Unterlegnoten für Akkordzither richtig lesen

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Mikey70
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Hallo, gibt es irgend wo eine Anleitung, wie man die Unterlegnoten richtig liest.
Mir ist ein Blatt untergekommen, da stehen bis zu 5 Ziffern für die Akkorde an einer Note.
Eine Beschreibung ist nicht dazu.

Wie ist das zu spielen?

Danke.
Unbenannt.png
 
Grund: Bild eingefügt
Hallo Mikey,

ich habe zwar keine Akkordzither, aber ein Faible für absurde Notationsformen. ;)

Soweit mir bekannt ist, handelt es sich bei den Ziffern um Anweisungen zur Begleitung, d. h. Basstöne und Akkorde.
  • Wenn neben einer Note keine Ziffern stehen, wird sie ohne Begleitung gespielt.
  • Ziffern ohne Punkt bedeuten Basstöne
  • Ziffern mit Punkt darunter bedeuten Akkorde
Die Ziffern sind historisch nach "Wichtigkeit" geordnet:
  1. Tonika (C-Dur)
  2. Dominante (G-Dur)
  3. Subdominante (F-Dur)
    und danach geht es im Quintenzirkel vom G aus weiter:
  4. D-Dur
  5. A-Dur
  6. E-Dur
Vielleicht hilft Dir das ja schon ein wenig weiter und sicherlich kann @Lisa2 genauere Informationen geben, die kennt sich ja mit solchen exotischen Kleinoden aus.

Viele Grüße
Torsten
 
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Ja, soweit so gut, aber wie spielt man es? Wieso stehen an einer Note (auch wenn es eine halbe ist) 5 Ziffern?
Ist @Lisa2 noch aktiv hier? Das wäre schön, wenn sie dazu was schreiben kann.
 
Wieso stehen an einer Note (auch wenn es eine halbe ist) 5 Ziffern?
Da ja leider bei der Begleitung kein Rhythmus (Dauern) angegeben wird, kann ich nur mutmaßen, dass alles im Viertelrhythmus abläuft und evtl. die "überschüssigen" Ziffern über die Notendauer hinausreichen.
Das ist aber pure Spekulation und es wäre vielleicht hilfreich, die ganze Zeilenbreite zu sehen, um vielleicht einen Zusammenhang erkennen zu können.

Man könnte auch versuchen, dieses Geheimnis zu entschlüsseln, indem man musikalisch plausible Möglichkeiten durchspielt.

Oder eben: es weiß jemand Bescheid. Ich könnte da leider nur raten, aber der kleine Ausschnitt reicht nicht zum sinnvollen Raten aus. :nix:

Ist @Lisa2 noch aktiv hier?
Ja, natürlich. Sie wird sich bei Gelegenheit sicher melden.

Viele Grüße
Torsten

Edit: oder versuch doch mal einfach, das Stück in "normalen" Noten aufzuschreiben und die Bass- und Akkordtöne so zu verteilen, dass es schlüssig klingt.
 
Ja, soweit so gut, aber wie spielt man es? Wieso stehen an einer Note (auch wenn es eine halbe ist) 5 Ziffern?

Das Thema hat mich jetzt doch interessiert!
Anhand Deines winzigen Schnipsels, der keinerlei Zusammenhänge erkennen lässt, ist eine Analyse jedoch praktisch unmöglich.

Ich habe mich mal nach ähnlichen Beispielen umgesehen, in denen dieses Phänomen ("zu viele Zahlen" gemessen an der Notenlänge) ebenfalls auftritt.

Beispiel (mit Link incl. Vorschau): Wir kommen alle in den Himmel von Jupp Schmitz für Akkord-Zither im Hansa-Verlag.

Um nicht mit dem Urheberrecht in Konflikt zu geraten, habe ich nur den Anfang vom Refrain herausgelöst: das genügt ja, um zu zeigen, worum es geht.

1656647392056.png


Die "überschüssigen" Ziffern habe ich rot markiert.

Erkenntnis: in dieser Ausgabe sind die halben Noten nicht einmal punktiert. Wenn man die Melodie in normalen Noten aufschreibt und exakt die vorgegebenen Notenlängen (hier: nur Halbe und Viertel) übernimmt, ergibt sich eine völlig unsinnige Rhythmik.
Die offensichtlich "falschen" (dem musikalischen Empfinden widersprechenden) Notenlängen habe ich rot eingefärbt. Da muss man das Lied nicht einmal kennen, um zu merken, dass das so nicht gemeint sein kann.
Taktlängen habe ich geflissentlich ignoriert - die Noten "passen" nicht ins 3/4-Taktschema und können Taktlinien überschreiten (also nicht wundern):

1656647655034.png


Das klingt dann so (habe leider nicht geschafft, eine MIDI-Datei einzubinden):



Also definitiv rhythmisch falsch - man kann sich auf die eingezeichneten Notendauern nicht immer verlassen!


Offensichtliche Lösung

Man kann also aus naheliegenden Gründen davon ausgehen, dass die "Notendauern" nur sehr salopp genutzt werden und wie vermutet die Begleit-Ziffern in diesem Fall in Vierteln durchlaufen und die tatsächlich gemeinte Länge der "halben Noten" festlegen/verlängern:
3 Ziffern an einer "halben Note" bedeuten, dass diese Note 3 Schläge lang ausgehalten werden muss (das hätte man auch mit einer punktierten Halben klar schreiben können, aber selbst auf diesen Punkt hat man verzichtet).
5 Schläge an einer "halben Note" bedeuten, dass diese Note tatsächlich 5 Schläge lang ausgehalten werden muss (!).

Um das Ergebnis zu zeigen, habe ich diesen Ausschnitt komplett incl. Begleitung in normaler Notenschrift notiert und die Längenkorrekturen gegenüber der Akkordzither-Schrift rot markiert.
Unter der Begleitung stehen auch noch die Begleit-Ziffern, jeweils die "überschüssigen" rot eingerahmt wie oben im Akkordzither-Ausschnitt.

1656648426988.png


So (und nur so!) ergibt das Ganze einen rhythmischen Sinn und die Lösung des Rätsels wäre hiermit gefunden.



Viele Grüße
Torsten
 
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Vielen lieben Dank, ich habe genau aus Urheberrechtsgründen das Notenblatt hier nicht eingestellt, ich könnte es höchstens als PN schicken.
Du hast mir aber mit deiner Erklärung schon weiter geholfen (oder auch nicht, da offensichtlich diese Stücke nur schwer zu spielen sind, v.a., wenn man es nicht kennt.)

Einen schönen Tag wünsche ich dir!
 
Hallo Ihr Zwei!
Da hat Torsten ja schon eine prima Analyse vorgelegt. :great:
da offensichtlich diese Stücke nur schwer zu spielen sind, v.a., wenn man es nicht kennt.
Das ist richtig! Und deshalb gab und gibt es alternativ auch Akkorzithernotenhefte, mit denen man auch als "normaler Notenleser" etwas anfangen kann.
Wie ist das zu spielen?

Danke.
Unbenannt.png
Um das herauszufinden, muss man immer als erstes nach der Taktangabe suchen bzw. bei solchen Fragen unbedingt angeben.
Leider gibt es gute und schlechte Unterlegnoten. Manche sind mit Fehlern gespickt und wirklich nur zu entschlüsseln, wenn man normale Noten daneben legt, oder die Melodie kennt.
Die grundsätzliche Vorgehensweise:
- erst einmal nur mit der rechten Hand spielen und den Rhythmus der Melodie erarbeiten bzw. erraten;
- dann schauen, ob ein systematisches Begleitmuster erkennbar ist.
Genau das hat Thorsten schriftlich gemacht. :great:
3 Ziffern an einer "halben Note" bedeuten, dass diese Note 3 Schläge lang ausgehalten werden muss (das hätte man auch mit einer punktierten Halben klar schreiben können, aber selbst auf diesen Punkt hat man verzichtet).
5 Schläge an einer "halben Note" bedeuten, dass diese Note tatsächlich 5 Schläge lang ausgehalten werden muss (!).
Es gibt Notenblätter, in denen punktierte Notenwerte und übergebundene Notenwerte korrekt angezeigt werden. Dann ist das Notenbild sehr viel schlüssiger.
5 Ziffern an einer halben Note bedeuten in einem 3/4-Takt nur dann eine Überbindung von punktierter Halben zur nächsten Halben, wenn sich das aus dem gesamten Taktgefüge schlüssig ergibt. Es ist auch denkbar, dass die fortgesetzten Viertel in der Begleitung auch mal unterbrochen werden mit einer Pause oder einer Halben. So ein Beispiel würde dann in Summe 6 Schläge ergeben. (Passt hier aber nicht!)
Das grundsätzliche Problem dieser Unterlegnoten ist, dass die Begleitung nicht differenziert dargestellt werden kann (!) und die Ausführung dem Geschmack und der Inspiration des Musikers überlassen bleiben. Die Ziffern sind im Grunde nur eine rudimentäre Andeutung. Um so wichtiger ist es dann, dass der Rhythmus der Melodie korrekt dargestellt wird.
Mir versuchte mal ein/e Unterlegnotenschreiber/in allen Ernstes zu erklären - die Argumentation hat mich sprachlos gemacht! :eek: - dass die Leute, die nach Unterlegnoten spielen, von Punktierungen und Überbindungen nur verwirrt würden und diese nicht brauchen, weil sie ohnehin nach Gehör spielen würden. Da war das Gespräch für mich erledigt. In solchen Fällen halte ich mich mit meinen Meinungsäußerungen vornehm zurück. Da ist jegliche Diskussion vergeudete Zeit.

Ich ziehe es vor, meinen Akkordzitherschülern das Spiel nach normalen Noten beizubringen und zeige Ihnen Tricks, wie man sich die Orientierung auf den Saiten mit untergelegten Tonraummarkierungen erleichtern kann.
Wenn das für jemanden aber aus irgendwelchen Gründen nicht funktioniert, ist es auch ok, wenn man bei den Unterlegnoten bleibt und die sich daraus ergebenden Möglichkeiten so gut es geht nutzt.
Unterlegnoten sind wunderbar, um zu schnellen Erfolgserlebnissen zu kommen. Aber dann müssen sie gut lesbar und fehlerfrei sein.

Auf Dauer können Unterlegnoten leider auch in eine Sackgasse führen und grenzen die Möglichkeiten des Musizierens unnötig ein. Wer die Mühen auf sich nimmt, das Akkordzitherspiel nach normalen Noten zu lernen, hat am Ende mehr davon. Man kann ja beides nutzen lernen.

jm2c :cool:

Herzliche Grüße
Lisa 👩‍🌾
 
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Dir auch vielen Dank für die ausführliche Antwort.
Also besser gar keine als schlechte Unterlegnoten.
 
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Noch ein paar Anmerkungen
Wenn neben einer Note keine Ziffern stehen, wird sie ohne Begleitung gespielt.
Das ist Definitionssache. Die Begleitsaiten klingen ja nach ...
Die Hände agieren mal gleichzeitig und mal nacheinander. So gesehen ja.
Und die Begleitung läuft ohne Melodie weiter, wenn mehr als eine Ziffer neben der Note steht. Das ist auch nur die halbe Wahrheit. Die Melodiesaiten klingen ja auch nach.
  • Ziffern ohne Punkt bedeuten Basstöne
  • Ziffern mit Punkt darunter bedeuten Akkorde
... und ein Bogen darunter bedeutet Bass+Akkord

Die Ziffern sind historisch nach "Wichtigkeit" geordnet:
Was mich fürchterlich genervt hat. Mitte der 90ger Jahre habe ich auf der Frankfurter Musikmesse alle Akkordzitherbauer abgeklappert und mit Ihnen über diesen historisch gewachsenen Unsinn diskutiert. Inzwischen werden neue Akkordzithern mit durchgehend in Quintfolge angeordneten Akkorden angeboten. Das alte Chaos wird aber immer noch von einigen geliebt.

und danach geht es im Quintenzirkel vom G aus weiter:
Aber nur solange da niemand die Akkorde für B-Dur und Es-Dur dazwischen schummelt. :cool:
Es gibt Sachen, ... :sneaky:
Also besser gar keine als schlechte Unterlegnoten.
Wenn es nach meiner Wenigkeit geht, ja!

Lisa 👩‍🌾
 

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