Welcher Preamp wäre der Richtige für mich: Brunetti Mille? Groove Tubes Trio? Alternativen?

  • Ersteller bagotrix
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Hallo nochmal,

ich wollte mich jetzt mal zurück melden, nachdem ich zwischenzeitlich auch krankheitsbedingt eine ganze Weile ausgefallen war und nicht spielen konnte. Der Brunetti ist wieder gegangen - ein wirklich toller Preamp, und einem bestimmten Sound trauere ich auch wie erwartet nach, aber mehr als 6 HE sollen es nicht sein, da bleibe ich (bisher) eisern.

Gelandet bin ich nun bei einem Groove Tubes Trio Preamp. Oh Mann, das ist wirklich der beste Sound, den ich aus einem Preamp je rausbekommen habe! Die vorhandenen Röhren waren etwas daneben - zwei 12AT7 im Scream-Kanal (wohl um das Gain zu reduzieren), und alle fünf (yeah!) mMn ziemlich ausgelutscht. Es deutete sich schon an, dass der was kann, aber bei Zerre matschte es doch etwas in den Akkorden, ein bisschen wie ein gnadenlos ausgefahrener Tweed-Amp. Hab jetzt erstmal ein paar Röhren rein, die ich schon hatte und kenne, wie eine Mesa SPAX, Sovtek und JJ. Das hat ihm sehr gut getan, ganz andere Kiste. Fender-Clean und marshallige Zerrsounds, ja, das passt jetzt schon viel eher, und er singt ohne Ende... Was mich besonders beeindruckt: Es klingt jetzt (bei unveränderter Classic 50/50-Endstufe) wirklich wie ein sehr gutes Topteil, sehr organisch und mit direkterem Spielgefühl. Etwas rauher und härter darf es in allen Kanälen vielleicht noch werden, ein paar neue Röhren wie zB TAD und Tung-Sol sind schon bestellt. Bei fünf Röhren gibts da ja einige Kombinationsmöglichkeiten.

Ein Review der beiden Kandidaten folgt noch, wenn ich den Trio besser im Griff habe. Der hat eine passive, traditionelle Klangregelung, mit der man in den Zerrkanälen echt arbeiten muss. Und die ist nicht nur recht zupackend (entgegen landläufiger Meinung) sondern die Regler sind auch sehr interaktiv, woran ich mich doch erstmal gewöhnen muss. Letzteres ist ja nicht ganz neu, aber in dieser Ausprägung hatte ich das noch nicht. Vor allem, nachdem ich jahrzehntelang modernere Regler gewöhnt war, wie an meiner ENGL, der Peavey oder meiner früheren JMP-1. wollte man da mehr Bass, hat man eben den bass aufgedreht. Der Brunetti Mille! war auch von dieser Art, da geschah tatsächlich alles sehr definiert und vorhersehbar...

Der Trio-Preamp ist jedenfalls ein geiles Teil, tatsächlich gehen die Zerrkanäle in die angepeilte Marshall-Richtung, nur alles etwas gediegener. Umgekehrt aber schon uriger und nicht so modern wie der Brunetti, den ich für Lukather-Sounds und Shredding wirklich toll fand. Diese Zerre, etwas Chorus und/oder Delay, das klang schon sehr nach Stadion. Ich hatte durchaus eine Zeit, da hätte ich mir die Finger danach abgeleckt.

Was mir auffällt: beim Brunetti hatte ich schon bald meine "sweet spots" definiert, in denen die Kanäle für mich am besten klangen. Beim Trio trifft das für mich eher auf den Clean-Channel zu, da hab ich meine Einstellung (Gain und Mitten voll, Bässe und Höhen ein wenig zurück) schon gefunden, aber im Zerrbereich bietet er sehr viele unterschiedliche Sounds an, die mir alle auf ihre Weise gefallen - fett und mittig in Richtung Bonamassa, eher 80ies-Hard Rock-mäßig oder schlank und bissig. Programmierbare Regler wären bei dem ein Traum - übrigens ganz im Gegensatz zum JMP-1 damals, bei dem hatte ich genau ein (!) Preset programmiert, das war auch richtig geil, aber alles andere klang für mich nie wirklich gut... :confused:

Das einzige, was ich vermissen werde, ist lustigerweise der Clean-Channel des Brunetti. Mit vollem Gain der Himmel für Strats - leicht angeschlagen oder mit zurückgedrehter Gitarre noch clean, bei härterem Anschlag ein schönes, crunchiges "Aufbrechen" ohne das Wegbröseln im Ausklang, das Preamps bei diesen angezerrten Sounds oft haben. Das Clean des Trio ist auch sehr, sehr gut. Umso bedauerlicher finde ich es, dass der Kanal dermaßen auf Low Gain ausgelegt ist (wie Pittman auch im Manual schreibt), dass ein Anzerren quasi ausgeschlossen ist. Mal schauen, ob ich das mit anderen Röhren und ggf. einem vorgeschalteten kräftigen Boost aus dem Boss GT-Pro noch hinbekomme. Ich denke sogar über einen Reußenzehn Daniel D. nach...

Generell sind beide ein Riesenschritt in Sachen Tonqualität gewesen. Auch wenn der ENGL ein toller Metal-Preamp ist und auch etwas gemäßigter gut klingen kann, fehlte ihm ebenso wie dem Peavey Rockmaster ein wenig das besagte "Amp-Gefühl". Der Brunetti hatte das, vor allem im Clean-, aber auch in den anderen Kanälen. Beim Trio ist es dafür in den Zerrsounds noch etwas ausgeprägter, eben ein bisschen wie der Unterschied zwischen einem modernen Alleskönner-Amp und eher klassischen Tops.

Auch nicht unwichtig: Brunetti und GT waren bzw. sind wie meine früheren Preamps in den programmierbaren FX-Loop des Boss GT-Pro eingeschleift, und das tut der besagten Klangqualität praktisch keinen Abbruch. Sehr erfreulich, denn ohne 4-Kabel-Methode hätte das ganze für mich keinen Sinn ergeben.

Also, mal schauen, wies weitergeht, wenn ich mich mit allem noch ein bisschen beschäftigt habe. Bis dahin nochmal vielen Dank an Euch.

Gruß, bagotrix
 
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Den Trio hatte ich auch und war echt von dem Teil angetan Der Clean-Sound ist so ziemlich das Beste, was ich je gehört hatte und die Scream & Meat Sounds waren im Bandkontext echt durchsetzungsfähig. Nur die Zusammenschaltung von Clean und Meat fand ich unbrauchbar - wofür man das nutzen sollte, war mir nie so ganz klar.
Nun habe ich einen Anvil preamp, den ich aufgrund seiner etwas moderneren Auslegung noch einen Tick besser finde. Zumal die Schaltung des Anvil etwas komfortabeler ist, meiner hat u.a. einen MIDI Schaltung.

Da ich aber fast nur noch mit meinem Amp1 und Sansamp PSA1 rumdudel, wird der Anvil vmtl. auch bald wieder gehen. Irgendwie ist mir auf Dauer doch das geringeres Gewicht und Kompaktheit der Geräte, und damit die für mich einfachere Handhabung, wichtiger geworden. Zumal der PSA1 in die Endstufe des Amp1 eine echte Waffe ist - die harmonieren auffallend gut miteinander. Da kann ich mit den wirlklich geringen Soundeinbußen zu den Röhrenpreamps sehr gut leben - im Bandkontext war das auch noch nie ein großes Problem.
 
Hi,

gerade die 1+3-Schaltung gefällt mir richtig gut. Ich habe da aber auch andernorts schon ein paar negative Meinungen dazu gelesen, u.a. dass es klinge wie ein schlechter Verzerrer. Mit Deiner Beurteilung stehst Du also nicht alleine.

Für mich kann ich die allerdings überhaupt nicht bestätigen, jedenfalls, nachdem ich mich an die Einstelltipps in der Bedienungsanleitung gehalten habe. Dort wird ja ausdrücklich empfohlen, Gain und Volume am Clean-Kanal voll aufzudrehen, und tatsächlich ist das für mich zumindest beim Gain unerlässlich - mit der sonst üblichen Einstellung im unteren Bereich wirds klanglich recht dünn. Ich könnte mir also vorstellen, dass es bei den Kritikern entweder an der Auswahl der Röhren gelegen hat oder an der Einstellung des Clean-Channel; womöglich wurde bei GT aber auch mal die Schaltung geändert.

Clean Gain ist bei mir also auf 10 (und bleibt dabei unverzerrt!), Volume steht auf 9, Mitten voll, Bässe und Höhen auf 8. Beim Scream-Kanal ist Gain auch recht weit offen, an der Klangregelung wird derzeit noch viel gedreht. Der Kanal klingt solo jedenfalls recht cremig und komprimiert, selbst mit viel Höhen. Aktiviere ich 1+3, bekommt das ganze ein knackigeres Fundament, mehr Definition und Transparenz. Gain und Kompression werden etwas geringer, es singt noch immer, aber HiGain-Rhythmus profitiert deutlich.

Was mich etwas verwundert: den 1+3-Sound an meinem Exemplar würde ich jetzt (auch für andere Geschmäcker, wenn ich mich da rein versetze) nicht wirklich als exotisch einschätzen, auf keinen Fall als unbrauchbar. Ich könnte mir im Gegenteil sogar vorstellen, dass er unter traditioneller gesinnten Spielern eher mehrheitsfähig wäre als der reine Sahneton. Mir gefallen beide Alternativen so sehr, dass ich mir nur wünschen würde, auch dieses Feature wäre fußschaltbar bzw. per MIDI zu automatisieren. Wie ich gelesen habe, hat das der eine oder andere auch schon versucht (zB mit einem Relais), es scheint in der Praxis aber nicht so simpel zu sein.

Den Anvil fand ich von den Features und dem Aufbau auch interessant. Ich stehe ja auf solche Röhrengräber mit vielen Stufen, aber zum Einen habe ich mir den Zusammenbau nicht zugetraut, zum Anderen schien mir der Sound laut Beschreibung und Clips doch eher modern ausgelegt.

So oder so werde ich das Austauschen jetzt mal wieder ad acta legen und meinen neuen Liebling näher erkunden. Was ich ganz deutlich merke: der Hot Rod-Marshall-Ton ist gegenüber den Vorgängern zwar viel näher gerückt, war im Nachhinein aber vielleicht gar nicht das wichtigste bei meinem "Tone Quest". Die Überzeugung, dass der Umstieg richtig war, ergibt sich vielmehr aus dem Spielgefühl, das einfach auf einer ganz anderen Stufe steht. Ein beinharter Topteil-Fan würde wohl sagen: "Klar, weils nicht mehr nach Rack klingt!" :D

Gruß, bagotrix
 
@bagotrix Was hast du denn für eine Endstufe in Verbindung mit dem Groove Tubes Trio wenn ich fragen darf?
 
Irgendwo hatte ichs glaube ich mal geschrieben, es ist eine Peavey Classic 50/50.

Bis auf den lauten Lüfter eine tolle Endstufe, mit den Presence- und zusätzlichen Resonance-Potis kann man das Gesamtsystem auch mal schnell an den Raum anpassen. Ach ja: vor einiger Zeit habe ich mal die Treiberröhren gegen NOS-Philips getauscht, da ging echt die Sonne auf!

Gruß, bagotrix
 
Peavey Classic 50/50
Ja von der Peavey hört man nur gutes.

Bis auf den lauten Lüfter
Ich kann da Lüfter von EBM Pabst empfehlen. Der Vorbesitzer meiner VHT hat so einen eingebaut. Der alte war nämlich auch laut.
Der jetzige ist mega leise und schiebt trotzdem genug warme Luft raus.
Müsste bei deiner Peavey auch gehen. Bau Anordnung ist fast gleich. Die Röhren sitzen auch hinten in der mitte und vorne sind genug Luftschlitze.

Kann man z.B. bei der Marshall 20/20 EL84 Endstufe ja nicht behaupten.
Alles schön in der Mitte ohne Luftzufuhr das auch jaaaa die Wärme drinnen bleibt. ^^
 
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