Wie oft singen üben?

[Daniel Jonas]

Hey,

ich habe vor ca. 3 Wochen begonnen aktiv zu singen mit Instrumentaler Unterstützung und während dessen haben sich bei mir ein paar Fragen eingebummelt die mich immer wieder beschäftigen, die eine grade zum jetzigen Zeitpunkt sehr stark.
Zur information: Ich bin 17 und übe derzeit ungefähr um die 2 Stunden am Tag, der meiste Teil davon einfach nur Lieder hören, und einzelne Passagen immer wieder abspielen und analysieren. Heiser bin ich bis dato noch nicht geworden, jedoch merke ich immer wieder, auch jetzt, dass meine Kopfstimme ganz oft quasi nicht Existent ist, das heißt ich will einen Ton rausbringen, aber es kommt nicht (was üblicher Weise der Fall ist, ich vermute eben dann, wenn meine Stimme eine Pause hatte). Ist es also schädlich jeden Tag so viel zu üben oder kommt das mit der Routine? Ich will mir hier nicht meine Stimme kaputt machen, deshalb frage ich sicherheitshalber einmal nach.

Eine daraus für mich resultierende Frage ist, was genau übt, bzw. trainiert man beim Singen? Sind es tatsächlich die Stimmbänder, welche wie beim normalen Fittness Pausen brauchen, um sich zu regenerieren, oder ist es viel eher die Technik, welche man trainiert. Ich vermute mal beides, aber wie funktioniert das mit den Stimmbändern? Beim Fittness reißen die Muskeln, bzw. bekommen ja mikro Risse, welche dann wieder von Körper, durch Pausen wieder dick(er) "zugeflickt" werden. Aber die Stimmbänder werden ja vermute ich mal nicht dicker

Liebe Grüße

 

[antipasti]

Eine daraus für mich resultierende Frage ist, was genau übt, bzw. trainiert man beim Singen?

Unterschiedliche Dinge. Meiner Meinung nach aber vor allem die Atmung und die Nutzung/Steuerung von Resonanzräumen.

Die Frage daher, was und wie du übst?

der meiste Teil davon einfach nur Lieder hören, und einzelne Passagen immer wieder abspielen und analysieren. Heiser bin ich bis dato noch nicht geworden,

Vom Hören und Analysieren kannst du auch nicht heiser werden.

Üben macht mMn nur Sinn, wenn man gezielt übt anhand von dafür gedachten Übungen. Was du machst, klingt eher wie der Versuch, etwas Gehörtes nach- oder mitzusingen. Wenn dir das Spaß macht und nicht anstrengend ist, kannst du das so lange machen, wie du möchtest. Ob es was bringt, lässt sich aus der Ferne nicht beurteilen.

 

[drowo]

Wenn du richtig übst und die richtigen Sachen übst sollte dein Stimme besser werden, Abnutzungseffekte deuten auf Fehler hin: typischer Fehler wäre das andauernde Herumreiten auf der gleichen, möglichst noch anstrengend Tonfolge im persönlichen Grenzbereich. Ich "übe" meist so 2 x 10 Minuten am Tag im Auto auf dem Weg zur / von der Arbeit und 1-2 mal die Woche versuche ich ein paar Songs zu singen. Ich habe in den 90er Jahren aus diversen Gründen 6 mal die Woche 4-6 Stunden am Tag geübt, aber auch da nur dann Abnutzungseffekt gehabt, wenn ich mich zu sowas wie oben beschrieben habe hinreissen lassen. Die Stimme ist keine Klaviertastatur, wo man beliebt oft auf egal welchen Ton drücken kann.

 

[Daniel Jonas]

@antipasti
Mit einzelne Passagen anhören und analysieren meinte ich natürlich auch danach nachsingen. Und ja es hat mich durchaus schon um einiges weitergebracht als vorher. Grade höhere Töne kann ich mittlerweile einfacher und klarer singen. Nichts desto trotz schienen die letzten beiden Tage meine Stimmbänder gereizt zu sein, da es sich (auch teils beim normalen sprechen) etwas kratzig im Hals anfühlte. Dementsprechend habe ich erstmal das singen gelassen. Heute geht es wieder einigermaßen und beim singen viel mir allerdings direkt auf, dass mein Grenzbereich in Hinsicht auf die Tonhöhe stark, aber wirklich stark eingegrenzt war. Töne, welche ich vorher leicht singen konnten, fielen mir auf einmal teils schwer oder nicht einmal treffbar. Ich hoffe einfach mal, dass es einerseits daran liegt, dass ich erst aufgestanden bin, und sich meine Stimme noch nicht ganz erholt hat. Oder kann man sich die Stimme so doll versauen, dadurch dass man einmal Heiser war? >.<
Edit: seit heute tut reden oder auch das Singen nicht mehr weh,
Ich brauche wirklich Gesangsunterricht...

 

[Slidemaster Dee]

Nimmst du Unterricht, würde ich das Üben, was mein Gesangslehrer empfiehlt.

Nimmst du keinen Unterricht, würde ich mich auf‘s unbeschränkte und fröhliche Mitträllern immer und überall beschränken. Dann übst du wenigstens nichts falsches oder sogar schädliches. Ich wäre vorsichtig, mich da „auf eigene Faust“ heranzutasten. Der Stimmapparat ist komplex und wird ja in der Regel beim Sprechen sehr intuitiv bedient. Da musst du erstmal eine Wahrnehmung entwickeln, was wann wo passiert und worauf du Einfluss hast.

Du könntest ja auch hier mal eine Hörprobe einstellen, da kriegst du bestimmt ein paar gute Tipps.

Noch ein anderer Gedanke: Ist dein Stimmwechsel schon abgeschlossen? Wenn du gerade erst 17 bist oder spät in den Stimmwechsel („Stimmbruch“) gekommen bist, kann das natürlich Einfluss auf deine körperlichen Reaktionen haben.

 

[drowo]

So schnell ruiniert man sich die Stimme nicht. Wenn du singst oder übst, belaste deinen Stimmumfang "Gauss-verteilt", also mehr in der Mitte und je weiter außen desto weniger. Vom üben in der Mitte profitieren auch die Grenzbereiche.

 

[Swingaling]

wie funktioniert das mit den Stimmbändern?

Stimmbänder sind kleine, schwache Muskeln. Die kannst du nicht auf Kraft und Robustheit trainieren wie einen Bizeps im Fitnessstudio. Was du beim Singen trainierst, ist eher Atmung und Koordination, Unterstützung der Stimmbänder von unten durch das Zwerchfell, die Flanken und den Beckenboden. 2 Stunden Singen am Tag kann für einen ungeübten Sänger relativ viel sein, wenn du inbrünstig Stücke mitschmetterst, kann aber okay sein, wenn du ohne Druck singst und gut auf dich achtest. Die Gefahr ist aber am Anfang groß, Lautstärke durch "Drücken" zu erzeugen, weil du dich dann selbst lauter hörst (du hörst dich ja von innen). Es sollte beim Singen im Hals nichts weh tun, nichts kratzen oder sich eng und unangenehm anfühlen. Stimmen sind aber sehr unterschiedlich robust, manche knödeln ihr Leben lang wie Herbert Grönemeyer, ohne dass die Stimme ernsthaft Schaden nimmt, andere bekommen wesentlich schneller Probleme.

 

[Daniel Jonas]

@Slidemaster Dee
Ja ich werd edirekt nach den Sommerferien schauen, dass ich einen GL für mich finde, auf Dauer werde ich da wohl nicht drum rum kommen.
Ne Gesangsprobe würde ich zwar hochladen, allerdings lasse ich das erstmal noch heute mit dem Singen, und hoffe, dass es die Tage besser wird. Und ich denke, dass ich größtenteils aus dem Stimmbruch eig. raus sein sollte, wobei kleine Veränderungen werden wohl noch kommen, aber ich bezweifle, dass es daran liegt. Ich hab´s auch grade eben nochmal versucht und es lief schon besser als vorher, allerdings hab ich dann doch nach geringer Zeit gemerkt, dass es sich noch nicht angenehm anfühlte zu singen- deshalb das Warten. Dementsprechend gehe ich davon aus, dass meine mangelnde Tonhöhe nur davon kam, dass ich erst aufgestanden war, auch wenn ich es vorher nie so stark hatte.

@drowo Danke für den Tipp, merke ich mir auf jeden Fall. Diesbezüglich bin ich mir nie sicher gewesen und habe Gedacht, dass es vllt. schlauer ist Lieder mit hohen Stimmpassagen zu üben, weil ich dachte, es bringt nichts die Stücke zu singen, welche ich unbeschwert singen kann (vom Klang abgesehen).

 

[drowo]

habe Gedacht, dass es vllt. schlauer ist Lieder mit hohen Stimmpassagen zu üben

Das hab ich mir schon gedacht. Am besten unaufgewärmt und 30 mal hintereinander

Fang beim Üben in der Mittellage an und gehe langsam nach außen, damit meine ich die Tiefen genauso wie die Höhen. Wenn du warm bist, probiere die hohen Lagen aber übertreibe nicht mit der Häufigkeit und Dauer.
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dass meine mangelnde Tonhöhe nur davon kam, dass ich erst aufgestanden war, auch wenn ich es vorher nie so stark hatte

Deine Stimmbänder sind morgens sowieso etwas geschwollen, noch mehr wenn du sie am Tag zuvor strapaziert hast. Höhe wird schlechter, Tiefe besser.

 

[Daniel Jonas]

@drowo Super, gut, dass du´s mir gesagt hast! Auch wenn ich am liebsten den ganzen Tag üben möchte