Deine Ansicht ist ja verständlich und nachvollziehbar. Die These des Schubert-Forschers Steinbeck ist natürlich subjektiv, das schreibt er auch im Weiteren.
Eine andere Vermutung (die des Schubert-Biographen Maurice J.E. Brown) besagt, dass Schubert zur selben Zeit möglicherweise andere Kompositionen im Sinn hatte, die ihm mindestens so wichtig waren. Ich zitiere:
Ein Umstand, der das Beiseitelegen der Symphonie erklärt, ist die Komposition der Klavierphantasie in C-Dur, op. 15, im November 1822. Sie wurde, den vier Sätzen einer Sonate entsprechend, als ein groß angelegtes Werk in vier Teilen geplant und ist allgemein als Wandererphantasie bekannt,
Seltsam auch, dass die Unvollendete nach 1823 von Schubert selbst nie wieder erwähnt wurde in all seinen Briefen und Schriften. Hat er seine Komposition vielleicht sogar selbst als missglückten Versuch abgetan wie bei seinen anderen Fragmenten?
Es wird wohl ein ewiges Rätsel bleiben mit der Unvollendeten. Umso mehr können wir diese einzigartige unvollendete Sinfonie genießen.
Unbeschwert und leicht gehen einige Werke Schuberts über die Bühne, ja, die Tänze, die Walzer, manche Klavierstücke.
Aber der andere Schubert, der ernste, vielleicht depressive, der Suchende kommt nicht nur in den großen Sinfonien vor. Werke wie "Die Winterreise", Streichquartette, die große B-Dur-Klaviersonate sind nur wenige Beispiele dafür, dass es den kitschigen Schubert des "Dreimäderlhauses" nicht gab.