@mondluchs und horst sergio
Könntet ihr mal näher schildern, was ihr beim Lesen von "Fachliteratur" dazu gelernt habt?
Ich will mal vorangehen.
Aber falls ihr antwortet, dann bitte nicht nur pauschal schreiben: Na, so ähnlich wie Deine waren auch meine Erfahrungen.
Was konkret hat Euch am stärksten berührt?
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Autoren: Also explizite und
gleichzeitig sehr gute Bücher zum Thema: "Songtext- Schreiben" in dt. Sprache gibt es mMn noch keine.
Meine stärksten Lehrmeister waren und bleiben die jeweiligen professionellen Partner, mit denen ich arbeiten durfte. Die Wenigsten wissen dabei, wie man gute Texte schreibt, aber sie wissen, was SIE wollen. Und sie haben die notwendigen Live-Erfahrungen - Und so "hetzte"

mich die Meute über die Jahre zu einem recht universellen Erfahrungsschatz
Zwischendurch lese ich immer wieder die theoretisch/praktischen Erwägungen von F.N.Frey, Lajos Egri, Sol Stein oder C. Vogler über das Schreiben von Romanen oder Drehbüchern. - Oder ich lese mal wieder bei Wolf Schneider, ein MUSS für alle deutschen Journalisten, wie man kurze Sätze so prägnant wie nur möglich formuliert.
Wahrscheinlich mach ich das vor allem, um mich vom kleingeistigen Pragmatismus des Musikgeschäftes nicht unterkriegen zu lassen.
Je unverschämter die Lehrmeister der Schreibtheorie ihre Meinung verkaufen, umso lieber sind sie mir. Denn dann klingt es wenigstens in den Büchern ein klein wenig nach Rock and Roll.
Diese Autoren haben es teilweise bestens drauf, die eigene Schreibsituation, die eigenen Skrupel und Eitelkeiten zu durchschauen.
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Im Prinzip entnehme ich all den Bücher ähnliche Ziele und Methoden. Um mal wahllos und spontan (ich bin in Eile) einige Punkte zu erwähnen, die ich in der Zwischenzeit stark beachte:
Erzeuge Mitleid, Sympathie für deine Figuren und biete die Möglichkeit, MIT ihnen oder gar WIE sie zu fühlen.
Mach dir die Prämisse, die Idee deines Textes klar und verplempere Dich danach nicht in Nebenhandlungen.
Wähle als Anfang am besten "in media res"!
Wähle immer DIE Formulierung, die am intensivsten nach dem dem Zuhörer greift!
Schaffe starke und gleichzeitig widersprüchliche Figuren: egal ob ihre Kräfte konstruktiv oder destruktiv wirken.
Stell das LI und seine Gegenspieler in einen Schmelztiegel, aus dem es kein Entrinnen gibt, (nichts Gutes - außer man tut es ...

)...Das nennt man Figuren entwickeln.
Lass Dich nicht von Deinen Moralvorstellungen, sondern von den eigenen
Beobachtungen beim Schreiben antreiben.
Beschreibe nicht - stelle dar! (Für mich das wichtigste Gestaltungsmitte für Songtexte)
Wenn Du eine Idee gefunden hast, schreibe sie KONSEQUENT und radikal zu Ende. Lass dich BEIM SCHREIBEN nicht einschüchtern von Zweifeln.
Bereite dich vor...minimiere Ablenkungen ....bau dich auf... konzentriere Dich... fokussieren dich ... und dann, beim Schreiben, am besten nur noch fühlen, statt zu denken ... darsu folgt natürlich: lerne die eigenen gefühle kennen (sehr schwieriges Kapitel, aber enorm wichtig!!!)
Die Denke erst beim Überarbeiten wieder einschalten.
Lieber zu oft als zu selten in die Tasten hauen... streichen ist nicht so schwer wie neu Anlauf zu nehmen.
Das große Gefühl liegt nicht in großen Worten, sondern in einfachen Worten. Hast du die Wahl zwischen einem dreisilbigen und einem einsilbigen Wort, dann ist IMMER das einsilbige Wort besser!
UND: immer und überall den Recorder im Kopf auf Aufnahme.
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Nebenbei habe ich sicher tausende Rocktexte analysiert. Zunächst lasse ich sie auf mich wirken - dann jedoch nutze ich verschiedene Analysemethoden: eigene, Buchweisheiten , Tipps von Kollegen.
Nochmals: Das erweitert den Horizont. Gibt mir das Gefühl, im entscheidenden Moment gut "munitioniert" zu sein.
Aber wenn dann das neue Duell, Demo gegen Autor
beginnt, bin ich wieder optimistisch und hilflos zugleich wie jeder andere blutige Anfänger
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So groß die Träume gestandener Stars auch sein mögen, sie sind längst durch ihre Erfolge in einer Spurrinne, aus der es kein Entrinnen gibt. - Wer möchte schon beispielsweise Vicky Leandros rappen oder Bushido Country singen hören

... außer vielleicht die Betroffenen selber...
Wenn ich für Andere schreibe, die bereits ein Stammpublikum haben, muß ich dieses Publikum kennenlernen. Es macht weder Sinn, das Publikum erziehen oder gar austauschen zu wollen. Take it or leave it! Wie auch immer: wenn Dich dein Publikum lieben soll, mußt du es ebenso lieben!
Im allgemeinen sind mir Foren zu "nett". Sie spiegeln mMn nicht die Stimmungen wieder, die man nach einem Konzert auf der Straße hört.
Da waren und sind mir meine Partner lieber: wie oft meinte ich einen tollen Text geschrieben zu haben und dann kam die ernüchternde Antwort:
"Im Prinzip nicht schlecht... aber bitte EINFACHER!" - Oder:
"Nicht schlecht, aber ich kann mir den Text nicht merken - kein gutes Zeichen!" - Oder:
" Sag mal Alter, zahlst DU etwa ...€ für ein Konzert, um Dir dann die Ohren derart vollheulen zu lassen?"
Wenn man schlecht drauf ist, verkrampft man darüber... bis man nur noch aus lauter Boshaftigkeit weiter schreibt.. und DAS bringt dann plötzlich wieder frischen Wind ins Zeitgeschehen
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Ehrlich gesagt, schreibe ich gerade selber an einem Buch über das Schreiben von Songtexten und will natürlich nicht alle meine Erfahrungen vor ab im Netz verballern....solch allgemeines Gedankengut, was ich oben schrieb, wird da wahrscheinlich nur im Vorwort zu lesen sein.
