ende ist. Ohne Halstonabnehmer könntest du auch 30, 40 oder 50 Bünde anbringen, obwohl man diese dann sicherlich mit normalen Fingern nicht mehr vernünftig und sauber spielen könnte.
 
Oke Danke, das war ja mal geballtes wissen ;D
Ich werd also lieber von der idee ablassen....
aber ist denn die Jazzmaster nicht das langmensurige modell der jaguar wenn man mal von der PU bestücung usw. absieht? Für mich sieht da der Body und das Tremolo ziemlich gleich proportioniert aus
 
Moin!

Also nee, ich glaube ich wurde falsch verstanden. Ich bin davon ausgegangen, dass wirklich NUR der Hals getauscht wird und die Brück auf der gleichen Position bleibt. In diesem Fall ist die Anzahl der Bünde wirklich abhängig von der Mensur, weil die Brücke NICHT verschoben wird. Daher muss man sich in diesem speziellen fall auch einen Hals speziell dafür bauen (lassen).

Was ich noch vergessen habe: Es verschieben sich zudem noch die Tonabnehmer von den Wellenbergen und Knotenpunkten der Saiten, sodass hier der Sound auch anders wird. Daher haben Gitarren mit 24 Bünden auch nicht diesen bekannten Sweet Spot der Halstonabnehmer einer Les Paul Beispielsweise.

Ich weiß nicht, was du vor hast. Auf jedenfall klappt der Halswechsel nicht ohne das du nachmisst. Du musst die Mensuren kennen und dir sicher sein, dass es passt. Um die Mensur eines Halses zu messen, reicht es mit einem langen Lineal vom Sattel zum 12ten Bund zu messen und diese Strecke zu verdoppeln. Es muss nicht genau sein. 1mm Unterschied ist nicht schlimm, um es passend hinzukriegen. Ins besondere bei den Brücken der Jaguar und Jazzmaster. Der Hals hat also die richtige Mensur, wenn du die gleiche Strecke zwischen Sattel und 12ten Bund als auch zur Brücke und 12ten Bund plus 3mm an der Diskantseite und 6mm an der Bassseite hast. Der Steg wird immer weiter nach hinten gesetzt, um den Druck der Finger beim Spielen auszugleichen.

Ich hoffe nun sollte alles klar sein.
 
Man sollte noch erwähnen, dass die Anfertigung eines Halses so ziemlich das mit Abstand teuerste "Einzeilteil" einer Gitarre ist. Das Vermessen und Einsetzen der Bünde ist viel Arbeit, bei einem Gitarrenbauer wärst du dafür schnell einige 100€ los, ich schätze mal 300€ mindestens, eher mehr. Das lohnt sich also für Gitarren von der Stange praktisch nie.

Wieso die Anzahl der Bünde aber von der Mensur abhängig sein soll erschließt sich mir immer noch nicht? :confused: Wenn die Länge des Halses nicht ausreicht kann man doch auch einfach das Griffbrett länger machen als den Hals selbst, solange der Platz über dem Korpus dafür frei ist stört das nicht.

Und um das Vorgängerposting von Etna noch etwas zu konkretisieren: Die Formel "Länge Sattel bis 12. Bund" = "Länge 12. Bund bis Brücke" -> "Korrekte Mensur, für alle Bünde" stimmt natürlich, aber normalerweise erfordert das einiges an Arbeit am Korpus, da man den Hals eben nur möglichst gut passend in der bereits vorhandenen Satteltasche festschrauben kann, aber eben nicht so, dass die neue Mensur stimmt. Beim Umbau von Shortscale auf Longscale bei gleichem Korpus, Brückenposition und Halstasche müsste der Hals weiter "außen" befestigt werden, aber das geht normalerweise nicht, da man ihn ja nicht so einfach mit einem weiteren Stück Holz verlängern kann. Oder man müsste die Halstasche tiefer fräßen, wobei die Frage ist, wie weit das geht bis ein Bauteil des Korpus im Weg ist.

Deswegen ist das Versetzen der Brücke in so einem Fall die preiswerteste Lösung, oder man müsste einen längeren Hals anfertigen lassen (sehr teuer, siehe oben), der dann mehr Bünde haben könnte da eben mehr Platz "unten" ist oder der nur 22 Bünde und "leeren Raum" hat.

Lange Rede kurzer sein: Lass es bleiben, es lohnt sich nicht. :D

EDIT:
Äh, vergiss meine Aussage mit "Halstasche tiefer fräsen" direkt wieder, das ändert natürlich wieder die Mensur und wäre ein Weg beim Umbau Normal zu Shortscale.
 
Zuletzt bearbeitet:
Nunja... normalerweise hast du ja recht. Du hast eine Mensur und an diese richtest du dich. Du schreibtest ja, dass man die Brücke verschieben müsste. Das ist richtig. Wenn man die aber nicht verschieben mag und sonst der Rest am Body auch gleich bleibt, dann wächst oder schrumpft nur der Hals passend zur Mensur und dem Abstand zur Brücke. Daher kann ein Bund hinzu kommen oder verschwinden, weil du den Body ja nicht anpasst.
 
Ok, dann hatte ich dich schon richtig verstanden.

Noch eine -ernst gemeinte- Frage: Klar, theoretisch geht das, aber hast du so etwas schon einmal in der Praxis erlebt?
So etwas geht doch meiner Erfahrung nach nur wenn man den Hals komplett neu individuell bauen lässt, man kann einen schon vorhandenen Hals -schon wegen des Halsstabes- nicht so einfach kurzen oder stabil verlängern.
 
Genau richtig.

Ein neuer Hals muss her und fertig. Einen vorhandenen Hals kann man zwar Kürzen, aber die Mensur bleibt ja gleich. Der Trussrod ist ja irgendwo meist am 18ten oder 19ten Bund verankert. Es sei denn, du hast einen, den man am Halsfuß einstellen kann, dann ist er durchgängig.
 

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