Was mich an diesem Thread hier gerade stört, sind 2 Aussagen:
1. Technik hat nichts mit Ton zu tun
2. Metal-Gitarristen brauchen keinen Ton/Ton ist unwichtig
Zu 1.:
Diese Aussage ist einfach nur falsch. Technik scheint hier wohl immer mit Sweeping und Speed-Picking gleichgesetzt zu werden. Das ist aber falsch. Sicher gehört das auch dazu, aber solche Dinge sind eigentlich Königsdisziplinen. Technik fängt beim einfachen Aufsetzen eines Finger (Wieviel Druck? Wo positioniere ich ihn? Mit welcher Stelle der Fingerkuppe greife ich?), bei der Handhaltung (grad beim klassischen Zupfen oder Fingerpicking) und beim Anschlagen der Saite an. Technik und Ton gehen Hand in Hand, ich behaupte sogar, ohne Technik gibts auch keinen gescheiten Ton.
Man stelle sich folgendes vor: Ein Gitarrist versucht 4 mal den selben Ton hintereinander zu spielen. Beim 1. mal ist der Ton scharf, beim nächsten Mal schepperts, beim 3. Mal hört es sich gut (voller, lauter und "runder" Ton) an, beim 4. ist der Ton zu leise. Kann man hier von einem guten Ton sprechen?
Sicherlich nicht. Und woran liegts?
Ganz klar: An mangelnder Technik!
Der Spieler hat seine Anschlagstärke, seinen Anschlagswinkel und seine Greiftechnik nicht unter Kontrolle. Da hilft dann nur üben. Das hat jetzt aber nichts mit Dynamik zu tun. Wer gewollt die Lautstärke und "Farbe" des Tons kontrollieren kann, kann auch (wenn er will) ein und den selben Ton immer gleich klingen lassen. Das Ganze hat nichts mit Glücksspiel, sondern einfach mit enorm genauer und präziser Technik zu tun.
Bei der E-Gitarre fällt das ganze leider fast nicht auf, auch im Clean-Kanal nur leicht. Wer hat, sollte sich mal eine Akustik-/Klassik-Gitarre schnappen und mal probieren, da richtig drauf zu spielen. Es wird ungleich schwerer sein, sich auch nur halbsogut, wie elektifiziert anzuhören. Grade bei der Klassik werden auf so Dinge enormen Wert gelegt. Denn wenn da der Fingernagel etwas schlecht geformt ist oder der Anschlagswinkel merkwürdig ist, hört sich das bei Nylonsaiten gleich anders an.
Zu 2.:
Das ganz großer Quatsch. Manche lassen bei solchen Aussagen zu sehr ihren persönlichen Musikgeschmack einfliessen. Wieso sollte man sich einen Metal-Gitarristen anhören wollen, der sich nicht gut anhört? Tone hat doch nicht nur was mit Blus zu tun. Tone ist vielmehr das Gesamtbild des Klangs. Daher müssen auch Metal-Gitarristen, sofern sie es zu etwas bringen wollen, einen höhrenswerten Ton besitzen. Da weiter oben ein Video von Rusty Cooley gepostet wurde: Der Kerl hat auch einen sehr guten Ton, blos hat das ganze halt nichts mit Blues zu tun. Ich hab mal ein Video von ihm gesehen, wo er ein ganz ganz simples Power-Chord-Riff gespielt hat. Da ist mir der Kinnladen runtergeklappt, so gut hat sich das angehört. Obwohl es simpel ohne Ende war.
Man bekommt halt einfach zu viel vorgegaukelt. One 5000-Vollröhren-Amp kann man sich nicht gut anhören, für Metal braucht man EMGs, außerdem muss eine gute Gitarre mindestens 2500 kosten etc. pp. Sicherlich ist da teilweise etwas wahres dran, natürlich kommt eine 100 Gitarre nicht an eine 2500-Gitarre ran. Aber ein Steve Vai, Joe Satriani oder sonstwer, würde sich darauf immer noch besser anhören, als ein Anfänger.
Nicht weil sie so unglaublich schnell spielen könnten, sondern weil sie schon enorm an ihrem Ton und ihrer grundlegenden Technik gearbeitet haben. Man könnte ja auch ein ganz einfaches Lied nehmen. Meinetwegen "Alle meine Entchen", mit dem selben Equipment wird sich ein Anfänger immer noch schlechter anhören als ein Vollprofi.
Es wird auch viel Quatsch erzählt, grad in Sachen Technik & Geschwindigkeit, aber dass ist ein anderes Thema. Ich könnte jetzt noch wesentlich mehr schreiben, geh jetzt aber lieber Gitarre üben
