Welche Korrelation besteht zwischen Band-Infos und Albumkritik?

hrawth
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Sehr geehrte Rezensenten und Mitmusiker,

ich möchte euch in diesem Thread nach euren Erfahrungswerten und Einschätzungen fragen, und zwar zu einem möglichen Kausalzusammenhang zwischen dem Beilegen eines Album-Info-Schreibens in einer Rezensionsbewerbung und dem Resultat dieser Bewerbung.

Ich bin hauptverantwortlich für das Schreiben unserer Band-Infos, und als ich neulich ich die aktuelle Fassung fertiggestellt sowie ein A4-Infoblatt zu unserem neuen Album frisch verfasst hatte, erinnerte ich mich plötzlich an diverse Diskussionen, die ich schon mit verschiedenen Musikern geführt habe - sie sind a) der Meinung, Album-Infos wären überflüssiger Ballast für den Rezensenten, und sie glauben b), alles über eine schmale Band-Info Hinausgehende käme selbstverliebt rüber und würde sich deshalb negativ auf die Rezension auswirken - indem nämlich entweder gar keine oder eine schlechte dabei rausspränge.

Nun, ich bin der Meinung, dass ich anstelle des Rezensenten froh wäre, wenn ich gutes Futter/tragfähige Ansatzpunkte für meine Albumkritik gleich mitgeliefert bekäme. Wenn's zu viel Eigenlobhudelei, schlecht geschrieben oder schlichtweg Mumpitz wäre, dann würde ich's eben nicht verwenden bzw. nur in extremen Fällen kritisch in meine Rezension einbauen. Aber aufgrund der bloßen Beilage von Zusatzinformationen die musikalischen Qualitäten unbeachtet zu lassen und einen Verriss oder gar keine Kritik zu schreiben, käme mir überhaupt nicht in den Sinn. Laut meinen bisherigen (und auch meinen aktuellen) Diskussionspartnern ist diese Sichtweise aber naiv und gegenläufig zu ihren Erfahrungen: Die Bands, von denen sie wissen, dass sie "zu viele" Infos verschickt haben, sollen fast durch die Bank mit schlechten oder eben gar keinen Reviews bedacht worden sein.

Unser reguläres Press-Kit besteht aus dem Album (Jewel Case), einem Anschreiben, einem Schwarz-Weiß-Bandfoto sowie einer knappen A4-Seite Band-Info mit allen wichtigen Daten, Fakten und Adressen. Ich würde dem halt gerne noch eine A4-Seite Album-Info hinzufügen, um den Werdegang der letzten vier Jahre Albumproduktion ein bisschen zu beleuchten - und eben auch, um dem Journalisten einige Ansatzpunkte zu liefern (z. B. "Ziele der Band mit dem Album - erreicht oder verfehlt?").

Wie denkt ihr darüber, was sind eure Erfahrungen und Einschätzungen dazu? Ärgert oder freut sich der Rezensent über Zusatz-Infos? Haben diese Einfluss auf das End-Ergebnis, und falls ja, welchen?

Dank und Gruß
André

P. S.: Hier gibt's meine Album-Info und hier die Band-Info sowie das Bandfoto - es wäre natürlich toll, wenn mir jemand Verbesserungsvorschläge machen könnte, denn vielleicht liegt ja auch bei diesem Thema die Wahrheit in der Mitte und ich sollte einfach nur eine bessere Album-Info am Start haben... ;)
 
Eigenschaft
 
Ich finde die Trennung komisch. Wieso trennst du "Album Info" und "Band Info".

Du bemusterst euer neues Album. Dazu gehört ein "Promotext" zu diesem Album. Und in diesem Promotext sind üblicherweise "Bandinfo" und "Albuminfo" untergebracht. D.h. du stellst euch kurz vor und stellst euer neues Album kurz vor.

Hier kannst du die Promomappe zu unserem aktuellen Album mal anschauen:
http://mooncry.de/downloads/promo/mooncry_bandinfo_de.pdf

Das Ding verschicken wir als Din A 4 Mappe, zweimal gefaltet und mit der CD innen drin. Sowohl für CD Bemusterungen als auch für Gig-Bewerbungen. Die CD im JewelCase ist bei uns ausschliesslich für den Verkauf und nicht Promo-Zwecke.

Sehr wichtig finde ich die optische Aufmachung. Ein weißes Blatt Papier mit Text finde ich persönlich viel zu langweilig und einfallslos. Derjenige der das Ding auspackt muss sich denken "Wow sowas bekomme ich auch nicht jeden Tag!".

Für unser erstes Album haben wir auch noch CDs + Beipackzettel verschickt. Da war die Resonanz insgesamt viel geringer als mit solchen "durchdesignten" Promomappen. Sprich es haben viel weniger Empfänger überhaupt darauf reagiert.
 
Zuletzt bearbeitet:
Erst einmal: Danke für die Rückmeldung!

Insgesamt entnehme ich deinen Ausführungen und eurer Promo-Mappe, dass wir noch einigen Nachholbedarf hinsichtlich der Promotion (im wahrsten Sinne des Wortes) haben...

Allerdings unterstützt dein Betrag ja meine Vermutung, dass ausführliche Infos (erst mal egal, ob zur Band oder zum neuen Album) per se nichts Schlimmes sind, also etwas, das potenzielle Rezensenten abschreckt. Ich trenne übrigens zwischen Album- und Band-Info, weil erstere zu lang ist, um sie in letztere zu integrieren und weil sie eigenständig sein soll - jedoch ist das vielleicht Teil des Problems. Darüber denke ich noch in Ruhe nach.

Auf jeden Fall scheint unsere Form der Bemusterung überdenkenswert zu sein: Optisch ansprechende und durchgestylte Verpackungen sind offenbar doch viel wichtiger, als wir bislang dachten.

Vielen Dank für deine Anregungen, ich mache mich mal an einen Überarbeitungsversuch!
 
Soweit ich Werbekram beurteilen muss, - sorry für das Wort - aber es trifft die Haltung des bislang uninformierten Rezensenten recht genau - freue ich mich über eine sorgfältige Aufmachung, prägnante Texte die mich neugierig auf den Inhalt machen. ERST DANN schieb ich die CD ins Laufwerk ....

Die erste große Hürde heißt also aus einer Werbeadresse einen Hörer zu machen. Wenn dein Geschreibsel keine Lust auf mehr macht, höre ich mir im Zweifel die CD nicht an, wieder eine Band mit blaaa und blaa... und blubb. Tonne.

Ich freue mich auf darüber wenn mir keiner erklären will, dass der Leadgitarrist BigRoger den Tante-Trulla-Kinderladen (selbstverwaltet) schon seit der Krabbelgruppe kennt, Bilder aus dem Fasching vor 20 Jahren sind auch nicht so das Ding. Um seine Musik beurteilen zu können, muss ich weder seine Unterhosenfarbe noch seine Berufsausbildung kennen - meistens jedenfalls. Wer will mir denn hier die Zeit stehlen?

Kurz: Auch hier eine knackig kurze Vorstellung auf höchstens einer A4 Seite für die Band, das Album maximal eine halbe Seite. Es interessiert mich nicht, wie leicht oder schwer die Geburt diesmal war und ich muss auch nicht jedes Lied einzeln vorgekaut bekommen. Wirklich nicht.
Es sollte für sich selbst sprechen. Links auf die Bandwebseite für erweiterte Infos sind erlaubt, denen würde ich aber erst nachgehen, wenn ich die Musik tatsächlich mal gehört habe. Bei einer eher unbekannten Band

Super Mappe, LongLostHope :)
Ihr habt ja auch schon einiges vorzuweisen, das Wichtigste zuerst und dann ein bisschen mehr, da passt das sehr gut.
 
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Ich freue mich auf darüber wenn mir keiner erklären will, dass der Leadgitarrist BigRoger den Tante-Trulla-Kinderladen (selbstverwaltet) schon seit der Krabbelgruppe kennt, Bilder aus dem Fasching vor 20 Jahren sind auch nicht so das Ding. Um seine Musik beurteilen zu können, muss ich weder seine Unterhosenfarbe noch seine Berufsausbildung kennen - meistens jedenfalls. Wer will mir denn hier die Zeit stehlen?
Autsch. So kommt unsere Album-Info rüber? Das war nicht meine Absicht. Also: Alles klar - weniger Details und Geschwurbel.

Es interessiert mich nicht, wie leicht oder schwer die Geburt diesmal war und ich muss auch nicht jedes Lied einzeln vorgekaut bekommen. Wirklich nicht.
Doppel-Autsch - s. o.

Kurz: Auch hier eine knackig kurze Vorstellung auf höchstens einer A4 Seite für die Band, das Album maximal eine halbe Seite.
Ok, das kann ich nachvollziehen. Wie schon Longlosthope gegenüber angedeutet, mache ich mich bald mal daran, das aufs Wesentliche runterzukochen.

Es sollte für sich selbst sprechen.
Interessant. Aus genau diesem Grund haben wir bisher ja auf eine Album-Info verzichtet und nur eine Band-Info beigelegt - wir wollten, dass das Album das Sprechen übernimmt. Hat nicht ganz so geklappt, wie wir das wollten, aber das mag wohl vor allem an der kargen Aufmachung und weniger an fehlenden Infos gelegen haben (von der Musik als Grund können wir - außer wegen "Geschmackssache" - hoffentlich absehen...).

Danke an auch beide für das Feedback, ich mache mich umgehend an die Arbeit.

Beste Grüße
André
 
Ich habe das bewußt so formuliert, weil ich annahm, du könntest das verkraften ( deine Schreibe bisher). Habe mich nicht getäuscht :)

Tatsächlich ist die Album-Info überdimensioniert. Zuviele Details, zuwenig Schublade - so funktionieren Rezensenten nun mal. Wenn man ihnen mitteilt, dass man in keine Schublade passt (explizit) stecken sie dich in die "Träumer-" oder "Wissennichtwassiewollen" Schublade. Lass sie ihre eigene Meinung bilden. Also, eine grobe Orientierung ist sicher nicht verkehrt, aber die Interpretation sollte man schon dem Rezensenten überlassen. Was von subtilen Drumparts zu erzählen und der Entwicklung der Texte und Melodieführung... - da riecht der Rezensent den Verkopften. Musiker müssen "authentisch" sein und sich oder ihre Arbeit nicht selbst reflektieren - oder höchstens in der Spiegelung einer Jim Beam Flasche oder wenn sie schon berühmt sind :D

Da hast Du übertrieben. Außerdem, niemanden interessiert, ob ihr Jobs nebenbei habt oder anschaffen geht (okay, DAS wäre ein Pluspunkt... :D) um rocken zu können. Eher so Sachen wie "leben den Rock" ... auch wenn das ein Gemeinplatz ist. Nur das Ergebnis zählt - ob du die tausend Meter auf Krücken oder mit dem Auto zurücklegst, ist unwichtig wenn man die CD hört. Das meinte ich mit "Album sollte für sich selbst sprechen".
Da Ihr schon einige positive Rezensionen habt, würde ich einfach (fast) nur die zitieren, auf Eure 60-70 Gigs hinweisen, Credits rauf und mehr Artwork.
Flyer oder besseres Material - wenn Ihr jemanden kennt, der sowas für einen Kasten Bier und Credits macht ist das immer besser als ein weißes Blatt Papier.

Euer Bandfoto ist sehr nett, im Wortsinn. Okay, s/w, aber ich sehe da ein paar nette Kerle mit denen ein Bier trinken gehen vermutlich ein Vergnügen wäre ;) aber so was image-artiges mit irgendwie eigener Identität kommt da nicht rüber. Lieber leicht von unten als Foto von oben --- "bigger than Life" heißt die Devise. Etwas dramatischere Ausleuchtung, ein paar selbstwußte Gesichter ohne viel Lächeln- (man muss nicht böse aussehen) und gut ist. Das ist meine Meinung und keine allgemeingültige Bewertung :) Evtl. ein gestelltes Bild aus einem "Live"-Setup?

Euer Bandcamp Link hat bei mir nicht funktioniert, hätte gerne mal reingehört ;)

Edit: Wenn Du Dich über Selbst- oder Fremdwahrnehmung (unter anderm) informieren willst und wie dein Publikum wirklich tickt ... und du gerade zuviel Zeit und zuviel Geduld hast, empfehle ich dir das Buch von Diedrich Diedrichsen "Über Popmusik".
Ein furchtbar verschwurbelter Stil mit vielen Exkursionen, etwas selbstverliebt, sehr dicht, aber mit der einen oder anderen Erkenntnisperle versehen- wer viel Geduld hat, kann da was rausziehen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Moin Andrè,

ich kann Andreas da nur beipflichten.

Vor allem sieh das Ganze mal unter folgendem Aspekt :

Jeder musikalische Hohlroller kennt irgendwie und irgendwo jemand, der einem mittelshalbwegs brauchbarer Technik ein zumindest zufriedenstellend-befriedigendes Aufnahmeergebnis zaubern kann ... der personifizierte Ohrenkrebs für jeden Veranstalter, der sich sowas i.d.R. als Dutzendware zu Gemüte führen muss.
Und da kann ich aus eigener Erfahrung sagen, dass sich die meisten Leute noch nicht einmal ansatzweise vorstellen können, welch unsägliche Nachgeburten die Musikwelten bevölkern ...

Änhlich geht es dem Rezensenten, der letztendlich den Maxibrief öffnet und bei der Erkenntnis "Boah nee, nicht schon wieder !" entweder nur wenig Lust verspürt, sich das Machwerk tatsächlich anzuhören oder aber mit eben diesem ersten - negativen - Eindruck ans Abspielen geht.

Letztendlich muss das Gesamtkonzept ansprechen, d.h. selbst für jemand, der sich mit dem Machwerk persönlich (!) musikalisch nicht zu 100% geborgen fühlt, muss das Ganze ansprechend wirken.

LongHostHope ist da ein sehr gutes Beispiel ... auch wenn ich mit der Stilrichtung so ziemlich gar nichts anfangen kann, ist die Mappe sehr ansprechend und macht neugierig auf die Mucke.
 
Danke für Blumen ihr beiden.

Genau das war auch unsere Erfahrung. Solch eine Mappe führt einfach vor allem erstmal dazu, dass viel mehr Feedback kommt. Sprich dass sich viel mehr die Mühe machen, das Album anzuhören und dann auch ein Review veröffentlichen und vllt. noch eine Interview Anfrage hinterherkommt.

Und kostentechnisch ist das nicht so krass bzw. macht keinen Unterschied zu den JewelCase CDs. Wir haben einfach 1000 CDs pressen lassen. 750 als JewelCase und 250 in Form solcher Promomappen. Das macht dann in Summe vllt. 100Eur Aufpreis.

Es kommt aber auch immer darauf an, wo man hinwill und was man erreichen will!

Wollt ihr die ganze Band rein als Hobby betreiben, hier und da ein paar kleine Gigs spielen und einfach Spass haben? Dann reicht das was ihr da habt (wenn ihr die Album Info noch optimiert).

Wollt ihr versuchen(!), erfolgreicher zu werden, aus eurem Kaff rauszukommen und eher die semi-rofessionelle bis professionelle Schiene fahren? Dann würde ich unbedingt viel mehr Zeit und Arbeit in die Promo und Präsentation von euch stecken. Dazu gehört dann eben auch, wie schon erwähnt, sich so etwas wie ein "Image" aufzubauen und vor allem ein durchdachtes und durchgängiges Corporate Design.
 

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