Vibrato und Tone - warum kümmert's keinen? Plädoyer für eine unterbewertete Disziplin

  • Ersteller Fingers Freddy
  • Erstellt am
Hi all,

eine gute Übung für Vibrato und Tone ist, die E-Gitarre auch mal trocken - ohne Amp - zu spielen. Ich mach das immer mal wieder (manchmal nur, weil ich zu faul bin, den Amp einzuschalten). Das ist eine sehr gute Möglichkeit den berühmten Ton, der aus den Fingern kommt (er kommt da da her!) zu verbessern.

Greetz :)

Bei meiner letzten Gitarre war ich quasi dazu gezwungen sie trocken zu spielen, weil die Elektrik/Elektronik ( :confused: ) nicht funktioniert hat. Ich hatte auch kein Bock sie (die Elektrik/Elektronik) wieder zu reparieren.:D
 
echt wichtiges thema.
Das fingervibrato bringt die gitarre zum leben.
Gibt Leute, die zocken die bösesten Riffs, aber wenn sie dann mal ein frei improvisiertes Solo spielen sollen klingt der Ton einfach jämmerlich.
Und selbst ganz ohne begleitung sollte eine Gitarre lebendig klingen.
Aber ich denke das is ne sache die sich mit der Zeit ganz von allein entwickelt, wenn man sowas oft macht.
 
Was mich an diesem Thread hier gerade stört, sind 2 Aussagen:
1. Technik hat nichts mit Ton zu tun
2. Metal-Gitarristen brauchen keinen Ton/Ton ist unwichtig

Zu 1.:
Diese Aussage ist einfach nur falsch. Technik scheint hier wohl immer mit Sweeping und Speed-Picking gleichgesetzt zu werden. Das ist aber falsch. Sicher gehört das auch dazu, aber solche Dinge sind eigentlich Königsdisziplinen. Technik fängt beim einfachen Aufsetzen eines Finger (Wieviel Druck? Wo positioniere ich ihn? Mit welcher Stelle der Fingerkuppe greife ich?), bei der Handhaltung (grad beim klassischen Zupfen oder Fingerpicking) und beim Anschlagen der Saite an. Technik und Ton gehen Hand in Hand, ich behaupte sogar, ohne Technik gibts auch keinen gescheiten Ton.
Man stelle sich folgendes vor: Ein Gitarrist versucht 4 mal den selben Ton hintereinander zu spielen. Beim 1. mal ist der Ton scharf, beim nächsten Mal schepperts, beim 3. Mal hört es sich gut (voller, lauter und "runder" Ton) an, beim 4. ist der Ton zu leise. Kann man hier von einem guten Ton sprechen?
Sicherlich nicht. Und woran liegts?
Ganz klar: An mangelnder Technik!
Der Spieler hat seine Anschlagstärke, seinen Anschlagswinkel und seine Greiftechnik nicht unter Kontrolle. Da hilft dann nur üben. Das hat jetzt aber nichts mit Dynamik zu tun. Wer gewollt die Lautstärke und "Farbe" des Tons kontrollieren kann, kann auch (wenn er will) ein und den selben Ton immer gleich klingen lassen. Das Ganze hat nichts mit Glücksspiel, sondern einfach mit enorm genauer und präziser Technik zu tun.

Bei der E-Gitarre fällt das ganze leider fast nicht auf, auch im Clean-Kanal nur leicht. Wer hat, sollte sich mal eine Akustik-/Klassik-Gitarre schnappen und mal probieren, da richtig drauf zu spielen. Es wird ungleich schwerer sein, sich auch nur halbsogut, wie elektifiziert anzuhören. Grade bei der Klassik werden auf so Dinge enormen Wert gelegt. Denn wenn da der Fingernagel etwas schlecht geformt ist oder der Anschlagswinkel merkwürdig ist, hört sich das bei Nylonsaiten gleich anders an.

Zu 2.:
Das ganz großer Quatsch. Manche lassen bei solchen Aussagen zu sehr ihren persönlichen Musikgeschmack einfliessen. Wieso sollte man sich einen Metal-Gitarristen anhören wollen, der sich nicht gut anhört? Tone hat doch nicht nur was mit Blus zu tun. Tone ist vielmehr das Gesamtbild des Klangs. Daher müssen auch Metal-Gitarristen, sofern sie es zu etwas bringen wollen, einen höhrenswerten Ton besitzen. Da weiter oben ein Video von Rusty Cooley gepostet wurde: Der Kerl hat auch einen sehr guten Ton, blos hat das ganze halt nichts mit Blues zu tun. Ich hab mal ein Video von ihm gesehen, wo er ein ganz ganz simples Power-Chord-Riff gespielt hat. Da ist mir der Kinnladen runtergeklappt, so gut hat sich das angehört. Obwohl es simpel ohne Ende war.


Man bekommt halt einfach zu viel vorgegaukelt. One 5000€-Vollröhren-Amp kann man sich nicht gut anhören, für Metal braucht man EMGs, außerdem muss eine gute Gitarre mindestens 2500€ kosten etc. pp. Sicherlich ist da teilweise etwas wahres dran, natürlich kommt eine 100€ Gitarre nicht an eine 2500€-Gitarre ran. Aber ein Steve Vai, Joe Satriani oder sonstwer, würde sich darauf immer noch besser anhören, als ein Anfänger. Nicht weil sie so unglaublich schnell spielen könnten, sondern weil sie schon enorm an ihrem Ton und ihrer grundlegenden Technik gearbeitet haben. Man könnte ja auch ein ganz einfaches Lied nehmen. Meinetwegen "Alle meine Entchen", mit dem selben Equipment wird sich ein Anfänger immer noch schlechter anhören als ein Vollprofi.
Es wird auch viel Quatsch erzählt, grad in Sachen Technik & Geschwindigkeit, aber dass ist ein anderes Thema. Ich könnte jetzt noch wesentlich mehr schreiben, geh jetzt aber lieber Gitarre üben :D
 
*unterschreib*

Greetz :)
 
@MrFair
*unterschreib*

und um noch etwas hinzuzufügen:
Zakk Wylde ist auch ein Metalgitarrist mit gutem Tone UND guter Technik.



btw. Man kann mit EMGs genauso Blues spielen, wie man mit Seymour Duncans Metal spielen kann. Es kommt auch hier auf die Spielweise und somit auf den Tone drauf an.
 
ich muss was gestehen bis heute wusste ich nicht einmal was "Tone" heißt :redface: . aber der thread hat mir die augen geöffnet ich werde mich jetzt mal mehr darum kümmern als um metallica :) achja bewerten net vergessen :D
 
Ein Aha-Erlebnis hatte ich beim Musikalienhändler als ich in eine Plauderei mit dem befreundeten Verkäufer vertieft, hinter mir plötzlich jemanden auf einer nylonbesaiteten Konzertgitarre eine simple Dur-Tonleiter spielen hörte. In einer Art, die mich erstens sofort meine Aufmerksamkeit auf sich zog und mich in Staunen versetzte und mir zweitens verriet, dass hier ein Profi am Werk war. Wie es sich herausstellte war ein Gitarrenlehrer mit einem seiner Schüler da, um für letzteren eine Gitarre auszusuchen. Statt zu zeigen, was er alles an kompliziertem Zeugs drauf hatte spielte er ganz einfach schön bedächtig eine Tonleiter hinauf und wieder runter. - Jeder Ton eine Offenbarung obwohl ganz einfach gespielt ohne erkennbar besondere Technik und auch kein Vibrato und das auf einer preiswerten Schulgitarre.

Nun, für so etwas brauchen wir kein neues vodoofiziertes Fremdwort wie Tone, weil das Wort Ton haben wir bereits und es heißt nichts anderes als sein englischer Pedant. Dann gibt es da noch das Wort Intonation und um dieses geht's im Wesentlichen.

Obwohl unsere bundierten Instrumente uns bezüglich der Intonation in Sicherheit wiegen, ist der richtige und gute Ton nicht vorprogrammiert. Sicher: Geiger, Sänger, Bläser müssen da viel mehr arbeiten um überhaupt einmal die richtige Tonhöhe zu finden, aber auch auf der Gitarre ist diesbezüglich Übung angesagt bis der Ton durch zu festes Drücken oder seitliches Wegziehen nicht zu hoch erklingt.

Um dann den richtigen Ton zur richtigen Zeit zu treffen braucht es weitere Übung und dann kommen erst die Komponenten dazu, die sich nicht richtig erklären lassen, aber die primär einmal mit dem Anschlag zu tun haben und dann wie wir den Ton hinaus lassen und auch wieder zum Schweigen bringen.

Wenn das alles mit einem einfachen glatten Ton gut funktioniert, kann man sich an das Vibrato wagen, welches eigentlich die Politur eines guten Tones ist und wie man weiß kann man Scheiße nicht polieren.

Jede Note mit Vibrato zu versehen finde ich gräßlich und erinnert mich an altdiente Tenorsaxophonisten der örtlichen Blasmusikkapelle, bei denen das Vibrato schon vor dem eigentlichen Ton einsetzte. Vermutlich um zu kaschieren, dass sie die exakte Tonhöhe ohnehin nicht treffen würden.

Meine Intonation hat sich jedenfalls durch bestimmte Übungen verbessert und entwickelt sich auch ständig weiterhin, wenn auch langsamer, bzw. mit weniger großen Schritten als zu Beginn.

In diesen Übungen geht es immer um das langsame Spielen von sich immer wiederholenden Mustern, die irgendwelche Skalen hinauf und wieder runter gehen. Wichtig dabei ist, dass diese Übungen langsam gespielt werden.

Eine akustische Gitarre oder eine ohne Effekte und Zerre gespielte E-Gitarre halte ich für Voraussetzung für ein zügiges Weiterkommen.

Abdämpfen der nicht gespielten Saiten nicht vernachlässigen!

Keep :)!
 
Mitunter der beste Thread hier den ich seit langem gelesen habe!

Wenn man sich mal die örtlichen Bands so anschaut dann gibt es öfters welche die richtig frickeln können, aber von 100 hören sich mindestens 99 total beschissen an und da meine ich jetzt nicht was sie spielen sondern WIE sie es spielen und das ist extremst traurig.

Und ich habe mich in den 2,5 Jahren in denen ich jetzt am Klampfen bin mindestens genausolang damit beschäftigt Dinge schön zu spielen wie zu erlernen was ich da spiele, das sind zwei paar Schuhe die man erstmal verinnerlichen muss.

Allerdings muss man sagen, dass es nicht nur die örtlichen Bands betrifft sondern auch etliche Klampfer von durchaus bekannteren Bands die mal an ihrem Tone feilen sollten -.-
Wozu aber nicht nur der Klang eines Tons sondern auch ganz entscheidend das Timing gehört!

greetings
Andy
 
Hey, danke für diesen Text!
Mir ist in letzter Zeit aufgefallen, dass man die "großen" Gitarristen wirklich an ihrem Vibrato erkennen kann. Zb hörte ich eine Porcupine Tree CD und denke mir auf einmal "Das Solo klingt aber extrem nach Opeth". Tatsächlich war es der Gitarrist von Opeth, der ein "Gastsolo" einspielte. Es klang charakteristisch nach ihm, und zwar nicht weil er immer das selbe spielt, sondern weil dieser Mensch ein sehr prägnantes Vibrato spielt.
Ich versuche auch mein Vibrato immer weiter auszubauen, und eine große Hilfe war mir die Kolumne von Abi von Reininghaus. Die Quintessenz war die dieses Threads: Die meisten Gitarristen auf kleinen Konzerten kriegen kein anständiges Vibrato hin, oder versuchen jeden Ton damit zu verzieren. Und hier nannte er einen Trick den ich seitdem anwende: Das Vibrato nicht direkt einsetzen, sondern den Ton erst etwas stehen lassen, und erst nach einiger Zeit ein dezentes Vibrato ansetzen, das schließlich gesteigert wird und wieder ausklingt.
 
Das Vibrato nicht direkt einsetzen, sondern den Ton erst etwas stehen lassen, und erst nach einiger Zeit ein dezentes Vibrato ansetzen, das schließlich gesteigert wird und wieder ausklingt.

... wie einen guten Geigenton(e) :great:

Greetz :)
 
ich muss sagen, dass ich sehr viel zeit damit verbringe, an meinem vibrato zu arbeiten...und viel weniger zeit an meiner geschwindigkeit....ich merke allerdings auch immer wieder, dass man für beides wirklich sehr viel zeit braucht....das mit dem vibrato verbessert sich langsam etwas, aber richtig perfekt ist es noch lange nicht....es macht aber spass, auch gerade die verschiedenen typen von vbratos durchzuprobieren....oft bekommt man dadurch noch andere nette ideen für sein spiel....:)

gruss

evil
 
Hi! Der Thread spricht mir aus der Seele! ABer trotzdem sollte man nicht vergessen, das die Grenze zwischen gutem Ton und Individualität mitunter sehr eng sein kann!

Seit ich denken kann wollte ich GItarre spielen, da mein Vater mich mit zwei Gitarristen seit meiner Geburt zugedröhnt hat: Jimmy Page und (schlagt mich doch) Major Heuser von BAP! Über den Werdegang dieser letzteren Band kann man jetzt sagen was man will, aber der Major war einfach n geiler Gitarrist! Und was beide, Jimmy wie Major, sowie fast alle Gitarristen mit Herzblut in den Fingern, drauf haben: Die Beherrschung der akustischen Gitarre! Hier muss man so um jeden Ton kämpfen, dass es ein leichtes sein sollte, die E-Gitarre mit Leben zu füllen!

Aber was ist mit den Individualisten: Josh Homme zum Beispiel. Der Mann hat n krankes Vibrato, das er GItarre spielen kann steht außer Frage, aber gerade dieser Kranke Ton macht sein SPiel auch irgendwie aus. Und von wegen Effekthascherei: Tom Morello hat auch so nen starken Ton, aber gerade sein Umgang mit Tretminen hebt ihn von der Masse ab!

Also, findet euren eigenen Ton, lernt die Basis und seid kreativ!
 
Also, findet euren eigenen Ton, lernt die Basis und seid kreativ!

Ein Hoch auf diesen Thread! Ich finde es super dass wir uns hier mal über ein abwechslungsreiches und mal anderes Thema unterhalten! :)
 
Also für mich ist das Tone:

http://www.youtube.com/watch?v=wbAi7fa2yZo&mode=related&search=
:rolleyes:


Kann jetzt nur mit einem Vid zu diesem Thread beitragen weil ich erst seit 3 Wochen das Gitarrenspiel entdeckt habe und irgendwie meine Gedanken zum Thema nicht in Worte fassen kann. Schaut es euch bitte ganz an und lasst es wirken;)
 
Dieses Video habe ich noch zum thema tone beizutragen - dieser mann hat einfach den in meinen ohren perfekten tone - er klingt wahrscheinlich mit jeder gitarre an jedem amp genau so wie er es möchte!

ich bewundere den kerl. hört es euch einfach mal an, es kann euch nur gut tun!
 
OK, jetzt ist dann aber wieder genug mit den Youtube-Beispielen, oder? Sonst wird das hier noch zum Youtube-Thread. :cool:

Dass die Guten da draußen alle einen guten Ton haben, wurde schon erwähnt, ist auch klar, sonst wären sie ja nicht dort.
Aber man kann sich das nicht abschauen bzw. abhören, da muss man schon selbst an sich arbeiten.
Vom Konsumieren eines guten Tones wird der eigene leider nicht besser. ;)
 
Vom Konsumieren eines guten Tones wird der eigene leider nicht besser. ;)


da muss ich dir teilweise widersprechen...es stimmt zwar, dass der technikanteil des tones dadurch nich unbedingt besser wird, aber da der tone ja zuerst mal im kopf entsteht, denke ich schon, dass es hilfreich ist, sich möglichst viel musik aus verschiedenen richtungen zu ohren zu führen...man bekommt so einfach ein besseres gefühl für dinge, die sich gut anhören bzw. man bekommt ein breiteres spektrum an tönen und kreativität...

bei der umsetzung hast du natürlich recht...nur weil ich 'ne gary moore platte gehört habe, kann ich nicht gleich so spielen oder habe plötzlich den gleichen tone ;)
aber ich habe dabei trotzdem etwas bekommen und zwar EINDRÜCKE....und das macht ebenfalls einen sehr grossen teil der musikalischen entwicklung in allen bereichen aus...

gruss

evil

p.s.: das mit den videos stimmt...ab und zu mal eins ist ok würde ich sagen, aber wir müssen es ja nicht gleich übertreiben ;)
 

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