Man kann Chorstimmen durchaus auch unterhalb der Leadstimme setzen
Ich wage zu behaupten, das ist sogar recht ĂŒblich.

In einem vierstimmigen Choral singt ja normalerweise auch der Sopran die Melodiestimme, d. h. da sind selten ergÀnzende Zweitstimmen oberhalb der Melodielinie.
Oder guck dir die ganzen Power Metal-Bands an. Meist ist da der Lead-SĂ€nger genau aus dem Grund auf seinem Posten, weil er eben so hoch singen kann, die anderen Instrumentalisten haben sich aber wahrscheinlich eher intensiver auf ihr eigenes Instrument konzentriert, als sich im selben MaĂe mit Gesang zu befassen (schlieĂlich stellt diese Art von Musik recht hohe technische AnsprĂŒche an jedes Instrument) und steuern daher auch eher tiefe Background Vocals bei (Beispiel: DragonForce oder Freedom Call).
Allerdings weiĂ ich gar nicht, ob du wirklich eine so tiefe Stimme hast, wie du vielleicht glaubst:
Mein Stimmumfang reicht vom E der kleinen Oktave bis zum E der eingestrichenen Oktave. Ich kann an beiden Enden höher bzw. tiefer singen aber ich bezweifle, das sich sÀmtliche Töne jenseits dieser Spanne jemals aktzeptabel anhören werden.
Dass das e' erstmal deine Obergrenze ist, ist völlig normal, egal, ob man nun Bass, Bariton oder Tenor ist, da ist fĂŒr alle erstmal Schluss, eben weil man ab diesem Ton nicht mehr weiterkommt, wenn man versucht, mit derselben (geringen) LautstĂ€rke und demselben (ebenfalls geringen) Grad an StĂŒtze zu singen, den man beim Sprechen verwendet. Gerade daher wĂ€re es erstmal sicherlich sinnvoll, sich mit den Grundlagen von Atmung und StĂŒtze zu befassen, am besten natĂŒrlich mit der Hilfe eines Lehrers, der sicherstellt, dass du dir selbst nichts falsch beibringst. Sobald dass dann einmal sitzt, ist das Erweitern des Stimmumfangs erstmal nur Ăbungssache; die nĂ€chste HĂŒrde kommt dann so etwa beim g', ab da kommt man nĂ€mlich nur weiter, wenn man mit der Kopfresonanz umzugehen weiĂ.
Wenn du aber wirklich nur bis zum kleinen e runter kommst (also eine Oktave Gesamtumfang, e bis e'), wĂ€re das evtl. sogar ein Hinweis darauf, dass du Tenor sein könntest, sogar ein recht hoher von der Veranlagung her, und dir eben momentan nur noch diese Höhe fehlt, wie oben gesagt, das ist am Anfang ganz normal. Mit dem richtigen Training wĂŒrdest du dann im Zweifel irgendwann sogar höher als euer LeadsĂ€nger singen können, schĂ€tze ich.
Da du ja aber sagst, du kommst auch noch weiter runter, es klingt nur im Moment noch nicht so gut, wĂŒrde ich auf jeden Fall auch an der Tiefe arbeiten; das ist meist etwas leichter als bei der Höhe, fĂŒr die man ein gewisses MaĂ an Spannung mehr aufbringen muss (allerdings darf diese Spannung natĂŒrlich nicht im Kehlkopf entstehen!), denn fĂŒr die tieferen Töne muss man sich tendenziell eher entspannen.
Vielleicht ist das auch mit ein Grund, dass tiefe Töne morgens nach dem Aufstehen meist besser klappen. ^^ (Davon abgesehen, dass die Stimme dann einfach noch schwerer ist.)
Womöglich hast du dich ja auch verschrieben und du kommst in Wirklichkeit von E bis e', also von der tiefen E-Saite einer Gitarre bis zur hohen, das wÀren dann zwei Oktaven.

Das war nÀmlich so ungefÀhr mein Ausgangszustand, und ich denke, der vieler anderer mÀnnlicher SÀnger auch.
Und genau das ist der Knackpunkt:
Und haben eig. die meiĂten populĂ€ren SĂ€nger einen bestimmten Stimmumfang?
Du brauchst nĂ€mlich nicht unbedingt einen Umfang von zwei Oktaven, um einen GroĂteil der Popsongs zu singen:
Die meisten populĂ€ren SĂ€nger verwenden im Endeffekt oft sogar einen kleineren Umfang als zwei Oktaven, aber: Der liegt dafĂŒr in aller Regel deutlich höher.

Da ist dann im Zweifel tatsĂ€chlich mal das kleine e der tiefste Ton, dafĂŒr geht's aber vielleicht rauf bis h' oder c''.
Deshalb sind gerade viele MĂ€nner am Anfang frustriert, wenn sie ihre Lieblingssongs nachsingen wollen, und fragen dann: "Was bringt es mir, bis zum tiefen E runter zu kommen, wenn ich fĂŒr all meine Lieblingslieder eher mal ein a' oder ab und an sogar das hohe c'' brĂ€uchte?"
Den Grund dafĂŒr habe ich in einem anderen Thread schonmal erklĂ€rt: Wenn MĂ€nner in ihrer natĂŒrlichen Lage singen, ist das im gleichen Frequenzbereich wie die Gitarren, die ja nun in der Popmusik oft vorkommen, gegen die man sich aber durchsetzen muss. Und da denken viele erstmal an die Flucht nach oben. Frauen haben es da einfacher, weil ihre natĂŒrliche Lage bereits genau in diesem Bereich liegt (bis c''), den man(n) sich so hart erarbeiten muss. ^^