Sie findet aber im Internet nicht wirklich was dazu!
Ist ein Konzertakkordeon "einfach" ein Akkordeon oder ein bestimmtes Akkordeon?
Hallo Babsi485,
der Begriff Konzertakkordeon ist als solcher nicht fest definiert. Heißt es gibt keine klaren Grenzen und Merkmale die ein Akkordeon definitiv zum Konzertakkordeon oder nicht zum Konzertakkordeon machen.
Grundsätzlich kann man jedes Akkordeon in einem Konzert benutzen - von daher wäre eigentlich jedes Akkordeon im weiten Sinne ein Konzertakkordeon.
Im engeren Sinne verbindet man aber schon ein paar Ausstattungsmerkmale damit, dass man es als "Konzertakkordeon" betrachtet, wenn man den Begriff nennt.
Normalerweise meint man hier zumindest den Einsatz im Konzertbetrieb wo der Akkordeonist meist als Solist entweder solistisch oder mit einem Orchester zusammen auftritt - wobei hier in aller Regel kein Akkordeonorchester, sondern eher ein synphonisches Orchester gemeint ist.
Und damir verbunden ist meist, dass die Musik die man aufführt entweder aus dem Bereich "Klassik" oder neuer Musik kommt. Und aus dem Umstand heraus ergeben sich ein paar Merkmale die dann dieses Akkordeon haben sollte, damit man es in diesem Zusammenhang sinnvoll einsetzen kann.
Im Konzertbetieb als Akkordoensolist gibt es von früher ja keine originalen Kompositionen mit Akkordeon... weil das zu der Zeit entweder noch nicht erfunden war oder noch nicht in der Qualität existierte, dass man damit bei klassischer Musik mitmachen konnte. Also übernimmt der Akkordeonist meist den Part des Klaviers oder Cembalos, oder auch teilweise Orgel.
Und daraus ergibt sich dass der Akkordeonist in der Lage sein sollte mit der rechten und der linken Hand frei Melodiespielen können muss ... und das über einen möglichst weiten Tonumfang.
Ein "normales" Akkordeon hat aber auf der linken Hand einen "Standardbass" der kein Melodiespiel über mehrere Oktaven erlaubt - weil ein normales Akkordeon ja mit der linken Hand die Begleitung zur rechten Hand machen sollte!
Also braucht man dann hierzu ein Akkordeon , das auf der linken (Bassseite) entweder zusätzliche Reihen an Knöpfen hat, mit dem man frei Melodie über mehrere Oktaven spielen kann ( nennt sich vorgelagerter Melodiebass). Oder es hat eine Mechanik, mit der man die Belegung der Bassknöpfe umschalten kann von "normaler Standardbassbelegung " also Grundbass und entsprechene gänige Akkordbässe, in Melodiebass, wo dann die Bassknöpfe wieder jedem Knopf ein einzelner Ton zugeordnet ist, so dass man dann nach dem Umschalten auf dem Knopffeld wieder frei Melodie spielen kann.
Somit ist ein wesentliches Merkmal, wenn man vom "Konzertakkordeon" spricht, dass man auch mit der linken Hand freies Melodiespiel über mehrere Oktaven machen kann. Das nennt man allgemein dann "Melodiebass".
Jetzt ist die Aufgabe ja in der Partitur den Pianist oder Cembalisten zu ersetzen und diese Instrumente haben wie schon gesagt einen großen Tonumfang.
Aus diesem ergibt sich ein zweites Merkmal das normalerweise direkt mit dem Begriff "Konzertakkordeon" verbunden wird: möglichst großer Tonumfang - für beide Hände!
Ein "normales" großes Akkordeon hat auf der Diskantseite ( also für die rechten Hand meist bis zu 41 Tasten also 41 Töne im direkten Zugriff, wenn man ein Tastenakkordeon betrachtet. Nimmt man ein "normales" Knopfakkordeon so haben die hier meist ebenfalls ca. 41 bis 46 Töne auf den Knöpfen belegt. .. Ein Cembalo oder eine Orgeltstatur hat hier deutlich mehr!
Der Standarbass hat als Tonumfang genau 1 Oktave - für freies Melodiespiel also zu wenig.
Aus diesem Grund haben die Tastaturen für die rechten hand hier meist 45 bis 47 Tasten bzw.Töne (mehr geht aus mechanischen Gründen nicht) und Knopfakkordeons haben hier teilweise bis zu 64 Tönen im Diskant verfügbar.
Der Tonumfang in der rechten Hand ist hier also teilweise deutlich größer als bei einem "normalen " Akkordeon.
Auf der Basseite das Gleiche. Der verfügbare Tonumfang auf der linken Hand hat hier beim "Melodiebass" in der Regel zwischen 52 und 58 Tönen.
Und mit diesem Tonumfang kann man schon recht viel an Klavier und Cembalololiteratur auf dem Akkordeon spielen.
Das sind die Grundvoraussetzungen, die an ein "Konzertakkordeon" gestellt werden , wenn man von einem spricht.
Darüber hinaus gibt es noch eine Reihe an Features die die Bedienung leichter machen . Zum Beispiel Kinnregister, so dass der Spieler während des Spieles einen Registerwechsel durchführen kann , ohne die Finger von der Tastatur nehmen zu müssen. Wird von "Konzertsolisten" häufig und gern benutzt.
Ebenso ist es ja in der Regel so dass die Konzertsolisten schon mal per se sehr gute Spieler sind und entsprechend feinfühlig nuanciert spielen können... und hierfür natürlich ein Instrument brauchen dass das ermöglicht. Deshalb ist es eigentlich schon die Regel dass solche Instrumente die besten Stimmplatten eingebaut haben und eine sehr gut funktionierende Tastatur , bzw. Knopfatur haben.
Das alles zusammen macht , dass Akkordeons die man als "Konzertakkordeon bezeichnet" auch in der Topliga der Akkordeons zu finden sind und entsprechend hochpreisig angesiedelt sind - also quasi "normales Akkordeon" ist wie ein Klavier zu Hause oder in der Eckkneipe - Konzertakkordeon ist sowas wieder Steinway Flügel im Konzertsaal.
Wie gesagt der Begriff "Konzertakkordeon" ist nicht fest definiert - und deswegen gibt es eine weite Grauzone was man hier dazurechnen kann oder nicht - aber obige Merkmale sind in aller Regel mindestens mit dem Begriff verbunden was man von einem "Konzertakkordeon " erwaertet was es haben sollte.