Vom Blatt spielen?

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Guten Abend miteinander.
Eine Sache die mich schon länger "plagt" und ich mich frage: Wie lange brauchen eigentlich so fortgeschrittene Klavierspieler/Keyboarder (bspw. in irgendwelchen Coverbands etc.), um Lieder spielen zu können?
Ich bin selber noch mehr ein Anfänger (Spielerfahrung vier Jahre) und wenn ich beispielsweise mit sowas anfange: http://www.musicnotes.com/sheetmusic/mtd.asp?ppn=MN0063995 brauche ich schon etwas um Links und Rechts koordinieren zu können.
Bass ohne Melodie bekomme ich auch so natürlich hin aber selbst wenn ich die Melodie spiele müsste ich mir bei manchen Noten erstmal die Noten genau anschauen und den richtigen Fingersatz rauskriegen.

In Orchestern zum Beispiel können die meisten neue Sachen ja auch vom Blatt spielen, Klavier ist da etwas aufwändiger und wie seht ihr das?

LG
 
Eigenschaft
 
wenn ich beispielsweise mit sowas anfange:
Im halben Tempo spiele ich das prima Vista exakt Ton für Ton vom Blatt. Im Originaltempo müßte ich mich prima Vista an ein paar Stellen ein bißchen hindurchmogeln. Wenn ich mir das Stück eine Weile ohne Klavier intensiv anschaue, kann ich es auch im Originaltempo Ton für Ton exakt vom Blatt spielen (mentales Üben). Je mehr ich den Überblick über Harmonik und Form habe, desto leichter geht es.

Wenn mir ein Sänger auf der Session das Blatt hinlegt und mich bittet, ihn zu begleiten, wäre das überhaupt kein Thema. Aber dann würde ich nicht Ton für Ton exakt das spielen, was da steht, sondern das meiste stilgemäß improvisieren.

Wenn ein Schüler von mir das Stück ein paarmal im Unterricht spielt, kann ich es wahrscheinlich auswendig. Das klappt aber nicht bei allen Stücken (Spielerfahrung ca. 45 Jahre).

Viele Grüße,
McCoy
 
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Interessante Frage.
Und Antwort.

@McCoy:
Du schreibst, dass du 45 Jahre Spielerfahrung hast.
Aber ich gehe jetzt mal davon aus, dass Du als, wenn ich es richtig interpretiere, Berufsmusiker diese Fertigkeiten nicht erst seit gestern hast.
Wenn man fragen darf:
Nach wie vielen Jahren warst Du denn tatsächlich auf diesem Niveau?
Und wie muss man sich Deinen musikalischen Ausbildungs-/Werdegang vorstellen?
Nur damit man sich mal so eine ungefähre Vorstellung davon machen kann, wieviel Arbeit/Aufwand dahintersteckt, bis man evtl. so weit ist.

Grüße
 
Crazy little Thing ist aus meiner Sicht nicht ein allzu schweres Stück, für 4 Jahre Spielerfahrung durchaus angemessen. Wir haben auf der ersten Seite (nur) 4 verschiedene Akkorde, der Groove ist ein relative normaler Shuffle, die Linke Hand spielt einen typischen, relativ einfachen R'n'B-Boogie-Woogie-Bass (Grundton, Terz, Quinte, Sexte).

Ich habe mit 15 meine ersten Banderfahrungen gesammelt und gelernt nach Akkordsymbolen zu spielen. In der klassischen Ausbildung habe ich gelernt, exakt Noten zu lesen und umzusetzen. Ich habe die unterschiedlichsten Stilrichtungen gespielt, zwischen Klassik und Klezmer, zwischen Blues und Freejazz u.v.v.v.m. Aus dieser Mischung entsteht dann die Fähigkeit, Noten relativ schnell stilistisch einzuordnen, die Struktur und die Harmonik eines Stückes zu erkennen und das ganze ziemlich schnell am Klavier umzusetzen. Der Arbeitsaufwand z.B. bei einer Mozart-Sonate ist ungleich viel höher, weil die Musik wesentlich komplexer ist als die von Queen.

Gerade in so einem bekannten Stück wie Crazy little Thing kommen eigentlich kaum Sachen vor, die ich nicht in anderen Stücken so ähnlich schon mal gespielt hätte.

Nach wie vielen Jahren
Mit Jahreszahlen kann ich leider nicht dienen. Es ist auch so, daß der Lernprozeß nicht zu Ende ist und zum Glück immer weiter geht. Mein Tipp wäre: Exakt Notenlesen üben, Akkorde in allen Umkehrungen, Tonleitern/Tonarten etc. üben und viele Stilistiken durchs spielen kennenlernen. Dann geht es irgendwann.

Viele Grüße,
McCoy
 
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Bei derartigen Fragen wird regelmäßig vergessen, daß Arbeitsaufwand und Übungszeit nur einer von zwei Aspekten ist. Der andere ist das naturgegebene Talent für eine bestimmte Sache, von dem man mehr oder weniger haben kann. Ich kenne mehrere Leute, die nach 6 oder 7 Jahren Klavierunterricht immer noch kein einziges Stück komplett spielen können und wie der letzte Stümper auf der Tastatur herumstochern, ebenso solche Leute die nach derselben Unterrichtszeit fantastische Chopin-Darbietungen abliefern.

Es ist ein Fehler zu glauben, jeder könne jede beliebige Fähigkeit erlangen, wenn er nur lange genugt übt.
 
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Es ist ein Fehler zu glauben, jeder könne jede beliebige Fähigkeit erlangen, wenn er nur lange genugt übt.
Das ist ein Gerücht, das von denen verbreitet wird, die sich bei irgend einer Sache leicht tun. Die können sich naturgemäß gar nicht vorstellen, dass das nicht jedem gelingt. "ist doch ganz einfach, da muss man nur ..." oder sinngemäß "wenn man sich nur genug bemüht, hat man auch Erfolg - ich hab's ja schließlich auch geschafft".

Das impliziert natürlich, dass jeder, der keinen oder eben weniger Erfolg hat, einfach nur zu faul und daher selbst Schuld ist. In ganz besonderem Maße gilt das für die Beurteilung von wirtschaftlichem Erfolg, wo neben einem guten Geschick noch (un)vorteilhafte Zufälle und besonders die Startbedingungen einen wesentlichen Einfluss darauf haben, wie weit man sich entwickeln kann. Und gerade da wird mit zunehmnder Verachtung auf die steigende Zahl der weniger Erfolgreichen herab geblickt. Wie wenn's nicht schon schlimm genug wäre, dass man "es" (nach gängiger Definition) nicht geschafft hat.

Ich denke, man sollte sich selbst nur nach dem beurteilen, das die persönliche Entwicklungsbandbreite erlaubt, nicht nach dem Maximalwert den andere unter anderen Voraussetzungen erreichen können, auch wenn man in vielen Fällen mehr erreichen kann, als man sich anfangs selbst zutraut. Zumindest beim Spielen eines Instruments lässt sich durch vernünftiges Üben immer etwas noch ein Bisschen verbessern.
 
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Es ist halt so, dass es Menschen gibt, die in bestimmten Bereichen etwas mehr "Rüstzeug" von Mutter Natur mit auf den Weg kriegen.
Es gibt nunmal Naturtalente.
Sicherlich kann man es mit viel Fleiß in allen möglichen Gebieten zu einer gewissen Expertiese bringen.
Ich kenne bspw. jemanden, der mit knapp einem Jahr einen Bleistift, wo "normale" Kinder diesen noch mit 2 oder 3 Jahren in der geballten Faust halten und kaum mehr als sinnloses Gekrakel zustande bringen, von sich aus ganz normal zwischen Daumen und Zeigefinger nahm und Strichmännchen mit Kopf (mit Augen, Nase, Mund), Körper, Armen, Beinen, Füßen und Händen (mit 5 Fingern) zeichnete, während "normale" schon viel ältere Kleinkinder kaum über die typischen Kopffüßler hinauskommen.
Da muss man nicht mehr groß über angeboren oder erlernt diskutieren.

Ich könnte mir jetzt vornehmen, den Rest meines Lebens die kompliziertesten Formeln und Gleichungen der Astrophysik zu studieren. Trotzdem wird aus mir nie ein zweiter Stephen Hawking werden.
Da waren doch schon in der Schule im Matheunterricht die Begabungen ungerecht verteilt. Da gab es doch immer die ein, zwei Überflieger, die die Formeln auf Anhieb kapierten und richtig anwenden könnten. Der Rest musste sich das Ganze mühsam einpauken. Und hatte es dann immer noch nicht so verinnerlicht, wie die, deren Hirne schon von Anfang an in diesem Bereich richtig gepolt waren.

Warum sollte dies in der Musik anders sein?
Der eine kommt selbst nach vielen Jahren intensiven Übens nicht über das Stadium eines passablen Instrumentalisten, der auf Gedeih und Verderb abhängig vom Notenblatt ist, hinaus.
Der andere spielt schon nach kurzer Zeit Stücke nach Gehör nach, hat Gefühl für die Musik und kriegt recht schnell ansprechende Improvisationen zustande.

Der Aussage, dass ausgerechnet diejenigen, die in bestimmten Bereichen aufgrund Ihres Begabungen besonders herausstechen, verbreiten würden, dass wenn man nur lange und hart genug arbeitet, jeder genau so gut werden kann, kann ich nicht bestätigen.
Die Personen mit außergewöhnlichen Begabungen, die ich kenne, sind sich ihrer von der Natur begünstigten Situation durchaus bewußt.
Keiner von ihnen behauptet so etwas.
Ich glaube, dass so etwas eher von den durchschnittlich Begabten in die Welt gesetzt wird.
Als eine Art Selbstbetrug. So nach dem Motto, ich könnte ja, wenn ich wollte.
Heutzutage gibt es ja auch keine "weniger intelligenten" Kinder mehr, sondern nur noch falsch oder nicht geförderte Hochbegabte ;)
 
Zuletzt bearbeitet:
Nun, von solch schwer zu hinterfragenden allgemeinen Aussagen vielleicht ein schwenk zurück zum Blattspiel: Ja, es gibt - ähnlich wie beim lesen von Texte - auch in Bezug auf das lesen von Noten wissenschaftlich nachgewiesene 'Leseschwächen', die auch durch Übung nur bedingt ausgeglichen werden können. Dies betrifft aber anteilig nur wenig Menschen. In der Regel ist das 'vom Blatt spielen' nicht Ausdruck einer speziellen Hochbegabung, sondern eine weitgehend erlernbaren Fähigkeit. In anderen Ländern ist das üben des Ballspieles Teil des "normalen" Musikunterrichtes, das man als als Kind bei Musikschulen oder privat Lehrern im Rahmen einer 'klassischen' Klavierbildung erhält. Da wird dann ähnlich wie technische Etüden für die tägliche Übungspraxis ein paar Minuten dafür etabliert, gezielte Übungen zum Blattspiel vorzusehen. Im Ergebnis hat dann ein überwiegender Teil der Kinder/Jugentlichen nach ein paar Jahren Instrumentalunterricht entsprechende Grundfähigkeiten. Dies ist aber - wie ja auch an anderer Stelle schon diskutiert - eine eigenständige Kompetenz, die erstmal nichts mit anderen auszubildenden instrumentalen oder musikalischen Fähigkeiten zu tun hat. Ob es sinnvoll ist, das mit ähnlichem Zeitaufwand zu üben wie z.B. das spielen von Tonleitern in der 'klassischen' Klavierausbildung möchte ich hier auch nicht bewerten. Vom Blatt spielen als Ausdruck einer exotischen Spezialbegabung zu sehen, hat aber eher etwas damit zu tun, dass das hier in Deutschland nicht als Teil eines als normal empfohlenen Curriculums der Instrumentenausbildung am Klavier gesehen wird, sondern sich irgendwie nebenbei von selber entwickeln soll. Das kann man z.B. auch damit in Zusammenhang sehen, das das spielen von Kammermusik - für das gewissen Blattspielgrundkenntnisse sehr hilfreich sind - im klassischen Klavierunterricht in Deutschland kaum vorkommt, sondern eher die Vision des Soloinstrumentalisten am Klavier gepflegt wird.
 
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Noch eine Sache: Wenn man das Blattspiel nicht extrem übt, kann man immer nur Stücke spielen, die entsprechend leichter sind, als das, was man übend erlernt. Also beim Blattspiel immer gerne Sachen nehmen, die einfacher sind, als das, was man momentan übt. Außerdem langsam spielen und Wert auf Ordentlichkeit legen.
In Orchestern zum Beispiel können die meisten neue Sachen ja auch vom Blatt spielen, Klavier ist da etwas aufwändiger
Korrepetitoren sind zum Beispiel Pianisten, die ihr Geld damit verdienen, vom Blatt zu spielen. Die bekommen Noten vorgelegt und spielen los. Allerdings spielen die das auch nicht unbedingt sofort perfekt. Sie haben nur gut geübt, wie man schummelt. Wer Klavierauszüge (also Orchesterpatituren zusammengefasst für einen Klavierspieler) spielt, lässt am Anfang auch einfach mal ein paar Töne weg. Merkt nur keiner. Auch über Dynamik und evtl ungewöhnlich notierte Rhythmen muss sich ein Korrepetitor erst mal klar werden. Das ist nur auf einem dermaßen hohen Niveau, dass diese Ungenauigkeiten keiner bemerkt. Wenn ein Orchester Sachen zum ersten Mal spielt, kann es durchaus passieren, dass mal jemand einen Einsatz verpasst, sich verspielt, falsche Vorzeichen im Kopf hat, etc. Bei Blasinstrumenten wird erstmal geatmet, wo es gut passt, und später arbeitet man die Atemzeichen dann genau aus. Wer aber viel Erfahrung im Noten lesen und Vom-Blatt-Spielen hat, weiß vieles auch so. Ganz am Anfang liest man noch Ton für Ton, dann sieht man irgendwann auf einen Blick, welche Harmonie das ist (und spielt sie vielleicht mal in ner falschen Lage, aber das hört man nicht, wenn man das Stück nicht extrem genau kennt), später kann man Artikulation und Dynamik sofort mit einbeziehen, dann ist das schon so fest verankert, dass man bestimmte Wendungen schon kennt und ohne zu lesen ahnt, was kommt, bzw. vieles schon fest "in den Fingern" drin ist... Dass Orchestermusiker das einfach so können ist nicht immer richtig (außer, sie haben es besonders geübt). Sie machen ihre Fehler nur auf einem höheren Niveau.

Und zuletzt: Es kommt auch auf den Musikstil drauf an, den man gewohnt ist. Gib einem Experten für Alte Musik ein Jazz-Leadsheet. Er wird es wahrscheinlich austüfteln und üben können, so dass er es dann spielen kann, aber vom Blatt spielen ist da eher unwahrscheinlich. Dafür kann er vielleicht einen Generalbass nur anhand der Bezifferung sofort spielen.
 
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Wie lange brauchen eigentlich so fortgeschrittene Klavierspieler/Keyboarder (bspw. in irgendwelchen Coverbands etc.), um Lieder spielen zu können?
Ich bin selber noch mehr ein Anfänger (Spielerfahrung vier Jahre) und wenn ich beispielsweise mit sowas anfange: http://www.musicnotes.com/sheetmusic/mtd.asp?ppn=MN0063995 brauche ich schon etwas um Links und Rechts koordinieren zu können.
Bass ohne Melodie bekomme ich auch so natürlich hin aber selbst wenn ich die Melodie spiele müsste ich mir bei manchen Noten erstmal die Noten genau anschauen und den richtigen Fingersatz rauskriegen.
LG

Du bist bei den klassisch ausgebildeten Spieler gelandet. Und hast entsprechende Antworten bekommen. Die meisten Keyboarder kommen auch vom klassischen Klavier, aber die Arbeitsweise in einer Coverband ist schon eine andere. Da du danach gezielt gefragt hast, möchte ich dies auch kurz erläutern. Die Keyboarder, die ich kenne, bestellen sich gar keine Noten für die Stücke. Man kann auch erlernen dies einfach rauszuhören, auf CD oder Youtube anhören, was der Keyboarder spielt, ein bisschen selbst rumprobieren, dann bekommt man dass meiste auch so hin.

Blattspiel kann ich persönlich gar nicht gut, übe manchmal an ganz simplen Stücken (Schuhmann Album für die Jgd. z.B.), nur um nicht völlig raus zu kommen. Ich würde gerne mehr Inventionen von Bach spielen können, da setze ich mich manchmal dran. Da ich aber derzeit vorrangig Jazz spiele, komme ich inzwischen gut mit den Leedsheets (z.B. aus dem Real Book) zurecht, da muss man sich aber ja selbst überlegen was und wie man begleitetet, beidhändig oder nur Akkorde, mit oder ohne Melodie... Auch das muss man gezielt üben. Da war mein Einstieg übrigens die Liedbegleitung in den Familiengottesdiensten, wir hatten uns in eine echt nette Band zusammengefunden.

Wenn ich was anderes covern muss, schummele ich ein bisschen. Akkorde aus dem Internet. Dann ein paar Youtube-Tutorials. Dann ein bisschen rumprobieren. Es soll ja nur so klingen, in meinen Projekten wird nicht eins zu eins gecovert. Auch im Radio sind die Coverversionen die völlig anders sind ja oft viel spannender. Oder oft werden auch gar nicht die Orginale sondern schon Coverversionen gecovert (z.B. Joe Cocker).

Bei deinem Beispiel ist es nochmal anders. Das Orginal ist ja eine Gitarren-Nummer, die Version die ich kenne ist völlig ohne Keyboard. Da kann man ganz frei sein, sollte nur die Art und Rhythmik des Songs erfassen. Wenn es einen Gitarristen gibt, reicht es wenn man dazu etwa orgelt vielleicht. Oder man ist sich in seiner Band einig, dass man es ganz anders spielt (z.B. Latin, Piano-Ballade, Rock...)

Wie lange braucht man dafür? Für das einzelne Stück? Hängt vom Stück ab und wie detailliert man es spielen will, die von mir erwähnten Joe Cocker Dinger oder z.B. Toto brauchen bei mir schon einige Übezeit, wenn ich sie überhaupt hinbekomme, ich bin aber auch nur mittelmäßiger Hobby-Musiker. Ist mir aber auch egal, das üben und raushören (und ggf. reduzieren) macht auch Spaß. Wie lange insgesamt? Hm, es wird bei mir mit dem Nachspielen und Covern von Jahr zu Jahr besser, das klassische Repertoir wird aber immer schlechter, da ich daran schon lange nicht mehr konsequent übe. Als Teenager konnte ich noch Chopin spielen nach ein paar Jahren Klavier-Unterricht, jetzt fast dreißig Jahre später habe ich halt andere Fähigkeiten:)
 
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So ungefähr wie WO SCH geht's mir auch - vom Blatt spielen konnte ich nie, aber mir anhand von Noten zügig (je nach Niveau in Stunden bis Wochen) ein Stück erarbeiten. Das, als ich noch Klavierunterricht hatte (am Ende waren es knapp 9 Jahre) und viel notiert, gespielt und gelesen habe. Heute zue ich mich schon beim Notenlesen mit vielen Hilfslinien schwer - da fange ich an zu zählen, weil ich aus der Übung bin. Dafür spiele ich seit fast 20 Jahren nach Akkordsymbolen "vom Blatt", und bei Stücken, die ich im Ohr habe, das sogar ohne Noten relativ nah am Original arrangiert.

Für einen neuen Song in der Band suche ich mir meist als grobe Richtschnur irgendwelche Sheets aus dem Internet, die sich meist als nur zu ungefähr 80% richtig herausstellen. Das spart ein bisschen Zeit. Und dann brauche ich zum Ausarbeiten pro Song etwa 1-2h (intensiv und möglichst ungestört). Einfache Songs spiele ich dann direkt, technisch komplexere Stellen muss ich dann auch noch üben, wobei meist das schon mit der Band im Proberaum stattfindet.

Spielerfahrung 30 Jahre, davon 20 in Bands, so wie oben beschrieben. Am Anfang meiner Bandkarriere habe ich aber auch für einen Song wie "Freiheit" (eigentlich sehr simpel) deutlich länger gebraucht als heute für "Ain't nobody" oder "Baby Love".
 
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Es macht auf jeden Fall Sinn, besser vom Blatt spielen zu lernen. Auch wenn du eher im Pop-Bereich unterwegs bist, kannst du dir dann wenigstens die Melodie relativ schnell erarbeiten. Noten spontan vom Blatt spielen ist Trainingssache.

Für dein konkretes Beispiel von Queen empfehle ich dir sehr, das Spielen nach Akkorden zu lernen. Am Anfang ist das zwar ungewohnt, aber wenn du dich einmal ein wenig hineingefunden hast, dann wird es dir viel leichter fallen, neue Songs zu erarbeiten. Fang erstmal mit Dreiklängen an und versuche als nächstes, Septakkorde mit zu verwenden. Damit kommst du bei vielen Popsongs schon sehr weit. Und du wirst nicht Jahre dafür brauchen, sondern Wochen bis Monate. Selbstverständlich mit der Option zur Optimierung, aber du kannst ruhig erst einmal einfach anfangen.

Nimm dir zum Lernen der Akkorde auf jeden Fall ein einfaches, konkretes Stück, das dir richtig gut gefällt. Zu viel unkonkrete Theorie wird langweilig! Du kannst beispielsweise direkt mit "Crazy little thing called love" anfangen. Wenn du jemanden hast, der die Melodie spielt, reichen dir die Akkorde zur Begleitung. Oder du singst selbst die Melodie und begleitest dich! Für den Anfang ist das absolut empfehlenswert, weil du dich dann voll auf die Akkorde konzentrieren kannst.

Lass dich von anderen nicht entmutigen! Klavierbegleitung ist kein Hexenwerk und auch für Hobbymusiker gut erlernbar. Probiere dich aus! Es lohnt sich!

Viel Erfolg!

Katharina
 
Grund: MOD-EDIT: Regelkonformität hergestellt
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Ist wohl ein bissl Typenfrage. Mir fällt improvisieren nach Akkorden (Stilistik entwickeln) leicht und das war auch mein Zugang zum Klavier, vom Keyboard kommend.

Exakt nach Noten, da tue ich mich schwer und habe auch keine rechten Ambitionen. Es frustriert einfach und schon bei river flows in you bin ich schnell genervt. Zumal es klanglich auch langweilig ist, ich baue dann lieber mal fism 7 ein oder eine None Aadd 9.

Auch sehe ich kein System in der Begleithand. Möchte ich gar nicht können, find ich doof.
 
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Wenn ich mehr als 2 Noten parallel (von oben nach unten) lesen muss, ist es bei mir vorbei mit "vom Blatt spielen".
Ich kann mir maximal ein Stück vom Blatt "erarbeiten", aber niemals in Echtzeit spielen, sobald die Schwierigkeit des Stückes oder der Übung über Vorstufe hinaus geht. :)

Ich bin zu alt für diesen Sch***.
 
Meiner Erfahrung nach, hängt der Erfolg vom guten Blattspielen kaum von irgendeiner ominösen "Veranlagung" oder natürlichem "Talent", sondern von halbwegs systematischem Üben ab.
Wer die Musiktheorie nicht beherrscht, sprich: Intervalle, Muster (z.B. Albertibass, Kadenzen etc.) nicht erkennen kann, wird sich schwer tun.

Ebenso schadet es nicht, wenn die Finger in gewissen Situationen geforderte Muster einfach abrufen können, was sich vermutlich durch, z.B. Tonleitern und Arpeggi "einbrennen"(?) kann. Im Sinne dessen, dass, wenn man auf dem Blatt z.B. eine Folge von Tonsprüngen sieht und diese als Akkordbrechung identifiziert, die Finger nicht lange die Töne suchen müssen, weil ihnen die Bewegung bekannt ist <- laienhafte Vermutung, lasse mich gerne berichtigen, jedenfalls scheint mir das Techniküben fürs Blattspiel nicht zu schaden :D

Und natürlich sollte man sich sukzessive steigern. Wenn man (noch) nicht gut vom Blatt spielen kann, fängt man eben mit sehr, sehr einfachen Stücken an. Ich habe z.B. mit Band 1 des Mikrokosmos von B. Bartok, mit dem Band 1 der russischen Klavierschule und mit den Blattspielübungen op. 45 von C. Schäfer angefangen zu üben. :)

LG
 
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Akkordbrechung erkennen ist für mich kein Problem. Wenn mir das kompositorisch zuwider ist, zb kein einziges mal fis m 7 bei river flows in you, immer nur reines fism, dann habe ich schon keine Lust, mich zb mit der linken Hand in der ich kein gutes System erkenne so zu beschäftigen, dass es gemeinsam mit der rechten klappt. Da spiel ich links lieber irgendwie und improvisiere rechts ähnlich “tolle“ Themen.
 
Hey, haben wir das Thema nicht Gefühlt jede Woche?:rolleyes:

Von Blatt spielen bedeutet, erfahren in Noten lesen /spielen.

Das ist eine Fähigkeit die, wenn sie nicht gezielt gefördert wird, früher oder später dennoch kommt.
Aber nur unter der Voraussetzung, dass man eben verdammt viel nach Noten spielt.

Deshalb wundert es mich gar nicht, dass die User, welche eben nicht nach Noten spielen auch nicht von Blatt spielen können.

Ich selbst kann übrigens "von Blatt" spielen.
An der Gitarre, die ich Jahre lang gespielt habe, bin ich fit in Violinen Schlüssel und kann daher das ganze (bis zu einem bestimmten Level) an der Gitarre umsetzen.

Klavier spiel ich seit 1 Jahr aber auch da kann ich schon "vom Blatt" spielen.
Jetzt nichts kompliziertes und nicht schnelles, aber die ganz einfachen Anfänger Stücke könnte ich spielen.
Auch beim Üben selbst erwische ich mich, dass ich manchmal einfach auf die Noten gucke und meine Finger ein bis zwei Takte einfach nach Auge umsetzen können.
Allerdings, es ist nun mal wirklich einfaches Niveau.
Das kommt nicht von irgendeiner Begabung, oder weil ich irgend ein Talent habe.
Ich spiele einfach seit Jahren mit Noten.
That's it.

Dafür fehlt mir an der Gitarre (natürlich auch am Klavier) die Fähigkeit Improvisieren zu können.
Mach ich ja auch nie ;)

Übt dich, wenn du diese Fähigkeit haben möchtest, in Klavier spielen nach Noten, lese Noten während du die Aufnahmen dazu hörst und schreibe oft Noten.

Du musst dich mit dem Schlüssel fürs "vom Blatt" spielen beschäftigen.
Tust du das nicht, erwarte nicht, dass dieses können irgendwann kommt.

Und "von Blatt" ist relativ.
Ich spiel am Klavier höchstens das Hänsel und Gretel Niveau.
McCoy spielt vielleicht schon lockert Edvard Grieg's Op 16 von Blatt.
Aber ich glaube es gibt ein Niveau, wo er auch nicht sofort flüssig spielen kann und das vom Blatt eben nicht mehr geht.
Das Niveau ist allerdings durch seine Erfahrung höher.
Aber gibt dir und mir mal 45 Jahre Zeit.
Sind halt dann 45 Jahre Arbeit.....:rolleyes:
 
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Gibt halt viele tolle Improvisateure die mäßig vom Blatt spielen können und umgekehrt viele vom-Blatt-spieler die nicht oder nur mäßig improvisieren können. Das mein ich so mit Typenfrage. Ich will es nicht groß besser können.

Ich möchte das gut spielen können, was nicht in den Noten steht, und das klappt. Lead sheet halt und nach Gehör.

Die Sachen für Rock und Pop sind größtenteils eh schlecht gesetzt, also bastele ich selbst eine amtliche Version.
 
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Zum Glück war es ein altehrwürdiger Musiker, der gesagt hat: “Das wichtigste in der Musik steht nicht in den Noten“ (Mahler).
 
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