Wie klingt ein Weltklassespieler auf einer alten Kiste aus den 1960ern

Bernnt
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Hallo Leute,

Michael Bridge ist ein Weltklassespieler aus Canada, der 2013 auch den 2. Platz bei den "World Digital Championships" belegt hat. Wie klingt so ein Profi auf einem alten Pianoakkordeon aus den 60ern? Wieviel davon ist Können und welche Rolle spielt das Instrument? Einen Beitrag zu einer Antwort kann folgendes Video liefern:



Grüße, Bernnt
 
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ein guter Spieler kann halt aus jedem Instrument mehr herausholen als ein weniger guter ... wobei "altes Instrument" ja nicht unbedingt mit "schlechtes Instrument" gleichzusetzen ist. Es gibt doch noch einige Instrumente aus den 60ern, die technisch und klanglich nach wie vor (oder wieder) top in Schuss sind.
 
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Klar lil, du hast recht.

Michael spielt normalerweise Edelakkordeons von Pigini oder Mengascini. Ich fand es einfach klasse zu sehen, was ein Mann mit seinen Qualitäten aus Akkordeons einer anderen Preisklasse rausholen kann und dass man das mit seinen anderen Aufnahmen bei youtube vergleichen kann.

Hier dasselbe Stück "Moon River" - wenn auch in einer anderen Fassung - auf der Pigini:
 
Zuletzt bearbeitet:
Wie klingt so ein Profi auf einem alten Pianoakkordeon aus den 60ern? Wieviel davon ist Können und welche Rolle spielt das Instrument?

Da würd ich sagen, dass man auch hier die alte Faustformel anwenden kann:

90% Transpiration
10% Inspiration
...und darüber hinaus...
10% das Instrument

-> Und ? Genau: Transpiration + Inspiration sind schon 100%

=> Für eine Weltklassespieler ist das Instrument für sein Können und wie er es einsetzen kann nicht notwendig. Aber um über seine Fähigkeiten hinaus dieses noch besser zur Wirkung zu bringen, ist ein entsprechend sehr gutes Instrument hilfreich!

Und das Alter hat mit der Qualität nichts zu tun. Es gibt sehr gute Instrumente neuere Bauzeit und es gibt sehr gute (meist gut gepflegte) Intrumente älteren Baudatums. Beide sind gut geeignet um einen (sehr) guten Spieler noch besser wirken zu lassen.
 
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Hüstel... na die ganzen "guten" Golas stammen doch aus den 50ern und 60ern. In den 60ern gab es von jedem Hersteller hervorragende Instrumente und obiges, mit dem er spielt, dürfte nicht zur einfachen Klasse gehören. Wenn er mit einer alten Verdi oder einer Serie 90 spielen würde, müsste er sich schon mehr anstrengen. Aber selbst da kann man viel schönes herausholen.
 
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Ich möchte die Frage etwas anders formulieren: Was kann ein guter Akkordeonspieler aus einer piepsigen Quetsche wie meinem alten Concerto II heausholen?

Sehr viel, wie das Verkaufsvideo des Akkordeon-Geschäftes "Liberty Bellows" aus Philadelphia zeigt:
 
Was kann ein guter Akkordeonspieler aus einer piepsigen Quetsche wie meinem alten Concerto II heausholen?

Aus Erfahrung kann ich da sagen: gewaltig viel!

Während meiner Unterrichststunden, kam´s immer wieder vor, dass mein "Meister" sein Klangmöbel nicht dabei hatte und hat dann irgend eins aus meiner Sammlung geschnappt (Verdi, Tango ...) und ich komme nicht umhin festzustellen, dass er auf diesem einfachen Akko ebenso höchst virtuos und höchst nuancierte Musik machen konnte, zu der ich auch auf meinem wesentlich besseren Akkordeon nicht mal ansatzweise in der Lage war!

-> Es gilt nach wie vor: Der Musiker bedient das Instrument und gibt vor, was rauskommt.

Wobei ganz klar war, das was mir mein Meister auf meinen einfachen Kisten vormachte, war schon wunderschöne Musik... Wenn er es dann auf "seinem" Instrument vorführte, dann war es mitunter zum weinen schön! Es macht dann schon noch einen Unterschied - aber um sein Können in Musik umzusetzen, bedurfte es keines hochwertigen Akkordeons.:great:

... Und im Umkehrschluss gilt dann leider genauso, dass ich selbst auf einem sehr hochwertgen Instrument nach wie vor ein höchst mittelmäßiger Spieler bleibe.:redface:
 
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...Es gilt nach wie vor: Der Musiker bedient das Instrument und gibt vor, was rauskommt...
oft genug erlebt, daß amerikan. Spitzendrummer in Europa auf Tour waren und max. Becken und Stick-Bag dabei hatten. Egal auf welchen "Club-Leichen" die gespielt haben, man hat die typischen Drummer immer erkannt !
 
Hallo,

"alte Kiste" ist relativ. Das ist eine SONOLA. Die Instrumente sind wirklich gut und können mit Oberklasseinstrumenten der heutigen Tage mithalten. Wenn ich richtig liege, wurden die in Italien von Guerrini für den US-Markt gebaut.
Hier spielt Ernie Felice fast das gleiche Modell:



Beste Grüße
Sebastian
 
Hallo Bernnt, hast du vielleicht mit einer alten Kiste aus den 60ern ein runtergekommenes verstimmtes Massenmodell gemeint.
Kann m.E. nicht anders sein, denn in den vierzigern, fünfzigern und sechzigern wurden die "Handwerklich" besten Akkordeons gebaut. Verbessert haben sich m.E. danach nur noch die fertigungstechnischen Möglichkeiten. Da ich die Akkordeonscene nicht so gut kenne bringe ich hier mal was aus Gitarrenwelt. Willy Nelson (den man nicht mögen muß) spielt auf einer kaputten über vierzig Jahre alten Gitarre und sagt daß er aufhört wenn sie ganz kaputt ist.https://www.flickr.com/photos/livemusicphotography/4477117539/?ytcheck=1
 
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oft genug erlebt, daß amerikan. Spitzendrummer in Europa auf Tour waren und max. Becken und Stick-Bag dabei hatten. Egal auf welchen "Club-Leichen" die gespielt haben, man hat die typischen Drummer immer erkannt !
bei den Drummern ist es doch noch etwas anderes, weil die sich das Drumset einstellen. Ich habe mal in einem Interview mit Steve Gadd gehört, in dem er sagte, dass man nahezu alle Drumsets so einstellen kann, dass sie vernünftig klingen. Aber grundsätzlich hast Du schon recht.
 
Sagen wir mal so: VOR der Überholung hätte er sich anstrengen müssen, aus meiner 40 Jahre alten Consona etwas Vernünftiges herauszuholen, verstimmt wie sie war. Jetzt ist es nur eine reine Frage der Technik (ja, habe ich ausprobiert - wenn sie jemand spielt, der es kann, wird es super :rofl: )
 
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In diesem Interview (auf Englisch) gibt Mirco Patarini, der heutige Chef von Scandalli, sogar zu, dass es heutzutage aus kostentechnischen Gründen nicht mehr möglich ist Stimmzungen in einer Qualität herzustellen, wie sie in den 60er in Spitzeninstrumenten, wie der Super VI, verbaut wurden.

Passend zur Verwendung "alter Kisten" fällt mir auch noch das Akkordeon Duo "Accordéon Mélancolique" ein. Auf zahlreichen ihrer CDs spielt Jean-Pierre Guiran eine alte Hohner Lucia. Und auch wenn mann den Aufnahmen eindeutig anhört, dass kein highend Cassotto Instrument verwendet wurde, klingen sie gerade deshalb besonders authentisch und einfach wunderschön :)
 
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Hallo pitzelberger,

willkommen im Forum. Ein super Interview mit Hinweisen zum Thema von Galliano, das du da ausgegraben hast. Die Stimmzungen der 60er Jahre waren andere als die, die man heute macht...?! Echt interessant. Weiß da jemand mehr drüber?

Bei dem Interview fand ich auch bemerkenswert, dass er mir einen Verdacht bestätigt hat, den ich schon lange hatte. Gelegentlich teste ich neue Akkordeons und mir fällt bei demselben Instrumententyp derselben Baujahrs auf, dass die "Rahmenbedingungen" gar nicht so viel ausmachen. Ob das Außenleben eines Instruments aus Kirsche, Wallnuss oder einem anderen (Ton-)Holz war, schien mir oft gar nicht entscheidend für den Klang zu sein. Die Ansprache war ähnlich. Auf Vibrato reagierten sie ähnlich. Lautstärke-Minima und -Maxima waren praktisch gleich. Ich konnte sie nicht unterscheiden. Wenn ich Herrn Galliano richtig verstanden habe, würde er sagen: Kein Wunder, schließlich haben die dieselben Stimmzungen.
--- Beiträge wurden zusammengefasst ---
Sagen wir mal so: VOR der Überholung hätte er sich anstrengen müssen, aus meiner 40 Jahre alten Consona etwas Vernünftiges herauszuholen, verstimmt wie sie war. Jetzt ist es nur eine reine Frage der Technik (ja, habe ich ausprobiert - wenn sie jemand spielt, der es kann, wird es super

Freut mich Schtine, dass die Überholung deines Instruments geglückt ist. Ich hatte ne ziemlich hochpreisige Pigini Bayan mit einem Super-Klang, die sich nach einigen Jahren Gebrauch irreparabel verstimmt hatte. Zwei Überholungen brachten gar nix. Die Stimmungen verloren sich nach kurzer Zeit wieder - obwohl da italienische und süddeutsche Meisterzauberer am Werk waren. Schließlich wurde ich mit dem Instrument nicht mehr richtig glücklich und habe es abgegeben, obwohl mich mit dem Instrument eine ziemlich intensive Geschichte verband. Wahrscheinlich bin ich darum ein gebranntes Kind und schreibe über die "alten Kisten aus den 60ern".
 
Die Stimmzungen der 60er Jahre waren andere als die, die man heute macht...?! Echt interessant. Weiß da jemand mehr drüber?
Sie waren nicht grundsätzlich anders oder besser. Für Topklasse-Instrumente wurde jede einzelne Stimmzunge von hochqualifizierten Leuten in die Hand genommen, geprüft, und nachbearbeitet. Es waren im Prinzip aMano-Stimmen. Das wurde von den allerbesten mitarbeitern gemacht, was heute garnicht mehr zubezahlen Wäre. Ich denke bei den Golas wird es wahrscheinlich heute noch genauso gemacht darum der Preisunterschied zum nächstniederen Segment.
 
Wieviel davon ist Können und welche Rolle spielt das Instrument?

Hier dasselbe Stück "Moon River" - wenn auch in einer anderen Fassung - auf der Pigini:

Wenn ich mir die beiden Beiträge eingangs gegeneinander anhöre, dann finde ich den Klang des Akkordeons im Eingangsbeitrag "gewöhungsbedürftig" Die Kiste ist sicher nicht schlecht, aber gehört zuminest mal gestimmt. Wie der Spieler spielt gefällt mir aber.

Beim zweiten ist das Instrument top in Schuß, der Spieler spielt auch hervorragend... aber für ein Jazz Stück klingt mir dann die erste Version doch erdiger und lebendiger und die zweite Version auf seiner Pigini spielt er m.E zu "manierert" das wirkt für das Jazz Stück in meinen Ohren etwas künstlich. Würde er ein Klassik Stück so interpretieren, fände ich das angemessen und schön - bei dem Jazz Stück hätte ich mir eine andere Vortragsweise gewünscht.

Insgesamt, hat er es mit der "ollen Gurke " wohl lockerer angehen lassen und auch wenn das Instument nicht so dolle klingt find ich den Beitrag musikalisch gesehen frischer. ;)

Und ganz insgesamt, so unter dem Strich betrachtet hat es für mich keinen Unterschied, wie alt das Instrument war, sondern nur, wie locker der Spieler damit umgeht. -> bleibt dabei: der Spieler machts und das Instrument ist das Werkzeug und ein richtiger Künstler kann auch mit grobem Werkzeug was ausdrücken.
 
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Guten Morgen,

ein toller Akkordeonist , auf beiden Instrumenten !
Er ist natürlich auf einem Knopfinstrument zu Hause und hat offensichtlich , wie so viele mit Tasten angefangen,
die ihm , wie man sieht auch noch gut vertraut sind. In anderen Videos sieht man ihn auf Knöpfen und Tasten fast gleich gut spielen.
Das man jetzt beide Interpretationen nicht wirklich vergleichen kann, liegt nicht nur an der leicht verstimmten Sonola,
sondern wohl auch daran, daß er zumindest in der Eingangsphase des Stücks die Tonfolgen im Bass im freebass spielt.

Die Pigini an sich läuft der Sonola klanglich nicht den Rang ab , ich finde sie sogar etwas dürr im Klang, die Sonola hat eindeutig mehr Wumms.
Kein Wunder, die alte Kiste scheint die SS20 zu sein , das Topmodell von Sonola (wurde vor kurzem in England für 8000 Pfund verkauft...)
Ernie Felice aus dem anderen Video war sogar Aushängeschild von Sonola und hatte ein eigenes Jazzakkordeon , welches mit seinem Namen vertrieben wurde
(zweichörig , beide Chöre im Cassotto)

Ob die 60er Jahre jetzt die Blüte des Akkordeons sind , sein mal dahin gestellt . In Italien kamen da einfach ein paar gute Komponenten zusammen.
Es war eindeutig ein Billiglohnland aber hatte seit Generationen gut ausgebildete Spezialisten .
(Letzteres ist auch der ausschlaggebende Grund, daß China (noch) keine guten Akkordeons baut.)
Es wurde natürlich auf Masse produziert , auch viel Schrott , doch selbst bei den Spitzeninstrumenten gab es viel Konkurrenz , da musste man einfach Qualität liefern.
Heute ist Handarbeit teuer - das Akkordeon ist nur bedingt für die Massenfertigung geeignet - und nur noch wenige Hersteller sind übrig geblieben.
Hier noch Bildmaterial von dem Trauminstrument Sonola






Ludger


sonola07.jpg
 
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Dazu ein aktuelles Statement von Zero Sette:

The number of exported accordions made in Castelfidardo is not the same anymore , but our "beauties" still have the same quality and we produce them with the same passion !

exporte_castelfidardo.jpg
 

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