Vibrato und Tone - warum kümmert's keinen? Plädoyer für eine unterbewertete Disziplin

  • Ersteller Fingers Freddy
  • Erstellt am
Schade, denn das wären höchst ergiebige Themen.

Ergibige und aussichtslose Themen. Ich kann jemandem in 3 Sätzen erklären, was das Plektrum beim Economy Picking anders macht als beim Alternate. Wenn jemand erklären will, welchen Ton er erzielen will, wirds schon schwerer. Und dann erklären, wie er diesen Ton schafft, ist dann die nächste Hürde, die meiner Meinung nach sehr schwer in die Tat umzusetzen ist - die meisten bringen ja nichtmal Pinch Harmonics nach schriftlichen Erklärungen zustande. Und ein Tone kommt nicht von einer Sekunde auf die andere, ist keine 0-1 Geschichte, die entweder klappt oder beim nächsten Mal nicht klappt.
Tone ist meiner Meinung nach etwas, das Gitarristen erzielen, wenn sie genug Zeit mit der Gitarre verbringen und -jetzt mach ich mich unbeliebt - auch Talent besitzen. Es geht soviel um Betonung, Phrasing, rhythmische Mikroabweichungen und Anschlagstärke, da muss mE musikalisch einfach das Hirn fit sein. Also eher eine Selbsterfahrung als Anleitung (die natürlich nie schaden kann).

Warum diese Themen trotzdem noch sehr unbeliebt sind (und das leider vor allem unter der schnelleren, härteren Fraktion - was macht denn diese Gitarrenhelden wie Loomis, Vai oder Coenen aus? Die Geschwindigkeit? Sicher nicht)? Das hängt sicherlich auch mit dem Mangel an Anerkennung zusammen. Man ist bei Zuhörern einfach der Größste, wenn man schnell spielt. Egal wie es klingt, und zwar komplett egal, wie es klingt. Wenn man Freunden Sweepings vorspielt, die man nicht kann: Die Freude ist riesig, es bewegen sich schnelle Finger. Wenn Michael Angelo Batio auf Messen mit der Hand von oben und unten gegens Griffbrett haut und eigentliche mit geschlossenen Augen nichts wirklich hörbar ist: Die Freude ist riesig, es bewegen sich schnelle Finger. Egal wohin man sieht, der normale Mensch beurteilt das Können eines Musikers nach optischen Gesichtspunkten, und das ist auf der extrem coolen, rebellischen, selbstdarstellerischen E-Gitarre sicherlich eines der großen Probleme.

Meine Meinung zu PopeonDope: Warum schnell trotzdem nicht emotionslos ist, hat den Grund: Manche stehen einfach auf den Klang. Ich zum Beispiel. Ich bin ein eher hektischer Mensch und ich steh ungemein auf schnelle Stellen. Mondscheinsonate gefällt mir der 3. Satz bei Weitem am besten, in den meisten Liedern warte ich nur so auf die 16tel Läufe, die mich dann sicher so bewegen, wie andere ein Bending auf einer cleanen Gitarre - was mir seelisch nur so am Anus vorbei geht.
Ich akzeptiere die Leute, denen langsame Bendings das auslösen, was 16tel Läufe bei mir wohl auslösen. Aber akzeptiert ihr langsamen bitte auch, dass Leute auch schnellere Sachen emotionell gut finden können.
 
naja, wenn ich mir die threads im Forum anschaue geht es meistens wirklich um speed oder reißerische Techniken, allein mit den Frage-threads zu den Zakk pinch harmonics hier könnte man schon etliche Seiten füllen und jede Woche kommen wieder ein paar dazu.
Hängt das vielleicht auch damit zusammen womit man aufgewachsen ist? Ich bin z.B mit Bj '70 ein recht alter Knochen hier im Forum, wenn ich der Umfrage glauben schenken darf die ich vorhin im offtopic gefunden habe. Und was zählt denn heute, richtig "höher, schneller, weiter"!
Ich meine "früher" habe ich AC/DC für echt heftig gehalten. Wenn ich das heute mit anderen Bands vergleiche, wirken die doch wirklich weichgespült dagegen. Im musikalischen Sinne natürlich. Verstehe mich niemand falsch, ich mag AC/DC schon. Die etwas jüngeren haben eben in der Regel auch andere Vorbilder, so sehe ich das. Obwohl ich das natürlich auch etwas schade finde.
 
Hänschenkleinman;2284402 schrieb:
Schnarch.
Alle halbe Jahre das gleiche.
Jemand kommt vorbei und behauptet, dass sich heutzutage alles nur um Geschwindigkeit dreht und keinen mehr Tone,Eigenständigkeit und Gefühl interessieren. Daraufhin stimmen ihm dann meistens alle zu.

Is ja auch so. Aber ich bin keiner von der Sorte, die Speed nicht mögen - im Gegenteil, es gibt nichts cooleres als richtig schönes - pardon - Gewichse. Allerdings am besten, wenn der 64tel-Lauf in einem schönen Bend mit einem noch schöneren Vibrato drauf endet. :p

Natürlich dabei immer schön darauf hinweisen, dass man selbst ja anders ist. :rolleyes:

Wo denn bitte?

Aber ganz generell denke ich schon, dass ich mir einen ganz guten Tone angeeignet hab.
Hier spiel ich ein bissl was, dann kannst du's ja selber bewerten, ob dir mein persönliches Vibrato taugt:

Kleines Solo von mir

Ist allerdings älter, mittlerweile bin ich vibratomäßig fast mehr in die Zakk-Wylde-Richtung gegangen.
 
Immer diese Diskussionen ob nun langsam oder schnell gespielte Passagen emotionaler sind...
Ein Beispiel für ein schnelles Solo (erstes Solo):

Ein langsames Solo hätte an dieser Stelle einfach nicht die selbe Wirkung...

Genauso ist aber auch das hier genial: http://www.youtube.com/watch?v=TSpQ-_vWCgw
Ein wunderschönes, langsames, melodisches Solo, Emotion pur...

Natürlich ist das Vibrato eine wichtige Technik, ohne brauchbares Vibrato klingt alles Scheisse, was auch immer man spielt...
Hammer-Ons, Pull-Offs, Tappings, Sweepings, usw... sind aber genau so wichtig, all diese Techniken bieten, an der richtigen Stelle eingesetzt, mindestens genau so viel Potential, Emotionen auszudrücken!
Man höre sich nur mal "Altitudes" von Jason Becker an, da drücken die Shred-Passagen mindestens so viele Emotionen aus wie die langsamen Passagen, ob es sich da nun um Tapping, Sweeping, oder einfach nur sauschnelles Alternate Picking handelt, es klingt immer geil!

Von daher kann man "Tone" nicht nur auf Vibrato, oder andere Techniken, die man normalerweise damit verbindet, beschränken!
Es gibt so viele Möglichkeiten Emotionen auszudrücken, wieso immer diese kleingeistigen Beschränkungen auf einige wenige bestimmte Techniken?
 
Muss Tone clean sein? :confused:
War mehr als Scherz gedacht, allerdings muss man unverzerrt schon viel mehr tun, damit etwas Gutes herauskommt und von der Dynamik wird nichts verschluckt.

Ich bin immer noch gegen den Missbrauch des Wortes "Tone". Weil damit nur verklärt wird und "nicht Eingeweihte" nicht verstehen worum es geht. Aber das habe ich eh schon geschrieben. Es ist halt mehr die Frage, ob das Spiel "Eier hat" oder nicht, und da zählt das Gesamtpaket. ;)
 
Man kann auch einfach mit nem gescheiten amp spielen, dann geht auch bei verzerrtem Spiel nichts an Dynamik verloren ;) Wobei ich von geilem verzerrtem sound eh ne andere Definition hab als die meisten anderen . . .
Üben tu ich aber selbst auch trocken.



Nuja, aber war a ne Woch im Urlaub und viel muss man zum Thema tone eigentlich nicht mehr sagen. Weil wirklich definieren kann mans glaub ich einfach nicht.


Zum Vergleich Aldrich/Beach: Beides unglaubliche Gitarristen mit extrem eigenem spielcharakter und hohem wiedererkennungswert, allerdings ist Beach recht eindeutig der technikverrückte shredder :D Aldrich ist dann doch eher traditionell und geht (auch vom sound) eher richtung John Sykes etc., sein Spiel passt einfach besser zu den hardrock-nummern von whitesnake.
Nicht dass Beach nicht auch melodiös spielen könnte (Black magic!!!), aber einfach von der Art und Weise wie er klingt und spielt passt sein sologefrickel net so sehr.
Coverdale legt aber bei seiner Gitarristenwahl glaub ich v.a. Wert darauf dass der Klampfer gut rhythmus spielen kann und das können halt beide extrem geil.
 
was meinst du mit andere Defitinition wie die meisten anderen bezüglich geilem Zerrsound? ;)
 
Nimm nen guten Marshall ohne MV, dreh ihn 3/4 auf und häng nen Zerrer davor. Den meisten Leuten die ENGL und co. gewöhnt sind gefällt sowas halt nicht.
 
guter Geschmack ;)
sehe das recht ähnlich, ich kann mich auch nicht mit den aktuellen Highgainamps anfreunden, steh da auch mehr auf oldschool ;)

so wie auch die meisten der Klampfer die nen guten Tone haben :D
 
Wahrscheinlich auch weil die Leute, die einen guten Ton(e) haben, nicht unbedingt so tief stimmen wie manch anderer. :D

Ein älterer Verstärker könnte sich da schon schwer machen.

Beispiel wäre Zakk Wyldes (guter Tone; stimmt allerdings auch mal gerne runter) Verstärker. Wenn denn der Marshall noch wirklich viel Marshall in sich hat.:rolleyes::D
Auf der Live DVD (die zweite) hört man bei den runtergestimmten Gitarren des Herrn Wylde und Catanese...ähem..ja.. teilweise wenig Klarheit. Wie gesagt "teilweise".

btw. Sieht/hört man auf der DVD auch wie Zakk Wylde und Kollegen die PA kurz überlasten und dadurch kurzschließen.:D

BTT:
KNS-6-2sm.jpg


Frei nach Abi von Reininghaus:
"Cremiger Tone für weniger als 2 Euro!"

:D:D:D
 
Hi,

mag ja sein dass ich völlig neben der spur bin, aber was genau verstehst Du unter "Tone" ?

LG


Ich nehm an diese: "Es klingt fett wenn fett gespielt wird, sonst garnicht" nummer.

Aber @ Threatersteller:
Du hast recht. Ich find ein langsameres solo mit schönem vollem sound (clean oder verzerrt egal) auch besser als high speed gefrickel wo man keinen ton länger hört als eine 10tel sekunde.

Was ich damit sagen will:
um wieder einen hier zu zitieren: Die besten Effekte sind linke und rechte hand.

Bring gefühl aufs Griffbrett und alles klingt gut solange es sauber und mit kontrolle und feeling gespielt wird.
 
Bring gefühl aufs Griffbrett und alles klingt gut solange es sauber und mit kontrolle und feeling gespielt wird.

röchtöch!!! :) stimme voll zu.

und das ist genau das, was ich bei ganz vielen Gitarristen vermisse. Sie spielen sehr schnell und vernachlaessigen dabei oft die Sauberkeit - von Feeling mal ganz abgesehen.
ich bezieh mich hierbei auf gitarristen, die in noname bands spielen oder sich im internet präsentieren. da geht oft eben nur um speed.

Profis nehm ich da mal raus, da die technisch nahezu perfekt spielen und die volle Kontrolle haben. Ob ich dabei ein Gefühl höre oder nicht liegt sicher mehr an mir als an ihnen, vielleicht mag ich ihre musik auch nicht so, aber ich erkenne die technische Perfektion.

letztlich denke ich, wird man sich über den begriff "gefühl" nicht einig werden. Allerdings ist Sauberkeit und Time hör- und auch messbar.

speed comes from accuracy
 
also dieser Thread spricht mir aus der Seele.
Wenn ich von meinem ehemaligen Gitarrenlehrer (naja der Brüller war er nicht) was gelernt habe, dann ist es das, dass ein Vibrato sehr wichtig ist um Musik zu machen.
Wenn ich übe, achte ich immer darauf dass ich die Vibratos (Vibrati?) sauber hinbekomme und mittlerweile gelingt es mir ganz gut.
Wenn ich dann die tollen Punkrockfreaks in meinem Alter sehe, die ein Vibrato beim Solieren völlig ignorieren dann weint mir das Herz...
 
Vielleicht könnte man ja ähnlich dem Musiker-Battle einen Thread erstellen, in dem die verschiedenen Fingervibratos der Board-Member verglichen werden, so rein aus Interesse halt. Was haltet ihr davon ?
 
hmm währe sicher witzig aber wie stellst du dir das jetz vor? ein Vibrato-Battle? :D
 
jeder spielt ne vorgegebene Melodie die evtl ganz einfach ist und verziert sie.
:D
 
Muss ja kein "Vibrato-Battle" sein, aber es wäre doch wirklich interessant mal die Vibratos (heißt das so?) der verschiedenen Member zu hören! Meinetwegen auch ein Ausschnitt aus nem Song wo viel Vibrato vorkommt oder so.
Finde ich ne gute Idee, kann man sicher noch was von lernen.
 

Unser weiteres Online-Angebot:
Bassic.de · Deejayforum.de · Sequencer.de · Clavio.de · Guitarworld.de · Recording.de

Musiker-Board Logo
Zurück
Oben