Virtueller Soundcheck mit X32 Rack

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mipooh
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Weil ich vom Ergebnis begeistert bin, möchte ich meine erste Erfahrung mit einem virtuellen Soundcheck mit Euch teilen.

Die Vorgeschichte, ich hatte neulich ein X32 Rack gekauft, besitze schon länger Studio One und wir hatten die letzte Probe komplett mitgeschnitten.
Wir, das sind drei Akustik-Gitarristen, die alle auch singen. Die Musik stammt "aus der Jugendzeit", derzeit stark beatleslastig, aber auch Cream, Loving Spoonful, Eric Burdon etc.

Das Equipment besteht aus einem relativ alten Fender Passport 250, laut genug für Proberaum und erfahrungsgemäß sogar laut genug für Naturschlagzeug, was wir allerdings weder haben noch wollen, und auch solche Lautstärken wollen wir eher nicht. Da der/die/das Passport eingangsmäßig voll am Limit war, ich auch gern aufnehmen wollte und auch mehr Einfluß auf Klang wollte, hatte ich mir das X32 Rack angeschafft. Viel zu faden haben wir nicht, einen Soundmann haben wir nicht (obwohl ich das für wünschenswert erachte und oft die Meinung vertreten habe, eine Band braucht einen Soundmann als Bandmitglied), müssen also selbst hinkriegen, dass es ordentlich klingt.

Letzten Samstag waren meine Mitstreiter mit dem Sound eigentlich zufrieden, ich aber nicht. Ich hatte die ganze Probe über Studio One aufnehmen lassen und noch mit dem Sound im Ohr dann zuhause mal gehört, was wir da so fabriziert hatten. Da ja alles pre-Fader aufgenommen wird klang es natürlich anders und nach ein paar kleinen Eingriffen mit EQ und Kompressoren und minimal Reverb klang das doch alles ganz ordentlich. Nach meinem Empfinden deutlich besser als vorher im Proberaum. Da waren die Stimmen zu dumpf, meine hatte gar keine Präsenz, es war viel zu viel Hall drauf. Das wollte ich doch mal anpacken.

Also fuhr ich gestern eine gute Stunde früher in den Proberaum, fand recht schnell, wie ich die Originalspuren in die entsprechenden Kanäle des X32 zurückschicke und habe zunächst einmal jede Spur einzeln angehört, EQs angepasst, Dynamics angepasst und erstmal den Hall voll runtergeregelt. Natürlich immer nur markante Stellen, so dass ich ständig was zu hören hatte. So habe ich zunächst die 3 Gesangskanäle und dann die 3 Gitarrenkanäle so angepasst dass es mir gefiel. Dann alles zusammen angehört und noch geringfügig die Lautstärken reguliert, so dass man jede Stimme gut hört und jede Gitarre. Dann den Hall wieder ganz sachte aufgemacht und siehe da, mir gefiel es.

Dann kam ein Kollege, der zweite war gestern leider grippig und wir haben ein wenig zu zweit geprobt. Auch der Kollege war ganz begeistert um wieviel besser der Sound geworden war. Denn ich erinner mal, er hatte meinen Mitstreitern bereits in der "schlechteren Version" recht gut gefallen. Aber der Unterschied war sowas von deutlich! Wir waren jedenfalls begeistert.

Während einer Probe wäre so ein Akt gar nicht möglich gewesen (mit einem Soundmann natürlich schon), weil da hat man so viel zu spielen, da kann man nicht mal eben alle muten um eine bestimmte Spur genauer anzuhören. Man würde die Geduld wahrscheinlich gar nicht haben und die anderen sicher auch nicht.

Ob das jetzt gestern schon der Gipfel war? Wahrscheinlich nicht. Denn ich bin ja kein Soundmann, bei mir gilt Versuch und Irrtum. Aber virtueller Soundcheck, das ist für mich jetzt ein Thema, das ich nur empfehlen kann. Wer die technische Möglichkeit hat sollte es probieren. Ich vermute (denn mir fehlt einfach die Erfahrung echter Soundleute), dass bei einem möglichen kleinen Auftritt lediglich eine Anpassung der Summe per EQ nötig sein wird. Wahrscheinlich auch noch der Raumeffekt. Aber die Grundabstimmung der Truppe ist gespeichert und das macht das Leben sicher erheblich leichter als wenn man ständig das Rad neu erfinden muss, weil irgendwer an Knöpfen gedreht hat oder Fader versehentlich verschoben hat.

Und auch die zweite Truppe in unserem Proberaum darf rumstellen was immer sie wollen. Wenn wir kommen und den X32 einschalten, dann rufen wir unsere Scene auf und alles ist so wie man weiss dass es gut war. Natürlich wäre es toll, wenn ein guter Soundmann uns das mal völlig ideal einstellen würde. Aber da sagte ich ja schon, wir haben keinen (und wir kennen nichtmal einen). Immerhin klingt es jetzt richtig gut und wir können unser X32 eigentlich fast wieder vergessen. Nur noch ein- und ausschalten, zumindest solange wir im Proberaum sind.
 
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Hallo,

ich kann aus eigener Erfahrung berichten das virt. Soundchecks genial sind.
Wir sind ein Trio und haben keinen FOH-Mann.

- Equipment im Probenraum aufgebaut wie bei nem LIVE-Gig, und ab mit den Spuren (pre-fader) in Protools
- Recordet werden unterschiedliche Titel vom Tempo her, Stilrichtung, Feeling
- In einer ruhigen Minute, losgelöst von der Bandprobe, kann man nun die Files zurückspielen auf die einzelnen Kanäle und den Mix machen
- Erst mal schmalbandig mit hohem positiven Gain die Störfrequenzen suchen und das Material entzerren
- Dann noch EQ nach Geschmack und fertig is der Sound
- Der Sound ist besser als wenn man selbst parallel mitspielt und nebenbei noch mischt

- Am Gig später kann man zudem die aufgenommenen Spuren für die Anpassung der PA an den Raum nutzen
- dem iPad und nem kleinen Router am X32 sei Dank ;-)


Grüße
kraimor
 
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Nachdem nun wieder eine Zeit vergangen ist, möchte ich noch kurz berichten, was so an Veränderungen noch kam.

Zunächst hatte ich neulich ein Ipad Mini 2 gekauft. War so ein Sonderangebot inklusive einer Männermodezeitschrift (für den Papiermüll), war aber insgesamt gut 40 € günstiger als das Ipad Mini allein.
Die Ipad App ersetzt derzeit vollständig den Computer, der allerdings für Aufnahmezwecke noch dort steht. Die Bedienung per App ist einfach super. Mit einem für meine Begriffe etwas teuren (29 €) Halter für den Mikroständer ist es sehr bequem.

Zweite Änderung war der Kauf eines Kopfhörerverstärkers. Der ist stereo, hat 4 Kanäle und auch 4 Stereoeingänge. Deshalb habe ich 3 davon (wir sind drei) mit den Aux-Ausgängen belegt und jeder kann seinen eigenen Mix machen. Funktioniert auch, finde ich persönlich aber nicht wirklich gut. Denn den Gesamtmix kriegt man so natürlich nicht mit. Ich bevorzuge seit zwei Proben eben den Gesamtmix. Mich selbst höre ich gut genug und vor allem kriege ich von den anderen viel genauer mit was sie spielen bzw singen als das mit Außengeräuschen der Fall wäre. Deshalb habe ich auf dem vierten Kanal jetzt den Monitorausgang angeschlossen. Inklusive Kopfhörerausgang des X32 Rack könnten also 5 Leute den Gesamtmix per Kopfhörer hören bzw 3 davon könnten alternativ einen Individualmix hören.
Alle können übrigens frei wählen (ausser am Kopfhörerausgang des X32 Rack), welchen Kanal sie hören wollen.
Den Kopfhörerverstärker - sicher nicht bester Qualität - habe ich nach Rücksprache mit einem Mitarbeiter von T gekauft, Millenium HP 4 für schlappe 59 €. Hätte der mir gesagt, ich müsste unbedingt einen für 300 € nehmen, hätte ich das wohl auch getan. Aber der reicht wirklich aus. Mit meinem DT770Pro klingt das noch eine gute Ecke besser als über die Boxen, die man eigentlich gar nicht mehr bräuchte...
Wer es also leise braucht, oder wer keine gute Proberaumakustik hinkriegt, für den ist sowas eine tolle Lösung.
Voraussetzung ist natürlich, dass alles über die PA geht. Für mich ist das seit vielen Jahren völlig ok. Ich hab jahrelang auch E-Gitarre mit Modeling ins Pult gespielt ohne etwas zu vermissen.

Als letztes habe ich kürzlich auch die Stereo-Aufnahmefunktion direkt auf USB-Stick ausprobiert. Das war auch sehr ermunternd. Wenn der Mix sowieso schon stimmt, ist das durchaus möglich und als Probemitschnitt sowieso aussagekräftig genug. Man hört halt die Fehler... Klangmäßig war das mit Multiband-Kompressor aus Studio One völlig ok. Hätte ich evtl von vornherein etwas höher aussteuern können.

Die Software-Updates von Behringer habe ich noch nicht installiert, auch wenn mich da einiges reizen könnte. Der Grund, es ist noch Beta. Die paar Wochen bis zur Final kann ich bequem abwarten und dann interessiert mich mal, was so ein 100-Band RealTimeAnalyser mir so sagt, was für Presets die Mixerprofis so gebastelt haben und welche neuen Effekte mir jetzt noch zur Verfügung stehen.

Insgesamt bin ich sehr zufrieden mit der Entscheidung für das Rack und auch mit den beiden "Erweiterungen". Frag ich mich nur noch, ob ich mir jemals so gute Boxen leisten kann, die den Sound auch so rüberbringen können wie er derzeit aus dem Kopfhörer kommt... das wäre bestimmt ziemlich kostspielig...
 

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