Hi Chris,
wie Götz schon sagte, ist ein Gitarrenlehrer sicher die erste Wahl oder zumindest ein versierter Gitarrist, der einem ab und zu mal über die Schulter/auf die Finger schaut und auf notwendige Korrekturen (Körperhaltung, Fingersätze etc.) hinweist. Als Autodidakt macht man jedoch auch in den theoretischen Grundlagen sehr viele Umwege, die noch dazu oft in Sackgassen führen; darüber sollte man sich von vornherein klar sein; autodidaktisches Lernen erfordert diesbezüglich noch stärkeren Willen, noch höhere Disziplin und als Ersatz für den Lehrer einen vernünftigen Lehrplan. Last but not least braucht man eine realistische Einschätzung dessen, was man an Erwartung in den Stand der Dinge einbringt.
Wie auch bei vielen anderen Zusammenhängen führen viele Wege nach Rom, und manchmal gehört auch ein wenig Glück dazu, wenn's z.B. darum geht, ein für das Selbststudium geeignetes Lehr-Medium (Buch oder Videokurs etc.) zu finden; was bei dem einen sehr gut funktioniert, muss bei dem anderen nicht unbedingt zum Erfolg führen. Klar ist aber, dass man beim Lernen einen "roten Faden" findet und diesen verfolgt; es braucht ein Konzept. Und wenn man keines hat, muss man sich als Autodidakt eines erarbeiten. Ich hab's mir auch selbst beigebracht, weiß wovon ich rede und hab' selbst noch lange nicht das Ende der Fahnenstange erreicht.
Der erste Schritt in wirklich konstruktives Lernen sollte also nach einem Jahr mehr oder weniger erfolgreichen Studiums Ehrlichkeit mit sich selbst sein, denn nach einem Jahr - so glaube ich - weiß man, wo der innere Schweinehund sitzt; sprich: worum man beim Lernen stets einen großen Bogen macht; das bezieht sich ebenso auf die Theorie wie auf die Praxis von Übungen, die einem bei zu hoher Erwartung zu langweilig erscheinen. Dabei ist's aber sehr oft ein Vorwand vor sich selbst, um diesbezüglich die eigene Faulheit und Disziplinlosigkeit schön zu reden.
Auf die Theorie bezogen, ist's oft das Noten lernen, was sich als besonders sperrig erweist; aber dafür gibt's ja alternativ noch Tabs, die einen schon erheblich weiter bringen können, wenn's darum geht, bei einem Lehrgang wirklich Schritt für Schritt die Übungen lesen zu können; aber auch das Tab-Lesen bedarf Übung. Es geht beispielsweise nicht nur darum, die Pentatonic rauf und runter zu spielen; es geht ja auch darum, zu lernen, für was sie gut ist, sie z.B. auf alle anderen Tonarten anzuwenden und um das gesamte Griffbrett effizient kennen und nutzen zu lernen. Zudem geht's auch darum, zu verstehen, wo die Zusammenhänge zu den Akkorden liegen. Das ist nun mal auch Kopf- und auch Gehörarbeit.
Das "rauf und runter spielen" der Pentatonics ist ja für's erste OK und für das saubere Spiel nicht zu unterschätzen; denn das erste, was man zu lernen hat, ist doch die Koordination von Kopf, linker und rechter Hand (beim Picking noch die Finger) - schon mit dem Plek gespielt, ist's zunächst eine Herausforderung, beispielsweise konsequent nach Übungsvorlage Up und Downs in die Koordination einzubeziehen - das heißt, etwas zu tun, was einem vielleicht aus dem Bauch heraus gespielt eher widerspricht. Entscheidend ist auch das Tempo der Übung und das im Takt spielen. Viele Autodidakten wippen noch nicht mal mit dem Fuß oder halten ein Metronom oder einen Ersatzbeat für überflüssig. Zusammengefasst ist dies entscheidend dafür, später sauberer, schneller und flüssiger spielen zu können, und die Betonung liegt hier auf "später"! Es gehört eine gewisse Disziplin dazu, langsam aber sauber zu greifen und mit dem Plek nach Plan Up und Downs zu spielen. Ein Lehrer würde wohl auf das angemessene Übungstempo hinweisen - der Autodidakt überschätzt sich da gerne; nach dem Motto: es geht ja auch recht schnell. Und anschließend fragt er sich, wieso er nicht sauber spielen lernt.
Pentatonic üben hört jedoch nicht beim "rauf und runter spielen" auf; sie dient erstens auch dazu, in einer gewählten Tonart innerhalb der Fingersätze zu improvisieren, was einen gewissen Spaßfaktor mit sich bringt. Z.B. den Grundton eines Liedes, das gerade im Radio läuft herausfinden, und nach Lust und Laune innerhalb der gelernten Pentatonic mit spielen. Und zweitens gehen mit Pentatonic-Workshops in der Regel immer reichlich Übungen einher - mit dem Ziel, die einzelnen Pentanic-Bilder zu verbinden und zu vermischen; denn genau da fängt es dann wirklich an, Spaß zu machen.
Mach Dir selbst einen Lehrplan; zuerst machst Du bei jeder selbst auferlegten Stunde eine Fingerübung sozusagen zum Warmspielen - ein paar Fingersätze und gegebenenfalls gemischt mit Akkorden aus dem Bestand, was Du schon gelernt hast.
Dann - und das ist vielleicht der Knackpunkt - nimmst Du die nächste Aufgabe in Angriff: nach Plan eine Übung durchziehen, die die vorherigen weiter führt und wo Du vermutlich bereits mal hängen geblieben bist; das heißt: für das unangenehm scheinende und Arbeit machende unbedingt ein festgesetztes Zeitkontingent einhalten - auch wenn Du zu Beginn wie ein ABC-Schütze agierst, will Geist und Tat erst mal in Kombination geübt sein.
Anschließend kannst Du Dich selbst belohnen und irgendein Stück gezielt üben oder auch dazu improvisieren, das Dir einfach nur Spaß macht, ohne übermäßige Erwartungen ins Spiel zu bringen - also einfach nur spielen - ein Lied nach Deinem Geschmack singen und mit wenigen einfachen und offenen Akkorden begleiten, ohne gleich Perfektion zu erwarten. Ein Plan für tägliches Üben sollte meiner Meinung nach eine Kombination von Spaß und diszipliniertem Üben beinhalten.
Wichtig ist, dass Du Dir ohne Lehrer überhaupt einen Plan machst, Du stets ehrlich zu Dir selbst bist und darauf achtest, immer zu wissen, was genau Du noch nicht kannst, bzw. woran Dich Dein innerer Schweinehund für den nächsten Schritt hindert - ich bin mir ziemlich sicher, dass Dir dazu auf Anhieb einiges einfällt.
Zur Pentanic gibt's beispielsweise bei Bonedo ein wirklich empfehlenswerter Workshop in 7 Teilen mit reichlich Übungen, Hörbeispielen, Jam-Tracks und zum Üben ohne Rechner die dazugehörigen Übungen (in Noten und Tabs) hübsch aufbereitet als ausdruckbare PDF zum Download. Schau Dir einfach mal die 7 Workshops an, hör' mal in die Hörbeispiele und beantworte Dir selbst die Frage, woran Du bislang vorbei gelernt hast oder was Du schlicht gesagt, gar nicht erst in Angriff nehmen wolltest, weil's Dir zu schwierig erschien oder weil's einfach Arbeit (auch Kopfarbeit im Zusammenspiel mit den Fingern) abverlangt; ich kann mir nicht vorstellen dass Du dies bereits alles im Kopf aber nicht in den Fingern und im Gehör hast:
http://www.bonedo.de/artikel/einzelansicht/skalen-workout-pentatonic-scale.html
"stay tuned" - hotlick