Was ist eigentlich eine "rare Gitarre" ? (nicht ganz ernst gemeinte Betrachtungen)

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basierend auf https://www.dwds.de/wb/rar haben wir wohl in der deutschen Sprache etliche Möglichkeiten, den Begriff "rar" zu deuten.
Das mag erklären, warum Angebote so oft mit diesem Attribut geschmückt werden. Sachlich unverfänglich und juristisch bedeutungslos, finden wir es auch als herausragendes Kennzeichen von Teilen, die auf den ersten Blick eher unansehnlich und nicht besonders wertvoll wirken. Selbst bei Angeboten, die sich locker 10 mal hintereinander auf einer Verkaufs-Platform gleichzeitig finden lassen, und das eigentlich zu jedem beliebigen Zeitpunkt, werden wir darüber aufgeklärt, es handele sich um etwas Rares und deshalb wohl Begehrenswertes.
Ich frage mich öfter, eigentlich bei mindestens 95% dieser Raritäten, ob darauf eigentlich immer noch jemand einsteigt?
Wirkt der Lockstoff?
Und wenn, warum?
Ist es ein Reflex, sich durch den Besitz eines einmaligen Gegenstandes irgendwie doch noch von den anderen 8 Milliarden abzuheben?
Läuft das nicht gerade auf dem Gitarrenmarkt zuwider der Beobachtung,
dass Gitarristen immer wieder eine Handvoll von klassischen Formen auswählen, sich also extrem konformistisch verhalten?
Gilt das überhaupt auch, wenn die Interessenten gar rarer sind als die betroffenen Gegenstände?
Ist eine Gitarre eigentlich auch dann rar, wenn sie hundertausendfach produziert wurde, aber selten gebraucht verkauft wird (etwa, weil es sich nicht zu lohnen scheint)?
 
Eigenschaft
 
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Ich kann mich nur würgend anschließend. "Rar" ist zu einem Begriff verkommen wie "Kult". Attribute, die man hervorkramt, wenn man sonst nicht weiß, wie man sie schönreden soll. Wenn dann auch noch die Preise dazu angezogen werden ist das entweder dumm oder unverschämt. Ein Verstärker von 1965 von einer Marke, die kein Mensch kennt, wird heute vielleicht auch mal zu recht nicht mehr gebaut oder gesucht.
 
ist das entweder dumm oder unverschämt.
...naja, Scham kennt der Markt eigentlich nicht, oder? :D
Und genau die Frage, ob es denn dumm ist, oder eben subtil doch positiv wirkt, kann ich aus meiner Sicht nicht wirklich repräsentativ klären ...
 
Gute Frage!
In Bezug auf Verkaufsangebote von Gitarren jedenfalls ein überstrapazierter Begriff, der für mich fast ohne Bedeutung ist.
Wirklich seltene, sehr gute Instrumente finden auch ohne dieses Attribut ihre Abnehmer. Aber der Interessentenkreis wird dann auch nur entsprechend klein sein, wie du schon sagst. Sei es wegen der Kosten oder wegen der Außergewöhnlichkeit.
 
"Rar" ist für mich eine Worthülse wie etwa "Vintage" oder "Alt"... für mich hat das keine Bedeutung.. im Gegensatz... Wie ja schon geschrieben wurde.. wirklich gute Objekte brauchen keine blumigen Umschreibungen..
 
ein überstrapazierter Begriff
..in meiner Wahrnehmung auch, aber der Begriff hatte wohl schon mal bessere Zeiten und kommt erst seit den 70ern wieder hoch :D
Bildschirmfoto 2021-03-17 um 15.49.51.png
 
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Viel besser finde ich die ganzen Artikel für Liebhaber. Würde so etwas nie kaufen und mich damit outen... oder wollen die etwa?:ROFLMAO:
 
Worthülse wie etwa "Vintage" oder "Alt"...
Vintage wäre (oder war) für mich ja evtl. noch eine brauchbare Zustandsangabe, welche sich in meinen Augen aber auch immer mehr abnutzt in letzter Zeit.
Alt unter Umständen vielleicht auch, wenn man sich mit dem angebotenen Gegenstand auskennt und das Alt im Bezug richtig deuten kann.
Aber rar kommt mir wie bereits genannt auch mehr vor, wie ein herangezogenes Verkaufsargument, um die Sache schönzupreisen, wenn einem denn sonst keine anderen Verkaufsargumente mehr einfallen.
 
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Mal zur Ausgangsfrage: war würde ich als rar in der Gitarrenwelt bezeichnen:

"one piece body" (IMO eher selten, klanglich irrelevant, aber die großen Hersteller verbauen sowas praktisch kaum, weil es so große Bäume oder so gutes Holz in der Plankengröße kaum gibt.

eine Farbe, die wirklich nur auf einem lokalen Markt in begrenzter Anzahl verkauft wurde --> (wow) https://www.gearnews.de/fender-japan-neon-genesis-evangelion-asuka-telecaster/
 
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Legende:

Rar = Vielleicht finde ich einen blöden

Vintage = Vor 2000

Selten = Teisco/Hertiecaster

Messemodell = Sieht nur gut aus

Einzelstück = Selbstgebaut

Für Liebhaber = Preis verdoppelt

Prototyp = Alles mus nachgearbeitet werden

Neu = Gebraucht, aber vielleicht merkt es keiner

Vollholz = Pressspan

Limitiert = Hersteller längst pleite

:prost:
 
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TE335
  • Gelöscht von stoffl.s
  • Grund: Boardregel #6
auch: mehr als eine steht beim Verkäufer nicht rum (und bei den 20, die das selbe anbieten auch nicht)
Beitrag automatisch zusammengefügt:


... würde das nicht die Werbebranche killen?
Nö. Der ganze Ramsch wird ja weiterhin beworben. Das gute Zeug bewirbt sich (fast) von selbst. Mich erreichen ein paar gute Instagram-Accounts mehr als klassische Werbung:giggle:
 
Mal gefragt: was wäre denn eine "rare" Gitarre in euren Augen? Welche verdient diese Bezeichnung?

Es wird doch etwas geben, was rare Gitarren rar macht, ohne sie zu Einzelstücken zu machen wie die Teile von Clapton oder Gilmour oder darüber zu flunkern. Oder gibt es sowas wie rare Gitarren gar nicht?
 
Wirkt der Lockstoff?
Also bei mir kein Stück. Begriffe wie "rar", "limitiert", "kultig" (ganz böses Wort! :igitt:) usw. wirken auf mich immer auf eine ganz unangenehm aufdringliche Weise belehrend und vermitteln mir keine substanziellen Informationen. Klar, sicher, wenn jemand wahrheitsgemäß darauf hinweist, dass etwa die Farbe vom Hersteller mal vor 10 Jahren im Rahmen einer limitierten Edition verwendet wurde und seitdem nicht mehr zu haben ist, okay. Aber das kann man sachlich und unaufgeregt beschreiben. Aber wenn "rar" zum Qualitätsmerkmal erhoben wird, klingt das für mich nicht seriös.
 
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Einfach eine Gitarre die selten ist, z.Bsp meine Ex K-Yairi DY 86. Die war so selten daß sie schwer zu verkaufen war weil sie
keiner kennt.
 
(...) Es wird doch etwas geben, was rare Gitarren rar macht, ohne sie zu Einzelstücken zu machen (...)

Gitarren, die in einer Meisterwerkstatt als Handarbeit in einer kleinen Serie hergestellt wurden (also - eine kleine Stückzahl, die nicht mehr nachwachsen kann), sind nach 30-40 Jahren rar.

Gruß, Bert
 
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Gilt das überhaupt auch, wenn die Interessenten gar rarer sind als die betroffenen Gegenstände?

Ja. Die Eigenschaft als Rarität hat auf der ersten Stufe erst einmal nichts mit der Nachfrage zu tun. Wenn ich einen Gitarrenkorpus nur aus meinen abgeschnittenen Barthaaren verpresse, ist diese Gitarre als Einzelstück rar. Auch wenn sie keiner haben will. Hier erkennen wir schon, das "rar" überhaupt kein Qualitätsmerkmal ist. Rar kann eben schlicht selten bedeuten.

Auf der zweiten Stufe ist etwas aber auch dann rar, wenn die Nachfrage das Angebot übersteigt. Dann ist es sozusagen "relativ" rar. Auch eine Gitarre die 4 Milliarden mal produziert wurde kann am Markt rar sein, wenn eben kaum einer der rund vier Milliarden Besitzer diese Gitarre abgeben möchte und nicht weiter produziert wird. Gesamt gesehen ist die Gitarre aber eigentlich nicht rar, weil jeder zweite Hansel eine hat.

Was sagt uns das? Rarität kann eine Bedeutung haben, wenn es nicht um bloße Seltenheit sondern um Verhältnis aus Nachfrage und Angebot geht. Als behauptende Beschreibung ist der Begriff aber eher sinnbefreit.
 
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Ich würde auch bestimmte Serien aus einem re-claimed Holz als rar ansehen, wenn irgendwo eine Scheune abgerissen wird aus 100jährigen Redwood und daraus einer Reihe von Gitarren entsteht.
 
(...) Aber wenn "rar" zum Qualitätsmerkmal erhoben wird, klingt das für mich nicht seriös. (...)

Qualität kann gut oder schlecht sein, dazu wird kein Begriff erhoben; entweder es beschreibt die Qualität des Produkts oder es beschreibt sie nicht.

Die Rarität eines Produkts macht das Produkt nicht besser/schlechter, aber sie kann seinen Preis erhöhen, wie es dem üblichen Angebot/Nachfrage-Marktgesetz folgt.

Gruß, Bert
 

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