@Bananenboot, erst mal Willkommen im musiker-board!
Nun zum weniger erfreulichen, um es ohne Umschweife zu sagen: Dein Satz ist leider wenig gelungen, um nicht zu sagen weitgehend misslungen.
Mir fehlt leider aktuell die Zeit um detailliert auf alle Fehler und Ungeschicklichkeiten Deines Satzes einzugehen und darüber hinaus tiefer gehende Ratschläge zu geben.
Ein paar Auffälligkeiten will ich aber erwähnen:
Zunächst fallen die vielen leeren Quinten auf, die im "klassischen", an Bach angelehnten Choralsatz praktisch nicht vorkommen (auch nicht im noch vor-Bach´schen Kantionalsatz, dem sich Dein Satz strukturell ja anlehnt), weil sie in diesem Zusammenhang einfach leer, nichtssagend, spannungslos und eher verwirrend klingen. Wenn man bei einem dreistimmigen Akkord einen Ton weglassen muss oder möchte, dann stets die Quinte.
Des weiteren gibt es immer wieder unlogische und klanglich ungünstige und unschöne Harmoniefolgen. Mir scheint, dass Du das Prinzip der Kadenz bzw. des Kadenzierens (noch) nicht verstanden hast, bzw. noch nicht sinnvoll anwenden kannst. Ich meine damit die Standardfolge T-S-D-T (auch I-IV-V-I), die man, wenn man das Grundprinzip verstanden hat, auch noch mit den anderen Stufen erweitern kann.
Vor allem scheint mir, dass Du Dich noch nicht wirklich mit der Funktion der Dominante und des Dominantsepakkordes auseinander gesetzt hast nebst den Stimmführungsregeln zur Dominant-Terz und Dominant-Septime, da Du vor allem hier viele Fehler machst. (Heftig z.B. die Fortschreitung in Takt 4 von Zählzeit 1 auf Zählzeit 2, wo Du auf einen verkürzten Dominantsepakkord mit Septe im Bass - die auch noch fehlerhaft die schon im Sopran liegende Septe verdoppelt! - die Subdominantparallele folgen lässt. So wird die Septe im Bass gar nicht aufgelöst und die Fortschreitung klingt insgesamt schlecht. Umgekehrt geht es und klingt es: Sp-D7-T - Sp vertritt hier die S, auch als II-V-I sehr bekannt und beliebt).
Dass das Kontra-Bb unbedingt vermieden werden sollte, da so gut wie kein Bassist eines Kirchenchores diesen Ton singen kann, wurde schon erwähnt. Den Tenor immer wieder so tief herunter zu führen, dass er mit dem Bass in enger Lage am unteren Rand der kleinen Oktave "grummelt", würde ich auch so weit wie möglich vermeiden, da das klanglich meistens nicht günstig ist. Besser ist es, im Zweifel T/A/S in enger Lage zu lassen und den Bass mit Abstand zu den oberen Stimmen verlaufen zu lassen.
Kannst Du Deine Sätze bzw. überhaupt vierstimminge Choräle am Klavier nachspielen? Das schult ungemein das Gehör und das Gefühl für die Fortschreitungen und Stimmführungen sowie allgemein für die ´guten´ Klänge.
Auf die Schnelle kann ich hier nur das Buch "Harmonielehre im Selbststudium" von Thomas Krämer (Verlag Breitkopf & Härtel) empfehlen. "Selbststudium" ist zwar etwas übertrieben, ohne weitere Hilfe oder einen Lehrer wird es wohl auf Dauer nicht wirklich abgehen, aber vieles ist dort gut erklärt und wenn man sich etwas Zeit nimmt und mit den Kapiteln intensiv beschäftigt, kann man dem Buch viel gutes entnehmen und es hilft einem weiter.