Wie definiertes Ritardando und Accelerando einüben bzw. gestalten?

MS-SPO
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Hi,

ein Mitmusiker möchte gerne einige Songanfänge der Reihe nach als eine Art Medley spielen. Natürlich variiert dann das Tempo von Abschnitt zu Abschnitt. Damit stehe ich vor zwei Aufgaben:
  1. das jeweilige Zieltempo möglichst genau zu treffen
  2. den Übergang als Drummer per Fill geeignet zu gestalten (quasi als Solo)

Beispielsequenz zur Illustration: 130 BPM - 110 BPM - 84 BPM - 113 BPM (also nix mit verdoppeln oder halbieren)


Diese Aufgabe ist weitestgehend unabhängig vom Instrument :D


Da das Metronom nur mit Unterbrechung meines Spiels hilfreich ist, erzeuge ich mir derzeit eine .mp3-Datei, die mir die Tempi und Tempowechsel in kurzen Abschnitten begleitbar hörbar macht. Damit könnte ich Punkt 1 erfüllen, bin aber gerne für weitere Vorschläge offen.


Noch keine Lösung habe ich für die Übergang jeweils von Tempo1 auf Tempo2. Ein Fill kann an der Stelle ja Vieles sein, z.B.:
  • betonter Schlag (Endesignal des Songs) mit anschließender Pause (und Kaltstart im neuen Tempo)
  • wie eben, mit ein paar sinnigen Schlägen im neuen Zieltempo, z.B. 3, +, 4, e, +, a bei 4/4
  • anstelle der Pause in der Mitte eben das: ein Takt Ritardando oder Accelerato, je nachdem

Musikalisch-praktische Fragen sind dabei für mich:
  • wie die Übergänge gestalten?
  • was hilft mir als einsetzender Mitmusiker?
  • was hört sich gut an, was nicht?
  • was ist machbar?
  • was ist unpraktikabel?
  • wie übe ich das ein?
  • wie haben das bekannte Bands oder Musiker gelöst?
  • usw.
Besonders hierfür suche ich Eure Ideen und Lösungsvorschläge :)

Vielen Dank + LG, Michael
 
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Hi,

das ist schwer pauschal zu beantworten. Ich arbeite (Musical) viel mit variablen Tempi. Wenn keine exakte Taktverdoppellung / Halbierung vorliegt kann es sehr schön sein nicht einfach nur linear oder sprunghaft von einem Tempo zum nächsten zu gehen, sondern ein bisschen "auszuholen", z.B. von 130 => Ritardando auf deutlich unter 110 und dann Sprung => 110 Zieltempo. Hör dir mal von Miles Davis "Music was my first love" an - ich meine wenn es vom Mittelteil in den letzten Chorus geht wird sowas gemacht (falls ich das falsch in Erinnerung habe => Alzheimer :nix:).

Was "schön" klingt, kommt auch auf die konkreten Stücke an. Der Übergang sollten dann nicht nur von den Drums sondern von der ganzen Band unterstützt werden.

Ich arbeite übrigens auch in der DAW (Reaper) mit variablem Tempo. Da ich die Midi Noten aus einem Notationsprogramm erzeuge, bin auch auf einen "Klick" trotz variablem Tempo angewiesen. In Reaper (wahrscheinlich in jeder DAW) kann man am Anfang und am Ende eines Accelerando / Ritardando Tempomarker setzen und das Tempo linear von einem zum nächsten Marker ändern lassen. So (bzw mit 3 Markern) simuliere ich sogar eine Fermata.

Du könntest dir einen solchen tempo-variierten Klicktrack mit sämtlichen Ritardandi / Accelerandi in der DAW "designen" und als mp3 exportieren.

Ach ja zum Einüben: Ich singe viel auf Playbacks mit Tempiwechseln (und Fermaten!). Da hilft nur üben, üben, üben .... bis man jede Fermata, jede Accelerando, jedes Ritardando auswendig kann.

LG Robert
 
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Ich weiß nicht, ob das in Deinem praktischen Fall hilfreich ist und ob die Umstände das überhaupt erlauben, aber EINE Möglichkeit wäre:

Den letzten Ton/Akkord des vorangegangenen Abschnitts als halbe Note eines Auftaktes zum neuen Abschnitt (mit neuem Tempo)
interpretieren.
Dann hast Du eine halbe Note lang Zeit, um das neue Tempo zu verinnerlichen, und noch zwei Viertel, um ein passendes Fill als Auftakt zu gestalten.

LG
Thomas
 
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Danke Robert (@drowo), tolle Tipps :) .

Danke Thomas (@turko), das probiere ich einmal aus :) .
--- Beiträge wurden zusammengefasst ---
Miles Davis "Music was my first love"
Ah, Du meintest sicher John Miles. Was für ein Song, den mochte ich schon immer.
 
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Ah, Du meintest sicher John Miles
:guilty:

Ja natürlich ... John Miles .... oh Mann ...
Na wie gesagt ... Alzheimer läßt grüßen.
--- Beiträge wurden zusammengefasst ---
Ach ja, Music (was my first love) hat natürlich einige Tempiwechsel drin, nicht nur diesen einen. Vielleicht keine schlechte Vorlage für die künsterlische Gestaltung ....
 
Null problemo. Ja, sehr inspirierend. Danke für die Erinnerung :great:
 
Ich kenne das von Bigbands, die Tanzturniere begleiten. Die Tänzer haben ihre Bewegungen bis ins Detail einstudiert und machen dann solche Vorgaben: 23 Sekunden Tango in Tempo 124, dann 17 Sekunden Jive in Tempo 160, dann 26 Sekunden Langsamer Walzer in Tempo 90 etc.

Da steht der Dirigent mit Stoppuhr und Metronom am Pult, macht nach den entsprechenden Sekunden einen harten Break und zählt im Schlußakkord das neue Tempo nach Metronom ein.

Viele Grüße,
McCoy
 
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Danke, @McCoy :)
 
  • wie haben das bekannte Bands oder Musiker gelöst?
John Miles wurde ja schon erwähnt bzgl. Tempo-Änderungen, mein Lieblingssong bzgl. Tempoverlangsamung ist Pow von den Beastie Boys mit einem ca. 20s langem Ritardando zum langsamem Tempo, welches - wie ich finde - mehr groovt:

 
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Hör dir mal von Miles Davis "Music was my first love" an - ich meine wenn es vom Mittelteil in den letzten Chorus geht wird sowas gemacht

Ach ja zum Einüben: Ich singe viel auf Playbacks mit Tempiwechseln (und Fermaten!). Da hilft nur üben, üben,

Dann hast Du eine halbe Note lang Zeit, um das neue Tempo zu verinnerlichen, und noch zwei Viertel, um ein passendes Fill als Auftakt zu gestalten.

Da steht der Dirigent mit Stoppuhr und Metronom am Pult, macht nach den entsprechenden Sekunden einen harten Break und zählt im Schlußakkord das neue Tempo nach Metronom ein.

Ok, ich habe nun die Wohlfühltempi von meinem Mitspieler. Für den Anfang behelfe ich mir zum Einüben so:


MB-tempowechsel.png

Damit verbinde ich, erst einmal, die meisten Eurer Vorschläge mit einer typischen Drummerübung. Die Schläge helfen, ein Gefühl für das jeweilige Tempo und eine einfache Subdivision zu bekommen, sowie für die Abfolge der Tempowechsel: Es ist noch nicht unbedingt das, was ich am Ende auch spielen werde, und wird mein Bewegungsgedächtnis unterstützen ;) (Song 1)


Damit habe ich dann erst einmal die Großwetterlage auf mp3 und kann das in einer Endlosschleife einüben.
Im ersten Durchgang geht das sogar erstaunlich gut.

Die Claves betonen dabei einfach noch einmal die "1". Die meisten Akzente tricksen Musescore ein wenig für die Wiedergabe aus: Es spielt eine Nuance lauter.


Ich habe eine weitere Spur, die jeweils mit einem dieser Takte das Stück beginnt, dann 12 Takte in typischer Instrumentierung bringt, und auf einen Takt mit ganzer Note "endet". Damit komme ich dann unserer Spielsituation näher. (Song 2)

Sobald das sitzt, kann ich an die weitere Gestaltung der Übergänge gehen, etwa als:
  • harte Tempoübergänge wie im Notenbild
  • rit. oder acc.
  • als Fill ausgestaltet
  • usw.
Nochmals vielen Dank für all Eure Anregungen :great:
(Einige interessante Ideen schlummern da noch.)

Grüße, Michael
--- Beiträge wurden zusammengefasst ---
Für die Zahlentheoretiker unter uns, hier die Faktorisierung der Tempi:
  • 88 = 2^3 * 11
  • 120 = 2^3 * 3 * 5
  • 100 = 2^2 * 5^2
  • 140 = 2^2 * 5 * 7
  • 112 = 2^4 * 7
Es wird also schwer, Teilbarkeiten bei den Übergängen ausnutzen zu wollen. Dann eben pragmatisch erlernen mit Song 1 und Song 2 :D
 
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Wir haben ein Mega-Medley mit knapp 22 Stücken in rund 15 Minuten am Start. Da hilft kein Theoretisieren, sondern Arschbacken zusammenkneifen und Üben!

Das Feeling für die Tempowechsel kommt beim Üben.
 

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