Von Tasten auf Knopf umsteigen - Erfahrungen

  • Ersteller Klangbutter
  • Erstellt am
ch spiele wegen der Transponierfähigkeit weitgehend 3-reihig. Das heißt aber nicht dass ich nur die Reihe 1-3 (von aussen gezählt) benutze. Ich suche mir einfach die Reihen aus, wo das Stück am bequemsten zu spielen ist.
Das mache ich auch so! :)
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
Heute auf den Tag genau sind es 2 Jahre, da der Umstieg von Taste auf Chromatisch Knopf (C-Griff) gewagt wurde. Ermuntert von Kollegen: „Du wirst das schnell lernen.“
Daher jz mal ein Erfahrungsbericht.

Das F A Z I T vorab – dieser Umstieg wurde keinen Bruchteil einer Sekunde bereut.
Genau 2x wurde noch ein Tasten-Akko gespielt. 1 Woche nach dem Knopfbeginn, weil ein schönes Stück mit vielen 8teln auf Knopf noch nicht zu bewältigen war, dann 2 Monate später bei @Balg (Manfred Neumann), um seine Akko-Super-Neutentwicklung zu testen.
Danach nie mehr.
Inzwischen fühlen sich Tasten-Akko‘s fremd an – überdimensionierter Diskant, spielt man doch eher mit den Fingerkuppen und die passen 5x+ auf so eine Taste drauf. Iwie fühlt sich das Tasten-Akko wie ein Hybrid aus Klavier und Akko an. So war ja auch wohl seine Entwicklung – gedacht um die Pianisten zum Akko zu bringen, dieses kann man ja auch leichter „unter den Arm“ klemmen und auswärts mitnehmen …

Für die „KnopfistInnen“ o „ChnöpferInnen“ ist das Folgende ja ohnehin bekannt. Aber vlt kann das eine Ermunterung für „TasterInnen“ sein, einen Umstieg zu erwägen.

Knopf-Handorgeln haben deutliche Vorteile:

1. Größerer Tonumfang bei kleineren Abmessungen.

„Normale“ Handorgeln (mal von denen mit „Blindknöpfen“ abgesehen mit „nur“ 46-47 klingenden Tönen) haben 52 klingende Töne. Das ist knapp eine Oktave mehr als die Akko‘s mit 41 Tasten. Die hiesigen 4-chörigen Morino Artiste IV N + VI N sind dabei nur 42cm hoch. Die 3-chörige Tasten-Marinucci 53cm.
Dabei sind zusätzlich 35 Knöpfe doppelt vorhanden, 1.= 4. + 2.= 5. Reihe, dadurch kann der Fingersatz den Erfordernissen des Stücks entspr. angepasst bzw. variiert werden.

2. Akkorde einfach finden
Aufgrund der genialen Knopfanordnung haben alle Akkorde dasselbe Griffschema, (→ Anhang). Es spielt keine Rolle in welcher Tonart o mit wie vielen Vorzeichen. Der Fingersatz ist immer gleich. Auf Taste immer überlegen müssen, wie viele und welche schwarze Tasten zu greifen sind. Auf Knopf geht‘s inzwischen umgekehrt. Um zu wissen, aus welchen Tönen z.B. ein C-Moll-Sext-Akkord besteht, legt man einfach die Finger auf‘s Griffbrett, dann sind die Töne abzulesen (wenn man die in die Noten einarbeiten will)

3. Griff-Kombinationen über 2 Oktaven
Macht unsereins gern bei Schluss-Akkorden: Null-Problemo – auch bei kleineren Händen, da die Knöpfe entspr. eng beieinander liegen. Auf Taste -auch bei den größten „Pranken“- wohl unmöglich.

4. Transponieren leicht gemacht
Bei einem ordentlich geschriebenen Fingersatz über 3 (max. 4) Reihen, wechselt man einfach den Anfangston + den Bass entspr. - Fingersatz bleibt unverändert, kein „Rum-ge-Eierei“ wg Halbtönen / schwarzen Tasten / Knöpfen.

5. Fingersatz
Das ist der einzige Bereich, der anspruchsvoller ist und als Nachteil empfunden werden könnte. Für uns ChnöpflerInnen gilt da der Grundsatz „Vielfalt statt Einfalt“. Auf Tasten 2 benachbarte (rauf+runter), auf Knopf wie 6 Blütenblätter um deren Mitte. Darüber hinaus die erwähnte Vielfalt durch 35 doppelte Knöpfe / Töne.
Das war wg der vielfältigen Möglichkeiten -zugegeben- eine Herausforderung und hat einige Zeit gebraucht, die besten (d.h. am einfachsten zu spielenden) Fingersätze zu finden, auch entpr. der individuellen anatomischen Gegebenheiten – haben das andernorts schon geschrieben (Ringfinger 3cm länger als kleiner, 1,5cm länger als Zeige-, 0,5cm kürzer als Mittelfinger.)
Noch heute werden einfachere Fingersätze gefunden. Den Daumen öfter zwischen drin untersetzen, ist -von Taste herkommend- erstmal ungewohnt zu denken.
Auf Taste eher die Tendenz – derselbe Ton = derselbe Finger. Davon musste man wegkommen. Jz geht’s darum, welche Position hat die Hand – gerade, leicht nach unten o oben gedreht, welcher Finger erreicht welchen Knopf am leichtesten – das kann dann in 2 aufeinander folgenden Takten- schon mal ein anderer Finger auf demselben Knopf sein. Bei einigen Stücken gibt es daher eine 2. Fingersatz-Version, z.B. 1-3 o 3-5 o.ä., weil beides möglich ist und unentschieden bleibt, was einfacher ist - spielt sich beides flüssig.
Grundsätzlich gut ist es wohl als Grundordnung in 3 Reihen zu spielen, das kann 1-3; 2-4; 3-5 sein mit entspr. Griffmustern, was dann das beliebige Transponieren ermöglicht.

Aufgrund dieser Erfahrungen kann nur jede/r ermuntert werden, den Versuch des Umstiegs zu wagen !
 

Anhänge

  • C-Griff - A L L E - Akkorde hoch ~100 hm_2022-01-31.pdf
    279,8 KB · Aufrufe: 103
Zuletzt bearbeitet:
  • Gefällt mir
Reaktionen: 6 Benutzer
dieser Umstieg wurde keinen Bruchteil einer Sekunde bereut.
Hallo @MacMilllan, vielen Dank für Deinen Erfahrungsbericht. :great:Ich bin vor fast vier Jahren umgestiegen und mir geht es wie Dir: Ich habe den Umstieg von Taste und Knopf auch nicht bereut.

Freilich hatte ich vorher große Bedenken: Komme ich mit den kleinen Knöpfen zurecht oder spiele ich immer falsch, weil ich die Tonabstände aufgrund meines Tastenhirns falsch einschätze? Schaffe ich es in vertretbarer Zeit, mein altes Repertoire auf Knöpfe umzuziehen? Werde ich mit den Knöpfen so vertraut, dass ich ohne großes Nachdenken improvisieren kann? Möchte ich tatsächlich Geld in die Hand nehmen, um ein Knopfakkordeon zu kaufen, das sich seltener am Markt findet und oft teuer als ein Tasten-Schätzchen ist?:fear:

Ich habe meine Bedenken über Bord geworfen. Manche Gründe hast Du genannt: Die grundlegenden Fingersätze sind in allen Tonarten gleich. Ein Knopfinstrument ist kompakter. Darüber hinaus kam bei mir das Klangempfinden dazu: Ich finde, dass Knopfakkordeons mit einer größeren Bautiefe anders klingen als Tasteninstrumente. Mir gefiel dieser Klang besser.🙂 Ich habe auch die Erfahrung gemacht, dass ich entspannter spiele, weil ich meine Finger bei raumgreifenden Akkorden nicht so weit abspreizen muss. Weil ich entspannter spiele, verkrampfe ich weniger - nicht nur in den Fingern, sondern auch am Hals oder am Rücken. Weil das so ist, kann ich mich unbefangener schwierigeren Sachen nähern.🙂

Wie gesagt: Ich bereue den Umstieg nicht. Darum habe ich auch meine teureren Piano-Instrumente verkauft. Übrig geblieben ist nur noch eins mit 37 Tasten. Manchmal packe ich es aus und probiere ein wenig rum. Dann stelle ich fest, dass sich der Umstieg für mich definitiv gelohnt hat. Sogar das unbefangene Improvisieren geht. Aber es klingt anders, als wenn ich auf Tasten improvisiere. Es ist wie bei Hunden: Der Charakter und das Aussehen des Tiers prägt auch den Besitzer.😉
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 4 Benutzer
McMillan und Bernd, ihr sprecht mir aus der Seele. Das einzige was ich bereue, es nicht schon viel früher gemacht zu haben.
Ich kann jetzt nach 3 Jahren um Klassen besser spielen als ich es auf der Taste je konnte. Vor allem mit vielen Vorzeichen!
Ich bin natürlich nach 3 Jahren noch nicht da, wo ich einmal hin will. Aber ich habe ja Zeit, Bin erst 70.
Das Tastenakkordeon ist mir mittlerweilen richtig fremd geworden.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 4 Benutzer
Sehr interessanter Bericht, vielen Dank!

Ich hatte Knopf auch schonmal kurz ausprobiert. Gerade das Transponieren ist schon ein Argument.

Da ich aber noch viel Klavier spiele, bleibe ich auf jeden Fall bei den Tasten, und das Knopf wäre dann für mich ein zweites System. Also eher aus Interesse. Dafür fehlt mir die Zeit. Bin ja noch keine 70 ;) aber irgendwann probiere ich es vielleicht mal.
 
Huhu!

Ich kann mich dazu gesellen, wie es aussieht. Den Wiedereinstieg nach ein paar Jahren Spielpause mache ich auf Knopf B (kleine Romance 603).
Geht eigentlich gut, erstmal war natürlich leichte Verwirrung, welcher Knopf jetzt welchen Ton.. ihr wisst schon, aber sobald mein Hirn Knopfposition und Ton verknüpft hat, klappt das. Ich mache langsam und erweitere nach und nach den Tonraum - auch wenn die Anfängerschule ein bisschen langweilig ist.

Ich nutze gleich alle 5 Reihen. Der Versuch, anfängerfreundlich nur die ersten 3 Reihen zu nutzen, endete mit Spinnenfingersalat.

Ich bin übrigens begeistert von der Handlichkeit der Kleinen :) Allgemein ist sie ziemlich oho.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 4 Benutzer
Zwei Wochen später: Doppelgriffe laufen langsam und drei schwarze Knöpfe kenne ich auch schon. Ohne Katzenjammer :)
Die Töne der C-Dur und F-Dur Tonleiter gehen mittlerweile auch „blind“.

Was eine große Hürde ist und ich mir driiiiiingend abgewöhnen muss, mein Daumen will immer auf den Grundton. Das bin ich ja von der Pianotastatur noch gewöhnt, ist auf Knopf aber gelinde gesagt etwas unergonomisch. Hatte jemand ein ähnliches Problem? :)
Den Haas habe ich verbannt (ich mochte das Buch nie sonderlich, auch wenn didaktisch echt gut) und durch Holzschuh 2 ersetzt. Einzeltöne habe ich recht flott hinbekommen, bei den Doppelgriffen war dann ganz schöner Fingersalat.

Nachdem ich eine Woche lang die arme Clementine gedudelt hatte, müssen meine Nachbarn jetzt „Tief im Böhmerwald“ hören. Ein sehr schöner Walzer, btw.
Ich rede es mir gerade auch ein bisschen schön. Ich bleibe bei Knopf, das war schnell klar, aber bin natürlich ungeduldig ob der vermeintlich langsamen Fortschritte. Vermeintlich, von 0 an wäre noch nichts mit dem Böhmerwald, mit Taste wäre der schon erledigt. Auf der anderen Seite, wir wissen doch alle, wie komplex das Instrument ist und Hirn+Hand müssen umlernen.
 
Knopf-Handorgeln haben deutliche Vorteile:
...
Aufgrund dieser Erfahrungen kann nur jede/r ermuntert werden, den Versuch des Umstiegs zu wagen !
Ich finde es falsch, das so allgemein darzustellen. Deine persönlichen Erfahrungen sind positiv, das freut mich.
Auch wer neu beginnt, sollte durchaus Knopf überlegen. Ich denke schon, dass das System da einige Vorteile hat.

Nur haben Knopf-Handorgeln auch entscheidende Nachteile, jedenfalls für mich - und da bin ich sicher nicht der einzige. Und deshalb erscheint mir diese Umsteige-Empfehlung als nicht gerechtfertigt.

Alle Stücke, die ich auf dem Klavier kann, kann ich ohne Üben und Nachdenken auf dem Akkordeon spielen. Jedenfalls die rechte Hand. Alle jahrzehntelang automatisierten Muster müsste ich neu lernen.
Nun gut, wenn es deutlich besser wäre oder ich entscheidende Nachteile verspüren würde, dann schon. Wenn ich mir aber Deine Vorteile im einzelnen durchlese, trifft das bei mir nur sehr wenig zu

1. Größerer Tonumfang bei kleineren Abmessungen.
- mir genügt der Tonumfang (37 bei mir) in den allermeisten Fällen, kleinere Abmessungen brauche ich auch nicht. Ganz im Gegenteil, ich habe eher Probleme, mit kleineren und leichteren Akkordeons den Balg sauber zu bedienen. Und Rachmaninow spiele ich nicht auf dem Akko ;)

2. Akkorde einfach finden
Klar, das Knopfsystem ist fürs Transponieren genial (wenn man 3 Reihen nutzt). Aber ich finde alle Akkorde, die ich brauche, einfach auf dem Piano, warum soll ich auf ein neues System umsteigen, nur um dort das Gleiche zu können?

3. Griff-Kombinationen über 2 Oktaven
Ja, ganz nett. Hab ich aber noch nie vermisst. Die linke Hand ist ja auch noch da.

4. Transponieren leicht gemacht
Das kann durchaus ein Vorteil sein und ein Grund, warum mich Knopf interessiert. Ein Stück mal zack nen Halbton höher spielen ist cool. Aber a) brauch ich das selten, b) will ich das sowieso auch auf dem Klavier können und übe das ohnehin.

5. Fingersatz
"Das ist der einzige Bereich, der anspruchsvoller ist und als Nachteil empfunden werden könnte." - Ich dachte, gerade günstiger liegende Fingersätze wäre ein Vorteil des Knopf? Ansonsten muss man das eben üben.

Am Ende frag ich mich, warum man umsteigen soll. Alles was man schon kann, kann man ja parallel auch auf dem Klavier, den Vorteil verliert man - muss also alles doppelt üben.
Ob die Stücke dann nun leichter sind - keine Ahnung. Ich übe halt und spiel's dann. Vielleicht müsste ich auf dem Knopf weniger üben - dafür müsste ich es aber erstmal lernen, eine Zeitersparnis insgesamt sehe ich da nicht.

Also wer umsteigen möchte, immer los - nur ich finde, es gibt bessere Möglichkeiten, seine Übezeit zu investieren. Anderes Instrument, andere Musikrichtungen, neue Stücke ... da fällt mir sooo viel anderes ein als am Ende das gleiche Klangergebnis mit einem anderen Griffsystem hervorzubringen. Es hängt halt immer von der Situation jede(r)s einzelnen ab.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 2 Benutzer
Einzeltöne habe ich recht flott hinbekommen, bei den Doppelgriffen war dann ganz schöner Fingersalat.
Ja, so ging es mir auch. Einzeltöne gehen schnell, auch Tonleiter machen irgendwann keine Probleme mehr. Die Doppel- und Mehrgriffe dauern länger, bis man ein Gefühl dafür hat. Aber das wird bei Dir bestimmt auch werden.

bin natürlich ungeduldig ob der vermeintlich langsamen Fortschritte
Tu's nicht. Ich war anfangs zu schnell. Dann gab es später Schwierigkeiten, die man sich hätte schenken können. Das Hirn braucht einfach, bis es die Synapsen angepasst kriegt. Also: Locker, leicht und langsam.

Viel Erfolg weiterhin.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
@opa_albin
Du spielst offenbar Klavier und Akkordeon zu ähnlichen Anteilen.
Mich würde interessieren, wie Du die technischen Ansprüche der selben Stücke auf jeweils beiden Instrumenten bewertest.

Es ist mir in letzter Zeit nicht mehr passiert, aber vor einigen Jahren sah ich mich plötzlich von mehreren Schülern mit der Meinung konfrontiert, alles wäre auf Klavier viel leichter.

Man könne alles sehen, muss nicht 2 Systeme kennen, hat 10 Finger, Pedal und ein homogenes Klangbild mit deutlich mehr Volumen und dem oft helfenden Abklang der einzelnen Töne.

So etwas wie die Chatschaturian Toccata wäre auf dem Klavier fast schon langweilig, während auf dem Akkordeon ein Klopper.

Selbst die Kleinsten die sowohl Klavier als auch Akkordeon zur Verfügung haben, berichten von leichterem Klavierzugang.

Ich weiß, führt wieder ins OT, aber immerhin kann ich hier noch erwähnen, dass Knopf nicht nur für weite Griffe gut ist, sondern eben hilft, genau diese Unterschiede zwischen Klavier und Tastenakkordeon etwas auszugleichen.

Bsp. Sextenleitern oder Legato zwischen zweistimmigen Griffen, die nicht allzuweit auseinander liegen.

Klavier: Pedal und einfach stacc spielen

Knopf: smarter Fingersatz

Tasten: keine Chance.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
Ich bin zwar nicht opa-albin, spiele aber auch Tastenakkordeon und Klavier .
Klavier spiele ich hauptsächlich bei Musik, die sich auf dem Akkordeon nicht ideal umsetzen läßt .
Sonst benutze ich es , um Stücke testweise anzuspielen ,
ob sie auf dem Akkordeon mit Melodiebass machbar wären.
Hier hat das Klavier natürlich den Vorteil, daß sich die Hände bei Mustern , die über mehrere Oktaven laufen, abwechseln können.
Ich kann z.B. einen Lauf der oben in der rechten Hand anfängt mit der linken Hand übernehmen und nach unten weiterführen.
Wenn ich das beim Akkordeon mache , klingt das natürlich ganz anders , da der Lauf unter Umständen vom Diskant in den Bass wechseln würde.
Beim Akkordeon muß man also vielfach Musik umnotieren, daß die Verteilung auf Bass/Diskant ohne auffällige Brüche Sinn macht .
Desweiteren hat das Klavier natürlich den Vorteil, daß z.B. bei weit gefächerten Jazzakkorden die andere Hand Töne mitgreifen kann ,
hier erschließen sich für mich unbekannte Noten viel schneller . Ich kann da bis zu einem gewissen Niveau relativ viel direkt vom Blatt abspielen,
was mir auf dem Melodiebass eher nicht gelingt. Daß man sich dabei auf die Finger sehen kann , ist da sicherlich von Vorteil.
 
plötzlich von mehreren Schülern mit der Meinung konfrontiert, alles wäre auf Klavier viel leichter
Mir fallen die Inventionen von Bach auf dem Klavier leichter als auf dem Melodiebass-Akkordeon. Man drückt beim Klavier halt einfach drauf auf die Tasten. Und der Ton ist da. Dasselbe lässt vom Melodiebass-Akkordeon nicht so einfach sagen. Es ist schon ein Unterschied, ob man eine tiefe Melodiebass-Zunge anspielt oder eine mittelgroße. Tiefe Töne brauchen einfach Zeit bis sie klingen. Das macht ein sauberes Spiel auf dem Akkordeon anspruchsvoller. Dennoch habe ich eine größere Kontrolle über das Akkordeon. Bin halt kein Pianist, der das von Kindesbeinen an gelernt hat.

Einmal hat einer meiner Söhne probiert, auf dem Klavier Vivaldis Winter zu spielen. Er hat es bald wieder gelassen. Auf so einem Akkordeon gehen manche Sachen besser und leichter als auf einem Klavier. Der Vivaldi gehört dazu. Bellowshaking macht das Stück für uns zugänglicher. Tangos mit jäh betonten Rhythmen finde ich auf dem Akko auch besser.

Also: Die Aussage ist zu pauschal. Es gibt Sachen, die gehen auf einem Klavier besser und Sachen, für die sich das Akko eher eignet.
 
Du spielst offenbar Klavier und Akkordeon zu ähnlichen Anteilen.
Mich würde interessieren, wie Du die technischen Ansprüche der selben Stücke auf jeweils beiden Instrumenten bewertest.
Ich habe Klavier mit 8 Jahren angefangen und Akkordeon mit ca. 28. Von daher ist das bei mir kein gleichwertiges Niveau und kein fairer Vergleich, ich kann keinen Melodiebass und was ich mit dem Balg mache, da würdet Ihr euch köstlich amüsieren.

Und ich spiele selten die gleichen Stücke auf beiden Instrumenten, also ganz grob gesagt auf dem Klavier mehr Klassik und Jazz, auf dem Akkordeon Swing, Balkan, Tango. Aber die Frage ist schon interessant.

Vom Vergleich her ist es mit der rechten Hand egal, da denke ich gar nicht drüber nach. Anfangs ist es mir aber schwerer gefallen, weil
- man nichts sieht (im Gegensatz zum Klavier)
- man hat eine ungewohnte Hand- und Armposition im Vergleich zum Klavier
- die Tasten sind schmaler (bei Akkorden hab ich die ersten zwei drei Jahre oft danebengegriffen - inzwischen denke ich da nicht mehr dran)

Links gibt es Dinge, die sind für mich auf dem Akkordeon deutlich leichter - schnelle Wechselbässe bei Folk / Balkansachen zum Beispiel, schnelle Walzer/Musette. Mal vom Musikalischen abgesehen (vieles klingt auf dem Akkordeon schöner) ist das Stradellasystem einfach genial, wenn die Harmonien nicht zu weit auseinanderliegen.

Auf dem Akkordeon kann ich rechts schnelle Sachen viel lockerer spielen, weil man praktisch keine Kraft braucht im Vergleich zum Klavier. Das ist viel schöner auf dem Akkordeon zu spielen. Sowas wie Zirkus Renz geht auf dem Klavier eher auf die Kraft, und die Begleitung ist anstrengender, wenn sie gut klingen soll, also der Bass und die Akkorde müssen da relativ weit auseinanderliegen. Ich habe das schon zwei dreimal Klavierspielern gezeigt, wie einfach das ist, die waren da ganz hin und weg. ;)

Wenn es harmonisch komplizierter wird, muss ich links viel üben. ZB durfte ich mal, zum Glück nur im quasi privaten Kreis, Mozart Klarinettenkonzert den langsamen Satz begleiten ... das musste ich mir sehr vereinfachen, das wäre wiederum auf dem Klavier viel einfacher gewesen. Dagegen sowas wie Dvorak Humoreske oder Kreisler Liebesleid, Schön Rosmarin geht auf dem Akkordeon auch sehr gut, wenn man es mit dem Notentext nicht so genau nimmt - nur wenn ich die exakte Begleitung spielen will mit Zwischenstimmen, müsste ich wieder viel üben, weil das Haltepedal fehlt.

So, viel gelabert, ich versuchs nochmal zusammenzufassen: Ist links die Begleitung harmonisch übersichtlich und schnell, finde ich es deutlich einfacher auf dem Akkordeon (Stradella). Melodiebass kann ich nicht beurteilen, da Null Ahnung. Melodieseitig: ist der Tonumfang übersichtlich und kein Pedal nötig, finde ich Akkordeon bei schnellen Sachen einfacher.

Bei "komplexerer" Musik wird es mir auf dem Akkordeon zu kompliziert.

Akkordeon kann natürlich musikalisch Dinge, die das Klavier nicht kann. Und umgekehrt. Für mich ist es also nie ein entweder - oder, sondern ich liebe beide Instrumente. Darf man das?

Aber sicherlich ist das nicht allgemeingültig, sondern erstmal nur bei mir so. Jemand, der von Kindheit an Akkordeon gelernt hat, empfindet das vielleicht genau andersrum?
 
Zuletzt bearbeitet:
  • Gefällt mir
  • Interessant
Reaktionen: 2 Benutzer
Darum ging es ja nicht.
Aber Du ihr bestätigt genau das, was mir manchmal begegnet.

@polifonico äußert sich vor allem über den homogen Klang eines einzigen durchgehenden Manuals und @opa_albin erwähnte, dass komplexere Sachen auf Klavier besser gehen.

Ich habe selten Stücke direkt verglichen, Klavier ist bei mir eher die Ausnahme.

Glaubt es oder nicht, die genannten Vorteile hängen nach beinem Dafürhalten kaum vom System ab, vielmehr ist der Klang bzw die Tonerzeugung Der wichtigste Vorteil.

Kleines Beispiel:
Mit einem durchgehenden Klaviersound auf allen Manualen, einem angeschlossenen Sustainpedal und Anschlagdynamik sind die meisten Vorteile auch auf digitalen Akkordeons verfügbar, egal welchen System.

Mir fällt nur die veränderte Handhaltung und das Blindspiel als verbliebener Nachteil ein.
 
Ja, so ging es mir auch. Einzeltöne gehen schnell, auch Tonleiter machen irgendwann keine Probleme mehr. Die Doppel- und Mehrgriffe dauern länger, bis man ein Gefühl dafür hat. Aber das wird bei Dir bestimmt auch werden.


Tu's nicht. Ich war anfangs zu schnell. Dann gab es später Schwierigkeiten, die man sich hätte schenken können. Das Hirn braucht einfach, bis es die Synapsen angepasst kriegt. Also: Locker, leicht und langsam.

Viel Erfolg weiterhin.
Hallo Bernnt, vielen Dank für deinen Zuspruch!
Darf ich fragen, was es dann für Schwierigkeiten gab?
An sich finde ich den B-Griff in Bezug auf Doppelgriffe ja ganz freundlich aufgebaut, viele Terzen liegen direkt nebeneinander. Aber Oktavgriffe, ohje. Aber wie du sagst, Gewöhnungsfrage :)

Selbst bin ich am überlegen, ob ich zu schnell auf Doppelgriffe übergegangen bin oder ob ich nicht lieber so lange einstimmig üben sollte, bis auch ein einstimmiges schnelles Stück fehlerfrei geht. Auf der anderen Seite mag ich die zweistimmigen Passagen in den Holzschuh Bearbeitungen klanglich sehr gerne. Grundsätzlich suche ich mir aktuell Stücke aus, die anfangs zwar hakelig sind, aber mit etwas Übung schon als solches erkennbar sind. Wenn es gar so einfach ist, fehlt mir der Ansporn. Zu schwer, sprich Takt für Takt langsam erarbeiten, mache ich nicht. Darin sehe ich wenig Sinn und empfinde das als frustrierend. Zusammengefasst bemühe ich Stücke, die ich halbwegs (langsam) vom Blatt spielen kann. Intonation und Balgführung sind da natürlich durchaus ausbaufähig, aber das kommt, wenn die Finger passen.
Ist das zu schnell? Eigentlich nicht, oder? Als Umsteiger startet man ja nicht bei Null.

Bei der Romance ist die Diskantseite ja nicht geriffelt. Ich überlege, ob ich mir kleine Glitzersteinchen auf die weißen Knöpfe klebe, als haptische Hilfe. Oder gewöhnt man sich dann zu sehr dran? Als Kind hatte ich einen kleinen plüschigen Aufkleber auf dem C, das hat schon geholfen.
Jedenfalls weiß ich wieder, warum mein kleines rotes Akkordeon damals von meinen kindlichen Tränen der Wut durchtränkt war ;)

Und wenn jetzt einer sagt: Mädel, nimm Knopfunterricht! - der hätte glatt Recht. Gibt hier nur glaube nichts, selbst der nächste Akkordeondealer ist in der nächsten Großstadt.

Viele Grüße und einen schönen Feiertag!
 
Darf ich fragen, was es dann für Schwierigkeiten gab?
Wer Ziele schnell höher schraubt, erhöht Anspannung und Stress. Das war mir nicht klar. Also lernte ich unter Anspannung zu spielen. Die Stücke gingen zwar irgendwann. Aber wenn man dann in einer Runde spielt, wo man relaxt ist, funktionieren sie schlecht oder überhaupt nicht mehr. Darum raten Dir alle: Hör Dir zu beim Spielen. Freue Dich an den Tönen, die Dein Akkordeon schafft. Spiel langsam und bewusst, dass Du keinen Quatsch lernst (ständig Fehler spielen, Anspannung kultivieren, Ungeduld, ständig schneller werden). Suche Dir Stücke aus, die Dir gefallen und nicht weit außerhalb deiner eigenen Möglichkeiten liegen. Freue Dich über Deine Fortschritte, sei darüber glücklich und zufrieden. Das löst auch eventuelle Anspannung und Verkrampfung.

Grundsätzlich suche ich mir aktuell Stücke aus, die anfangs zwar hakelig sind, aber mit etwas Übung schon als solches erkennbar sind. Wenn es gar so einfach ist, fehlt mir der Ansporn. Zu schwer, sprich Takt für Takt langsam erarbeiten, mache ich nicht.
Du scheinst die Sache aus meiner Sicht mit der richtigen Haltung anzugehen. Du bist nicht auf Abwegen unterwegs, auf denen ich mich verirrt habe.

Oben habe ich gelesen: "Holzschuh". Die Schule von ihm fand ich genial. Ich habe sie bei meinen Anfängen auch benutzt. Ich finde, Herr Holzschuh hat richtigen Hirnschmalz in didaktische Fragen investiert. Er schreitet mit dem richtigen Tempo voran. Vor allem kann man die Schule immer benutzen - egal ob man auf Tasten oder Knopf unterwegs ist. Gut, mit dem Repertoire von ihm sollte man sich anfreunden können. Ich hab mal versucht, mehr über ihn rauszufinden und hab das irgendwo im Akkordeonforum veröffentlicht. Viel Wissen über ihn, seine Methodik und wie er zu seinen musikpädagogischen Einsichten gekommen ist, gibt es leider nicht mehr.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
und @opa_albin erwähnte, dass komplexere Sachen auf Klavier besser gehen.
Für mich! Da ich keinen Melodiebass kann und auch bei Stradella ins Schleudern komme, wenn es mal größere Abstände sind.
Wer das auf dem Akkordeon ordentlich gelernt hat, hat damit wahrscheinlich keine Probleme.

Mir fällt nur die veränderte Handhaltung und das Blindspiel als verbliebener Nachteil ein.
Ich finde, die Handhaltung ist Gewöhnung - und Blindspiel ist am Anfang ungewohnt (ich habe die Bass-Seite zB vor dem Spiegel angefangen) - aber Blindspiel (zB beim Blattspiel) ist auf dem Klavier teilweise wieder schwerer durch die größeren Abstände.

Es ist doch wie mit allen anderen Dingen - was man ausreichend geübt hat, ist irgendwann selbstverständlich und "leicht".
Wie weit ist der Weg auf einer Geige vom ersten Ton bis zu einem richtigen schönen Ton? Das dauert Jahre. Auf dem Klavier machst Du "pling" und der Ton ist schon mal da.
Ist Geige deshalb "schwerer" als andere Instrumente? Ich weiß es nicht. Jedes Instrument hat seine Tücken, jedes ist irgendwie bei den Profis ausgereizt.

Gewisse Dinge gehen hier und da besser, anderes muss man anpassen oder üben. Ich finde es nur falsch, das zu verallgemeinern und zu sagen, dies oder jenes System wäre "besser". Es ist doch keine exakte Wissenschaft, sondern viel Emotion dabei.

Sprich: Man übt doch das am besten, was einem Spaß macht. Wer von Knopf fasziniert ist, vielleicht noch ein Vorbild hat, wird da mehr Zeit reinstecken, positive Rückkopplung bekommen, und den Eindruck haben, das System sei besser.

Vielleicht gibt es auch Dinge, die generell bei Knopf oder Taste besser sind - aber das können bestimmt nur wenige beurteilen, die nämlich gleich viel mit beiden Systeme gespielt / geübt haben. Andererseits werden anspruchsvollste Stücke auf beiden Systemen gespielt, eine echte Begrenzung können sie also nicht wirklich haben. Von daher wäre mein Ansatz - als totaler Laie - man spiele, was einen fasziniert, wo man Vorbilder hat, denn das wird am Ende mehr Spaß machen und dadurch auch bessere Ergebnisse bringen.
 
Es ist doch sonnenklar, dass die Möglichkeiten auf Knopf größer sind als auf Taste (z.B. rechts größerer Tonumfang, man kann weitere Abstände greifen etc.). Wenn man diese Möglichkeiten nicht braucht, ist es letztlich egal, für welches Griffbrett man sich entscheidet.
 
Mein Browser hat sich beim antworten natürlich aufgehangen. Danke dafür 🙄

Nochmal, aber kürzer.
Bernnt, vielen Dank für deine Ausführungen. Ich stimme zu und beherzige!
Holzschuh fetzt :) Die Stückauswahl mag ich tatsächlich, auch die Holzschuh Collection. Mit den selbst komponierten Stücken vom Haas bin ich dagegen absolut nicht warm geworden. Ich mag Schunkler, erwischt.
 

Ähnliche Themen


Unser weiteres Online-Angebot:
Bassic.de · Deejayforum.de · Sequencer.de · Clavio.de · Guitarworld.de · Recording.de

Musiker-Board Logo
Zurück
Oben