Vor Publikum spielen

Nanna
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Hallo zusammen,

mich würde mal interessieren, ob ihr eher privat, zum persönlichen Vergnügen Akkordeon spielt oder ob ihr mit eurem Instrument auch vor Publikum tretet.
Wer auch öffentlich spielt: habt ihr keine Angst euch zu verspielen? Lampenfieber?

Ich habe ja als Kind mit dem Akkordeonspielen begonnen. Ich bekam damals das abgelegte 48er meines großen Bruders und der bekam ein größeres.
Zu meinem Leidwesen musste ich immer an Feiertagen oder Geburtstagen vor der Familie, aber auch in dem Krankenhaus, in dem mein Vater arbeitete, vor Publikum spielen. Mich hat das unendlich gestresst.:eek: Unser Vater nahm meinen Bruder und mich an Weihnachten, Ostern oder anderen Feiertagen regelmäßig mit auf die verschiedenen Stationen und, wenn ein Klavier da war, dann spielte er Klavier und wir zwei Akkordeon. Oder mein Bruder und ich mussten alleine "auftreten". Klingt nett und war sicher auch nett gemeint, ich glaube mich auch zu erinnern, dass die Patienten sich darüber gefreut haben, aber ich hatte immer Höllenangst, dass ich mich verspiele. Mir hat das überhaupt keinen Spaß gemacht.
Ich glaube, ich tauge nicht zum öffentlichen Spielen...

Wie sieht das bei euch aus?

Nanna
 
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Hallo Nanna

ich spiele, so wohl als auch.
Also allein, mit meinem Schatz zusammen, mit Ensemble vor Publikum und mit dem Orchester wo wir gebucht werden.
Demnächst auch Solo in einer Kirche.

Also das gesamte Programm.

Und es ist egal ob ich vor einem Menschen spiele oder wie letztens im Gürzenich vor ausverkauftem Haus (ca.1000 Zuhörer),
eine gewisse Spannung ist da und das muss auch so sein.

Das was du Stress nennst ist ganz einfach Lampenfieber und gehört mit dazu. Das ist das Salz in der Suppe.

Zu den Fehlern.
Tja die gibt es gratis dazu.
Wer sie findet darf sie behalten.
Also live Musik ist nie !!! "fehlerfrei"....
Wenn du Rockbands hörst... *hust* hörst du da irgendwelche Fehler? Ja nee ist klar, die sind zu laut... trotzdem haben sie ja auch eine Linie die sie verfolgen.
Aber dann heißt es unplugged....
man muss es halt selbstbewusst verkaufen.

Bei mir heißt es dann "persönliche Note".

Entspann dich. Die Menschen sind in der Regel, einfach glücklich über handgemachte Musik
Fehlerfrei kann jeder, dann heißt es aber CD abnuddeln..... by the way... weißt du wie oft die Musiker ein Lied spielen müssen?
Damit anschliessend der Tontechniker die Spuren zusammenschneidet???

Also handgemachte Musik ist und bleibt einzigartig!

Ich kann mich noch gut erinnern:
Wir waren mal auf einem Konzert mit bekannten zwei Akkordeon Musikern...
Sie kamen rein setzten sich hin, Finger auf die Knöpfe ....
=)(/)(/&%/&%$$§%/&()=? upps .... hö da hatte einer seine Finger in einer falschen Position auf seinen Knöppen platziert und das passte nun gar nicht zu seinem Duopartner.
Was machte er?
Er stand auf verbeugte sich, hatte ein wunderbares Lächeln auf den Lippen, schüttelte leicht den Kopf...
setzte sich wieder und die Beiden fingen von vorne an.
Sicher für den Künstler der Alptraum schlecht hin, aber für das Publikum WOW..... mir hat dieses Erlebnis nur noch mehr Hochachtung für diese Musiker gegeben.
 
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Hallo Nanna!

Ich spiele momentan fast nur noch "live", weil ich zum Üben in meinem privaten Kämmerlein keine Zeit finde.

Meine persönliche Lampenfieber-Überwindung fand etwa mit 17 Jahren statt.

Unser damaliges Orchester hatte ein xx-jähriges Jubiläum und ich sollte auch ein Akkkordeon-Solo spielen. Das Stück war eigentlich viel zu schwer und auf einem Standardbassakkordeon normalerweise nicht spielbar - eine nicht zu kleine Herausforderung damals für mich... (...gut, dass ich das damals nicht wusste und mir auch keiner was gesagt hat!)

Alles kein Problem - ich sollte als Solist den 2. Teil des Konzerts eröffnen. Im Orchester spielte ich damals sowieso immer Elektronium bzw. 2. Solo und hatte somit einen sehr entspannten ersten Konzertteil.

--- PAUSE ---

Da war das Problem! Ich hatte jetzt 20 Minuten Zeit, nervös zu werden und richtig Lampenfieber zu bekommen - und ich nutzte diese Zeit absolut perfekt und ausschließlich genau zu diesem Zweck.

Den eigentlichen Auftritt habe ich nicht mehr "bewusst" erlebt. Glücklicherweise funktionierten alle eingeübten Automatismen und keiner (außer Dirigent und Eltern) hat was bemerkt. Am Ende des Stückes war mein Lampenfieber weg. Seit diesem Tag hatte ich keines mehr. Wahrscheinlich hat das damals für ein ganzes Musikerleben gereicht.

Wenn ich heute auf die Bühne gehe und kurz vorher bin ich ein bisschen nervös - das ist aber noch als vollkommen "normal" einzustufen.
Nach dem Hinsetzen / vor dem ersten Ton bin ich dann schon entspannt und konzentriert. Danach heißt es: Spaß haben!

VLG
Accord
 
Vor Publikum spiele ich hauptsächlich im Orchester, solo hauptsächlich für mich alleine (oder meinen Lehrer), aber mit Ausnahmen.
Lampenfieber ist bei mir abhängig davon, wie viele Mitspieler um mich rum sind (je mehr Mitspieler, desto weniger L., auch Solostellen machen mir im Orchester normalerweise nichts aus), wie viele Zuhörer (je mehr Zuhörer, desto mehr L.) und wie musikalisch fit diese Zuhörer sind.
"Höhepunkt" meines Lampenfiebers hatte ich, als ich der Ansicht war, ich müsste beim Traugottesdienst meines Bruders in der Kirche Solo spielen ... mit ca. 200 z.T. professionellen Musikern im "Publikum". Ich war recht ruhig, bis ich vor dem Gottesdienst das Akkordeon auf die Empore trug. Aber dann um so mehr: ein Beobachter meinte, er hätte noch nie jemanden so zittern gesehen wie mich da. Und während des Spiels hatte ich im gesamten Stück ein Balgtremolo drin, wenn ich das gewollt hätte, hätte ich es nie so gleichmäßig hinbekommen ... das merkte aber außer mir niemand ;)
Gegenteil dazu war Anfang dieses Jahres, als ich bei einer Vernissage spielte, auch solo, immerhin rund 100 Leute da. Aber 1. kannte mich da fast niemand ;) und 2. war es nur Hintergrundmusik, während die Gäste sich am Buffet gütlich taten. Dort spielte ich einfach so vor mich hin, Lampenfieber war vor dem Auftritt ein klein wenig vorhanden, während des Spielens aber nicht mehr.
Und dazwischen gab und gibt es alle möglichen Zwischenstufen ...

Gruß,
INge
 
Von Anbeginn musste ich vor Publikum spielen. Zuerst gab es die Vorspielnachmittage mit den Eltern und Großeltern, dann Jugend Musiziert. Da war ich im Solospiel nur Mittelklasse, aber dabeisein war alles. Ich war ja schon relativ alt (12), als ich anfing, Akkordeon zu spielen. Im Duo mit den sieben Bildern von E.L. Wittmer gab es sogar eine Weiterleitung, aber durch unsere Berufsausbildung (meine damalige Duopartnerin lebte dann 300km entfernt) kam es nicht soweit.
Durch meine Berufstätigkeit in mehreren Kliniken in BW, Saarland und Hessen fand ich an jedem Ort ein Orchester und meistens auch eine Duopartnerin.
Lampenfieber, als es vor Publikum ging, war immer da.
Als es wieder zurück in die Heimat ging, spielte ich natürlich wieder in meinem ehemaligen Orchester mit und fand meinen Duo-Partner, mit dem ich sehr oft alleine mal vor mehr oder weniger Publikum auftrat.
Hier hatte ich immer Lampenfieber, musste mich mehr anstrengen, denn mein Duo-Partner war einfach nur Spitzenklasse.
Unser letzter gemeinsamer Auftritt fand auch vor russischem Publikum statt und da habe ich voll versagt. Plötzlich konnte ich das eine von 3 Stücken, das wir seit Jahren zusammen auswendig spielten, nicht mehr. Es war nur eine Leere da.
Ich wusste, es war unser letzter Auftritt (die Gründe waren privat) und die Nerven wollten nicht mehr.
Wir haben 3x angesetzt und ich hatte mich voll blamiert.
Danach war es sehr schwierig für mich, überhaupt nochmal irgendwo, auch alleine, aufzutreten.
Das kam dann erst wieder durch das DRK. Hier fanden und finden oft offizielle Veranstaltungen statt und ich spiele auch wieder alleine vor Publikum. Oder mit meiner 20-Jahre älteren "Duo-Partnerin", die keine Noten kann und sich alles mühsam nach der Melodie, die sie kennt, erarbeitet.
Ist für mich schwierig, da es natürlich rhythmische Probleme gibt, denn sie kennt die Melodie, kreist sich die Halbtöne ein und kann sich dann nicht mehr so richtig auf den Rhythmus konzentrieren.
Passt aber immer, wenn wir zusammen spielen.
Dafür ist sie zu vielen Geburtstagen gefragt, denn sie kennt fast alle Stimmungslieder, auch von den Bläck Fööß oder Höhnern, die sie auf ihre Weise zum Besten gibt und damit Erfolg hat.
Im Orchester macht es mir nichts aus, vor Publikum zu spielen, auch im Chor nicht, nur wenn es größere Konzerte mit dem Chor gibt - wie am Wochenende und nächste Woche - ist auch wieder Lampenfieber dabei.
Ich glaube, das Verspielen - passiert jedem von uns, keiner kann sich davon freisprechen - macht überhaupt nichts aus. Wie die anderen schon schrieben, live is live. Lampenfieber finde ich immer wieder prickelnd und macht einen Teil des Lebens spannend.
Zeigt, dass unsere Musik uns nicht gleichgültig ist.


Gruß Jutta
 
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Lampenfieber gehört dazu und ist etwas wunderbares. Es ist für mich eine Energieform, die ich versuche, zu etwas positiven zu umwandeln.

Das heißt, ich lasse mich nicht von meinen Gedanken verrückt machen. Ich vertraue auf mein Gehirn, der alle Abläufe während der Proben gespeichert hat. Er weiß einfach alles! Bloß nicht nachdenken, sondern geschehen lassen und es klappt immer wieder :) Und die Aufregung mit auf die Bühne nehmen und schön als Energiequelle zum singen / spielen nutzen.

Und wenn doch etwas schief geht während des Auftrittes, dann ist es halt so. Wir sind kein Roboter, sondern Menschen. Wenn es mir live passiert, sag ich meistens hinterher, wenn sie das Lied in der Originalversion hören möchten, dann können sie gerne die CD kaufen. Bis jetzt hat das Publikum immer locker darauf reagiert und fand es auch gut, dass ich mit einem Augenzwinkern mein verspielen kommentiert habe.

Ich bin nicht fehlerfrei, trotz viel Übung. Man muss einfach zu sich stehen, zwar eine hohe Qualität anbieten, aber sich dabei nicht zu ernst nehmen :D

Ich hoffe, du kannst ein paar Tipps nutzen.
 
Hm. Hm. Ich habe extremes Lampenfieber oder vielleicht besser Bühnenangst. Schon immer.
Als Grundschülerin habe ich kurze Zeit Geige gelernt. Wenn ich vor Verwandtschaft vorspielen sollte, dann haben die im Wohnzimmer gesessen und ich hab im benachbarten Schlafzimmer gespielt - mehr ging wohl nicht.
Im Gymnasium war ich im Chor - da kann ich mich nicht an unangenehmes Lampenfieber erinnern, auch bei einem Sechser-"Solo" nicht. Es gibt auch noch ein Bild von einer Familienfeier, wo ich mit zwei anderen gegeigt habe.
Während des Studiums hab ich mal mit einem Organisten von der Empore aus Blockflöte gespielt, der höchste Ton blieb aus... na gut, das Stück war auch eigentlich für Geige gedacht.
Mit den Schottentänzern hab ich einige bis viele Male vorgetanzt, meist zu sechst oder zu acht. Überhaupt kein negatives Lampenfieber, eher freudige und fiebrige Erregung, mit anderen guten Tänzern tanzen zu können.
Mit dem Akko - oh je. Bisher wenige Male bei Musikantenstammtischen und einem Sommerfest. Sehr durchwachsen von hat-ja-halbwegs-gut-geklappt über naja-immerhin-über-viele-viele-fehler-hinweggespielt und ohje-da-musste-ich-mehrmals-neu-ansetzen bis zu mehrfach-neu-angefangen-und-dann-aufgegeben. Aber ich spiel trotzdem vor, weil ich anders nicht dagegen ankomme, ich hoffe darauf, dass es mit der Zeit besser wird und bin den geduldigen Stammtischlern sehr dankbar.
Vor den Akkordeonauten hab ich glaub ich auch noch nie so richtig vorgespielt. Leider. Sch....-Lampenfieber.
Selbst im Unterricht bin ich nervös, obwohl der Lehrer nett und verständnisvoll ist. Der steht selbst regelmäßig auf der Bühne und hat kein Lampenfieber mehr, höchstens ein bißchen vor Solo-Auftritten.
Referate, Vorträge und ähnliches - da sieht es genauso aus. Wobei - seit ich mich beim Musikantenstammtisch blamiere, sehe ich das etwas gelassener.
Noch ein Link zu meinem Selbst-Mutmach-Blogeintrag. Nicht zu ernst nehmen, bitte.
(ich bin gespannt, wie lange dieser Faden dem Akko-Forum erhalten bleibt...)
 
@ Hiltrud, den Link kann ich nicht öffnen....
 
Wenn Akkordeonspezifisches einbezogen wird, oder Vergleiche zu anderen Instrumenten enthalten sind, bleibt es sicher hier.

interessantes Thema!
 
lampemfieber, wer hat das nicht? jeder auch die ganz großen. die frage ist, wie man damit umgeht und das bringt nur die übung. Das andere ist der Umgang mit Fehlern. Wie schon zuvor angesprochen passieren Fehler IMMER. Bei den Profis sind die Fehler wesentlich kleiner als bei Anfängern aber ebenso vorhanden. ich hatte da auch mal so einen katastrophenauftritt, als ich bei einer hobby-kleinkunstshow die umbaupausen mit meinem akk. durch die reihen laufend füllte. Auf einmal war die linke Hand weg. verrutscht. ich habe dann den teil ohne begleitung zu ende gespeilt und mich dann wieder gesammelt. hinterher kam dann eine frau mit den worten: so würde ich auch gerne spielen können. da hab' ich dann nur gedacht 'wenn du wüsstest' was ich damit sagen will: 'bei einem fehler gleich welcher art - WEITERSPIELEN. Manche mögen es wohl hören, die meisten jedoch nicht.'
 
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oh ja, ich habe ja erst vor einem Jahr mit Akkordeonspielen wieder angefangen, nach ca. 12 Jahren Pause... damals fand ich es immer schlimm, wenn ich zu Geburtstagen, Weihnachten oder ähnliches spielen sollte. Das mochte ich ganz und gar nicht!!! Und irgendwie war es auch nie so wie ich oder meine Eltern es haben wollten lol. Na ja, die Differenzen mit meinen Eltern waren zum Teil auch mit ein Grund für meine lange Pause (aber längst nicht der einzige!!). Ich habe aber damals auch kleine Auftritte gehabt, z.B. bei einem Jubiläum meiner früheren Musikschule! Das hat mir riesigen Spaß gemacht. Aber meine Güte war ich aufgeregt haha. Jetzt, wo ich wieder angefangen habe, genieße ich es sehr auch für mich alleine zu spielen :) und da ich auch in einem Gospelchor singe, spiele ich da jetzt einige Lieder, überwiegend als Begleitung, mit. Und ein sehr schönes Stück auch als solo! Das macht wirklich Spaß, gestern erst habe ich in einer Kirche gespielt :D hat natürlich auch nicht alles perfekt geklappt, aber wenn man sich verspielt muss man irgendwie eben so schnell wie möglich sich wieder fangen und die Töne wieder finden. Mich macht es auch manchmal nervös, wenn Leute im Publikum sitzen, die ich gut kenne und mag. Da will ich dann BESONDERS gut sein. Das macht mich mehr nervös. Wenn man die Leute nicht kennt und nie wieder sieht, kann man die Verspieler oder ähnliches besser verdrängen lol Aber alles in allem ist das jetzt im Moment eigentlich mehr, als ich gehofft und erwartet hatte. Und ich hab ja gerade erst angefangen hahahaha
 
Zu den falschen Tönchen noch ein Satz: "Wenn man selbst bemerkt, dass man sich verspielt hat, dann ist man Musiker!"
 
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Eure Beiträge sind wunderbar, vielen Dank.
Es ist gut, zu lesen, dass einerseits auch andere ihre Schwierigkeiten mit öffentlichen Auftritten haben und andererseits man auch ruhig mal Fehler machen darf.
Vielleicht hab ich früher nicht genug geübt und war deswegen so unsicher, vielleicht war auch der Anspruch meines Vaters sehr hoch, ich weiß es nicht mehr.

Es ist jedenfalls schön, eure Geschichten zu lesen, und außerdem machen sie mir Mut!

Herzliche Grüße
Nanna
 
Oh ja, Lampenfieber habe ich!
Ich bin ja noch nicht so weit, kann meine Lieder zu Hause in fast perfekter Perfektion und auf der Bühne habe ich die Hosen voll! Ich habe in der Musikschule Vorspielstunden, Mittwoch ist es wieder so weit und ich zittere heute schon.
Mein Lehrer sagt es passiert immer was und damit muss man sich abfinden und einfach weiter spielen, die meisten hören die falschen Töne sowieso nicht.

In der Gruppe macht mir das nichts aus.

Ich hoffe es tritt irgendwann ein gewisser Gewöhnungseffekt ein.

Zu Weihnachten haben wir im Reitstall immer ein gemütliches Beisammensein mit selbst gemachter Musik. Letztes Jahr war ich furchtbar aufgeregt, ich hoffe diese Jahr wird es nicht so schlimm. Ich kenne die Leute alle sehr gut und sie bewundern mich, dass ich noch angefangen habe in Instrument zu spiele. Es spiel noch eine auf einer steirischen Harmonika und einer mit einem Saxophon.
Ein Lied spielen wir gemeinsam.
Ich sehe das als gute Übung an.

Gruß grollimolli
 
Hallo Nanna,

wenn ich Deinen Beitrag und die diversen Antworten lese, dann muss ich an einen der "übelsten" Augenblicke der letzten Jahre denken: wir traten mit unserem Trio "Rodamón" (Geige, Akkordeon, Kontrabass) in einer bekannten Kleinkunstbühne in Marktoberdorf auf. Ich war noch krank (Grippe) und die Atmosphäre war für mich furchtbar: richtige Bühne (ehemaliges Kino), das Publikum (voll besetzt) konnte ich kaum sehen wegen der Scheinwerfer, ich hatte eiskalte Finger... - der Auftritt war schrecklich. Meine rechte Hand zitterte dermaßen, dass ich x-mal daneben traf. Meine beiden Mit-Musikerinnen erlebte ich als total "cool", was mich erst recht verunsicherte... Es war schrecklich!

Nach dem Auftritt bekam ich zahlreiche Rückmeldungen: einerseits habe kaum jemand meine Fehler bemerkt - und andererseits hätte niemand mitgekriegt, wie aufgeregt ich war und wie schlecht es mir ging, wenn "man" nicht meinen irgendwie offenbar etwas verzeifelten Gesichtsausdruck gesehen und mein "Kopfsachütteln" bei jedem Fehler wahrgenommen hätte. Das gab' mir zu denken...

Übrigens: ich bin mit meinen 55 Jahren nicht unbedingt unsicher, was öffentliche Auftritte betrifft - in der Arbeit gehört das zu meinem täglich Brot (Vorträge u. dgl.) - und es war auch nicht mein / unser erster Auftritt...

Seitdem habe ich es mir angewöhnt, gelassener an so etwas heranzugehen. Wie die Anderen schon sagten: "Fehler" gehören live immer dazu - nur lass' ich mir's nimmer anmerken (bzw. ich versuch's), wenn ich mal daneben treffe. Oder wir lachen gemeinsam über den "Ausrutscher". Schlimmstenfalls lassen wir's ins ganz "Falsche" abdriften, damit jede(r) merkt, dass wir uns verloren haben...Alle lachen... und dann geht's halt wieder von Neuem los...

Was ich nie gedacht hätte: die Zuhörer/innen erleben das offenbar als "authentisch" und echt und "lebendig"... - wobei die tatsächlichen "Fehler" kaum jemand wirklich mitkriegt! Das "Publikum" registriert offenbar viel mehr, ob es uns Spaß macht zu musizieren, als ob wir "perfekt" sind! Die schönste Rückmeldung für mich ist seitdem immer: "Man merkt, dass es Euch Spaß macht und dass Ihr mit dem ganzen Herzen bei Eurer Musik seid!"

Also: Lampenfieber ist normal. Und: wir sind Menschen! Niemand ist perfekt - und das tut gut zu wissen!

Liebe Grüße vom Markus
 
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Hallo, Nanna,

Auch ich bin bei Konzerten und anderen Auftritten mit dem Akkordeon immer sehr aufgeregt und nervös.
Das hat viel damit zu tun, dass ich ein möglichst perfektes Ergebnis abliefern will.
Erstaunlicherweise ist das bei meinem 2. Instrument, dem Dudelsack, nicht so ein großes Problem, obwohl ich den deutlich schlechter beherrsche als das Akkordeon. Beim Dudelsack ist es allerdings so, dass die Ungenauigkeiten und Fehler vom Publikum nicht so wahrgenommen werden, weil alle vom Instrument an sich sehr beeindruckt sind.
Beim Akkordeon hören die Zuhörer viel kritischer hin, habe ich den Eindruck. Vermutlich bilde ich mir das aber auch nur ein.
Was ich noch merke ist, dass die übermäßige Nervosität mit der Anzahl der Auftritte abnimmt. Sie sollte nicht völlig abnehmen, denn mit dem Adrenalinspiegel steigt auch die Konzentration, außerdem wäre es schade, wenn wir von unserer eigenen Leistung so wenig beeindruckt wären, dass sie uns ganz kalt lässt. Nur sollten die Finger nicht so zittern und schwitzen, dass man die Tasten nicht mehr trifft. Das ist mir nämlich auch schon passiert.
Ich versuche also immer wieder mal öffentlich zu spielen um mich daran zu gewöhnen und erhalte, egal wie gut mir der Vortrag gelungen ist, meistens positive und anerkennende Rückmeldungen. Das gibt mir dann die Gelassenheit, meine Unzulänglichkeiten nicht zu ernst zu nehmen.

Gruß
Reini2
 
Das Hinwegspielen über Fehler legt mir mein Lehrer immer wieder ans Herz, weil Fehler einfach immer wieder passieren...

Zum Vorspielen beim Stammtisch muss ich mich immer selbst geradezu zwingen. Vorher denk ich mir aus, warum ich es nicht tun sollte (schlechtes Fahrwetter, zu wenig Zeit zum Üben, Finger verknackst etc.) dann fahr ich bibbernd und doch voll Vorfreude hin und bin hinterher superfroh und erleichtert, wenn ich doch gespielt habe. Und ja, die Resonanz auch auf meine hm tonalen Versuche ist erstaunlicherweise nie wirklich negativ (((und ich hab auch schon das Lob gehört, ich hätte mich verbessert))). Und ab und zu erzählen die Stammtischler, wieviel Lampenfieber sie selbst am Anfang hatten - nebst mittlerweile amüsanten Anekdoten - oder immer noch haben.

Bei einem größeren Stammtisch mit vielleicht gut 100 Zuhörern ist mal ein Ziach-Spieler total heraus gekommmen. Dabei hatte er an diesem Abend schon vor diesem Publikum gespielt und auch noch im Gastraum vor kleinerer Runde. Er hat dann abgebrochen und ist von der Bühnen gegangen. Die Zuhörer und die anderen auftretenden Hobby-Musikanten haben trotzdem applaudiert. Grad die Musikanten wissen wohl, wie leicht sowas jedem passieren kann.

Und ich hab von einer Ziach-WM gehört, da hat ein Wettbewerber wohl einen totalen Blackout gehabt und musste neu anfangen. Er hat es dann noch auf einen recht guten Platz geschafft.

Und glücklicherweise macht ja auch das Nur-für-sich-spielen gaaaanz viel Spaß. Weils besser klappt und Fehler passieren dürfen.
Und vielleicht, ja vielleicht ist diese Haltung "Fehler passieren halt und dürfen auch passieren" auch ein bißchen ein Schlüssel zum entspannteren Vorspielen.

Hoffentlich funktioniert es jetzt: http://hildemo.blogspot.de/2012/12/lampenfieber.html
 
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Ich hatte heute meine Vorspielstunde. Am Anfang hatte ich totale Startschwierigkeiten, dann ging es und am Ende habe ich auch noch mal gepatzt, aber den Patzer habe ich gut getarnt.

Ich muss sagen ich fand das heute auch nicht so schlimm wie die letzten Male, ich habe sogar den Eindruck, dass mein Lampenfieber weniger wird. Wie war das noch üben, üben, üben.
Ich hatte auch keine schlaflose Nacht, nur wilde Akkordeon-Träume.

Gruß grollimolli
 
Hallo Zusammen, Hallo Nanna,
Interessant finde ich in diesem Zusammenhang die körperlichen Merkmale beim Lampenfieber, oder auch die Symptome/ Ursachen. Ich merke, daß ich oft im Lampenfieber flach atme und mir passiert es immer wieder, daß auch mein Akkordeon flach atmet, sprich: daß meine Balgwechsel plötzlich anders sind, als gewohnt.

Ich muß mich regelrecht zum tiefen einatmen zwingen, dann reduziert sich das Lampenfieber in der Regel auf ein gesundes Mass. Wahrscheinlich wäre ein gemeinsames Atmen (ich und mein Akkordeon) dann von großem Vorteil.

Gruß Thomas
 
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Hallo Thomas,

das ist interessant. Ich erinnere mich daran, dass ich bei Aufregung den Balg überhaupt nicht mehr in einem richtigen Maß aufziehen konnte. Also entweder viel zu weit oder viel zu kurz. Mir ist plötzlich das natürliche Gefühl dafür völlig abhanden gekommen. An meine Atmung in der Situation kann ich mich nicht mehr erinnern, aber ich weiß, dass ich heute noch bei Aufregung mit meiner Atmung durcheinander komme. So wie du schreibst, dass du dich zwingen musst, tief einzuatmen, so ist das bei mir auch. Allerdings komme ich dabei völlig aus dem Rhythmus und atme auch mal viel zu tief ein oder aus. Genauso wie ich den Balg zu weit aufgezogen habe. Erstaunlich. Da gibt es tatsächlich eine Parallele.
Gemeinsam mit dem Akkordeon atmen. Das ist wunderbar gesagt. Das ist das Ziel. Sehr schön.

Bei mir kommt allerdings beim Spielen vor Publikum noch ein völliger geistiger Blackout dazu. Irgendwie entsteht eine totale geistige Leere und wenn mich jemand fragen würde, wie ich heiße, so wüsste ich das wahrscheinlich auch nicht mehr. Schrecklich.
Aber vielleicht muss man einfach üben und immer wieder vor anderen Menschen spielen.
Als ich mein altes kleines Akkordeon noch hatte, nahm ich es öfters in die Arbeit mit. Ich arbeitete damals in einem Seniorenheim. Da war jedes Mal eine so große Freude bei den Bewohnern, wenn ich mit dem Akkordeon kam, dass ich selbst mich auch nur noch freute. Dort machte mir das Spielen nichts aus, obwohl ich mich auch ab und zu verspielte. Ich spielte aber auch nur alte Volkslieder, die die Leute alle begeistert mitsangen und keiner merkte meine Fehler. Genau genommen war das damals kein Vorspielen sondern ein gemeinsames Musizieren und Singen. Das ist eben auch etwas anderes.

Nanna
 
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