Moment mal: Hier stehen so einige Halbwahrheiten.
Der E-Gitarrensound wird maßgeblich vom der typischen Frequenzgang des/der Speaker(s) beeinflußt - dadurch, dass ein Gitarrenspeaker das Gitarrensignal nicht linear überträgt entsteht der typische E-Gitarrensound. Von daher kann man nicht ohne weiteres auf einen Amp verzichten...schonmal direkt mit der Klampfe oder aus dem letzten Bodeneffekt in die PA gegangen? Das klingt furchtbar kratzig, da die PA wirklich alles an Frequenzen ausgibt, wo aber der Gitarrenspeaker ab Pi mal Daumen 7kHz nix mehr überträgt. Will man auf einen Gitarren-Amp verzichten, kann man mit Hilfe einer Speakersimulation (bspw. sowas
hier) die Frequenzen entprechend "korrigieren", direkt in die PA gehen und es klingt (je nach Qualität der Speaker-Sim) nach einer mit Mikro abgenommenen Box.
Bei Akustikgitarrenamps ist das schon wieder ganz anders, da hier der Sound möglichst natürlich wiedergegeben werden soll, was eine Linearität des Frequenzganges des Amps fordert. Daher kann man mit einer Akustikgitarre direkt in die PA gehen und wird recht gute Ergebnisse erreichen.
Ähnlich beim Bass. Ein Amp ist nicht zwingend erforderlich, sofern das Monitoring auf der Bühne qualitativ gut ist (klar, sonst hört man sich nicht). In der Regel wird ein Bass im Livebetrieb via DI-Box zum FoH-Mensch ins Pult gespielt, recht selten wird live mikrofoniert, das passiert höchstens im Studio. Ein guter Techniker am Mixer macht dann mit allen verfügbaren "Hilfsmitteln" (Kompressor, EQ, ...) dem Bassisten einen guten PA-Sound [Achtung, diese Aussage ist viel zu allgemein gehalten um Anspruch auf volle Richtigkeit zu erheben]. Viele Basser haben dennoch einen Amp / ein Stack auf der Bühne, den sie dann als Bassmonitor nutzen. Nebenbei spielt auch der Optik-Faktor eine große Rolle: ein dickes Stack sieht auf der Bühne natürlich besser aus als eine kleine DI-Box ;-)
Letztendlich kann man als E-Gitarrist auf gar keinen Fall auf einen Amp verzichten, wenn man keine Speakersimulation hat: niemals direkt von der Gitarre in den Mixer gehen, sondern Speakersims oder das Mikrosignal eines abgenommenen Amps verwenden. A-Gitarristen und Bassisten sind hingegen nicht ganz so sehr an Amps gebunden, beide können m. H. einer DI-Box das Signal zum Mixer bringen, ohne dass klangqualitative Defizite entstehen.
Grüße. Ced