Warum ist die Standardstimmung E – A – d – g – b – e' ?

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Warum ist die Standardstimmung E – A – d – g – b – e' ?

Gibt es dafür eine sinvolle Erklärung? Warum hat sie sich durchgesetzt?
Auf Wikipedia steht ja wann sie sich entwickelt hat, aber leider nicht warum.
Es interessiert mich dabei sowohl die allgemeine Stimmlage als auch besonders der "Aussreisser" der b Saite.
Kann da irgendwer Licht ins Dunkel bringen?
 
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Hallo,

zunächst mal: gute Frage, leider weiß ich es nicht, und ich fürchte, es wird Dir auch niemand beantworten könne, weil halt keine historischen Stimmungen von Saiteninstrumenten erhalten sind bzw weil auch kein Zeitreisender dabei war, als irgendein griechischer Sänger sich dazu entschloß, seine Kithara in Quarten statt in Terzen oder Quinten zu stimmen.
Das soll uns natürlich nicht daran hindern, abenteuerliche Mutmaßungen anzustellen.

Klar hat die Stimmung in Quarten etwas mit Obertönen zu tun; der 2. Oberton von A ist z.B. das E, bloß eben um eine Oktave versetzt.
Die Stimmung in Quarten ermöglicht übrigens erst das Spielen von Tonleitern. Mit vier Fingern und einer offenen Saite kann man vier Halbtonschritte spielen, d.h. eine große Terz, dann kommt die nächste Saite dran. Auf der E-Saite sind das E - F - Fis - G - Gis, dann kommt die A-Saite. Sind die Saiten in kleineren Intervallen gestimmt, z.B. in Terzen, verschenkt man Töne, in größeren Intervallen, z.B. in Quinten, gehen Töne verloren.

Dann gibt es noch die historische Lauten- und Vihuela-Stimmung E -A - D- fis - h - e, d. h. die Quarten werden beibehalten, lediglich die Terz wird auf ein anderes Saitenpaar verlegt. Das war wohl in der Renaissance die vorherrschende Stimmung. Wenn Du's mal selber ausprobierst, wirst Du feststellen, daß man die gängigen Akkordgriffe etwas abändern muß, ansonsten bietet diese Stimmung keine großen Vorteile, da der Tonumfang der Gitarre sich ja nicht ändert. Mir fällt dabei auf, daß sich Melodien leichter auf dem Terzpaar D - fis spielen lassen, und das scheint auch der Grund dafür zu sein, daß in der heutigen Standardstimmung ein Saitenpaar, nämlich g - h, eingeschoben wurde: skalare Phrasen, d.h. Melodien und lineare Motive, lassen sich auf kleineren Intervallen leichter spielen als auf Quart- und Quintpaaren. Das hängt möglicherweise mit der Entwicklung von Laute und Vihuela von reiner Akkord-Begleitung zu einer interessanteren Begleitform mit skalaren Einwürfen zusammen, ähnlich dem heutigen flatpicking, sowie einer allgemeinen Stärkung der Melodie gegenüber der Harmonie.
Außerdem wird das Greifen von Akkorden erleichtert: Wenn Du spaßeshalber mal Deine h-Saite auf c und die e-Saite auf f stimmst, hast Du einen etwas erweiterten Tonumfang, aber es ist fast unmöglich, einfache Standardakkorde zu greifen; irgendwo ist immer eine Saite einen Halbtonschritt zu hoch gestimmt.

Mein Tip lautet: Probier' einfach mal ein paar alternative Tunings aus, z.B. drop-D, DADgad, open D, open G oder irgendein modal tuning. Dann wirst Du feststellen, daß Du zwar neue harmonische Möglichkeiten erhältst, dafür aber andere Sachen - in der Regel tonleiterorientiertes Material - verloren gehen.

Anregungen findest Du unter

sowie unter [URL="http://en.wikipedia.org/wiki/Guitar_tunings"]

Yours truly

Arthur Milton
 
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Außerdem wird das Greifen von Akkorden erleichtert: Wenn Du spaßeshalber mal Deine h-Saite auf c und die e-Saite auf f stimmst, hast Du einen etwas erweiterten Tonumfang, aber es ist fast unmöglich, einfache Standardakkorde zu greifen
Vor allem auch, wenn es darum geht Barreegriffe anzuwenden. Etwa A im 5. Bund der E Saite. Da hat man mit einem Finger schon 3 Töne abgesetzt und brauch lediglich 2 für die Quinte und erste Oktave und dann noch gegebenenfalls (k)einen für die Terz. Mit einer C statt H Saite wäre das viel komplizierter.

Ich habe also bei der h stimmung immer in einem bestimmten Bund auf der E Saite den Grundton und auf der h Saite die zugehörige Quinte.
 
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E ine A lte D ame G eht B rot e inkaufen , ja Warum tut sie das ? :D
Weil man am Elegantesten Powerakkorde "schrubben" kann ?
Weil man ansonsten Unmöglich "Stairway to Heaven" darauf zocken könnte ?

Einige haben es ja schon gesagt , im Laufe der Musikgeschichte hat sich eben Die Alte Brotkaufende Dame durchgesetzt , weil die Allermeisten Gitarre zupfenden Homo Sapiens damit am Meisten anfangen können , Stichwort Barréakkorde
Wechselbass , es Lassen sich relativ bequem Sowohl alle Dur als auch Moll akkorde spielen , voicings ebenfalls , auch ist es so , dass man Alternativpositionen einzelner Noten oder Licks einfach erreichen kann , also Logischer Aufbau .
Ich komme sehr gut zurecht damit , benutze aber selbstverständlich auch mal eine Andere stimmung , z.b. um Authentisch einige Stones / Led Zeppelin Songs nachzuspielen.

Die "Erfinder" des Blues z.b. Arme Afrikanische Sklaven in den Usa haben einfach eine Gitarre nach Gehör gestimmt , ein Gut klingender offener Akkord , dazu nahm man einen Abgebrochenen Flaschenhals und hat Rhytmisch darauf die Voicings und Höheren Akkorde gespielt und so läufts ja auch heute noch bei Offenen Stimmungen und Speziell Slide spiel , nur dass man eben die Nach gehör gestimmten Akkorde jetzt in das Notensystem mit eingebracht hat und sie bestimmen kann .

Das "Problem " bei offenen Stimmungen ist das Harmonisch gesehen eben alle wichtigen Töne zum erzeugen eines Akkordes in einer Linie Liegen und man deshalb weniger offene Saiten einsetzen kann um Andere Grundakkorde zu Spielen ,ohne mit dem Zeigefinger z.b. alle Saiten an gewünschter Tonhöhe abzudrücken , Gerade bei Akustischen Gitarren ist das deutlich hörbar , deswegen ist das Standard Tuning eigentlich ein kompromiss , der aber durchaus Seinen Sinn hat .
--- Beiträge wurden zusammengefasst ---
Ich glaub Jimi Hendrix Hat Permanent das Standart Tuning benutzt und es gibt einige andere Beispiele die selbst in Interviews gemeint haben dass sie keine offenen Stimmungen bräuchten

Mein lieblings stück in Open D
 
Klar hat die Stimmung in Quarten etwas mit Obertönen zu tun; der 2. Oberton von A ist z.B. das E, bloß eben um eine Oktave versetzt.
Die Stimmung in Quarten ermöglicht übrigens erst das Spielen von Tonleitern.
Klasse Beitrag, allerdings habe ich da doch etwas zu meckern. :)

Auf Quinten gestimmten Instrumenten wie Geige und Mandoline kann man auch sehr gut Tonleitern spielen.
Ich würde sogar behaupten das die Gitarre am Anfang ebenfalls in Quinten gestimmt war.

Vielleicht ist die Stimmung in Quarten ja ein Zufalls Produkt?
Vielleicht saß 1700dazumal ja jemand mit schlauen Kopf unter der Perücke mit seiner in Quinten gestimmten Gitarre da, und hat sich so über die verrückten Fingersätze beim greifen von Akkorden geärgert das er begann die Stimmung zu verändern bis die Töne nah genug aneinander waren.
Dann zog unser Gitarrist sein Stimmgerät und flutsch “EADGBe“ war geboren!

Er drehte dann weiter an der Mechanik und entdeckte dabei auch die Open Tunnings, fand das Tonleiter spielen darin aber total unpraktisch und den gerade von ihm erfundenen Blues auch nicht zeitgenössisch :D
 
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Klar hat die Stimmung in Quarten etwas mit Obertönen zu tun; der 2. Oberton von A ist z.B. das E, bloß eben um eine Oktave versetzt.
Die Stimmung in Quarten ermöglicht übrigens erst das Spielen von Tonleitern.
Auf Quinten gestimmten Instrumenten wie Geige und Mandoline kann man auch sehr gut Tonleitern spielen.
Ich würde sogar behaupten das die Gitarre am Anfang ebenfalls in Quinten gestimmt war.
MMn ist das eine Frage von Mensur und Fingersatz. ;)
Mit dem "Geigenfingersatz" spiele ich auf Geige und Mandoline deutlich flotter Tonleitern/Melodien, weil ich nicht so oft die Seite wechseln muss.
Grob gesagt 1 Finger für 2 Bünde funktioniert aber mit längeren Mensuren nicht mehr, du übergreifst dann auch nicht mehr so leicht die Quinte und hättest einen langsamen Lagenwechsel nötig.
Quarten oder weniger sind für die Gitarre schon greifbarer.

Also Quarten sind sozusagen mensurgerecht.
Zu erklären wäre nur, warum es vom G zum H abweichend eine gr. Terz hat.
Das hat eher was damit zu tun, weil sonst Akkorde schwerer greifbar würden.
Es kann ja jeder mal mit einem C und einen F bei den hohen Saiten probieren, das wäre dann vollständig in Quarten.
 
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Also, ich bin letztens, als ich angefangen habe, mich intensiv mit der Lage und Funktion der Noten auf dem Griffbrett auf etwas gestoßen, was eventuell relevant sein könnte.

Nehmen wir an, wir spielen einen regulären Barré-Akkord , sagen wir, A-Moll:

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Dann ist das die optimale Griffposition, um mit im klassische Stil Dreiklänge und deren Umkehrungen inklusive Grundton im Bass zu spielen.

A-Moll Primstellung (Standard)
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A-Moll 1. Umkehrung
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A-Moll 2. Umkehrung
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Also man könnte das schon als "stating the obvious" abstempeln, aber ich denke das DAS in Kombination mit der einfachen Spielbarkeit von Tonleitern der Grund für die Standardstimmung ist.
 
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