Weiterspielen nach Handgelenksbruch

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Orrn
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Hallo Leute,
ich habe mir September 2016 das linke Handgelenk zertrümmert. Leider ist die Beweglichkeit immernoch nicht 100% wieder hergestellt und wird es aufgrund der Schwere des Bruchs auch nie mehr.
Ich spiele seit ca. 7 Jahren Rechtshändergitarren. Der Sache nach bin ich eigentlich Linkshänder.
Aufgrund der Bewegungseinschränkung durch den Bruch (vor allem die Beuge- Streckbewegung des Handgelenks) klappt das Gitarrespielen nur ganz schlecht.
Deshalb meine Frage:
Denkt ihr es macht Sinn, auf Linkshändergitarren umzuschulen? Oder wäre es sinnvoller sich, angepasst an die Beweglichkeit des Gelenks eine "stümperhafte" Individualtechnik anzueignen?
Die Größten Probleme habe ich beim Einsatz des Ring- und Kleinen Fingers, da ich diese nicht sauber aufs Griffbrett setzen kann. Deswegen muss ich beispielsweise Powerchords mit Zeige- und Kleinem Finger anstatt
Zeige-und Ringfinger spielen. Auch was das spielen in den tieferen Lagen ( ca. 5. Bund abwärts) angeht kann ich nur sehr unsauber greifen und dämpfe ungewollt Saiten ab.
Eventuell hat jemand ja änhliche Erfahrungen gemacht und kann mir in meiner sehr verzweifelten Situation helfen.

Anbei sind zwei Bilder, die den jeweiligen maximalen Bewegungswinkel meiner linken(gebrochenen) und rechten Hand darstellen.
links.jpg
rechts.jpg
 
Eigenschaft
 
wenn du wirklich weiter Gitarre spielen willst, macht es denke ich mal schon Sinn. Die Theorie hast du ja bereits intus, es müssen nur die Synapsen für die Bewegungen umgelötet werden.
 
Anhand deines maximalen Bewegungswinkels würde ich auch einen Versuch mit der Linkshändergitarre machen. Eventuell wäre auch eine Reduktion auf 4 Saiten, z. B. Tenorgitarre, (E-) Mandoline etc. denkbar. Müsste man halt mal anhand eines Instruments ausprobieren.
 
Wenn du ja eigentlich Linkshänder bist, würde ich auch schauen, ob du nicht umlernen kannst. Vor allem wenn du einige Finger der linken Hand nicht mehr zum Greifen verwenden kannst. Das ist doch was anderes als zB bei Tony Iommi, der einfach die Fingerkuppen verloren hatte und deswegen sein Spiel anpassen musste.
Alternativ wäre natürlich, dass du dir eine eigene Technik aneignest, um mit dem Handicap weiter rechts spielen zu können. Aber ich denke, so wie du es schilderst, wird das anstrengend und viel wird einfach nicht gehen.
 
Mein rechtes Handgelenk ist seit einer op auch noch ungefähr so beweglich wie dein linkes. Beim Gitarre spielen schränkt das nicht wirklich ein. Denke also auch dass umlernen die bessere Möglichkeit für dich wäre. Das geht schon, kann inzwischen mit links recht passabel....Dart spielen ;)
 
Ich hatte auch schon das Handgelenk gebrochen, zeitgleich mit einem doppelten Bruch des Ellbogens.

Ich habe danach ca. 6 Monate Physiotherapie gemacht und im Anschluss zusätzliches Krafttraining, heute scheint alles relativ normal zu sein. Physio ist ein aboslutes Muss. Für meine "volle" Einsatzfähigkeit habe ich knappe 2 Jahre gebraucht.

Übrigens sind bei mir beide Handgelenke nur so bewegungsfähig wie Dein gebrochenes. So einen rechten Winkel wie bei Deiner gesunden Hand bekomme ich gar nicht hin XD

Ich ziehe beim Spielen den Hals etwas nach hinten und spiele am liebsten "klassische" Haltung, da stört dann nix mehr.
 
Ich hatte 1993 einen schweren Unfall mit dem Moutainbike und das linke Handgelenk zertrümmert. Durch Physiotherapie und konsequentes üben , teils mehrere Stunden am Tag, kam langsam die Beweglichkeit wieder zurück. Allerdings dauerte es über 2 Jahre bis die Funktion des Handgelenkes wieder hergestellt war. Eine leichte Bewegungseinschränkung ist mir geblieben, die mich aber nur minimal behindert.
Ich denke es wäre sinnvoll gerade jetzt in der Rehabilitationsphase die linke Hand zu trainieren um Bewegungseinschränkungen zu vermeiden.
 
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Also ein Bekannter von mir hat sich mit einer Kreissäge leider zwei Finger der linken Hand abgesägt. Er hat dann mit entsprechenden Ergeiz auf Linksländer "umgeschult" und spielte schon nach relativ kurzer Zeit wieder mit seiner Band. Da Du ja die ganzen Grundlagen kennst und weißt wie z.B. Akkorde gegriffen werden, ist es also "nur" eine Übungssache - das Wissen ist ja da. Also ein Training der Bewegungsabläufe.

Das sollte auch bei Dir klappen - ich würde es probieren.

Gruß
 
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Ich weiss ja nicht wie ihr Gitarre spielt, aber habt ihr mal euer Handgelenk angeschaut bei einem Akkord oder Barrégriff? So stark abgewinkelt ist das nämlich gar nicht. Und mit etwas Übung werden auch die Finger wieder beweglicher. :great:
 
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So stark abgewinkelt ist das nämlich gar nicht. Und mit etwas Übung werden auch die Finger wieder beweglicher. :great:
Doch, hab' ich gerade. Natürlich nachdem ich eine Antwort gepostet habe.
Du hast recht: mein Handgelenk ist kaum abgewinkelt. Außerdem ist der Beitrag sowieso der qualifizierteste, weil aus eigener (positiver) Erfahrung sprechend.
Wahrscheinlich der beste Rat ist wohl, es weiter zu versuchen und langen Atem zu bewahren. Gitarre spielen als Motivation und Übung zur bestmöglichen Wiederherstellung der Beweglichkeit.
 
Ich weiss ja nicht wie ihr Gitarre spielt, aber habt ihr mal euer Handgelenk angeschaut bei einem Akkord oder Barrégriff? So stark abgewinkelt ist das nämlich gar nicht. Und mit etwas Übung werden auch die Finger wieder beweglicher. :great:

Ich würde auch raten niemals das Handgelenk so stark abzuknicken, wenn man seine Sehnen schonen will. Zu stark geknickt reiben die Sehnen ordentlich und am Ende hat man viel Spaß mit Sehnenscheidenenzündung, Karpaltunnel, etc. Ein leichter Knick reicht bei mir völlig. Zusätzlich kommt der Arm etwas nach vorne. Ob jetzt Umstellen schneller ist als Beweglichkeit trainieren kann dir vermutlich keiner sagen. Da steckt man so genau nicht drinn. Vielleicht hängt die Gitarre auch zu tief, wäre auch eine Möglichkeit wo der Knick herkommt. Im Sitzen ist auch oft die klassische Handhaltung und die klassische Gitarrenhaltung echt von Vorteil bei Barréakkorden. Das sieht zwar etwas steif aus, aber manchmal muss man damit leben. Ich hab die Gitarre auch lieber faul auf dem Bein liegen, aber je nach dem komme ich an einen Punkt an dem ich einsehen muss, eine andere Haltung ist jetzt bequemer.
 
Ich würde auch raten niemals das Handgelenk so stark abzuknicken, wenn man seine Sehnen schonen will.

Das ist der Grund warum ich im stehen Barréakkorde zu 90% mit dem Daumen greife - ist für mich einfach entspannter !!
3d.jpg
 
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Avalanche
  • Gelöscht von C_Lenny
  • Grund: OT
Mal dumm gefragt: hast Du schon mit deiner Haltung bzw. der Position der Gitarre experimentiert? Sprich: Gitarre höher hängen oder auch den Neigungswinkel des Halses verändern? Verlgleiche einfach mal die Haltung eines ausgebildeten Klassikgitarristen mit der eines autodidaktischen Punkgitarristen - nichts für ungut, nur als Extrembeispiel genannt.
Ich habe einmal gelsen, dass Joni Mitchell aufgrund einer Krankheit in der Jugend (ich weiß nicht mehr welche) die Finger der linken Hand nur eingeschränkt nutzen konnte und deshalb mit alternativen Tunings experimentierte.
Vielleicht kannst Du hier etwas herausholen?
 
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Danke für die vielen Antworten!
Also anderen Haltungen hab ich schon ausprobiert. Selbst im Sitzen in der klassischen Haltung habe ich nach kurzer Zeit Schmerzen und kann in den tiefen Lagen nur schwer greifen. Offene Akkorde wie E, C, D, G, A sind problemlos möglich, einen F Powerchord wiederum krieg ich nicht hin, da ich meine Finger nicht weit genug aufs Griffbrett bekomme. Solche Sachen wie (beispielsweise) das Introriff von Master of Puppets funktionieren auch nicht.
 
Schmerzen im Handgelenk oder wo anders?

Vielleicht kannst du mal ein Bild vom versuchten F Powerchord und von den offenen Akkorde zeigen. Wenn die Finger nicht aufs Griffbrett kommen, scheiter es dann am Knick vom Handgelenk?

Vielleicht hilft dir auch einfach ein schmaleres Griffbrett bei dem die Saiten nicht weit auseinander liegen. Sowas Richtung Ibanez Wizard.
 
Für schon so manchen Invaliden ist ein Instrument mit twisted-neck (Stichwort zum Googeln : Torzal) die Rettung gewesen wenn die Beweglichkeit stark eingeschränkt ist, zB auch durch latente chronische Sehnenscheiden-Entzündung. Als das bei mir akut war vor ca. 20 Jahren, gab die Torzals noch nicht und ich habe die Technik umgestellt : Instrument höher hängen, keine Gitten mit ungünstig langem Abstand zum Sattel nehmen (also eher Strats mit langem Korpushorn und keine SGs oder LesPauls), und eher dickere Hälse mit Daumengriff-Technik spielen, möglichst keine Barrés. Und dünne Saiten nehmen und versuchen mit extrem kontrolliertem Kraftaufwand zu spielen.
Hat sich jetzt wieder normalisiert, volle normale Bewegungsfreiheit ist wieder da, aber die Technik habe ich seitdem beibehalten -- bis auf nun wieder dickere Saiten und mehr Krafteinsatz.
 
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Ganz ehrlich - ich würde zusammen mit einem guten Arzt und einem noch besseren Gitarrenlehrer eine Strategie ausarbeiten, und mir über die realistischen Limits im Klaren sein. Was physisch aktuell nicht geht, kann wieder werden mit der Zeit (oder eben nicht).

Es gibt viele positive Beispiele von Gitarristen, die Fingerkuppenverlust (Iommi) oder auch den Verlust von Nutzbarkeit von diversen Fingern der Greifhand (Django Reinhardt) oder Carpal Tunnel Syndrome (Kottke) oder oder oder überwunden haben. Dann gibt es Beispiele, wo jemand genau wegen sowas von LH auf RH oder umgekehrt gewechselt ist und auch dies hat geklappt. Alle diese Gitarristen haben sich mehr oder weniger stark angepasst und teilweise sogar "von Grund auf" neu Gitarre spielen gelernt, mit neuer/besserer/anderer Technik.

Was all diesen Gitarristen gemein haben ist Zeit, Einsatz, und vor allem Geduld. Von heute auf morgen geht da gar nix. Es dauert, ist frustrierend, braucht Motivation und ganz viel Geduld und Willen. Mit Druck/Gewalt wird das nix! Gilt bei der Gitarre genau so wie bei Sportverletzungen usw.

Ich sehe es mal so: So lange es dir Spaß macht, würde ich dranbleiben. Aber auch - sei realistisch was Deine Ambitionen angeht. Und - check mal mit Docs und Gitarrenlehrern, was da noch so an Ideen kommt.
 
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Nochmals danke für all die aufgezeigten Möglichkeiten! Die Quintessenz ist wirklich das, worauf ich mich mal wieder besinnen muss: Es ist frustrierend, aber, ja man muss drannbleiben! Ich werde mir die Tage mal eine Linkshändergitarre organisieren und sehen wie das läuft.
 
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Ich hatte vor einigen Jahren einen Kahnbein-Bruch in der rechten Hand (Pick-Hand) - aua!-. Hab bereits ne Woche später schon ne Studio-Produktion eingespielt, weiss bis heute nicht mehr, wie ich die Schmerzen ausgehalten hab (das Pick zwischen Daumen und Zeigefinger hat natürlich ständig bei jedem Anschlag gut Druck aufs kaputte Kahnbein ausgeübt).

Seitdem kann ich bestimmte Plektren nicht mehr spielen, weil die einfach so derbe eben diese Stelle belasten................

Wo ein Wille, da ein Weg :)
 
Habe mir Mitte 90er mal unschönerweise den rechten Unterarm (Elle/Speiche ca. 5 cm hinter dem Handgelenk) gebrochen inkl. Sehnenabriss - für mich war die Konsequenz, dass ich mich damals von meiner Kelly und meiner Explorer trennen musste, da die Korpuskante jeweils quasi direkt unter der Bruchstelle lag und die Gitarren für mich unspielbar geworden waren.
Hat bei mir ca. 3 Jahre gedauert, mich langsam aber stetig wieder an Timing/Präzision, Geschwindigkeit und vor allem Ausdauer ranzuarbeiten, auch halte ich die Gitarre heute etwas "steiler", eher wie die klassische Haltung im Sitzen - erfordert Geduld und auch einiges an rumprobieren was die Haltung etc. angeht. Heute habe ich eigentlich keine Einschränkungen mehr (schmerzt zwar ab und an noch, ist aber eher selten und hat initial meist nix mit dem Gitarrenspiel zu tun) und bin extrem froh, damals die Klampfe(n) nicht an den Nagel gehängt zu haben.
Vor ein paar Jahren hat auch wieder eine Warrior Einzug ins Gitarrenarsenal gehalten und ist entspannt und schmerzfrei spielbar. :)

Langer Rede schnöder Sinn: Es lohnt sich m.E. auf jeden Fall dranzubleiben - kann mich meinem Vorredner nur anschließen: Wo ein Wille, da ein Weg.
Nur nicht übertreiben & wenn´s mal frustriert: Nicht aufgeben sondern eben am nächsten Tag weitermachen...:great:.
 

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