Vierstimmiger Satz

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Hallo zusammen,
ich bin neu hier, so wie auf dem Gebiet der Musiktheorie. ;)
Ich habe mir in der letzten Zeit die Musiktheorie etwas angeeignet und meinen ersten Versuch gestartet einen vierstimmigen Choral zu setzten.
Jedoch bin ich unsicher ob es so passend und richtig ist. Die Harmonisierung und auch zur Verdopplung/Auslassung von Akkordtönen bin ich nicht sicher, ob des so richtig ist.
Ich würde mich freuen wenn ich ein paar Tipps und Hilfen dazubekommen könnte. :)
Vielen Dank schonmal im voraus!

LG Bananenboot
Dir_Gott_in_den_hoechsten_Hoehen-1.png
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Der Bass ist jedenfalls sehr tief. Das ganz tiefe Bb wird kaum jemand singen können, aber auch ständig auf dem tiefen F ist anstrengend.
 
Da der Sopran noch locker eine Terz nach oben Platz hat (bis zum g geht außer in Rentnerchören immer), würde ich es höher setzen, dann löst sich das Bassproblem auch etwas. Denn auch der Alt singt gern etwas höher, wobei das bei dem Schwierigkeitsgrad wohl nicht so entscheidend ins Gewicht fällt.
 
@Bananenboot, erst mal Willkommen im musiker-board!

Nun zum weniger erfreulichen, um es ohne Umschweife zu sagen: Dein Satz ist leider wenig gelungen, um nicht zu sagen weitgehend misslungen.
Mir fehlt leider aktuell die Zeit um detailliert auf alle Fehler und Ungeschicklichkeiten Deines Satzes einzugehen und darüber hinaus tiefer gehende Ratschläge zu geben.
Ein paar Auffälligkeiten will ich aber erwähnen:
Zunächst fallen die vielen leeren Quinten auf, die im "klassischen", an Bach angelehnten Choralsatz praktisch nicht vorkommen (auch nicht im noch vor-Bach´schen Kantionalsatz, dem sich Dein Satz strukturell ja anlehnt), weil sie in diesem Zusammenhang einfach leer, nichtssagend, spannungslos und eher verwirrend klingen. Wenn man bei einem dreistimmigen Akkord einen Ton weglassen muss oder möchte, dann stets die Quinte.

Des weiteren gibt es immer wieder unlogische und klanglich ungünstige und unschöne Harmoniefolgen. Mir scheint, dass Du das Prinzip der Kadenz bzw. des Kadenzierens (noch) nicht verstanden hast, bzw. noch nicht sinnvoll anwenden kannst. Ich meine damit die Standardfolge T-S-D-T (auch I-IV-V-I), die man, wenn man das Grundprinzip verstanden hat, auch noch mit den anderen Stufen erweitern kann.
Vor allem scheint mir, dass Du Dich noch nicht wirklich mit der Funktion der Dominante und des Dominantsepakkordes auseinander gesetzt hast nebst den Stimmführungsregeln zur Dominant-Terz und Dominant-Septime, da Du vor allem hier viele Fehler machst. (Heftig z.B. die Fortschreitung in Takt 4 von Zählzeit 1 auf Zählzeit 2, wo Du auf einen verkürzten Dominantsepakkord mit Septe im Bass - die auch noch fehlerhaft die schon im Sopran liegende Septe verdoppelt! - die Subdominantparallele folgen lässt. So wird die Septe im Bass gar nicht aufgelöst und die Fortschreitung klingt insgesamt schlecht. Umgekehrt geht es und klingt es: Sp-D7-T - Sp vertritt hier die S, auch als II-V-I sehr bekannt und beliebt).

Dass das Kontra-Bb unbedingt vermieden werden sollte, da so gut wie kein Bassist eines Kirchenchores diesen Ton singen kann, wurde schon erwähnt. Den Tenor immer wieder so tief herunter zu führen, dass er mit dem Bass in enger Lage am unteren Rand der kleinen Oktave "grummelt", würde ich auch so weit wie möglich vermeiden, da das klanglich meistens nicht günstig ist. Besser ist es, im Zweifel T/A/S in enger Lage zu lassen und den Bass mit Abstand zu den oberen Stimmen verlaufen zu lassen.

Kannst Du Deine Sätze bzw. überhaupt vierstimminge Choräle am Klavier nachspielen? Das schult ungemein das Gehör und das Gefühl für die Fortschreitungen und Stimmführungen sowie allgemein für die ´guten´ Klänge.

Auf die Schnelle kann ich hier nur das Buch "Harmonielehre im Selbststudium" von Thomas Krämer (Verlag Breitkopf & Härtel) empfehlen. "Selbststudium" ist zwar etwas übertrieben, ohne weitere Hilfe oder einen Lehrer wird es wohl auf Dauer nicht wirklich abgehen, aber vieles ist dort gut erklärt und wenn man sich etwas Zeit nimmt und mit den Kapiteln intensiv beschäftigt, kann man dem Buch viel gutes entnehmen und es hilft einem weiter.
 
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Meine Einschätzung bzw. Mein Ratschlag ist:

Fang mal damit an, die Mittelstimmen zu ignorieren und zu vergessen, und konzentriere Dich mal für den Anfang darauf, eine stimmige Bass-Stimme zur gegebenen Melodie zu finden.
Eine schöne und gute Bassführung bei so einer Art von Musik berücksichtigt nicht nur den rein funktionalen Aspekt, sondern hat immer auch eine gewisse melodische Komponente.
Das passiert bei Dir überhaupt nicht, abgesehen davon, daß selbst die funktionale Komponente nicht stimmig ist.

Lg,
Thomas
 
Hallo Bananenboot!
Versuche mit den 3 Hauptfunktionen (Tonika:F-Dur/ Subdominante:B-Dur/ Dominante:C-Dur) und den dazugehörigen Sextakkorden
auszukommen. Keine Siebte Stufe.(Die verminderte siebente Stufe tritt immer als Sextakkord auf , nicht, wie bei Dir als Quartsextakkord!) Ungünstig ist auch der zu große Abstand zwischen Alt und Sopran. (Oktave bzw. Dezime)
Leere Quinten sind ebenso indiskutabel wie freistehende Quartsextakkorde (Takt 2 auf 1) und reine Quintparalellen (vorletzter
Takt auf 4 und und letzter Takt auf 1). Am besten verwende zuerst enge Lage in den 3 Oberstimmen, danach kannst Du
an den entsprechenden Stellen in die weite Lage überwechseln, indem Du den Alt eine Oktave tiefer stellst (die anderen beiden
Stimmen bleiben liegen / Aus Alt wird Tenor- Aus Tenor wird Alt).
Stell doch bitte die verbesserte Fassung hier zur Diskussion wieder ein, so dass wir überprüfen können, ob Du unsere
Verbesserungsvorschläge richtig umsetzen kannst. Als Grundlagenbuch möchte ich Dir
die Harmonielehre Erster Teil von Dachs-Söhner (im Koselverlag zu München) empfehlen!
(Sie beinhaltet sämtliche 3- und 4-klänge mit den dazugehörigen Umkehrungen in Dur und
moll)

MfG

habadawi

P.S.: Ein Quartsextakkord ist labil. Im Baß steht die Quinte des Akkordes. Die Quarte und die Sexte
werden als doppelde harmoniefremde Töne behandeld und kommen als Vorhalts- Durchgangs- und
Wechsel -Noten-Quartsextakkord vor.
 
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Damit es von meiner Seite aus (hoffentlich) etwas konstruktiver wird als bei meinem ersten Kommentar, hier mal ein Beispiel für eine vorwiegend einfache Ausführung als vier-stimmiger Satz, eine MP3-Datei zum Abhören habe ich beigefügt:
Dir Gott in höchsten Nöten.png


 

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Hallo LoboMix !
Vielen Dank für die Mühe, die Du Dir gemacht hast! Der Satz ist ziemlich ausgewogen.Zweierlei ist mir allerdings aufgefallen: Im letzten Takt auf der 1 im Bass sollte da nicht ein B stehen ? (wegen der Sixte ajouté ?) Takt 1 auf 3 zu Takt 1 auf 4 sowie Takt1 auf 4 zu Takt 2 auf 1 ist jeweils zwischen dem Alt und dem Bass eine reine Oktavparalelle (D-A-D)


Hoffentlich hast Du "Bananenboot" mit Deiner Fassung nicht zu sehr entmutigt?

MfG

habadawi
 
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@habadawi, danke für das Kompliment.
Die erwähnte Oktavparallele, ups, sollte nach Lehrbuch natürlich nicht sein. Ist aber mehr ein optisches als akustisches Problem, da der Alt (ist ja auch ´nur´ eine Mittelstimme) nur in den schon im Tenor liegenden Ton A springt wodurch der Akkord-Grundton insgesamt verdreifacht wird. Der Alt könnte aber auch zum C gehen und den Sopran verdoppeln, dann wäre diese (optische) Parallele vermieden, aber die Akkord-Terz verdoppelt, was aber bekanntlich nicht so strikt vermieden werden soll wie Parallelen.
Das sehe ich im übrigen auch bei der von dir erwähnten Quintparallele am Schluss des Satzes von @Bananenboot so, da sie durch den Achteldurchgang in der Melodie hervorgerufen wird und damit (für mich) akustisch nicht wirklich ins Gewicht fällt, ähnlich wie bei nachschlagenden Parallelen.

Deine Idee mit dem "Sixte ajoutée"-Akkord mit Bb im Bass ist auch gut, wobei ich dann aber den Tenor etwas anders weiterführen würde.
Ich habe aber bewusst das C im Bass notiert, da ich mit F-E im Alt und D-C im Tenor einen 4-3/2-1-Vorhalt haben wollte, wodurch sich ein schöner Nonen-Klang auf der schweren Zeit einstellt, da das C im Bass ja schon klingt. Der Tenor geht dann wie so schön üblich weiter in die Dominant-Septe.
Irgendwie sollte ja auch deutlich werden, dass J. Mohr ein Kind des 19. Jahrhunderts ist (deshalb auch der Dv und der verkürzte Dominant-Sept-Nonen-Akkord in Takt 9.

Ich hoffe sehr, dass ich @Bananenboot mit meiner Kritik weiter oben und mit meinem Beispiel-Satz verschreckt habe. Aber "um den heißen Brei" herum reden bringt ja auch nichts. Die Absicht ist erkennbar, aber ebenso ist eben erkennbar, dass die Grundlagen noch nicht ausreichend verstanden bzw. durchgearbeitet wurden.
Einlullen bringt bekanntlich auch nichts, dann lieber Klartext.
 
Vielen Dank für die vielen Antwort. Hat mir auf jeden Fall weitergeholfen. Ich werde mich wohl noch etwas mit dem Thema beschäftigen müssen, aber vielen Dank schonmal!
 
@Bananenboot, dann darf ich davon ausgehen, dass mein erster etwas arg unveblümter Kommentar nicht abschreckend gewirkt hat.

Ich habe noch etwas Zeit gefunden, meine Ausarbeitung mit Funktionsbezeichnungen zu versehen, ich habe diese vervollständigte Fassung hier beigefügt.
Die oben erwähnte Oktavparallele habe ich auch "ausgebessert" und dazu habe ich einen alternativen Schlusstakt ergänzt, in dem ich deinen Vorschlag, @habadawi, aufgegriffen habe mit der "Sixte ajoutée".
Zusätzlich habe ich den meiner Meinung nach etwas arg kurz geratenen Schlussnotenwert auf eine Halbe verlängert und ihr dazu noch eine Femate gegönnt.

Dir Gott in höchsten Nöten_mit Funktionsbezeichnungen.png
 

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