Unvollendete Werke

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Ich dachte vielleicht könnte es ganz interessant sein, ein recht populistisches Ranking
über die Werke bei denen ihr deren nichtvollendung am tragischsten findet.

So fang ich einmal an:

Schubert 8.
und Bruckner 9.

Das ganze könnte auch einfach recht interessant sein um neue Werke zu entdecken.
 
Eigenschaft
 
Zu Schuberts fragmentarischen Kompositionen:

Nach 1818 geriet Schubert in eine tiefe Krise, seine Opern fielen durch oder wurden gar nicht erst vollendet; Rossini beherrschte die Öffentlichkeit, möglicherweise spielte auch der endgültige Bruch mit dem Vater eine Rolle.

In der Zeit von 1818 bis 1822 gab es 4 sinfonische Entwürfe, die unvollendet blieben(D 615, D708A, D 729 und natürlich die h-Moll- Sinfonie D 759).

Um die "Unvollendete" ranken sich viele Legenden und Geschichten. Tatsache ist, dass Schubert noch einige Skizzen zu einem 3. Satz entworfen hat, vom Finalsatz fehlt jede Spur.
Kein Zweifel besteht mehr daran, dass Schubert die Absicht hatte, das Werk zu Ende zu komponieren, worauf die Skizzen für den 3.Satz auch hinweisen. Was denn tatsächlich den Komponisten bewogen hat, nicht weiter an der Sinfonie zu arbeiten, ist durch die Quellenlage nicht gesichert. Eine Vermutung dazu gibt es vom Schubert-Forscher W. Steinbeck:

"…Die größte Wahrscheinlichkeit hat die kompositorische Einsicht, vielleicht sogar das Erschrecken über das, was da unter der Hand entstanden war. Schubert muss erkannt haben, dass die vollendeten sinfonischen Sätze so anders und einzigartig gegenüber allem bisherigen waren, dass ihm das, was zum dritten Satz da stand, nicht mehr passend erscheinen und ein Finale gar nicht mehr einfallen wollte…"

Insgesamt 11 Klaviersonaten, die bis auf eine nicht vollendet wurden.
Besonders die C-Dur-Sonate - auch "Reliquie" genannt - zeigt seine Meisterschaft. Eine gewisse Ähnlichkeit dieses Fragments mit der a-Moll-Sonate op. 42 ist nicht zu übersehen.
 
Vielen Dank. Habe bislang ein recht interessantes Buch von D.F.Dieskau über Schuberts Lieder und den Biografischen Roman von Peter Härtling gelesen (auch sehr zu empfehlen).
Bemerkenswert bei Schubert fand ich bislang immer seine unbeschwertheit und leichtigkeit. Nun bin ich mir nicht ganz sicher ob ich den Grund von Herrn Steinbeck für die Nichtvollendung mit meinem anfänglichen Gefühl beim Hören der Schubertsschen Sinfonien, als ich den Eindruck hatte die Schubert typische leichtigkeit würde bei den Sinfonien fehlen, in Verbindung bringen soll, da ich diese ansicht mittlerweile gar nicht mehr habe. Platt gesagt würde das doch heißen Schubert fand die ersten 2 Sätze so gewalltig das er sich nicht zu traute weiter zu schreiben, oder angst hatte diesen nicht gerecht zu werden. Gibt es dazu andere Beispielen ?
 
Ich hätte gern Mahlers eigene Vollendung der zehnten gehört.
Bin aber mit der vollendeten Fassung auf der Rattle CD ganz zufrieden.
 
Die ist mir nicht bekannt, wer hat die gemacht ?
 
Deine Ansicht ist ja verständlich und nachvollziehbar. Die These des Schubert-Forschers Steinbeck ist natürlich subjektiv, das schreibt er auch im Weiteren.

Eine andere Vermutung (die des Schubert-Biographen Maurice J.E. Brown) besagt, dass Schubert zur selben Zeit möglicherweise andere Kompositionen im Sinn hatte, die ihm mindestens so wichtig waren. Ich zitiere:

„…Ein Umstand, der das Beiseitelegen der Symphonie erklärt, ist die Komposition der Klavierphantasie in C-Dur, op. 15, im November 1822. Sie wurde, den vier Sätzen einer Sonate entsprechend, als ein groß angelegtes Werk in vier Teilen geplant und ist allgemein als „Wandererphantasie“ bekannt,…“

Seltsam auch, dass die Unvollendete nach 1823 von Schubert selbst nie wieder erwähnt wurde in all seinen Briefen und Schriften. Hat er seine Komposition vielleicht sogar selbst als missglückten Versuch abgetan wie bei seinen anderen Fragmenten?

Es wird wohl ein ewiges Rätsel bleiben mit der „Unvollendeten“. Umso mehr können wir diese einzigartige unvollendete Sinfonie genießen.


Unbeschwert und leicht gehen einige Werke Schuberts über die Bühne, ja, die Tänze, die Walzer, manche Klavierstücke.
Aber der andere Schubert, der ernste, vielleicht depressive, der Suchende kommt nicht nur in den großen Sinfonien vor. Werke wie "Die Winterreise", Streichquartette, die große B-Dur-Klaviersonate sind nur wenige Beispiele dafür, dass es den kitschigen Schubert des "Dreimäderlhauses" nicht gab.
 
Ganz glauben kann ich nicht das Schubert eine Sinfonie zugunsten einer Sonate beiseite legt.
Mit Leichtigkeit meinte ich nicht Heiterkeit, mehr die Selbstverständlichkeit und Natürlichkeit die Schubert für mich kennzeichnen. Erst heute ist mir klar geworden wie jung Schubert noch war als er seine ersten Sinfonien schrieb.

Hat jemand eine Aufnahmeempfehlung zu der 7 und 9 ?
ICh kenne die anderen bereits von Brüggen und Wand, würde mir auch von beiden die fehlenden zulegen, fände aber auch einen dritten Interpreten interessant.
 
Hat jemand eine Aufnahmeempfehlung zu der 7 und 9 ?

Verwirrung in der Zählweise der Schubert-Sinfonien;).
Schubert hat 8 Sinfonien geschrieben (inkl. Unvollendete). Daher wäre die Angabe der Nummern im Deutsch- Verzeichnis die bessere Lösung. Ich nehme an, Du meinst mit der 7. die kleine C-Dur-Sinfonie D 589 und mit der 9. die große C-Dur D 944.

Empfehlungen will ich nicht geben, ich habe mehrere Aufnahmen der Schubert-Sinfonien, u.a. die Gesamtaufnahme mit der Staatskapelle Dresden unter H. Blomstedt, die mir gefällt.
 
Die ist mir nicht bekannt, wer hat die gemacht ?

Deryck Cooke. Das Particell der Sinfonie ist ja komplett vorhanden. Aber wie das bei Mahler so ist, sind seine Sinfonien ja nicht nach der ersten Veröffentlichung unabänderliche Endfassungen.
Im Prinzip hat er nur das Particell orchestriert, aber das ziemlich gut.
 
Mich würde interessieren wie Bruckner selbst seine Neunte vollendet hätte. Ich kenne die Rekonstruktionen von Samale-Mazzuca, Philips-Cohrs und Létocart, weiters die Neukomposition von Marthé und das Workshop-Konzert von Harnoncourt. Wirklich befriedigend finde ich alles nicht, Bruckners eigene Fassung, die sich mit Sicherheit noch weit von den vorhandenen Skizzen entfernt hätte, wäre sicher grandios geworden.
 
@ Effjot : die meinte ich. Sonst jemand einen Vorschlag ?

Bei der Workshop Cd von Harnoncourt finde ich vorallem die Vergleiche der Urfassungen und Abmilderungen sehr interessant/erschreckend.

Zu Mahler fällt mir gerade noch was ein. Weiß jemand ob es eine gute Aufnahme von den "Pintos" gibt ?
 
Bruckners eigene Fassung, die sich mit Sicherheit noch weit von den vorhandenen Skizzen entfernt hätte, wäre sicher grandios geworden.

Hätte er die finali der 5. und 8. überbieten können? Das der 7. greift schon auf den 1.satz zurück, rundet aber das ganze ab.
In allen kunstgattungen gibt es ein "finalproblem", der autor startet mit aller kraft, die sich oft genug erschöpft. Beethoven spart eine "lösung" auf, vor ihm endete man oft mit einem mehr oder weniger unverbindlichen Rondo oder variationen.
 
Noch einmal zu Schubert:
Weil ja bei ihm außergewöhnlich viele Kompositionen unvollendet blieben (Sinfonien, Opern, Klaviersonaten), möchte ich hinweisen auf einen Artikel, den ich zufällig gerade gefunden habe mit der Überschrift "Vollendung im Fragmentarischen"(Unabgeschlossenes im Werk Franz Schuberts) aus der Neuen Züricher Zeitung. Ein lesenswerter Artikel, der hierher passt:

http://www.nzz.ch/2005/10/08/li/articleD4GOJ.html
 

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